Berlin, Exquisite City III

3 / 3 Berliner Lachanstalt / Endstationen (2015)

Eigentlich war das Ziel, Routinen, Jenseits der Zeit, Pentatonik, U-Bahnhof Krumme Lanke, Onkel Toms Hütte, Ringbahn, Circusmusik, Jahrestage, Lachtaube, Sozusagen a priori, Musik jenseits der Zeit, Mission Impossible, Simulacra, Amüsant, Physikalische Modellierung, Der Witz hinter der Geschichte, IV von III, Supermarkt, 31. April: Sinustongenerator, Uwe, Der einzige von mir noch erinnerte Witz, Anonymous! – Echtzeit ist das Vergessen, Aufführung, 7. Mai: Mozarts Vater, Recherche, was es noch so gibt, Johnny, Begriffsbestimmung Progrock und ähnliche, Syntaktische Leichen, 14. Mai: Musikstaat DDR, An die Selbstmordkommandos unter Vögeln, die sich von den Hochhäusern stürzen, Sci-Fi, Moment, Datenanzug, Was war das Leben?, Bremer Höhe im Frühling, 1. Juni: Shopping-Mall, Oberflächenarchitektur-in-Progress, Die laute Stadt, High Resolution, Hallo Welt!, Gesellschaft?, Johnny C. Revolver, Platte in der DDR, 2. Juni: Ich lach mich tot – in Berlin!, Flower Tower, Das Erscheinen in der Sphäre der Erlösung, François Villon, Shopper sind Pioniere des Materialismus, Tante-Emma-Laden-Witz, Molekularer Blackout, Auto, Sich-Witze-Erzählen, History rebeats itself, Aufmerksamkeit, Leichtigkeit als Witz, I Feel Love / Ich Liebe Euch Alle, 15. Juni: Ich will wieder Musik machen, aber da ist Arbeit, Himmel und Hölle, Zur Ästhetik der Musik jenseits der Zeit, Not of this World, Arbeitender, Systemtheorie und öffentliches Leben, Kühe, Der Interpret für sich, Carl Andersen und Niezsche, Ber-Do, Einsturzfelder, Das Verhältnis der Mystik zur Welt, Ligeti-Albtraum, Granularsynthese, Vermeidungsstrategien, 4. Juli: Die Wissenschaft in der Nachkriegszeit, Interpolieren, Yŏmillak, Deutsch-Englisch online, Ob die Welt Klang war?, Wie einen Body aus Sound, Hurra … Hurra, Hurra, Hurra … Hurra … Hurra, Unkomisch, Teufelskreise, Analog zu digital, Aufmerksamkeiten, Schwatzhaft, Obertonunsicherheiten, Pioniere, Nerven, Skalenkommentare, 6. August: Lexikon-Sonate, Lexikon-Sonate, Mess Solo-Interpretation, Die Dramen müssen rein in die Musik, oder sie muss frei davon bleiben!, Lexikon-Sonate, Lexikon-Sonate Solo, Essercizi, Drei allgemeinste Schritte, ProTools, Das gibt es nicht, Erfindung der Traurigkeit, Lass mich in Ruhleben, Versuch einer Staffelung musikalischer Komplexität, Tanz und Tristesse, Da lacht der Feind, Kulturschock, Der Mond über Südostasien, Mainboard, Südkreuz, Schrippen, Prenzlauer Berg, Europa, 4:27 – was liegt heute an?, Leaving Berlin, Yomillak, Theorien der Weite, Der Liebe Go, Wilhelmshagen, Erkner, Casio-Keyboard, Bassklang, x missa_a1 Versprachlichung, 31. August: Multilingual, Vertikale Syntax, Von wegen Protestsänger, Offenes Wohnen in Prenzlauer Berg, Familienfest, Selbstkritik, Im Brustton der Überzeugung, Yo!, Set, Cuts und Stücke, Hackescher Markt, Killdozer und das Staunen, Das Wachen, Auf 180, Die Geschichte beweist, Cro-Mags, Momentkunst aus Kronkorken soll überleben, Jannowitzbrücke, Feiern in Prenzlauer Berg, Hönow, Altlandsberg, Strausberg, Ego, Synchronizitäten, Bigger than Life, Musik und Mathematik, Der Mensch als Arsch, Daneben, 1. Oktober: Schöneweide, 26 Takte, 53 BPM, Phonography.org I (PHO I) & II (PHO II) Recuts September/Oktober 2015, zusammen 26:53 min., Königs Wusterhausen, Souveränität, Wildau, Zeuthen, Peripherie > Stadt, Grünau, Alt-Glienicke, Rudow, Retrokrise, Komponist und Interpret und Rezipient sollen eins werden!, Katzen, Nichtsystemisches Denken, Erosion, Nur eine Regel für Amateurmusik, S-Bahnhof Heiligensee, Stolpe (Süd), Scripture, Leise Stücke, Hennigsdorf, Farbenquartier, Going native, Komplexität, Relais, Hollywood, das Ende der Musik, Recherche, Objektivität, Die Zeit ist von nun an ausgeblendet, Kühlschrank systemisch, Audiodateien vs. materielle Tonträger, Wochenend und Sonnenschein in Prenzlauer Berg, Göhrener Ei, Max-Schmeling-Halle, Synthesizer, Lychener 43, Sinister und in Zungen gesungen, Anzeige erstatten, Fortschrittsbalken, HiHats kurz, Rotationselliptoid, 1. November: Ziellos durch die Städte streifen, Vinetastraße, Buch, Notenpapier, Zepernick, Johnny Johnny, Johnny James, Johnny Jim, Johnny Jack wollen das, Bernau, S-Bahn-Anbindung, Song: Johnny Johnny, Johnny James, Johnny Jim, Johnny Jack, Repetitionen, Raum, Neue Weide, Am Friedrichshain, Latein, Siemensstadt, Jam, Ton oder Klang, Spandau, System, Staaken, Generationswechsel, Sexy Faktum, Hördispositionen, Endlich 100!, Hochhausbau, 70 Jahre nach WK II, Falsche Theorien, Tonband-Cuts, Groß frisst Klein, Dualität, Trägheit und das Vorschnelle, die kandierte Fliege, 3. Dezember: Vorgefertigte Bauelemente, Das Staunen der Pausen, Miles Davis und Sun Ra, Universelle Gedanken, Alles ist Musik oder umgekehrt, Altberliner Schizowitz, Ich weiß: Ich stell mich tot!, Pm 15, Donnerstag morgen in Prenzlauer Berg, Lse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Auf welchem Boden?, Durchgangsnoten, Lieder, Musik zum Millennium, Photoshop, Ausstellung Sanierungsgebiet Helmholtzplatz, 22 Jahre Stadterneuerung 1993 bis 2015, Entkernen!, Muxen und demuxen!, Systematische Bebauung, Wittenau andere Seite, These gewinnen, Thesen, Waidmannslust, Frohnau, Theodor Fontane, Hohen Neuendorf, Birkenwerder, Borgsdorf, Oranienburg, 6. Februar: Cool, Die Musik begeht ohne Unterlass ihre ganze Geschichte hindurch Selbstmord, Mein Problem mit der 808-Bassdrum, Ereignisdichte, Hallo Erde?, Der totale Kollaps der bundesdeutschen, europäischen und weltweiten Gesellschaft bis auf die Gesellschaft mit mir selbst, Zeichen und Wunder, Mitte, Referentialität, Echtzeit-Zen, 2. März: ⌒(ゝ。∂ ٩(ˊ〇ˋ*)و, Doch! Ich bin besser geworden, Gilles Deleuze, Ein Wunder, Porno, Der Weizen, der Reis, die Kartoffel, die Berge, die Meere, das kalte Wasser …, Abendländische Musik, Ein letzter Versuch, es soll mir keiner übel nehmen, Theorieverstehen, Das andere Verstehen, Fromm, Mir wird schlecht, wenn ich ans 20. Jahrhundert denke, Autist, Ich habs satt, 2. April: Zwei Orte, Internet, New Jazz – Björk, Dalai Lama, Janis Joplin, Ausgewogenheit, Musik verbieten / Das Coole, Orte, Die Maschine gefällt mir, Autopoiesis, Alle Sprachen, Unbeantwortbare Fragen, Musikexplosion / Musiktheorie, General Winter, Kaum Grundton, Sprachstapel, Transmaterialisierung, Frequenz / Intensität, Die Zeit ist vorbei, Nietzschehölle revisited, Cluster, Fuchteln, Trash-Pop, Download, Vintage, Aggregatzustände, Musik und Stimmung und Bild und Stimmung, Rhythmen und Motive, Veröffentlichungspolitik, Bis ich wieder lesbar bin, Kopisten, Ideologie ist schwierig, Musiksystem, Aleatorik, London 2011, Žižek, Das Wort, Die singende Pfanne, Abschluss, Top Ten.

Anhang Teil I–III.

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Rudolf-Wissell-Siedlung

Eigentlich war das Ziel, mit diesem Teil ausführlich auf Henri Bergsons Über das Lachen von 1914 und andere Essays zum Thema Komik und Humor einzugehen, um daraus dann überraschend einen weiteren Zugang zur Musik zu eröffnen. Allerdings driftete der Text bald ein wenig ins Komödiantische – es soll bedacht werden, dass ich an diesem Tagebuch, dessen letzter Teil hiermit vorliegt, weniger als Theoretiker als als Musiker gearbeitet habe. Spuren der ursprünglichen Planung sind noch erhalten – es geht aber in der Hauptsache wieder um Musik und, wie besonders im ersten Teil, die Peripherien Berlins. Das Thema Witz kommt am Rande immer einmal wieder zum Zuge – die Funktionen von Witz und Witzen insbesondere, des Komischen und Humorvollen. Das Thema Witz war für mich insbesondere deshalb ein Thema, weil ich es kühn fand, zu Witz und zu Witzen zu schreiben. Auf irgendeine Art bin ich sicher auch damit gescheitert, das lässt sich nicht verhehlen. Aber das Scheitern ist Teil des Wegs durch die Welt, warum also nicht. Die musikalischen Anteile sollen die Existenz dieses Texts rechtfertigen. Überdies gibt es hin und wieder ein wenig guten alten deutschen Humor.

Routinen An allen Fronten wird in der Welt geschuftet und nicht nur in der Welt – auf dem ganzen Planeten rund um die Uhr. Der Schlaf ist mein Lohn, nämlich offenbar nicht von der Welt. Alle möglichen Musikroutinen, die mir in den Sinn kommen, werden im Textverlauf erwähnt. Es geht dabei mehr um Denkvorgänge und Sätze als etwa Voreinstellungen von Potentiometern, aber meistenfalls kommt beides zusammen. Nur nicht spitzfindig werden, aber pedantisch … findet irgendein preußischer Mensch hier das Wort pedantisch anstößig? Naja, so ganz ohne Kritik kommt es nicht davon, befürchte ich. Ich bin deshalb kein Perfektionist, weil ich glaube, dass die Leute sowieso nicht hinhören, wenn eine Musik perfekt ist. Auch Klanggestaltung kann, wenn sie der Ausgangspunkt einer Beschäftigung mit Musik ist, im Laufe der musikalischen Praxis immer unwichtiger, oft affirmativ unwichtig, werden. Das ist Ausdruck eines Teils der Souveränität von Musikern. Entgegen der Computermusik wird in der Elektronischen dabei in letzter Instanz auf die Instrumente selbst verwiesen, aus dieser Perspektive heraus erklären sich Edgar Varèse, Theodor W. Adorno, John Cage, Karlheinz Stockhausen und viele andere, besonders auch aus der Populären Musik – die Qualitäten von Instrumenten sind damit als letzter Bezugspunkt angesprochen. Die Computermusik hat die Elektronische von der Determinante Instrument befreit oder ist dabei, es zu tun. In der Elektronischen klingt der Anspruch traditioneller mit, man müsse ein Instrument bauen, bevor man sich überhaupt Musiker nennen dürfe. Als Instrument bezeichne ich auch eine signifikante Liste von Einflüssen, die sich durch Routinenbildung in einer Musik hörbar und spezifisch niederschlägt, in der Computermusik entspricht dem vielleicht die Anfertigung einer Anwendung in einer Programmiersprache.

Jenseits der Zeit Diesen Satz habe ich irgendwo aus dem Internet kopiert: „Das einzige, was Menschen in der Welt tun können, ist sich zu bewegen.“ Es ließe sich vielleicht noch eher das Gleiche im Gegenteil behaupten: Das einzige, was Menschen in der Welt nicht können, ist sich nicht zu bewegen. Selbstverständlich will keiner keinem raten, das auszuprobieren.

Pentatonik Können europäische Meistersinger pentatonische Skalen singen? Was wäre die Pentatonik, wenn ihre sprechaktorientierten Aspekte nicht wären? Es gibt diverse Verkürzungen der Pentatonik, deren bekannteste mit Kung Fu Fighting (Carl Douglas) 1974 veröffentlicht wurde. Aber auch Dur-moll ist immer wieder einen Lacher wert, die sozialhistorischen Verdienste des Systems einmal außen vor. Der Zusammenhang zur Pentatonik erschließt sich über den Vergleich der Pentatonik mit den sozialen Funktionen des Dur-moll-Systems. Ein solcher Vergleich ist heutzutage für Vielgereiste vielleicht kein großes Problem mehr. Ob sich einmal die Frage gestellt hat, ob die sprechaktorientierten Aspekte der Pentatonik den Toleranzen des Dur-moll-Systems auf irgendeine Weise entsprechen? Wenn ich Abba oder Johnny Justin Bieber höre und gleiche das einmal mit der Wirklichkeit ab, dann ist doch klar, wie abwegig das ist. Obwohl: Inzwischen sind mir diverse Paradiesvögel auf den Straßen Prenzlauer Bergs entgegengekommen und das ist also so zu sehen, dass es Kräfte gibt, die versuchen, das Gegenteil zu beweisen. Einer davon wie der junge Johnny Brian Eno, aber ganz in schwarz.

U-Bahnhof Krumme Lanke Die Onkel-Tom-Siedlung in Zehlendorf liegt im Südwesten Berlins, etwa einen Kilometer vom U-Bahnhof Krumme Lanke entfernt. Der U-Bahnhof, Endstation der U3, wurde 1929 in Betrieb genommen und nach einem, sich in der Nähe befindenden, See benannt, der sich bis zum Grunewald erstreckt und südwärts unterirdisch mit dem Schlachtensee verbunden ist. Der Fischerhüttenweg überquert die Verbindung. Onkel Toms Hütte hat mich wie Krumme Lanke immer schon wegen des Namens interessiert, mal habe ich Plattenbauten da vermutet. Viel früher noch hatte ich ein vages Bild vor Augen, mit einem Saloon oder so, jedenfalls viel Sand auf den Straßen, ein kurzes Traumbild, das sich jeweils gegen Mittag einstellte, vielleicht drei, vier Male nacheinander, in einem Zeitraum von zwei Wochen. Eine ähnliche Vision hatte ich von der Apogee Duet, bevor ich sie ein paar Jahre später erstand, wie in einem halbbewussten Traum sah ich den großen Aluminiumknopf vor mir und sah auch jemanden, der ihn bediente. Kannte die Karte aber nicht. |Field Recording Onkel Toms Hütte|

Onkel Toms Hütte Das bemerkenswert Eigene am S-Bahnhof Onkel Toms Hütte ist, dass sich an beiden Seiten nahtlos direkt neben den Gleisen hinter einem Gitter je eine kleine Ladenstraße mit Ein-Euro-Läden und ähnlichem entlangzieht. Eine beispiellose Leere wird besonders, wenn es dunkel ist, hier von mir vermutet.

Onkel Toms Hütte

Die Langeweile setzt sich im Stadtbild fort. Zu finden sind neben Einfamilienhäusern Mietshäuser im Stil der 1930er Jahre, zweimal drei Wohnungen je links und rechts, ohne Schmuck und lange Zeit schon unsaniert, teils im Verbund mit Fachwerk. Die Argentinische Allee verfügt über einen begrünten Mittelstreifen, die Häuser sind wegen der Kiefern je links und rechts von den Eingängen etwas zurückgesetzt. Krumme Lanke ist deutlich wohlhabener, ein Villenviertel, einige sehr große Villen sind in Zeiten wie heute auf mehrere Familien aufgeteilt. Auch hier liegt der Hund begraben, der lebendigste Treffpunkt ist der örtliche Supermarkt, wie so oft in den Siedlungen, in ärmeren Gegenden handelt es sich um einen Discounter. Der Ökoboom hat sich bis hier noch nicht herumgesprochen. Da, wo gewöhnlich ein Biomarkt steht, befindet sich noch das heruntergekommene Reformhaus mit seinem unangenehm medizinischen Touch. Markenware gibt es in Krumme Lanke viel eher als in der Onkel-Tom-Siedlung, und selbstverständlich ist es die Markenware, die den Unterschied der eigentlichen Gesellschaft der Aktiven zu weniger betuchten Leuten deutlich vor Augen führt. Von den Leuten, die keine Markenware tragen, sehen oft die Kinder schon vernachlässigter aus, als die anderen Kinder, was ich persönlich sehr traurig finde. Wer Markenware trägt, ist dakor mit der Welt und insgesamt harmonischer, absolut privilegiert. Er hat mehr Perspektiven und kommt schon als Kind cooler rüber. Das Glück, das die Markenwelt nicht nur verspricht, sondern gnadenlos gegen die menschliche Gemeinschaft durchsetzt, ist von langer Dauer. Wahre Marken lösen ihre Versprechen ein. Jetzt kannst Du sagen: Wir machen das nicht mit! Wir suchen etwas anderes, aber das ändert überhaupt nichts an der Angelegenheit. Das Glück ist hier auf Seiten der Anderen und wer sich nicht anpasst, wird bestenfalls unglücklich. Ich bin gelangweilt und beschließe, weiter bis zum Mexikoplatz zu spazieren. Die Villengegend – ein Traum, hier aufzuwachsen? Aber die Grundstücke der Villen sind alle komplett eingezäunt und alles abgesichert, von hier nach da gehen ist schon ein Problem. Dafür gibt es ein Jugendhaus und Eurhythmie und alle möglichen verpflichtenden Engagements. Erst dachte ich, ich hätte den Mexikoplatz schon letztes Jahr einmal von der anderen Richtung aus erreicht, aber ich hatte ihn nur angepeilt und bin dann doch schnurstracks dran vorbei. Jetzt habe ich wirklich gedacht, dass Plattenhausen das Stadtbild am Mexikoplatz bestimmt, aber es gab nur zwei vereinzelte Häuser – Irritationen für die Gegend, die ansonsten hochtrabend und provinziell-hochherrschaftlich angibt. Ich plädiere dafür, alle Flüchtenden nach Europa mit Marken-T-Shirts auszustatten.

Plattenbau am Mexikoplatz

Ringbahn Berlin, Hauptstadt des Ersatzverkehrs. Feuerbachstraße hat ein Circus seine Pforten geöffnet – Circus Hoppla Hopp, ein Kindercircus mit Ponies. In Prenzlauer Berg gastiert in der Storkower Straße des Öfteren der Circus Ramba Zamba, ebenfalls mit Streicheltieren. Schöneberg steige ich um in die Ringbahn, die an diesem Tag wegen des Ersatzverkehrs stark ausgelastet ist. Zu siebt besetzen wir zwei Reihen von je zweimal zwei Sitzen, der Platz neben mir ist frei. Ich sitze in Fahrtrichtung am Fenster. Mir gegenüber, sie sehe ich zuerst, ein unauffällige Frau in meinem Alter mit Sonnenbrille. Neben ihr eine Frau, die einen ausgeschnittenen Artikel aus einer Zeitung liest, der Titel lautet: Alles was wir können, und beschäftigt sich mit der Resistance gegen den Faschismus im 20. Jahrhundert. Auf der anderen Seite sitzt ein jüngerer Punk mit Bart und Brille und liest Gernot Böhmes Einführung in die Philosophie als Suhrkamp Taschenbuch. Neben ihm am Fenster ein nerdiger Twen mit einer Bedienungsanleitung in der Hand, zwei Din-A4-Blätter, die an einer Ecke oben zusammengeheftet sind. Ihm gegenüber am Fenster in Fahrtrichtung die zweite unbeteiligte Person. Sie ist wahrscheinlich die Ehefrau des beleibten Mannes, der neben ihr zum Gang hin sitzt und ein E-Book in den Händen hält. Vier unterschiedliche Medien, drei der Medien referieren auf Lernprozesse im Anfängergeist – der Zeitungsartikel, das Buch und die Anleitung. Ich folgere, dass das E-Book des Mannes am Gang auf der linken Seite einigermaßen neu ist, sein Umgang damit scheint jedoch routiniert. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass die Lederhülle des E-Books einwandfrei aussieht. Auch er befindet sich mitten in einem Lernprozess. An der nächsten Haltestelle steigt eine, in einen orangen Mantel gehüllte, Frau mittleren Alters zu und setzt sich neben mich. Sie hält einen großen und schönen, einen frischen Strauß Schnittblumen in der Hand. Selbstverständlich, auch ich bin heute in Orange unterwegs, beziehe ich den Gruß auf mich, aber die Geschichte belehrt mich eines Besseren. So locker sind die Geschichten der Menschen miteinander verflochten und setzen sich allerorts schweigend fort. Sie ist die dritte, die, nach dem Twen mit der Bedienungsanleitung (Treptower Park) und der Frau mit dem Zeitungsartikel (Frankfurter Allee), an der Storkower Straße aussteigt. Landsberger Allee steigt das Paar mit dem E-Book aus. Meine Überlegungen verlaufen dahingehend, dass der Punk mit der Einführung in die Philosophie, genau wie ich, Prenzlauer Allee aussteigt, aber noch einmal belehrt mich die Geschichte.

Circusmusik Draußen im Hof der Circushausmeister, er hat einen Besen in der Hand und eine Mütze auf und steht neben einem großen Hänger mit Plastiküberdachung. Sobald Circusmusik frei von ihren Funktionen im Circuszusammenhang und von ihrer Umgebung aus ästhetischen Absichten heraus verfolgt wird, koppelt die Musik auf sich selbst zurück und produziert kostümierte oder systemische Töne. Eine Art der Distanz entsteht, die anders, als mit solcher Absicht, schwer zu erzeugen ist. Die Funktionen des Circus-Systems werden kompensiert und sublimiert und das bringt der Musik den Anschein impliziter Distanz. Der Effekt ist der eines doppelten Bodens oder einer zweiten Ebene, wie sie sich in der Adaption von Johnny John Philip Sousas The Stars & Stripes Forever durch die Residents wiederfindet. Vielleicht ist Circusmusik manchmal die einzige wirksame existierende Antithese zur Musik am Münchener Oktoberfest und zu bierseliger Gemütlichkeit.

Jahrestage Das klingt nach Herbst und erinnert mich an, da muss der Johnny nicht dazugesagt werden, Uwe Johnsons Roman – hieß der denn überhaupt so, der Roman? Welche Stimmungen begleiten mich heute, wenn ich daran denke? Nicht ein Satz fällt mir ein, kein Name zum Glück im Moment, aber ich habe das Buch in einem Herbst gelesen und erinnere mich an den warmen und regnerischen Kölner Herbst jenes Jahres. In Köln spricht man von Klima, in Berlin gibt es Sommer und Winter, der Sommer ist trocken, der Winter kalt. Sicher hätte ich die Erinnerung jetzt auch ohne das Buch haben können, aber so ist sie auf diesem Weg als unerlaubte Inspiration gegenwärtig, es ist ja doch keine weitere Information damit verbunden, als das, was ich schon kenne. Ein säkulares Rauschen begleitet die Stimmungen der Bücher, die ich gelesen habe und an die ich mich erinnere.

Lachtaube Wer in Prenzlauer Berg wohnt oder öfter hier unterwegs ist, trifft vielleicht auf Lachtaube. Lachtaube ist etwas älter als ich und unabdingliche Hilfskraft für die Gastronomie im LSD-Viertel, vietnamesische Gemüsehändler, Bars und Bäckereien. Er hat den Namen verliehen bekommen, das hat er mir erzählt, weil er gerne lacht.

Sozusagen a priori Wäre der Witz oder das Lachen nicht, dann wäre an dieser Stelle vielleicht Angst oder Langeweile. Ein Vertrauensvorschuss ermöglicht den Witz und vielleicht handelt es sich um eine Art a priori. Vielleicht gibt es aber so etwas, wie ein a priori in Wirklichkeit überhaupt nicht und es handelt sich dabei um „nichts anderes als“ (Peter Wicke) die Schilderung der Lebensumstände von notorischen Spätzündern und Losern – „sozusagen a priori“ (I. Kant)! Das sollte in Betracht gezogen werden. Immanuel Kant wurde durch den Satz „Es ist Zeit!“ weltberühmt.

Musik jenseits der Zeit Ein fiktionaler Ansatz: Geräuschanteile haben trennende Funktionen inbezug auf Töne. Spiele ich zu einer bestimmten Tonhöhe ein unpassendes Intervall dazu, dann funktioniert das, sobald die Geräuschanteile selbst sich qualitativ unterscheiden, qualitativ heißt signifikant. Ich möchte behaupten, dass die Geräuschanteile der Töne, die zur Zeit noch nicht subtrahiert werden können, dafür sorgen, dass überhaupt unterschiedliche Tonhöhen zugleich gehört werden und meine, es handelt sich um Wind, der die Tonpartikel bewegt und auseinandertreibt. Eine Brechung ist nicht viel mehr als ein Geräuschanteil. Würden alle Geräuschanteile aus einer Tonkombination abgezogen, verschmölzen zuerst die betreffenden Töne, danach wären alle Töne, die es gibt, auf einer Höhe und es darf gehofft werden, dass es sich nicht um den Ton eines Oszillographen handelt.

Mission Impossible Systemschnecken sollte ein Johnny, wenn er Erfolg bei ihnen haben will, wie unbekannte, faszinierende Wesen anblicken. Das geht bei Johnny Tom Cruise, dann geht das auch bei anderen.

Simulacra Ausgehend von Johnny Kensuke Moritas Simulacra 2015 überlege ich, wie das visuelle Ergebnis in ein auditives übersetzt werden könnte. Es müsste eine elektronische Summe einigermaßen genau in ein digitales Ergebnis konvertiert werden. Die Schichten würden überlagert, dann langsam verschoben und gemorpht. Beide Schichten müssten je das vollständige Audioergebnis enthalten und mehr als zwei Schichten dürften es nicht sein. Ein Problem ist, dass die digitale Schicht Aussparungen bräuchte, damit Blöcke entstehen, die dann über der elektronischen Schicht (zum Beispiel von deckungsgleich zu annähernd deckungsgleich) verschoben werden können. Es stellt sich die Frage, wie die Schichtvorlage (gesamt) gestaltet wird. Die elektronische Schicht soll genau dem Ergebnis der digitalen Schicht entsprechen, nur eben im Gesamtklang die elektronische so darstellen, wie Computermusik oder digitale Musik bekannterweise klingt – brillianter und kälter, konturierter. Moritas visuelles Ergebnis soll Grundlage für den Verlauf sein, also auch die Kamerafahrten, Morphing usw. Da es sich bei der digitalen Ebene zumeist um Quadrate und Rechtecke handelt, ist eine möglichst rationale Gestaltung gefragt. Zudem wird die TR-808 sehr sparsam, wenn überhaupt eingesetzt. Die Basics könnten aber auch in Flächen verarbeitet werden. Wie üblich soll die Wiederholung bereits kritisch mit dem Thema angelegt sein. Suche Mitstreiter, die an diesem Projekt mitarbeiten wollen. Der Soundtrack von dem Film, den ich grade sehe, ist von Johnny Moby und langweilt mich, ob Johnny Moby sein Ok gegeben hat?

Amüsant Eine amüsante Geschichte für sein Leben zu erfinden ist das A und O, so Johnny Heinz von Foerster. Sehe ich mir Geburts- und Todestag an, frage ich mich allerdings, wie er das wohl angestellt hat.

Physikalische Modellierung Als ich kurz nach dem Millennium zum erstenmal den Terminus Physikalische Modellierung hörte, hatte ich an sich nicht viel mehr als deviante Klang- und Bildvorstellungen – gigantische gläserne Kugeln, die im All zusammenstießen und auf diese Weise einen glockenähnlichen Klang erzeugten. Eine Flöte, so lang, so groß und aus Holz.

Tropische Pflanze in Sun Ras Space is the Place. Der Flügelschlag eines Schmetterlings über Südamerika kann uns ein bisschen mehr Übersicht verschaffen.

Der Witz hinter der Geschichte Es wird noch danach gesucht. Dass die Geschichte kein Witz ist, kann jeder sich denken, ob sie aber über Witz verfügt, das frage ich mich beständig. Killing Joke und die Weltgeschichte, vielleicht steht tiefes Mitgefühl dahinter. 1980 erscheint wie geplant die erste Killing Joke, in Europa ohne den Track Change. Der Anschlag auf die Berliner Mauer, der auf dem Cover vorweggenommen wird, findet für eine weitere Dekade nicht statt. Auf dem Album befindet sich auch das Stück S.O. 36, bei dem per Radioeinspielung aus dem westdeutschen Radio auf die deutsch-deutsche Auseinandersetzung angespielt wird. Die erste Killing Joke ist als Statement des Individuums Johnny Jaz Coleman in einer Auseinandersetzung mit Kollektivbewegungen zu verstehen – seit deutsch/deutsch ein europäisches Thema. Darauf weist der Abschluss der Einspielung mit Bezug auf Erich Honeckers britischen Verleger und darauf weisen auch die Titel der Stücke der gesamten Veröffentlichung hin. Die stoischen Gitarrenakkorde sagen „nichts anderes“ (Peter Wicke). Intentional möchte ich behaupten, dass die Einspielungen, trotz der thematischen Koinzidenz, aus rein akustischen Gründen vorgenommen wurden. 2012 erscheint In Cythera, ein schönes Stück Musikgeschichte, das ruhig erwähnt werden kann … Was wollen Killing Joke mit den Griechen?

IV von III Sollte es noch einen weiteren schriftstellerischen Versuch zur Annäherung an die Musik meinerseits geben (Berlin, Exquisite City IV von III), dann wird es sich um Erörterungen zur Actionmusik handeln, Johnny György Ligeti und ähnliche, Lux Aeterna, Leistungssport am Instrument! Musik, wo die Action die Musik übertönt. Karlheinz Stockhausens Hubschrauberquartett. Auf Youtube sehe ich mir ab und zu Filme mit Begründungen, wie „das ist im Leben kein Johnny Vin Diesel“ an. Dem Witz kommt die Postmoderne, kommen die kleinen Geschichten, entgegen, die Moderne bezog ihren Glanz aus Revues und Operetten, Cabaret und Varieté. Zur Postmoderne gehören zum Beispiel Shreds, vielleicht ist die Parodie allen Postgenres als zentrales Merkmal mitgegeben, wie der Postmoderne als Zeitalter die Kritik. Allerdings gibt es auch viele Ursprungsgenres, die mit der Parodie umgehen, insbesondere der Punk.

Die britische Fernsehserie Misfits. Erst vorgestern habe ich in einem Supermarkt an der Pappelallee The Jam gehört, genau: „and I don’t want what the society wants. I’m going underground …“, gestern The Damned – „Smash it up!“ im Saturn Markt, heute dagegen „Häschen“ in einem Lebensmittelmarkt Greifswalder Straße.

31. April Am 1. Mai verkaufsoffener Sonntag im KDW!

Sinustongenerator Vielleicht ist der Sinuston entstanden, indem alle Geräuschanteile abgezogen und außerhalb des „Generators“ (wir lachen!) als Welt isoliert wurden. Und deshalb ist die Welt auch so vielfältig. Schon in den 1970er Jahren gab es Bestrebungen der Welt, den Sinuston zurückzugewinnen – den Casio-Pop. Heute überschwemmen Casio-Pop, Bitmusik und Electro den Markt – die Märkte, sollte ich schreiben. Der Sinuston aber kommt noch immer in der Natur nicht vor.

Uwe Die Sinne der Menschen sind schon längst komplett mit digitaler Technik verlinkt, es ist für die Geheimdienste ein Leichtes, zu wissen, was ich denke. Meine Augen sind die Augen der Geheimdienste weltweit, denn die Geheimdienste sind meine. Fuzzi! Das ist der Glashaus-Effekt! Etwa 1975 (Mitte der Siebziger) kam Uwes Platte „So ein Fuzzi“ heraus. Eine unbewusst-traumatische Erfahrung, das das Erwachen einer neuen Philosophie und Erkenntnis, der Statistik als weltbewegender Kraft, wird gefeiert. Fuzzy-Logic war das Ding, wie Lindenberg ahnte – heutzutage gibt es keine Waschmaschine ohne Fuzzy-Logic mehr.

Der einzige von mir noch erinnerte Witz … wurde mir von meiner letzten Freundin erzählt und geht so: Treffen sich zwei Freundinnen. Sagt die eine: Du, ich hab einen neuen Freund. Sagt die andere: So, wie sieht er denn aus? Sie zieht eine Streichholzschachtel aus der Hosentasche, macht sie auf und eine Fledermaus kommt heraus. „Und was macht er denn beruflich?“ „Naja, er ist Pilot.“ Eine unglaubliche Konstruktion, die, bei mir zumindest, stark ins Surrealistische und Unbewusste greift. Zum Surrealismus hin habe ich meinen Frieden noch nicht gemacht, der Surrealismus kommt mir zu brav und versöhnlich. Den Witz, den meine Mutter mir als den einzigen von ihr erinnerten erzählt hat, habe ich auf Anhieb Wort für Wort vergessen – fast hätte ich am Ende das Lachen vergessen, so Echtzeit war das Vergessen. Um die entstandene Leere zu füllen, habe ich einen Sechszeiler plus Refrain verfasst, eine kleine Liedkomposition, die mir recht gut gefällt:

Anonymous! – Echtzeit ist das Vergessen
Ansagerin: „[freier Text] … Ich liebe dieses Lied!“
Was man nicht sagt / ist das Schöne und macht Spaß. Der Versuchung widerstehn / Am liebsten würde ich nur noch oder überhaupt nicht schlafen / Cat Stevens singt
1973 „Häschen“:
Kleine! Geh nicht weg, nur weil Du denkst, es ist easy / Ohne mich!
Du glaubst nicht, was da draußen vor sich geht! (Original von Cat Stevens)
Wir durchziehn die Welt / wie sie an uns vorübergeht … wir sind Helden in Berlin! / Wir kämpfen / mit dem Gewehr (Dir Gitarre) in der Hand / Antonio, der alte Grieche …
Refr.: Echtzeit war das Vergessen …

Aufführung Profis haben bereits angedeutet, dass das Lied unaufführbar ist, damit steht es in einer Reihe mit W. von Goethes Faust. Der Tragödie II. Teil – Johnny Peter Stein hat das bewiesen. Diese aktuelle und nicht von ungefähr dem politischen Tagesgeschehen verpflichtete Komposition („Antonio, der Grieche!“) hat mich sehr mitgenommen, stark geschlaucht. Was mich aber stets aufrechterhalten hat: The Song Remains The Same! Zur Recherche für den Text habe ich eineinhalb Jahre lang im Archiv des „Festival Politisches Lied der DDR“ gewühlt und nebenbei dieses Instrument der Mitmenschlichkeit in eine anständige Ordnung gebracht. Musik macht man „aus keinem anderen Grund“ (Peter Wicke), als um mit ihr weniger verstanden zu werden, als wenn man spräche oder um an der eigenen Beweglichkeit, dem eigenen Feedbacksystem, zu lernen und zu feilen. Wer Musik macht, ist entweder nicht oder nicht ganz allein, da ist jede musikalische Handlung nah an der Interaktion, soweit man nicht komplett in den Produktionsprozess eintaucht.

7. Mai Was tun, wenn man ersäuft? Schneller trinken lernen.

Mozarts Vater W. A. Mozarts Vater zum jungen Komponisten: Und vergiss mir die Triller nicht, Du Pfeife.

Recherche, was es noch so gibt Beim erzählten Witz kann nach den Wechseln der Ausgangs- oder Zielpunkte gefragt werden, nach dem Hin und Her und den Frequenzen. Zunächst könnten Lachvorgänge statistisch bis hin zur Atemfrequenz mit Tempo-, Dynamik- und Tonhöhenschwankungen des jeweiligen Sprechvorgangs davor und währenddessen ausgewertet werden. Das sind die ersten, von der Musikwissenschaft beizutragenden, relevanten Parameter aus meiner Sicht. Interdisziplinäre Ansätze in dieser Hinsicht gibt es bereits, die Quellenlage im Internet ist allerdings katastrophal, die entsprechenden Recherchen brauchen Zeit. Es sollten nicht weniger als 500 Probanden über einen Zeitraum von drei Jahren für eine gültige Statistik im deutschsprachigen Raum beitragen (ausschließlich hochdeutsche Witze, für Dialekte gibt es eine Dialektforschung). Vielleicht sind 500 Probanden aber auch ein Ding der Unmöglichkeit, 250 sollten reichen. Eine der zentralen Angelegenheiten ist es, Distanzen in Frequenzen zu übersetzen und umgekehrt. Ich meine, 150 Probanden sollten reichen, einer pro Woche … aufnehmen, dabei einen einigermaßen aussagefähigen Spektrumanalysator zum Zuge kommen lassen, auswerten, alles darüber ist unrealistisch. Was Zugriffe auf unterschiedliche Bibliotheken betrifft, ist die Linguistik und besonders die Phonetik gefragt. Referentielle Bibliotheken, zum Beispiel Synonym- oder Begriffsfeldlexika, sollten im Algorithmus bevorzugt adressiert werden.

Es geht darum, einen spürbaren Schritt in der Evolution voranzukommen. Das, was vormals Mensch genannt wurde, wird ganz anders heißen, die Frauen Systemschnecken und die Männer Johnnys.

Johnny (Suicide 1980)

John John John Johnny
Johnny
He’s cruising the night looking for love He’s looking so mean he’s feeling so tough Johnny
John John John Johnny
He’s looking so mean he’s feeling so tough He’s looking so alive
He’s cruising the night looking for love He’s looking so mean he’s feeling so tough John John John Johnny
He’s looking so mean he’s feeling so tough He’s looking so mean
He’s cruising the night looking for love Johnny

Begriffsbestimmung Progrock und ähnliche Vereinfachung bedeutet gewöhnlich Krieg, so Johnny Sir Ralph Dahrendorf. Dahrendorfs Ansichten bilden eine deutliche Entsprechung zum Progressive Rock und seinen Nachfolgern, die ich persönlich ablehne. Es gilt, das Auftreten des einfach Überzeugten im linearen Erleben zu überwinden. Die zuweilen in der Folge, aus mangelnder Übersicht, resultierende Ziellosigkeit ist das Stigma, gegen das diese Fraktion kämpft oder, wie ich finde, eben zu wenig kämpft. Der Freiheitsbegriff der Neoliberalen saugt auf, was er kann. Der Progressive Rock entspricht für mich zum einen den Wildheitsvorstellungen der Hippies, die Ende der 1960er als gesamtgesellschaftliche Strömung weitgehend akzeptiert waren – wie es oft so ist, waren die meisten von denen, die sich über die Hippies aufgeregt haben, selbst verhinderte Hippies. Zum anderen kaum reflektierten, neoliberalen Idealen und Zielsetzungen – Janis Joplin in diesem Rahmen, Frank Zappa und weitere, Captain Beefheart. Das einzige, was einen Hippie am Instrument stoppen kann, ist die Erschöpfung. Überzeugung tritt mit oder nach dem letzten Akkord ein, was meiner Meinung nach einer Entmündigung gleichkommt und nur im Rahmen einer zynischen Hördisposition überhaupt verstanden werden kann. Der Artrock kommt kaum besser weg. Weitgehend kapituliert hat die meiste sogenannte Experimentelle Musik, probieren geht über studieren, die alten Instrumente reichen aus und die Musik soll martialisch klingen. Experimentelle Musik ist Anti-Musik, aber wird des öfteren unausgesprochen als Richtung der Gitarrenmusik verhandelt, auch wenn, zum Beispiel bei Fußtretermusik, keine oder im Wesentlichen keine Gitarren dabei sein müssen. Der schweren Experimentellen Musik steht die leichte Avantgarde gegenüber. Nur die Avantgarde hat ihre Würde bewahrt. Durch Hochnäsigkeit. Da fallen mir in der Popmusik erst einmal Blaine Reininger ein, Nick Cave auch, Jarvis Cocker – Dandys. Epigonen gibt es wahrscheinlich ungebrochen etliche bis heute. Avantgarde bedeutet, von der Perspektive her, einen, der Experimentellen Musik genau entgegengesetzten, Blickwinkel. Schon von den Namen her ist bei beiden eine Entgegensetzung zum Progressive Rock sinnvoll. Von allen diesen inspirierten Richtungen ist die Avantgarde, als dem Dada verbundene, die Spielerischste und Unbekümmertste.

Syntaktische Leichen Die meisten Drones und Industrialstücke sind in Wahrheit syntaktische Leichen, von denen man sich bewusst höchstens ein Zehntel ihrer Dauer antut. Der Rest verhallt im Ungehörten. Vielleicht zum Ausgleich für die Lücken in der Erinnerung werden solche Stücke im Nachhinein oft in Himmel gehoben, von denen die Kritiker zumeist selbst nicht wissen, ob es sie überhaupt gibt. Vielleicht erfahren sie es postum. Ein Problem bei der vertikalen Syntax, in der Musik als einer Verlaufsform muss ja hier nicht gleich die Rede von Semantik oder Semiotik sein, ist, dass die Erinnerung an eine Musik in einem oder wenigen Momenten vonstatten geht, während eine horizontale Syntax den Genuss des Nachvollzugs aus einer multidimensionalen Perspektive in einer einfach-dimensionalen Form nahelegt. Erinnerung an Musik verhält sich bei mir zur Musik selbst wie ein Klavierauszug zu einer Sinfonie plus etwas sinfonisches Klangspektrum. Das mag aber auch an Hörgewohnheiten liegen. Vertikale Syntax ließe sich vielleicht anhand von Hirnströmen nachweisen und betrifft die Konnektivität des Nervensystems und die Kompatibilität von Anschlussreizen. Ob die Messung von Hirnströmen inzwischen weniger aufwändig ist als eine umfassende Studie mit etlichen Probanden? Das Gehirn ist vielleicht objektiver als ein Proband? Popper und Eccles schreiben 1977 „Das Ich und sein Gehirn“.

Schönhauser Allee

14. Mai Wer heute nicht lacht, für den lachen andere.

Musikstaat DDR Links neben der BRD, wenn man von oben guckt. „Das andere Links“ war das richtige. Den Satz habe ich in Prenzlauer Berg aufgeschnappt, als ein Junge auf seinem Fahrrad sich auf eine Anweisung seines hinterher radelnden Vaters hin anschickte, die falsche Richtung einzuschlagen. Kurze Zeit später kam mir am gleichen Ort eine Schar Kinder mit Betreuern und Betreuerinnen entgegen, zwanzig an der Zahl, alle am Schwatzen. Auf Anweisung wie oben bewegte sich die Schar sofort zum anderen anderen Links hin, da konnte ich dann passieren. Als Schüler war ich in Weimar, alles grau und der Kellner mit dem Broiler ungehalten, der einzige Farbfleck mein Atomkraft?-Nein–Danke!-Aufkleber, den ich in die DDR reingeschmuggelt hatte und hier an einem Stuhl so anbrachte, dass er nicht sofort entdeckt werden würde. Heute frage ich mich ab und zu noch einmal, was in den Köpfen der Leute in der DDR los war, waren sie überdrüssig oder pointiert und affirmativ überdrüssig wie wir, wenn es nicht um Musik oder Liebe ging, oder waren sie vielleicht ganz anders, unversteckt motiviert zu irgendwas, dass es auch das irgendwo gegeben hat? Wir, wenn auch nicht die Meisten vielleicht, im Westen wollten, glaube ich, eher etwas anrichten, als etwas zu schaffen. Wahrscheinlich waren die Unterschiede aber nicht so groß, Jugend verfügt über eine eigene Dynamik jenseits der Ideologien. Das aktuelle Denken ist interkontinental, versteht sich.

An die Selbstmordkommandos unter Vögeln, die sich von den Hochhäusern stürzen: Augen zu und einfach nicht flattern! Die Lachkommandos werden von den Lachmöwen unterrichtet. Die Spatzen und Küken sollen in vorderster Reihe stehen (FDV – Freie Deutsche Vogeljugend).

Sci-Fi Zwitschermaschine macht schon wieder Ärger. Ich habe jedesmal viel mit der Reperatur zu tun, bis die ZM wieder verfügbar ist. Die Schallquellenmoleküle wollen neu ausgerichtet werden, die Quantisierungen feineingestellt und es soll einen zusätzlichen Algorithmus zur zeitgenauen Verschiebung, Echtzeit, bei der Abfolge der Repetitionsroutinen Mensch / Vogel / Mensch geben. Der Rezeptionsradius Zentrum soll von 2 auf 20 Kilometer erhöht werden. Die 1:1-Überlagerung führt zur Zeit manchmal noch zum sogenannten Eierschaleneffekt. Manche Vögel klingen deshalb, als würden sie gröhlen oder kreischen, die sind also instabil und werden neu justiert. Auch die Distanzen zur Hörwahrnehmung stimmen nicht immer, der Abschaltalgorithmus macht Probleme. Mit der Zeit degenerieren die Algorithmen, deshalb müssen sie aufgefrischt werden. Bis zum Update der Software, irgendwann im Laufe der nächsten Woche, wird ganz Pankow eigentlich falsch überschallt … fällt mir bei der Gelegenheit auf. : |

Moment Das Problem bei einem Moment ist, dass er erinnert wird, weil die Befürchtung besteht, ihn, nach Tabula Rasa, noch einmal erleben zu müssen, sollte er nicht erinnert werden und nicht etwa, weil eine Erinnerung in der Lage wäre, einen dauerhaft glücklicher zu machen.

Datenanzug Eine strukturierende Kraft begleitet die Ordnung und schafft sukzessive Anschlussmöglichkeiten für die Erkenntnisumgebungen von Menschen und Katzen.

Die kybernetische Bedingungs-Steuerungs-Hierarchie im Test in einem Vergnügungspark in der Nähe von Syrien oder Pakistan. Hier liegen auch die Möglichkeiten. Ein System soll mit Niklas Luhmann nicht mit einem Menschen gleichgesetzt werden, weshalb der Begriff Lebendes System mir einigermaßen problematisch erscheint, aber er hat sich inzwischen durchgesetzt. Wie viele Begriffe, ist auch dieser in der Lage, eine Stimmung auszudrücken.

Was war das Leben? Bevor es irgendwann irgendwo ein glückliches Leben geben könnte, weiß eher keiner mehr, was Leben überhaupt war, glaube ich.

Bremer Höhe im Frühling Ein Sturm, ein Orkan, war von den Wetterstationen für diesen Tag Prenzlauer Berg angekündigt, aber auf der Schönhauser ist es noch trocken. Kurz darauf weht der erste Hagelschauer heran, in einem windigen Stürmen verschwindet die Welt und zieht mich zu sich heran. Der Hagel nimmt überhand, ich setze die Kapuze auf, um die Ecke lehnt das Ordnungsamt an der Bremer Höhe. Treffe auf Laura und wispere ihr zu: „Pass uff, da vorne steht das Ordnungsamt.“ Laura lacht im Vorübergehen. Bremer Höhe ist ein Anwohnerprojekt, hinter den großen und abweisenden, verklinkerten Häuserblöcken, sind die Hinterhöfe zu einem gemeinsam nutzbaren Bereich zusammengefasst. Die Anwohner sind jedesmal, wenn ich dort vorbeikomme, engagiert mit irgendwas am Gange. Die Betriebsamkeit relativiert das Abweisende der Häuser deutlich und irgendwie erinnert das Konzept auch an das Konzept der Hood.

Ein Sturm, ein Orkan, war von den Wetterstationen für diesen Tag Prenzlauer Berg angekündigt, aber auf der Schönhauser ist es noch trocken.

1. Juni

Shopping-Mall Der Japanese-Shopping-Mall-Klang ist ein Signal vor der Ansage von irgend etwas, das besonders aber auch auf internationalen Bahnhöfen und Flughäfen vertreten ist. Seine Absicht: Schiffe versenken … In den Tokyoter Shopping-Malls all die warmen und sauberen Leiber, Japanerinnen, und Japaner auch, kaufen ein und haben nicht einen schweren oder unsauberen Gedanken. Sie schweben geruchslos durch die Malls, gekleidet in die Marken der Avantgarde der Sportmode weltweit, wie eine sanfte Brise, die durch Paradiese zieht. In Japan, Korea, China, wo das ganze Jahr über die Sonne scheint. In Japan schneit es dazu, ganz Japan liegt unter einer Schneedecke … Du warmer, weicher Flockenschnee auf Japan, ein weißer Zuckerüberzug für Kyotos gepflegte Wege und Gärten, die dunkelgrünen Hecken, Terrassen, Mosaiken. Neben den Zufahrten zu den Sporthallen zwanzig Zentimeter kuscheliges Fell, dazu das Knirschen unter den Nikes. Wenn ich nur daran denke, Nikes zu tragen, gehe ich automatisch gerader. Die Wege sind am Abend entweder geräumt oder gut ausgetreten. An den Seiten alle dreißig Meter halbhohe Aluminiumsäulen mit einem, aus mehreren Schlitzen heraus die Wege überstrahlenden, Weißlicht. Der Vollmond scheint zur Diskussion auf einem tiefblauen Himmel und ein Eichhörnchen kreuzt den Weg direkt vor den Füßen, springt behende von einem schneeverhüllten Baum zum andern. Morgen ist Weihnachten! In der Sporthalle riecht es nach Umkleide und das erste, was zu hören ist, ist das Geschrei, sind die Turnschuhe derjenigen, die schon am Spielen sind. Ok, die japanischen Shopper, aber was ist mit den Mittellosen? Die Mittellosen? Die sollen nach Maraba, Indien, da kommt der Pfeffer her. Fruchtiger, aromatischer Tellicherry, der mit der Frische rapide an Aroma verliert, weshalb es sich anbietet, nur den teuersten Tellicherry, das ist dann auch der frischeste, zu besorgen. Wenn ich einmal irgendwo eingehe, dann ins Gruppenego der Shopper in Kyotos bunten Malls, sonst nirgends, die Zeit ist da am Flüchtigsten.

Bodenbelag Fußgängerbrücke S-Bahnhof Prenzlauer Allee, Detail.

Oberflächenarchitektur-in-Progress In Berlin hat sich das Stadtbild in den letzten zehn Jahren am meisten durch das Dosenpfand (2003) und die Plastiktütenvorgabe für Hundeabfälle, ein Fanal der Verantwortung des mündigen Bürgers in diesem Jahrhundert, gewandelt. Der haldenartige Charakter von Gehwegen ist soweit behoben, dass inzwischen manche Anwohner die Baumanpflanzungen vor ihrem Haus zu pflegen begonnen haben, der früher typische Gestank auf Berlins Bürgersteigen ist komplett passé. Das waren also zwei Revolutionen im Stadtbild zum 21. Jahrhundert – postmoderne, systemische Maßnahmen. Im ganzen LSD-Viertel werden jetzt die Gehwege erneuert, die typischen querliegenden Ost-Betonplatten werden durch kleine und im spitzen Winkel verlegte Steinkacheln ersetzt, wie sie im Westen üblich waren und sind. Dieses Gewurschtele mit alles klein und vielfältig, alles abgezäunt, überall irgendwelche doofen Details, anstelle einer ansprechenden flächigen Übersicht, die auch Platz für Leerheitsempfinden lässt. Das 21. Jahrhundert ist ganz Oberfläche, und dieses Ideal gilt es zu erreichen, indem es verstanden wird. Das Konzept des 20. Jahrhunderts, dass Scheitern die einzige Alternative zum Scheitern ist, kann getrost als gescheitert bezeichnet werden. Jetzt geht alles in Richtung Schönheit, die Ketten werden auch nach unten abgeschlagen, die Leute wollen sich um sich selber kümmern, souverän im weitesten Sinne des Wortes wäre bereits eine Einschränkung. Die Ideale des 20. Jahrhunderts waren nicht meine, sondern oktroiert.

Die laute Stadt Berlin ist laut. Am leisesten ist Berlin, wenn das Brummen der Stadt in Wellen zu- oder abnimmt, also ganz früh morgens etwa um fünf, halb sechs und spät abends, noch vor Mitternacht. Mit den Himmelsmolekülen könnte ein dynamisch echtzeit invertiertes Audiosignal den Geräuschpegel komplett tilgen, indem es einfach dagegen drückt und das Brummen der Stadt wird unter die Erde verbannt. Die Membranen werden selbstverständlich aufgemalt. Dann wär endlich Ruhe! Ob es zu einem Wurmsterben käme? Ab Metropole kann die Rede vom Brummen einer Stadt sein, das ist immer da, in gewöhnlichen Großstädten sind dagegen noch Klangoasen der Stille zu finden. In Deutschland gibt es Berlin, München, Frankfurt/Offenbach, Teile des Ruhrgebiets und Hamburg, die brummen.

High Resolution Hochauflösend nenne ich die meisten aleatorischen Stücke, Zufallskompositionen wollte ich sie nicht nennen, weil ich nicht an den Zufall glaube, wie er im Allgemeinen verstanden wird, nämlich komplettes Unverständnis bedeuten soll. Ich glaube, der Zufall ist eine, von einer Gesellschaft a priori vereinbarte, dynamische Bezugsgröße im Sinne einer Blackbox auf Zeit. Diese grundlegende Halluzination (nescience) betrifft eine Gesellschaft, solange sie zustandekommt. Eine Gesellschaft sieht sich veranlasst, Lösungs- und Erklärungsmöglichkeiten zu schaffen. High Resolution bedeutet für mich, dass zunächst eine intuitive Verteilung und Flexibilität der rhythmischen Aspekte im Flow angesprochen wird, das war bei pm 13 – Aleatorik II (2014/15) der Fall. Jetzt will ich eine vertikale Syntax etablieren, wo ich die Erkenntnisse daraus auf die Klangebene übertrage, um dort einen Anfang zu finden (später auch zurück). Basis ist der Cocktailparty-Effekt. In solchen orientierungslosen Situationen werden Anker und Rettungsringe geworfen, Tonhöhendifferenzen werden als kurzgefasste rhythmische Differenzen auf engem Raum verstanden. Daraus entstehen die Klänge, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass es sich genau umgekehrt verhält. In der Folge dann in wechselnden Perspektiven. Die Hörer meiner Musik sind ja nicht dumm, also wie veranstalte ich das, sie ins Nichts zu versenken, ihnen signifikant für eine Zeit lang die Orientierung zu nehmen? Zum Beispiel durch ein Angebot mehrerer simultaner oder beinahe-simultaner Schönheiten. Anschließend entstehen Formen, ein paar Wege, wie es weitergehen könnte. Möglichkeiten für den Cocktailparty-Effekt sind neben einem flexiblen Soundwall als grundlegender Form Auftakte, Repetitionen von Teilen des Gesamtmotivs als Intro, freigestellte Instrumente, Dynamik- und Panoramaschwankungen, Hallraum- und Effektvariationen usw. – alle denkbaren Übergänge und Intros/Outros. Daraus entsteht dann irgendwo eine Deutlichkeit, die akzentuiert wird und so etwas, wie einen Rettungsring oder einen Anker darstellt. Irgendwo, weil irgendwann und irgendwo eine Symbiose eingingen, irgendwann könnte ich auch behaupten. Der Cocktailparty-Effekt ist Ausgangspunkt, Interimssituation und möglicherweise auch Endpunkt eines Stücks. Entgegen einem DJ-Set, bei dem zwei Plattenspieler eingesetzt werden, sind beim Cocktailparty-Effekt unendlich viele Plattenspieler denkbar. Ein infinitesimales Konzept, wie bei Edgar Allan Poe auch. Den Effekt wollte ich lange Zeit Pym-Effekt nennen, aber nun gab es die Idee bereits und dagegen lässt sich schwer etwas tun.

Hallo Welt! Kein Internet, keine Ahnung, so geht das den lieben langen Tag hier, aber so kann es schließlich auch einmal gehen. So unrealistisch mir das vorkommt, gehe ich doch in die Welt. Immer weiter in die Welt, bis ich sie riechen kann, die Show der Welt – so hatte ich mir meine Ideale nicht vorgestellt: In der Waterworld werden die Delphine trainiert, der Jahnpark glänzt mit mehreren Plätzen, Wiesen zum Streicheln, und lädt zum Joggen ein. Innerhalb von nur wenigen Wochen wurde in diesem Jahr ein Gebäude mit Umkleiden und einem Café und so weiter dazugestellt. Neben den gemähten Wiesen fällt das Laub, wie als wenn das ganze Jahr über Herbst wär – und das in Berlin, muss man sich mal vorstellen … fällt mir auf – der Prater in der Kastanienallee hat auch so ein Flair von ewigem Herbst. Letztens war Kirschblütenfest, an manchen Tagen sind ein paar Straßen in Berlin kaum wiederzuerkennen und über und über von der Kirschblüte bedeckt.

Kastanienblüte

Gesellschaft? Auf Niklas Luhmanns Frage hin, wie Gesellschaft zustandekommt: Sei nett zu den Leuten, dass sie etwas über die Situation hinaus zu lachen haben. Das entspräche vielleicht am ehesten einer Veränderung der Bedingungen der Möglichkeiten. Das Explizite in einer Musik, das ist das, was an sich nicht mitformuliert werden müsste. Es wird zugunsten eines sublimen Wiedererkennungswerts eingesetzt, der Menschen zum Lachen bringen kann. Ein Motiv kann schon eine lustige Angelegenheit sein. Hat der Zeitgeist bestimmt, dass hier und da etwas zu fehlen hat, dann kommt es komisch, wenn es in einem Stück gehört wird und das ganze Stück wird entweder als historisch oder mit Belustigung zur Kenntnis genommen. Der Trash-Pop bezieht daraus seine Legitimation als Genre. Inkongruenz spielt eine Rolle.

Johnny C. Revolver: Wenn es einen Gott gibt, dann lässt er es nicht zu, dass ich zum Tier werde!

Platte in der DDR Gestern war ich in der Plattenbau-Fotoausstellung von Harald Kirschner und habe mir auch die Dauerausstellung Alltag in der DDR nebenan angesehen, sehenswerte Exponate, wie ich finde. Etwa zehn Sekunden braucht es, bis ich aus zehn Metern Distanz erkenne, dass es sich bei der Person am Drehscheibentelefon um eine Besucherin handelt und nicht um ein Exponat, ein paar Minuten später das gleiche noch einmal an anderer Stelle – doppelt hält besser. Ex-DDRler, die gehen jetzt in die Ausstellung DDR, Europa interessiert sie nicht. Ich konnte die gesamte Spule der Hörstation Witze in der DDR mitschneiden. Mir fällt auf, das hat sich auch andernorts bereits mehrfach bestätigt, dass in der Kategorie DDR-Witze besonders viele Frage-Antwort- Witze vorkommen, vielleicht hat das mit der Ausrichtung der Staatsphilosophie zu tun. Das geht bis hin zu einer Pseudo-Frage-Antwort-Situation, wo nicht mehr als eine Verteilung der Sprechanteile an Sprecher mit dem gleichen militärischen Unterton, im Sinne: Der oktroierte Witz, erfolgt. In einem Interview mit Hans Modrow 1990 war sehr schön zu verfolgen, wie er, ganz offenbar aus Gewohnheit, die Synthese am Ende einer Argumentation offenließ. Kirschners Fotografien idealisieren den Alltag in der DDR vielleicht ein wenig, aber woher soll ich das eigentlich wissen? 1990 sind in Leipzig, Grünau, wo Kirschner herkommt, Schlammhausen genannt, weil die Plattenbauten lange vor der Infrastruktur da waren, die ersten großen Märkte, Massa Markt, Norma und so weiter, provisorisch in übergroßen Zelten im Schlamm neben den Plattenbauten aufgestellt. Was offensichtlich ist, wenn sich einer mit der Materie ein wenig beschäftigt, ist, dass es deutlich günstiger war, die neuen Siedlungen in Berlin und anderen Städten am Stadtrand zu bauen, ältere Viertel verfielen dagegen. Es gab Kampagnen, den Bürgern die neuen Wohnungen schmackhaft zu machen. Nach 1989/90 wurde der Prozess der Dezentralisierung des Stadtlebens Stück für Stück wieder rückgängig gemacht, Plattenbauten wurden rückgebaut oder abgerissen, die Kerngebiete der Stadt saniert. |Field Recording Spule Alltag-DDR-Witze|

Carpe Diem

2. Juni

Ich lach mich tot – in Berlin! Wenn meine Leiche gefunden wird, dann soll für diejenigen, die sie finden, bis zum Ende ihres Lebens gut Lachen mit meiner Leiche, mit mir auch, und mit ihren eigenen Leichen, eintreten. Wie veranstalte ich das, wenn ich allein bin? Zum einen befindet sich meine Leiche wahrscheinlich in einer bestimmten Position zu etwas, das ich getan habe und aus diesem Zusammenhang soll jetzt das subtilste und sublimste, das leiseste Lächeln hervorgerufen werden, das je bei einem oder mehreren Menschen gesehen wurde und für ewig und drei Tage vorhält. Wenn es um die Statistik geht, werden die Extremwerte gewöhnlich abgezogen, das Ergebnis wird auf diese Weise stabilisiert, um von da aus zu weiteren Resultaten zu gelangen und eine ordentliche Kiste für den Menschen, wie er auch ist, zu schaffen und bereitzustellen. Einem jedem Tierchen sein Pläsierchen, hieß das auf Westdeutsch oder, dass ja jeder auf seine Weise, seine Façon, glücklich werden solle oder ein lapidares Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott. Dem könnte eine solche Anordnung entgegenkommen. Was könnte willkommener sein als Witz, um endlich zum Leben zu finden! Unser flüchtiges Leben in einer provisorischen Pointe auszuhauchen, bei der alle Beteiligten gut lachen haben, die Pointe (Synthese) wird als Gemeinschaftserleben angedeutet und möglichst weitgehend offengelassen.

Flower Tower „Ich hab Dich lieb! Wirklich? Ja, wirklich. Arbeit habe ich gesucht … aber ich kann nicht mehr weiterleben so. Ich weiß keinen Grund mehr,
weiterzuleben … Ich hätte auch große Sehnsucht, wieder mit euch zu sein, wie es nie richtig gewesen ist – mit euch zusammenzusein.“
(Fassbinder, In einem Jahr mit 13 Monden) Letztens habe ich überlegt, in den Flower Tower nach Lichtenberg zu ziehen, eine tolle Umgebung und die Wohnungen sind zur Zeit günstig zu haben. An sich ist das aber keine Option, weil ich Lehren aus der Vergangenheit gezogen habe, wasn Langweiliges … vielleicht doch? Dann aber heißt es, keine Musik mehr über Flüsterlautstärke und keine Beschwerden über die Lautstärken der Fernseher nebenan. Das gibt es da auch nicht mehr, das Kollektive, das war eine Gesellschaftsform! Den Punk gab es als politische Bewegung in Wirklichkeit so gut wie gar nicht, das war eine Musiksache! Keine Ordnung gibt es nicht, aber manchmal Unordnung, das ist, wenn jemand seine Ordnung auf die Probe stellt. Auch Chaos gibt es nicht allein, da kann Johnny Johnny John John Lydon singen, was er will, in One-Drop von 2012: We came from Chaos.

Verstand geht nur bis da!

Das Erscheinen in der Sphäre der Erlösung Michail Bakunin kritisiert Karl Marx, indem er behauptet, dass bei dem über einem Treffen von drei Leuten eine Regierung eingesetzt sein soll, ich kritisiere Bakunin und Marx und rufe: „Zwei sind schon zuviel!“ Das Erscheinen in der Sphäre der Erlösung trägt anarchische Züge, dem wird wohl keiner widersprechen. Menschen haben Freude an spontaner Entscheidungsfreiheit und testen mit Witz die Grenzen dahin aus, ein Lerninhalt vielleicht ohne Ende. Paul K. Feyerabend hält Navigation für ein Schlüsselwort unserer Epoche.

François Villon Während einer Dokumenta in Kassel saß ich im schwarzen Rollkragenpullover vor einem Espresso. Ein Typ, anfang zwanzig, Cowboyschuhe, schulterlange Haare und Schnurrbart, sprang plötzlich und ohne jede Ankündigung auf einen der Tische und rezitierte für eine Viertelstunde François Villon, mit wildem Blick und in provozierender Haltung. Die Sache hatte Witz, sie war weder witzig noch gab es Witze zu hören.

Shopper sind Pioniere des Materialismus Die Gemeinschaft der Shopper sollte sich überall etablieren, zum Beispiel: Ich helfe der alten Oma am Regal, ein Produkt von ganz oben wegzunehmen … praktizierte Nächstenliebe. Wenn aber jemand an der Kasse in Ohnmacht fällt, wie vor ein paar Jahren in einem Supermarkt in der Pappelallee, was könnte ich dazu sagen, als „Zuviel des Guten!“ Mir selbst war auch im Supermarkt schon schwindlig, das liegt in der Natur der Sache, die dort im Laufe des Tages ankommen, sehen sich vielleicht mehr als sonstwo vom Schwindel umgeben. Vor hundert Jahren gab es noch keine Supermärkte, sondern Tante-Emma-Läden. Möglicherweise ist der Begriff pejorativ gemeint und mit dem Aufkommen von Supermärkten zusammenzubringen. Möglicherweise gab es für den Supermarkt Kampagnen wie für die Platte, vielleicht war das aber auch nicht nötig. Möglicherweise war die Ölkrise in den 1970ern weltweit zugunsten eines Dynamikschubs im Sinne eines Komplexitätsausgleichs danach koordiniert – anstatt zu Fuß mit dem Auto zum nächsten Supermarkt, das war die Pointe. Möglicherweise herrscht morgen Ersatzverkehr. Leute, die so etwas genau wissen, leben noch, aber wohl nur noch sehr wenige in hundert Jahren. Die Umgebungen sind, damit ein Witz gelingt, aktuell zu halten. Ein Witz in einem Tante-Emma-Laden wird spätestens 2050, bei vielen aber auch heute bereits, noch bevor er auserzählt ist, floppen. Dagegen gibt es viele Witze, die vor 100 Jahren noch gar nicht möglich gewesen wären, so zum Beispiel Leslie Nielsens Supermarktszene aus The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult.

Ein geklautes Kaugummi … neunzehn Jahre Haft!

Tante-Emma-Laden-Witz Ich wundere mich darüber, wie die ganzen Menschenmassen in den Supermärkten vor nicht allzu langer Zeit in einen Tante-Emma-Laden gepasst haben, der, meiner Erinnerung nach, auch fast immer leer oder nur wenig besucht war. Das ist, wie Herr Glosa im Alter meinte, er wundere sich darüber, dass die Cafés und Kneipen sich in Prenzlauer Berg alle halten könnten, er war allerdings kaum noch abends oder nachts unterwegs. Supermärkte waren Mitte der 1970er ein Hype, Einkaufswägen eine Neuheit. In den gewöhnlich näheren, kleinen Läden wurden ab und zu ein paar Brötchen gekauft oder eine verbeulte Blechkanne wurde unter die Milchzapfsäule gehalten, bis der Liter voll war, der Deckel draufgesetzt und die Kanne barfuß nachhause geschwenkt. Wie konnte Tante Emma, völlig allein und auf sich selbst gestellt, die ganze Logistik bewältigen? Ende der 1970er gab es einen Logistikboom, der von den meisten vielleicht nur am Rande bemerkt wurde, obwohl Logistik ein Modewort der Zeit war. Die Logistik, besonders im Lebensmittelbereich, hat aber die Weichen für die Produktevielfalt und das Shoppingsystem heute gelegt, viele Logistikunternehmen sind in der Zeit entstanden oder haben sich deutlich vergrößert. Die 1970er – das Jahrzehnt der Vielfalt. Ok, ein Laden pro Ortschaft wird es normal nicht gewesen sein, außer in Ortschaften unter tausend Anwohnern, zum Beispiel Müller in Waldmühlen, das Dorf kenne ich, da war er der Einzige. In Berlin wird es, bis ich hier ankam, ein paar solcher schnarchnasigen Einschlafumgebungen gegeben haben, die sporadisch über die Stadt verteilt waren – mit einer müden, alten Frau im Kittel hinter einer verstaubten Theke, einen großen, goldenen Ohrring am linken Ohr, das bärtige Gesicht bereits seit Jahrhunderten in tiefer Meditation nach unten geneigt, die Schlange bis zur Tür hinaus in einverständlichem Warten befangen. Nach Jahrhunderten tönt eine alte Wanduhr, dreimal geht der Gong und die Schlange rückt ein wenig vor. Auf die Waren, die einer haben will, wird gezeigt, wenn sie nicht eindeutig bezeichnet werden können. Heutzutage dagegen wird aktiv eingekauft, die Produkte werden anders behandelt, mit mehr Zuspruch und Liebe aus dem Regal genommen. Hier regiert meine Welt, in der vielleicht alles Vernunft ist! Das zeigt sich beim Überlegen, bevor ich ein Produkt aus dem Regal nehme und dann sicher kaufen werde.

Molekularer Blackout Die meisten Molekülbewegungen, was die hörnahe Rezeption von Musik betrifft, spielen sich um die Ohren herum ab und viel davon passiert im Bereich der sogenannten Air, von 10 bis 20 KHz, das Ganze geht bis etwa 100 KHz. Die Molekülbewegungen korrespondieren mit dem unregelmäßigen Fiepen des Nervensystems, einer Art Morsecode oder einfach eines linearen Codes zur Steuerung des Individuums und seiner Wahrnehmungen – nützt nichts, nur genauer hinzuhören, verschlüsselt wird das Ding schon sein. Aber immerhin, die Nerven sind doch dem Ego zugehörig, oder etwa nicht? Es verfügt doch über ein Gehirn, oder? Das hatte ich für einen Moment vergessen, eine Art der Simulation eines Hirntods. Der wird ja auch im Allgemeinen erwartet, das ist also der Horizont der Gesellschaft, der Hirntod, das wird dann zum Beispiel auch in Rolf Elberfelds materialistischem Buch zur Phänomenologie der Zeit von 2001 (2. Aufl. 2010) deutlich. Das Allgemeinste findet sich selbstverständlich auch in jedem Spezifischen. 10 KHz, das ist zum Beispiel ein Zahnsteinbohrer, der geht vielleicht bis 13.000 Hz. Von da aus aufwärts wird es immer windiger. Wenn ich die Zeigefinger in die Ohren stecke, dann höre ich vielleicht ein bassiges Brummen von Zentrum nähe Grundtonbereich etwa 260 Hertz, Luftmoleküle sind da kaum beteiligt. Die Nerven fiepen dazu. Blixa Bargeld schreibt bei Merve, dass im luftleeren Raum nur die Nerventätigkeit zu hören sei, das will ich bezweifeln, die Resonanzkörper und ihre Geräusche sind auch und mehr noch zu hören, mittels Muskelkontraktionen an den Schläfen lassen sich schöne Melodien erstellen. Wenn ich also etwas mache, aber wann schon mache ich wirklich nichts? Nichtmal, wenn ich schlafe, da schlafe ich ja. Bei Langeweile macht der Mensch auch etwas, nämlich sich langweilen. Wenn ich einen Blackout habe, dann tue ich nichts. Die Momente des Nichtstuns, einmal vorausgesetzt, dass Tun und Reagieren das gleiche ist, existieren als solche nicht, am ehesten handelt es sich um Übergänge wie Tunnel oder synaptische mystische Erfahrungen. Die Luft ist auch eine räumliche Metapher im metaphysischen Bereich. Vor dem Atem ist die Idee. Die Idee kommt aus einer Sphäre, in der Molekülbewegungen nicht so sehr eine Rolle spielen oder wesentlich subtiler sehr viel mehr. Die höchste direkt messbare Frequenz wurde 2013 gemessen und beträgt 2,3*1025 Hz.

Feuerbachstraße hat ein Circus seine Pforten geöffnet – Circus Hoppla Hopp, ein Kindercircus mit Ponies.

Auto Im Opel Caravan lande ich in einer sternenklaren Nacht an einer Autobahntanke mitten in den Bergen zwischen Frankfurt und Kassel. Ich bin froh, die Berge zu schaffen, die Rückbank ist umgeklappt, das Auto bis obenhin voll mit Büchern und Schallplatten, sodass der Auspuff fast schleift. Das kann gefährlich sein, besonders auf der Autobahn, wo ich es schon erlebt habe, dass sich ein Auspuff mit einem blechigen Trümmerklanggeschehen nach hinten weg verabschiedete. Das Pedal weiter am Anschlag, nicht ein km/h weniger, im Gegenteil, die Karre wird leichter, der Rest der Strecke könnte zu bewältigen sein. Der Typ an der Tanke will mir außerhalb der offiziellen Arbeitszeiten die Bremsen nicht reparieren, das ist sein Protest gegen eine neue behördliche Anordnung, die ihm das verbietet, die Bremsen müssen für den Rest der Strecke vorsichtig bedient werden. Der Anlasser, ich fasse mehrere Autos zusammen, geht grundsätzlich nur, wenn ich ihm vorher in einem bestimmten Winkel und mit mittlerer Kraft mit einem Werkzeughammer einen verpasse und die Schwimmernadel im Tank säuft des Öfteren ab – dann bleibt er stehen. Abwegig, zwanzig Kilometer vor Ort neben der Landstraße säuft mir der Wagen ab, in irgendeinem gottverlassenen Ort. Und da kommt Alex S. in seinem Fiat, war es ein Fiat oder ein Alfa, entlang, ein Spezialist für Reperaturangelegenheiten jeder Art, selbst Fernfahrer und auch noch mein Mitbewohner, ich jubele und, kaum zu glauben, bis zu Ende zurecht! Das dauert keine halbe Stunde! Alex hatte die Eigenart, seine Fahrzeiten so zu organisieren, dass er erst spät abends nachhause kam, sich in die Badewanne legte und einschlief, so dass ich ihn, bevor ich morgens das Bad benutzen konnte, wecken musste. Heutzutage verfügen alle Autos über Selbstreperatur, wenn etwas kaputt geht, drücke ich den grünen Knopf unter dem Handschuhfach, dann dauert es manchmal ein paar Minuten, aber der Fortschrittsbalken auf der Windschutzscheibe zeigt mir, wie lange genau.

Sich-Witze-Erzählen Witz ist oft auch dazu da, müde Gesellschaft zu dynamisieren, dafür gibt es viele Beispiele bis hin zum geplanten Sich-Witze-Erzählen. Witze sind harmlos gegenüber dem Witz. Sie beziehen sich meist auf ein Repertoire vergessener Ethik oder Moral, die mit der Pointe den Wortschatz des Initianden auffrischt. Witz dagegen erneuert grundlegende Ansichten des Initianden auf Dauer. Deshalb ist das Sich-Witze-Erzählen die letzte und verzweifeltste Aktion vor dem Untergang einer Gesellschaft, wenn sie nicht offen leiden will.

Kir Royal, 1986. Provokation ist die ganze Existenz und wahr bis zum Ende aller Zeiten. Die Welt ist witzig, aber das Leben nicht. Das Leben kann vielleicht hin und wieder einmal lustig sein.

History rebeats itself Mit der Zeit stellt sich, was Geschichten betrifft, heraus, dass sie sich unregelmäßig und in etwa wiederholen. Dabei werden Kontexte in andere Gesetzmäßigkeiten übersetzt. Das, was von der Geschichte angezeigt wird, ist das, was sich ändert. Diese Art der Negativität bestimmt Geschichte mehr als Wiederholungen von Basisakten Einzelner. Ich versickere in den verlassensten Pfützen der Welt, auf Feldwegen fernab der Zivilisation neben der Autobahn. Selten war ich mehr Pfütze als da.

Aufmerksamkeit Wer sich gegen Witz erfolgreich wehrt, verfällt in Zynismus. Das Einlenken ist eine Alternative zum Witz. Beide gehen in Richtung Einsicht, so verstanden, dass die unmittelbarste Gesellschaft die Gesellschaft schlechthin ist. Aus der Diskrepanz heraus entsteht eine Inkongruenz, die für ein Stutzen verantwortlich zeichnet, das mit einem Schmunzeln oder Lachen einher gehen kann.

Leichtigkeit als Witz Der leichteste Witz ist der unbeabsichtigte, und es kann einmal in Reihe gebracht werden, was den leichten Witz so derart auszeichnet, dass er heutzutage in den Medien, besonders im Schnarchnasenmedium Fernsehen und dort besonders in der Werbung, in Shows aller Art und Unterhaltung so grandios scheitert. Je weiter ich die Absicht, einen Witz zu formulieren, abziehe, desto näher gerate ich an die übliche Smalltalk-Gesellschaft des leichten angehenden 21. Jahrhunderts. Am Ende ist gar kein Witz mehr zu erkennen, sondern eine kaum spürbar gesteigerte Heiterkeit, die sich lange hält und wahrscheinlich genau deswegen, wegen ihres unglaublichen Erfolges, als Antipodin des Sensationalismus in den Medien und zentrale Stütze der Gesellschaft wiederfindet.

I Feel Love / Ich Liebe Euch Alle Ich habe eine tolle Idee für ein Musikstück auf Basis von Melodie-only, einem noch zu entwerfenden Programm, einer App oder eines Gadgets, das Sätze sprechaktkonform in Melodien übersetzen kann. Eine amtliche Anordnung, ein Gerichtsurteil oder eine Anweisung kann so in Melodie-only übertragen werden, dass nur ungefähr erahnt wird, was genau da gesagt wurde oder wird und der eigentliche Inhalt erst nach Jahren oder Jahrzehnten aufgedeckt wird. Donna Summer hat das mit I Feel Love von 1977 im Grunde vorgemacht, das geht also. So etwas kann zum Clubhit werden und den Underground über Jahre hinweg beschallen!

Chris Cornell selbst hat darauf hingewiesen, dass er persönlich nicht dafür belangt werden will, wenn das ganze Ding den Bach runtergeht, an ihn kann sich keiner wenden! Soundgarden ist ja auch zutiefst homophone Musik. Am Ende dröhnt eine gigantische Maschine: Wup, wup, wup, wup, wup, wup … es ist die Waschmaschine der Frau, die über mir wohnt.

Lehnende Ikone

15. Juni

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Ich will wieder Musik machen, aber da ist Arbeit Die ganze Zeit werde ich wieder und wieder daran erinnert, dass die Hörkompetenz steigt und steigt. Ich will wieder Musik machen, aber die Welt, die Zeit verformt die Ergebnisse. Je leerer ich werde, leer heißt bei mir zumeist absichtslos, desto weiter wird der Raum, den ich der Musik zugestehe, außer, mir fällt überhaupt nichts mehr ein. Was soll da übrigbleiben? Nichts wäre nicht Nichts, sondern eine Vernichtungsaktion, die doch etwas wäre, oder nicht? Wäre nicht Nichts demnach das, was etwas würde? Schön wird ein solches System erst, wenn ich damit anfinge, nicht nur einen oder zwei Gedanken zu überblicken, oder Ströme, sondern viele und dynamische Prozesse dabei integrierte, rasch und fließend ausprobierte, etablierte oder verwürfe! Die Verluste einer Musik, erst recht einer eigenen Musik, nach Jahren steigender Hörkompetenz sind groß, das ist zuweilen schwer zu ertragen. Besonders die Räume stellen sich immer deutlicher dar, wo ich vorher in einem Tongemisch verfangen war, sehe ich mich jetzt an der Decke über einer Tanzfläche kleben und übersetze den Raum und die Perspektiven anderer in die Musik mit hinein. Die Musik wird dadurch mehr und deutlicher. Auch die Rhythmen stellen sich deutlicher dar, manchmal habe ich das Gefühl, dass zunehmende Hörkompetenz ein ethisches Ding ist, eine Moralangelegenheit oder so, oder auch, wie einer sich verteidigen kann als Person mit der Rolle, die er durch seine Geburt einnimmt und je sauberer ich in Hinsichten werde, die ich nicht einmal unbedingt zu teilen brauche, desto genauer höre ich das, was ich selbst produziert habe, der sauberste Mensch der Welt hört am meisten Raum. Musik hat also mit Musik- oder Frequenzmühe gar nicht soviel zu tun? Und jetzt bedenke: Mit der Genauigkeit, mit der ich eine meiner Produktionen höre, überblicke ich mein ganzes Leben. < Derivat per Melodie-only? Vielleicht von Volker Spenglers Monolog aus Rainer Werner Fassbinders In einem Jahr mit 13 Monden, das erste Ziel für Melodie-only. Je genauer ich aber höre oder bei Produktionen werde, desto weniger mystisch wird die Musik nicht nur für mich.

Himmel und Hölle Es ist nicht so, dass alle guten Geschichten im Himmel stattfinden und alle schlechten in der Hölle, sondern die Geschichten finden statt, wann und wo sie wollen. Es ist aber auch nicht so, dass alle Gesetze, die jemals erdacht wurden, insgesamt die ganze Zeit den Menschen regulieren und es würden immer mehr. Die meisten Gesetze, die je Gesetz waren, sind aber heute noch Gesetz. Einem Gesetz die Gesetzmäßigkeit abzusprechen, entkleidet es nicht seiner Form und des signifikanten Zuspruchs irgendwo irgendwann, wenn es auch vergessen wurde – das Vergessen gibt es nicht, jedenfalls nicht dem Anspruch nach. Wenn ein Gesetz nicht bei seiner Abschaffung verhöhnt und verdreht wird, dann bleibt es bis in alle Ewigkeiten in seiner ursprünglichen Form bestehen. Das betrifft auch Routinen in der Musik. Ob es wahrgenommen wird, ist dabei eine andere Frage.

Zur Ästhetik der Musik jenseits der Zeit Ich versuche, musikalische Syntax kurz zu fassen und in Gesten zu übersetzen, die ich dann wieder syntaktisch reproduziere, möglicherweise auch vertikal und halbvertikal. Die Hardbopper, die das auch schon versucht haben, waren, meiner Meinung nach, wahnsinnig erfolgreich mit nur geringen Reduktionserfolgen. Welche Begriffe sind in der Musiktheorie explizit zur Schilderung von Verläufen da? Die sollen zuerst abgezogen werden: Übergang, Fade, Dynamik- und Tempoverläufe (<, >, rit., acc., und Ähnliches), Melodien und Motive, soweit es sich nicht um statische Motive handelt. Modulationen werden ebenfalls durch Bezugsgrößen dargestellt. Das mag wie eine Ausrede klingen, aber wie sonst ist da heranzukommen, je fester die Bezugsgrößen, desto stiller das Stück. Die Attacks und Releases werden mit Blick auf die Höhen verarbeitet und so kurz wie möglich gehalten. Es ist beim Singen schwieriger, kurze Attacks und Releases im Bassbereich als in den Höhen zu singen, deshalb passiert viel im Bereich der Air. Der Bass kann anders befestigt werden, da geht es nicht um Basslines, versteht sich, sondern um Bassraumauffüllung. Nur wenige Midiereignisse machen die Bassraumauffüllung, vielleicht nur eins. Die BassStation wird schon etwas daraus machen. Erweitert werden per Klang die Parameter, die mit dem Midi angelegt sind.

Ur-Violinschlüssel

Es soll nicht Groß-Aufhebens um die Musik gemacht werden, kein großes Aufheben, sonst wird irgendwann gar nicht mehr damit angefangen. Wenn Johnny „Johann“ Sebastian Bach jede Woche eine Kantate geschrieben hat, dann geht das heutzutage auch nicht schneller, für ein Stück zwei Wochen ist, glaube ich, einigermaßen normal.

Not of this World Wenn eine Musik es nicht darauf anlegt, überschön und melancholisch, ultracool oder radikal vernünftig zu sein, komplett verloren, total verwildert oder aber absolut sexy, dann sollte sie überhaupt nicht tönen, finde ich.

Arbeitender Ich bin nicht Arbeiter, ich bin Arbeitender. Ich bin zärtlich zum Material, das ist in dem Wort inbegriffen. Die meisten Menschen verstehen nichts von der Zärtlichkeit. Einen Gegenentwurf zur Zärtlichkeit liefert zum Beispiel der Electro, liefern viele Richtungen der Populären Musik, in denen der Bezug zum Material ein anderer als jetzt unbedingt ein zärtlicher ist. Dass das auch einen Begriff von Souveränität anspricht, sollte zumindest berücksichtigt werden.

Systemtheorie und öffentliches Leben Manche meinen vielleicht, der größte Witz wäre der geflüsterte, aber dem ist nicht so, nicht einmal im Gegenteil. Ich weiß, was ich meine, wenn ich das schreibe, aber Relativität ist nunmal seit langer Zeit die Nummer eins. Deshalb sage ich, dass alles, wo ich etwas behaupte, an sich nicht verifizierbar ist, und auch nicht stimmt, sondern es stimmt immer nur jeweils inbezug auf die Perspektive zu etwas Anderem, das ich da vorher schon gemeint habe und auf das ich eingegangen bin, als ich einen Satz formuliert habe. Das soll keine Aufforderung zum Assoziationismus sein, sondern eine von mehreren Möglichkeiten der Falsifizierung vorstellen, diese Art der Falsifizierung nenne ich Die Panzerfaust. Nach der Relativität kommt eine anschlussfähige und vertretbare Ästhetik oder Theorie oder beides. Heinz von Foerster sagt hier, seine Theorie baue auf Lücken auf. Ich glaube dagegen, dass eine Theorie ein amorpher Lichtwurf nach vorne ist und jede Theorie besteht aus der Unwissenheit, die sie übriglässt.

Kühe Ich weiß nicht warum, immer denke ich daran, wie ich kurz vor Rennerod mit dem Opel Caravan am Holzwerk vorbeifahre, es ist kurz nach Mittag und an den Rändern der Landstraßen liegt der Schnee kaum einen Zentimeter hoch. Ein Vorfrühling zwischendurch mit Pfützen allerart und überall und Eis und drum und dran. Zwischendurch die Wiesen, die Kühe Kühe Kühe auf den grünen grünen Flecken grasend, keine Kühe? Warum keine Kühe? Es ist vielleicht noch zu kalt. Ob Musik in Wirklichkeit zweidimensional ist und radikal linear, wenn ich bewusst bin? Tauwetter, als würde es bald Frühling, dabei ist es Ende Januar. In einem von den Dörfern, durch die ich Überland fahre, bringt ein Mann vor einem Einfamilienhaus den Mülleimer raus.

Der Interpret für sich Suche Interpreten, die Willens sind, nach Partiturverlauf die Ohrmuskeln rhythmisch zu kontraktieren und auf diese Weise meine Komposition Muscles (noch zu erstellen, ⌒(ゝ。∂ ٩(ˊ〇ˋ*)2015 و) zu spielen. (PMB On-Demand, individuelle Lösungen, 20€). Für einen Spiegel ist gesorgt: Et Lux Perpetuam! Luceat. Eis! Hauptsache nicht mir … Wenn ich die Faust balle, verändert sich bereits der Klang der Nerventätigkeit.

Carl Andersen und Niezsche Der Niezsche geht auf mein Konto!“ Carl Andersen mit 50, ein Filmemacher, den ich in Prenzlauer Berg kennengelernt habe, Osti und ich haben ein Stück zu einem Film von ihm gemacht, den Film sozusagen entschärft. Jetzt überlege ich: Carl ist doch eigentlich so ein Typ, was will der eigentlich hier, der gehört doch nach Kreuzberg, das ist doch so ein Kreuzbergtyp. Die Off-Videothek Negativeland, die es seit kurz nach 89/90 bis vor Kurzem in der Danziger gab und in der Carl lange Zeit gearbeitet hat, hat dieses Jahr aufgegeben. Love Sucks hieß sein letztes Projekt, als ich ihn vor ein paar Jahren gesehen habe. Ich selbst fühle mich nicht Prenzlauer Berg, hab mich eigentlich nie hier zuhause gefühlt, das geht wohl auch kaum, in Prenzlauer Berg ist wenig Schönheit und Stimmung so gut wie gar nicht. Ich bin am ehesten vielleicht ein Treptower Typ, habe aber nie da gewohnt und kein Geld, um mir da eine Wohnung leisten zu können, die in etwa der entspricht, die ich zur Zeit bewohne. Was ich auch tue, wird die Welt nicht meine, scheints schon lange, deshalb stört mich das jetzt nicht so sehr, dass – was weiß ich … verunsichert ist der Mensch, ob er in der Welt etwas tun soll oder nicht. Wenn ich aber gar nichts täte, würde die Welt dann nicht hässlicher?

Ausschnitt aus Circumferentials Ber-Do, meiner Interpretation des Tib. Totentenbuchs (PMB On-Demand, ab sofort bestellbar, 20€). Mit der Gründung von PMB On-Demand 2015 habe ich mich entschieden, nur noch Auftragsarbeiten auszuführen und die möglichen Ansätze anzubieten, ohne sie umzusetzen, es sei denn, es liegt ein Interesse vor. Im Bardo heißt es, dass, wenn jemand sich nicht gleich am Anfang erlösen kann, der Weg immer schwieriger und Erlösung immer unwahrscheinlicher wird. An das Ende kann ich mich im Augenblick nicht erinnern, eine ernsthafte Interpretation wäre auch möglich, es könnten Systeme im Textverlauf ausfindig gemacht werden und die Relationen der Klangereignisse entsprechend angepasst.

Einsturzfelder Den Begriff Einsturzfelder habe ich ins Leben gerufen, um die Teile von Sun Ras Schaffen zu bezeichnen, die im allgemeinen viel zu wenig für eine wissenschaftliche Aufarbeitung erkannt und fast immer als Kakofonien bezeichnet werden. Dabei ist Skalenverhalten vielfach zu erkennen, auch synchronisiert, wie ich meine. Es ist die Frage, ob eine Kakofonie für Sterbliche überhaupt machbar ist.

Das Verhältnis der Mystik zur Welt Wo taucht Mystik im Erleben auf? Aus welchen Gründen oder Anlässen heraus? Die Idee von einer Mystik ist in der Welt, aber nicht sehr viel mehr. Von vornherein verdrängt das Unterbewusste fast jeden Keim davon und ersetzt es durch Geschwätz und Feindseligkeiten. Die Idee von einer Mystik war sehr schön, aber sie kommt nicht wieder. Ein Teil davon ist mit dem Christentum untergegangen, der andere Teil, der Buddhistische, ist gar nicht erst bis in die Träume vorgedrungen. Es kann von Glück gesagt werden, wenn sich in tiefen Träumen nicht Micky-Mouse-Masken als tibetischen oder japanischen oder indonesischen Ursprungs vorstellen. In entsprechenden Geschichten, versteht sich. Dabei ist Micky Mouse in der Tat ein Anwärter, irgendwann als Stifter einer Religion hervorzutreten.

Ligeti-Albtraum Ich denke, ich schraube das die ganze Zeit zurecht, was ich da höre, dabei ist es einfach ein Ligeti-Sample, das die ganze Zeit unbeeinflusst im Expander von einem Chip heruntergenudelt wird, so meine Angst. Die Maschine, an der ich schraube, ist in Wirklichkeit leer, nur ein Speicherchip zum Abspielen drin und ich schraube und schraube mit voller Überzeugung völlig umsonst. Das ist wohl ein Überbleibsel von ein paar Livesets, wo das mal so gewesen sein mag, eine Strafe ohne Zweifel.

Granularsynthese Ob Time-Stretching auch mit richtiger, echter Zeit geht? Müsste eigentlich. Die beweglichen Anteile des Organismus, was auch immer das sei, müssten erst einmal abgezogen werden, das Leben als Linie verstanden und dann wird munter gestretcht, um den Timings der anderen zu entkommen oder sie mit dem eigenen Tempo zu irritieren. Herausgestretcht werden neun plus eine Zeiten. Will jemand zum Beispiel ad hoc das Zeitliche segnen, wenn das nicht vorher schon passiert ist, schließlich, so William S. Burroughs, kann keiner wissen, ob er gerade tot oder lebendig ist, was dann? Das Zeitliche scheint bereits gesegnet zu sein, der Segnende geht spätestens hier in die ewigen Jagdgründe ein – segnend: Das Zeitliche war ok!

Vermeidungsstrategien Das Verbot der fallenden Sekunde tritt von heute an ein, ich hasse diese larmoyante Tonquälerei. Das Verbot der fallenden Sekunde gärt schon seit zehn Jahren oder so und tritt immer einmal wieder hervor und verursacht Affekte. Etwas später: Kaum ist das Verbot der fallenden Sekunde ausgesprochen, schon passiert sie mir in einem Thema, das ich nicht ablehnen kann. Warum bloß nicht? Warum kann ich das Thema nicht ablehnen? Vielleicht, weil ich keine Maschine bin. Die Maschinerie der Welt aber ist anscheinend in der Lage, mein Verbot abzulehnen, und das über meinen erklärten Willen hinaus. Vielleicht kommt es daher, dass das „Das“-Sagen prägnanter ist, als das „Ich hasse“-Sagen.

4. Juli Ausdruckstanz ist wichtiger als die Liebe!

Die Wissenschaft in der Nachkriegszeit „Dann … war ja meine ganze Theorie von Anfang an falsch!“ „Genau. Und alle Ergebnisse müssten exakt anders herum gelesen werden, damit überhaupt erst ein Sinn daraus entsteht!“ „Aber dann muss ich ja die ganze Theorie noch einmal neu schreiben!“ „Richtig. Und der Jockel muss die Befragungen noch einmal überprüfen und sagen, wie es sich denn wirklich verhalten hat.“ „Geh, hol mir die Luise, sie soll mir einen starken Kaffee kochen, dass ich sofort damit anfangen kann!“

Interpolieren Interpolieren ist eine der sehr wenigen Metaroutinen, die bei fast jeder Routine unformuliert mit dabei ist. Eine für mich sehr interessante Beobachtung ist, dass, wenn ich abwechselnd an unterschiedlichen Maschinen arbeite, an mehreren Maschinen gleichzeitig, wie das gewöhnlich der Fall ist, die Klänge sich ganz ohne Absicht oft überraschend weit aneinander angleichen. Am Ende gibt es so eine Art Klang des Studios, die Homebase verhält sich bestenfalls wie ein Instrument. Und da gibt es dann auch irgendwann eine Gegenbewegung. Viertel vor eins …

Yŏmillak Der OS 9 läuft, nachdem ich unvorhersehbare Probleme hatte, inzwischen wieder mehr schlecht als recht, ohne Systemerweiterungen. Ich bin dabei, eine alte Routine aufzufrischen und es ist ein hin und her der Argumente. Ich hatte mich entschieden, für Yŏ!millak zwei Stunden lang vorzubereiten, also bis viertel vor Drei, aber die Ergebnisse gefallen mir, was soll ich tun? Dokumentieren oder auf ein Endergebnis warten? Ich bin in einer tiefen Verzweiflung wegen dieser Frage und habe mich schon an den Lieben Go gewandt, und der hat mir eine Gewitterwolke als Antwort gesandt. Zwei Stunden lang nicht aufnehmen, heißt das – Momentmusik, Musik für den Moment und niemanden anders als mich. Schlimmer gehts nimmer … Drei Tage später sind Yŏmillak und Yŏ!millak fertig und ok so, weitere sollen folgen. Ein einfaches Issue nach dem letzten, schwierigen mit Dekorationen und Synchronisationen des koreanischen Volksepos. Könnte ich doch irgendwie Les Yeux Noirs auf pm14 unterbringen. Eine Woche später: Das wird nichts. Yŏmillak besteht inzwischen aus sieben Stücken (keine Finals) und eine Coverversion ist nicht vorgesehen – obwohl das auch einmal etwas Neues wäre, eine Coverversion mit 3rd-Party-Einspielungen, Mash-up würde das vielleicht nicht unbedingt genannt werden.

Deutsch-Englisch online Es ist gefährlich, jedes Wort gleich im Onlinelexikon nachzusehen. Eine Denkroutine, ein zweiter Gedanke, geht dabei möglicherweise langfristig verloren: Die Übersetzung durch eine Referenz auf das Lateinische oder Griechische, die Etymologie des Wortes, zu erschließen. Dieser Schritt ist insgesamt so substantiell, dass der Verlust langfristig große Teile erlernter Wortschätze verschütten kann. Aber Sprache ist eine Metatäuschung.

Ob die Welt Klang war? Auch Joachim-Ernst Berendt unterlag möglicherweise einer Täuschung. Vielleicht sogar der Ironie der Geschichte schlechthin, denn die Welt ist, wie jeder Mensch weiß, nichtig. Eine Täuschung, und ich glaube, es verhält sich so: Was existiert, ist ein kontinuierlicher, volumenreicher Ton hinter den Relationen. Ein Grund- und Hintergrundton, der auch Ressourcen-Kontinuum genannt werden kann. Wie eine bassige Schiffssirene, die ohne Unterlass tönt – ein Klang auf Pan Sonics Vakio, den ich lange Zeit als Nebelhorn erinnert hatte, kann einen Eindruck davon vermitteln, ich glaube, es handelt sich um einen geloopten MS-20-Grundklang. Die Welt gewinnt durch Störungen des Kontinuums, die sich für Menschen als Wirklichkeit oder Welt präsentieren bis hinein in die feinsten Formen und in unerklärte, abstrakte Konstituenten, wie zum Beispiel Gefühle (die Physiologie) oder Interpretationen, also dynamische Ausprägungen. Konzepte gehören dazu und mit ihnen wird zum Beispiel versucht, das Gesamtverhältnis von Welt und Woher/Daher zu transgredieren, beziehungsweise erneut und auf andere Weise abzubilden. Noch wahrer ist möglicherweise ein Mischverhältnis beider Konzepte. Wer den Hall hört, hört oft genauer. Nach dem Hall können Hallverläufe gehört werden, Flanger, Phaser, Rotarys usw., dann das Master, dann die allgemeinsten Qualitäten der verfügbaren Soundkarten usw. Jedesmal ist ein Progress im Sinne einer Verräumlichung der Musik zu verzeichnen, es hilft auch manchmal schon, sich visuell in einem Raum zu verorten, in dem die Musik vielleicht klingen soll. Der Hörfortschritt ist auf diese Weise enorm. Dazu werden die Frequenzbereiche visuell verortet und durchgehört, was einen deutlich weniger umfassenden Höreindruck liefert, aber inbezug auf einzelne Frequenzen und Zusammenhänge funktioniert.

Wie einen Body aus Sound / trag ich Musik in mir / Ihr könnt sie mir nicht nehmen / sie nicht über eure Flachbildfernseher vernehmen / Passt auf, sonst mach ich Syntax aus euch … vanitas.

parallel

Hurra … Hurra, Hurra, Hurra … Hurra … Hurra Der Wind trägt hin und wieder die Gesänge der Fans vom Jahnstadion über die Schönhauser Allee ins LSD-Viertel bis fast zur Prenzlauer. Danach geht das Gelände abwärts und der Schall verliert sich, ob die Gesänge bis zur Greifswalder reichen, weiß ich nicht. Wenn das Tor einmal groß genug ist, dann schafft es die Menge vielleicht mit Megaphonen oder Schwärme von Drohnen tragen die Gesänge der Fans am Abend Echtzeit über die Stadt! Vor der untergehenden Sonne. Damit das geschehen kann, wird der Flugverkehr über Berlin bei wichtigen Spielen angehalten, wenn es sein muss, in der Luft. Schon in so einem Stadion aufzulaufen wird sich kaum von dem Gefühl unterscheiden, das Gladiatoren im Circus Maximus erlebten.

Unkomisch Beispiele misslungener bis unverständlicher Filmmusik bieten die Disney-Studios mit Skalen-Auf-Und-Ab und Pizzicati ohne Ende, einfachsten Klangeffekten, oft noch durch traditionelle Instrumentengruppen, und das seit 100 Jahren oder so unverändert. Disney-Soundtracks sind ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Was an einer Pizzicato-Durskala aufwärts, abwärts lustig sein soll, frage ich mich. Disney ist sowieso ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, es ist geradezu unerträglich, wie Kids auf diesen überkommenen ideologischen Scheiß reinfallen. Disney ist einer der Hauptkriegstreiber der gegenwärtigen Gesellschaft.

Teufelskreise Zirkuläres Denken kann versklaven. Wer davon ausgeht, dass Klang derart passiert, dass er das Mischpult bedient, von da aus geht es über die Soundkarte in die Stereoanlage und dann aus den Boxen in die Ohren und weiter im Kreis, befindet sich im Irrtum. Tatsächlich besteht ein Setting aus einem interrelationalen Feld von Bedienmöglichkeiten und Optionen, gleich an welcher Stelle einzugreifen. Jede Manipulation und Verlass auf einfache Repräsentationen von Folgen werden eingeebnet wie ein silbermetallener Manschettenknopf, der wurde irgendwo auf der Autobahn zwischen Hamburg und München aus einer Limousine geworfen und mehrfach, vielfach überrollt. Das Material empfindet seine Trennung vom Ressourcen-Kontinuum als Trennung von etwas unbestimmt Anderem. Ein richtiger Satz könnte vielleicht lauten: Die Musik läuft entweder unberührt parallel zum Leben eines Menschen, der sie verwirklicht, oder emergiert aus seinem Denken. Vielleicht wird sie, wie produziert, herbeigehört.

Analog zu digital Die CD war der erste Tonträger, bei dem die Musik umfassend auf einen Teilbereich möglichen Datenbestands zurückgemustert wurde. Sie wurde zum normbestimmenden Format für alles mögliche erklärt. Da der Datenträger die Erwartungen der Produzenten lange Zeit nicht befriedigen konnte, wurde der Produktionsbereich teilweise abgekoppelt und berief sich viel länger, als zu erwarten war, auf das Vinyl. Es entstanden Versuche, die Qualität des Datenträgers aufzuwerten, von einer CD-Schneidemaschine der Firma Neumann bis hin zum heute zuweilen üblichen Digitalen Vinylsystem für DJs. Die Digitalisierung der Produktionsbereiche braucht anscheinend wesentlich länger und ist noch nicht abgeschlossen. Auf Grundlage der Elektronischen Musik, Sampler, halbdigitale oder analoge Drummaschinen, Synthesizer und Sampler, entwickelte und entwickelt sich vielfach noch die Computermusik. Die Entwicklung vom Vinyl zur CD kann mit der Entwicklung von der Elektronischen zur Computermusik in Zusammenhang gesehen werden.

Aufmerksamkeiten Genug, dass und damit sich nichts berechnen lässt, sind der Informationen. Die Aufmerksamkeit, die es braucht, einer linearen Form zu folgen, ist eine völlig andere, als die, die es braucht, einen Klang zu verstehen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Geschichten, und ich frage mich gerade, ob diese zwei Aufmerksamkeiten in einer Identität überhaupt denkbar sind.

Können Tiere lachen?

Schwatzhaft Das Schwatzhafte freut die Menschen, deshalb schreibe ich auch gerne hin und wieder schwatzhaft. Die Laberei muss die Erlösung schlechthin sein, so derart wird gerade in Prenzlauer Berg von der Gesellschaft eine Gesellschaft gesucht, die das Larifari ermöglicht.

Obertonunsicherheiten Jede noch so geringste Obertonunsicherheit sollte angezeigt werden, jedes Falsettieren komplett ausgeschlossen oder thematisiert. Eine Routine ist es auch, das Midi, selbst wenn es nicht gefällt, erst einmal stehen zu lassen und die Expander und Presets auszuprobieren, ob ein akzeptables Ergebnis zu erreichen ist. Ich gehe also zunächst von Klängen und nicht von Tönen / Tonhöhen / Noten / Midiereignissen aus. Aber oft, oder sogar insgesamt, will ich zu tonaleren Ergebnissen finden. Die grundsätzlichen Eigenschaften, die bei Expandern in vielen oder allen Presets wiederzufinden sind, der Grundklang einer Maschine ist, ganz im Gegensatz zur Computermusik, entscheidend. Deshalb ist das Equipment so wichtig, und deshalb schreibt Theodor W. Adorno, Elektronische Musik klinge wie Anton Webern auf der Wurlitzer Orgel.

Pioniere Seit Jahrzehnten gibt es fast nur Pioniere in der Musik, Musik zum Hören entsteht kaum, das Meiste ist zuerst Repräsentation von Ideen oder Idee, dann Musik. Dass solche Bemühungen langfristigen Sinn machen, beweist also die Musikgeschichte. Vielleicht entstehen durch das Internet neue Formen des Copyrights, das alte Copyright jedenfalls geht verloren, soviel ist sicher. Die Informationsstruktur der grenzenlosen Information als Information-in-Progress verschiebt die Wahrnehmung in ein vielfältiges neues Informations- und Wahrheitsgefüge. Wahrheit ist weiter weg als Wirklichkeit, dadurch ist Wahrheit bezeichnet. Nicht alles, sondern nur das wird integriert, was sinnvoll erscheint. Der Rest sind Romantizismen. Was das Copyright betrifft, ist vielleicht langfristig eine Vereinfachung der Bezahlumstände durch Mikropayment als transparente Nähe denkbar. Dann würde ich zum Beispiel für Yomillak ein paar Cent pro downgeloadete Einheit bezahlen, one click vorausgesetzt, und erst in solcher Hinsicht den Download-Button aktivieren. Für materielle Tonträger entsprechend.

Manhattan

Nerven Um das Millennium war ich auf einer Veranstaltung der Humboldt Universität zur Popmusik und zu den frisch dort angekommenen Gender Studies. Eine Professorin hielt einen Vortrag, in dem auch eine Einlassung auf die Dialektik vorkam, die bei ihr recht statisch herüberkam – wie ein oszillierendes System und nicht darüber hinaus. Ein Zuhörer stand im Anschluss an den Vortrag auf und korrigierte die Vortragende mit den Worten, dass Dialektik doch mehr prozessual und nicht so sehr statisch zu verstehen sei. Ihre Antwort darauf: „Ach so.“ Die Referentin hat mich bei der Gelegenheit, mehr als sonst jemand im Leben, Nerven zu bewahren gelehrt. Kein Mensch kann alles wissen.

Skalenkommentare Das beste Pferd ist das, das losläuft, wenn es den Schatten der Peitsche sieht (buddhistische Weisheit). Wie ich es beim Set darauf anlege, dass der Cut zum Teil vorweggenommen wird, lege ich es beim Mix darauf an, das Master vorwegzunehmen. Die 808 mag ich am meisten, wenn sie unverkleidet ist. Heute habe ich wieder eins von diesen Motiven kreiert, wo der Startton einfach nicht stimmt. Das Motiv mit dem zusammengehörigen Klang nenne ich, auch ein Bild manchmal vor Augen: Es-müssen-nicht-alle-Musiker-sein und sehe irgendwelche Leute ganz unbefangen dazu von oben durch Landschaften spazieren, so absichtslos und schön, wie ein Grundton das kaum, vielleicht sogar überhaupt nicht, repräsentieren kann. Es handelt sich dabei um das, was ich einen Skalenkommentar nennen will. Ein Partialtonverständnis kommt dem näher, aber an sich handelt es sich noch um etwas Anderes, auch nicht unbedingt um Parodie, obwohl die Parodie dazuzählt. Wozu das Partialtonverständnis da ist? Lieber in Skalen denken als in Harmonien, versteht sich für die Elektronische Musik. Entgegen den Musikern der ersten Generation Elektronischer Musik gehe ich eigentlich nur noch von Klängen und nur sehr selten, oder als zu erreichende, von Tönen aus. Ob ein einzelner Klang auch ein Skalenkommentar sein kann? Auf Miles Davis Bitches Brew findet sich, glaube ich, so etwas.

6. August Wer zuletzt lacht, lacht am 15. 04. 35

Lexikon-Sonate Danach, wohlgemerkt, habe ich dann Lexikon-Sonate
ausprobiert. Die phateste Story der Welt: Ich hätte mit Lexikon-Sonate meine Festplatte zertrümmert – wie The Who in den Sechzigern! Tatsächlich habe ich der Idee nachgegeben, das MacBook late 2008, Unibody Intel in einen Zustand zu versetzen, in dem das letzte machbare System ohne zusätzlichen Speicher usw. möglichst problemlos läuft (10.7.5). So bin ich in etwa auch mit dem 97er PowerMac vorgegangen, das war 2003 oder 2004, der bis heute Sequenzer und vor allem ProTools-Cut-Instrument ist, was beides wenig Performance benötigt, und so ist das bisherige Superinstrument dann im Grunde fertig und einfach ein Instrument. Diese Freiheit sollte im Rahmen der Computermusik gegeben sein, eine vollständig mit Musikprogrammen eingerichtete DAW Musikinstrument zu nennen, wenn das Gerät nicht mehr weiter upgedated oder erweitert wird – irgendwann ist es dann eine Art Vintage-Metainstrument mit den Möglichkeiten der Software-Übersetzungen der Zeit, die meisten Umsetzungen stammen aus dem Hardware-Sektor. Dann wird wohl auch da ein eigener Klang zu vermuten sein, eine zeitgemäße Sammlung vielleicht.

Eine Demoversion von Lexikon-Sonate ist mit dabei. Ich merke sofort, dass ich ein genialer Komponist wäre, wenn ich Komponist wäre. Ein Problem ist, dass ein Interpret nicht die eigenen Stimmungen nachvollzieht, wenn er sich auf Lexikon- Sonate einlässt, er läuft Gefahr, überzeugt mit einer Musik zu gehen, als wäre es die eigene – so ist es aber nicht und wenn er noch so schnell oder akzentuiert spielt. Es handelt sich also um eine Meta-Komposition, das bedeutet, dass der Algorithmus den Ton angibt und nicht so sehr der Interpret. Das Problem ist ähnlich gelagert, wie im Abschnitt Ligeti-Albtraum geschildert. Emphasen und tiefe emotionale Regungen entstehen besonders durch die Einzelton- und Akkordbedienungen, versteht sich, da ist der Faktor Rhythmus am prägnantesten, das ist der einzige Faktor, auf den ein Spieler, neben der Anwahl der Module, direkt Einfluss hat. Superimpositionen, und das stört auch, sind nicht gezielt wiederholbar, zuverlässig variierbar erst recht nicht. Das Enttäuschungspotential, was Wiederholungen angeht, ist beträchtlich und wird langfristig positiv bemerkt. Es stellt sich ein interaktives Echtzeitgefühl ein, das kaum hintergangen werden kann und mittels dessen die sinnvolle Integration des je vorliegenden Klangreservoirs für Anschlusshandlungen im Sinne von Problemlösungen und hin zu einer Abschluss- oder Ausgangsformulierung gesucht wird – wie es weitergeht bestimmen hauptsächlich die Folgen der Module. Ich will mich ein wenig mit Strukturgeneratoren vertraut machen. Die Dominanz der Tonhöhen wird durch ein Mit- und Gegeneinander der Parameter aufgefangen. Allzu harmonische Folgen, wie Oktav- und Primverbindungen werden durch den Brownfaktor unterdrückt. Einfluss hat der Interpret auf Einsatzabstände beziehungsweise Rhythmen und die Anzahl der Module – die dann anscheinend dominant einen Verlauf bestimmen, der per se motiviert und ermächtigt oder ein Gefühl von Ermächtigung verleiht. Mit der Fokussierung auf die Einsatzabstände – Tonhöhen und Dynamik kommen im Verstehen sozusagen eher hinterher als vorher – ist eine sichere Basis der Selbstbestätigung gefunden, und das auf Grundlage einer signifikanten Annäherung an eine Gleichgewichtung der zur Verfügung stehenden Parameter. Der Schritt, die Midiausgabe mit einer späteren Version zurückzunehmen, deshalb hier auch Demoversion, erinnert mich an die fehlenden Cinch-Ausgänge bei den letzten PowerMacs 1997. Die Einbindung von Lexikon-Sonate in Anordnungen Elektronischer Musik ist ohne Midiausgabe nicht ohne weiteres möglich – Audio-Ins sind nur selten in der Lage, den Originalklang zu unterdrücken. Eine midifizierte Version kann für Auftritte angefragt werden, damit wäre das Instrument vom Klang des Grand Pianos befreit. Eine Windows-Version existiert nicht. 1997 erschien eine Online-Version. Als App für iPad und iPhone würde sich das Programm wegen der übersichtlichen Oberflächen anbieten. Wie zum Beispiel Niklas Luhmann von einer Theorie der Gesellschaft spricht, die sich selbst enthält, ist bei Karlheinz Essl von einer sich unendlich selbst komponierenden Musik die Rede. Bei diesem Anspruch handelt es sich um wenig mehr als eine Versenkungstechnik, mit der im Rahmen systemischer Theorien Unwahrscheinlichkeiten formuliert werden. In Wirklichkeit ist ein solcher Anspruch nicht umsetzbar. Durch das Hervortreten der Rhythmik aufgrund der Eingaberestriktionen läuft der Parameter Einsatzzeitpunkt Gefahr, die anderen zu überblenden. Der Triller, der, ganz im Gegensatz zum Glissando, in vielfältigen Ausführungen vorliegt, ist zunächst interessant. Ich versuche, unterschiedliche Lautstärken als Zielpunkte zuzulassen und ein wenig zu ergänzen, das bietet sich aufgrund der einfachen Dynamik des Moduls an. Interessant ist es auch, zum Beispiel das Figuren-Modul in einer Art Frage und Antwort zu ergänzen, die Dauern und Rhythmen der einzelnen Figuren in den Spielpausen zu wiederholen, heißt das erst einmal und sukzessive zu erweitern. Es gibt eine Tendenz zum Zusammenfassen und eine zum Ausdifferenzieren. Wenn ich so weiter mache, ist die Tastatur allerdings bald erledigt, besonders das u ist in Gefahr. Letztes Jahr habe ich bereits ein s und, war es ein x, austauschen lassen. Ob sie noch ein w haben, tab und shift sehen auch ein wenig mitgenommen aus. Viele Serielle Musik zeichnet aus, dass am Ende eine Frage oder eine besonders unspektakuläre Wendung steht, eine Art Antikadenz. Vielleicht handelt es sich auch um eine Aufforderung zur Synthese, also um eine Art Synthese, was vielleicht eher nicht gewünscht ist. Trugschluss, Halbschluss und sonstige Schlussbildungen kommen infrage. Essl hat viele Ereignisse in die unteren beiden Oktaven gelegt, das kann als Vorteil gewertet werden, indem ein Autoplay, das auch abgestellt werden kann, nicht so sehr nervt. Ich versuche, einen Rhythmus aus Olivier Messiaens Visions de L’Amen (1943) mittels w, e, r -Akkordtasten solange zu hämmern, bis ich diverse atmosphärische Annäherungen hinbekommen habe. Das geht, nicht je mehr Töne, desto eher ist auch die Wunschmelodie in der Vielfalt parat, sondern die Akkordtasten erledigen die Angelegenheit solo am ehesten. Mit den Einzeltontasten z, u, i scheitert das Vorhaben deutlich. Mit Beethovens 5. geht nichts. Eine Autoplay-Begleitung zu Messiaens Stück ist halbwegs über die Bühne zu bringen, Metastrukturen deuten sich an, die durch Effekte, Expander und EQs herausgehoben und kombiniert werden können. Mit Ligetis Volumina ergeben sich etliche, zum Teil sehr interessante, Superimpositionen. Auch das Autoplay passt sich an. Als Laie im Bereich der Neuen Musik lässt sich spielerisch viel über Kompositionsprinzipien, besonders der Seriellen Musik, lernen, viel lenkt aber auch auf die 1. Wiener Schule. Metastrukturen zu erkennen und zu sammeln wäre eine weitere mögliche Entwicklung solcher oder ähnlicher Algorithmen. Ob ich eine Anwendung hinbekomme? Das wäre mein erster ernsthafter Versuch, ein Programm zu schreiben, das sollte in Summensets mit erst einmal gleich welchen Instrumenten Metastrukturen erkennen und entwickeln. Je näher Töne und Motive beieinander liegen, desto eher entstehen solche Strukturen. Klingt, wie das, worauf die Sache sowieso aus ist und gibt es möglicherweise bereits, also wo suchen? Ein wissensbasierter, evolutionärer Ansatz ist gefragt. Ganz entgegen der Dokumentation von Metastrukturen kann sich auch ein weiteres Problem anderer Art stellen, dass, wenn bei einer Interpretation eine Unsicherheit passiert, diese Unsicherheit nur sehr schwer aufzufangen ist. Das kann sehr unangenehm sein. Ich habe eine USB-Tastatur, die ist sowieso kaputt, aber die für Lexikon-Sonate belegten Tasten gehen vielleicht noch … Ich versuche, auf den Einzeltontasten ein gleichmäßiges 8tel-Spiel mental zuerst in acht, dann sieben Töne und abnehmend bis zu einem Ton einzuteilen. Die Plausibilität der Figuren verändert sich nur geringfügig. Der letzte Ton ist oft ein Glück. Abschlüsse in serieller Musik sind subtil und aussagefähig. Manchmal warte ich zehn Sekunden, bis die richtige Tonhöhe mit annähernd richtiger Dynamik getroffen ist, alles zwischendurch wird zu Durchgangsnoten erklärt. Das Überproduzierte fängt mit der Verdopplung des Spielers an und das ist hier zu bemerken. Beim 8tel-Spiel fühle ich mich wie Maurice Ravel, der Nachmittags, wie Spaziergänger berichteten, pflegte, einen einzigen Akkord wieder und wieder anzuschlagen. Im Garten, fünfzig Meter vor dem Haus, streunte währenddessen eine wilde Katze. Das Furioso gefällt mir am besten! Ich sollte die USB-Tastatur anschließen! Das weitere ist Spontaneität, wie lange wird der soeben angeschlagenen Ton gehalten, damit er eventuell für Anschlusshandlungen Sinn macht, der letzte Ton eines Motives kann durch den ersten eines Folgemotives substituiert werden. Repetitionen sind vorgesehen, aber nicht unbedingt der Erlösungsfaktor. Ritardandi, Accelerandi, unvermittelte Themen-Neuanfänge, abgekürzte und Halbschlusskadenzen. Dazwischenlegen heißt, nicht nur die Noten dazwischenlegen, sondern auch die Fingerbewegungen. Rhythmen, in die ich mich freiwillig eher weniger hereinbegeben will, liegen als Ausweichbewegungen näher als sonst, die Module belegen also viel Platz und Denkplatz auch. Ich kann warten, bis ein Ton plausibel wird, aber ich kann den Tonhöhen nur in bedingtem Maß trauen, manchmal geht es schief und das heißt, ich kann mir einen Abschluss nicht erklären. Auch wenn ich noch so lange warte. Wie kann ich solche Situationen vermeiden, wodurch kommen sie zustande? Gruppen und Dependance bereiten mir am meisten Probleme, was die Themenfindung betrifft. Wann und wo genau ist der Punkt zu finden, an dem ich mich entscheide, ein Motiv fortzuführen? Wegen der drei Einzeltontasten liegen Dreitonmotive näher als Viertonmotive. Ich bin ein Virtuose. Gestern hat eine Mitbewohnerin, offenbar Pianistin, vierter, fünfter Stock, ihren Flügel abholen lassen, die Träger waren nicht zimperlich, die Sache sollte schnell gehen. Gern hatte ich im Sommer die Fenster offen, Mozart und Beethoven zu lauschen. |Mitzi Mess spielt Karlheinz Essls Lexikon-Sonate|

Lexikon-Sonate Lexikon-Sonate begegnet mir gerade in einer Zeit, in der ich kein Internet und auch sonst keine Medien zur Verfügung habe. Nach einiger Zeit, etwa einem Monat intensiver Beschäftigung, erhält der Interpret einen Überblick über die Makrostrukturen des Programms, es dringen Wiederholungen von Phrasen durch, die deutlich nach Essl klingen und in unterschiedlichen Kombinationen wieder auftauchen. Zeitweise habe ich hier das Gefühl von Wagner-Anklängen, höre Scarlatti und noch einige mehr, deshalb meist recht kurzgefasst. Blue Notes sind auch ein paar dabei, Gershwin-Einflüsse mischen sich ein, die kommen auch nicht unbedingt aus meinem Plan, außer über den Hard-Bop vielleicht. Insgesamt ergibt sich bei mir der Eindruck, dass Lexikon-Sonate mehr Speicher gebrauchen könnte, um mir mehr Freiheiten zu ermöglichen. Auch Skiffle oder Ragtime gehen manchmal. Mehr und mehr sind die Einzeltonfolgen auch als Module, hier im Sinne von Skalen und kurzen Motiven, zu verstehen. Eine zentrale Routine ist der Wechsel der Tonhöhenrichtungen pro Intervall, versteht sich, die Töne werden nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich dazwischen gelegt. Das betrifft besonders die Durchgangstöne. Dadurch verhalten sich die Intervallvariationen ganz anders, als wenn sie linear gelegt würden. Es entsteht der Wunsch, dass Intervallrichtungen mehr als auf und ab bieten sollten, eine dritte Richtung, und die soll möglicherweise der Klang vorweisen.

Mess Solo-Interpretation In den festen Modulen 1-9 wird den memorisierbarsten Motiven am seltensten begegnet, bei der Bedienung der Einzelton- und Akkordtasten kommen sie schneller zum Zuge, wie es scheint. Die flexiblen Module bieten so etwas wie Sammlungen an. Die Module sind deutlich den Makrostrukturen folgend gegen thematische Verläufe auskomponiert. In den Stücken befinden sich je ein Tonband-Cut, um deutlich zu machen, dass die Stücke gecuttet sind, hier auf etwa 30 Prozent, mehr wäre möglich gewesen. Insgesamt ist die Ausbeute etwas höher als normal. Langfristig suche ich nach einem Set, den Bedingungen für ein Set, wo ich 80 Minuten, CD-Länge, nicht cutten kann. Lexikon-Sonate kommt mir entgegen. Der kennt Joyces Dubliners oder A la recherche du temps perdu. Das gefällt mir. Flaubert fällt mir ein. Eine versteckte Repetition passiert mir auch und ich will sie nicht cutten, weil sie mitten in einem Motiv liegt, aber da ist dann zu hören, auf welche Weise eine Repetition sehr kritisch sein kann. In einem Durchgang wird eine phrasierte Dreiergruppe zweimal hintereinander präsentiert und es klingt, als würde ein Ton überhängen (min. 0:39). Das betrifft also besonders den Rhythmus, auf den ich unmittelbar Einfluss habe. Diese Formulierung stößt mir explizit auf, aber wo ich nichts dran ändern kann, will ich sie als Dokumentation einer Besonderheit in einer Interpretation / Komposition stehen lassen. Einzelne Töne löschen kommt nicht infrage. Der Klang ist ein bisschen an Alain Planès Interpretationen von Domenico Scarlattis Essercizi angepasst und soll darüber hinaus gehen.

Die Dramen müssen rein in die Musik, oder sie muss frei davon bleiben!

Selbstverständlich habe ich ein Ergebnis von Lexikon-Sonate über diverse Effekte verfremdet und es stellt sich kurz die Frage, ob das Ergebnis nicht als „experimenteller Track“ zu einer Bassbasis verwendet werden könnte, aber eben das geht nicht, es verstieße gegen Regeln und Routinen. Die Sache müsste Echtzeit simultan und zur Summe hin passieren. Dann waren die Bearbeitungen auch vom Interesse an den Funktionen orientiert, einen Plan gab es nicht. Ich will die nächstkomplexere Ebene aufsuchen und frage mich nach einem Plan. So könnte ich, wenn ich vorher eine Idee von einer Verfremdung eines bestimmten Materials gehabt hätte, die Ergebnisse zu einer Live- oder Originalgestalt synchronisieren. Das ist aber ein Edit und weniger Voraussetzung für ein gelungenes Set, das das Ziel der Angelegenheit ist. Der Plan soll stringent sein, am besten ausformuliert.

Lexikon-Sonate Werden die Motive und Ereignisse in Lexikon-Sonate weiter auseinandergelegt, verändert sich die Problematik ein wenig, indem mehr auf die Pausen hin gehört wird als auf Rekapitulationen vorangegangener Ereignisse. Das ist eine interessante Frage, ist das so? Oder sind die Töne davor und diejenigen, die noch kommen sollen, das einzige, worauf referiert werden kann, also das Material im greifbarsten Sinne, seiner physikalischsten Gestalt. Ich habe das Gefühl, dass es außerordentlich fruchtbar ist, bei jedem Einsatz von Nichts auszugehen und mit der Aufmerksamkeit Punkte großer Stille oder Ruhe ausfindig zu machen, bevor ein Motiv oder Ereignis initiiert wird. Das zeigt sich dann auch bei den Cuts, die ganz anders gestaltet sind als in bisherigen Stücken, wo ich das Attack der Bassdrum, die Attacks überhaupt, zuerst aufsuche. Hier habe ich die Tastengeräusche und die Releases der Töne davor zu bewältigen und suche meistenfalls nach der kleinsten Amplitude zwischen den Tönen, dem Moment der größten Stille. Möglicherweise betrifft das Ausgehen von Nichts insbesondere den Substitutionscharakter der entsprechenden Töne oder Ereignisse. Es wird Nichts substituiert, der Ton ist richtig. An sich mache ich nur den Rhythmus und die Anwahlentscheidungen, mehr mache ich bei Lexikon-Sonate nicht, könnte die Idee einmal verfolgt werden. Die Anwahlentscheidungen erscheinen gegenüber dem Rhythmus ein wenig im Vordergrund, was europäisch genannt werden kann. Accelerandi und Ritardandi bei meinen Interpretationen fangen unwahrscheinliche Wendungen ins Expressive auf, das ist auf Dauer ein wenig simpel, aber macht schon Spaß. Kurz gesagt: Ich will mir das abgewöhnen. Eine gewisse Implausibilität wird die ganze Zeit über behoben. Weitere Interpretationen sind ein bisschen strikter angelegt. Musik ist der Rhythmus der Sprache und nicht nur das. Das meiste an den Interpretationen ist genau, kaum etwas ungefähr. Substitutionen, Reduktionen und Erweiterungen. Bei Ergänzung der Module Ergänzungen (Repetitionen, Kontraste, Iterationen …). Meine laienhafte Vorstellung vom Wie-das-Programm-angelegt-ist, umfasst drei Ebenen, die Ebene der Motive (Themen), die Ebene der harmonischen Verflechtung des Repertoires und die Ebene der zwölf Tonhöhen oder sonstigen Parameter. Dabei arbeiten in meiner Fantasie zwei Algorithmen strikt gegeneinander. Ich versuche, die Arbeit dieser Algorithmen zu vernichten.

Lexikon-Sonate Solo (Lexikon-Sonate, pm15) Ein kurzes Ragtime-Einsprengsel und ich frage mich, wer macht das? Das Material macht das ebenso, wie ich das mache – das Material besteht zum größten Teil und je mehr, desto besser, scheint es, aus Regeln, die Komposition inbegriffen. Und dahinter stehen soundsoviele Protagonisten der Weltgeschichte. Das Thema in der Mitte und außen die Dekorationen. Ich mag die Geräusche der MacBook-Tastatur. Die Tasten klingen ein wenig wie etwas lautere Klarinettenklappen oder ähnliche. Je unwahrscheinlicher ein Abschluss in der Seriellen Musik, desto länger ist die Interpretation.

Essercizi Domenico Scarlattis Essercizi in der Version von Alain Planès von 2004 bereiten mir mehr Freude als ein Roland E-Piano. Trotz aller Repetitionen und Wiederaufnahmen vorheriger Themen und Motive, sind die Essercizi komplex genug, dass sie wieder und wieder gehört werden können, für mich sind sie ein Inbegriff umfassenden Mitgefühls. Bis hin zum Instrument ist die Auswahl bei der Aufnahme liebevoll, ein restaurierter postrevolutionärer Schantz-Flügel mit Schepperfaktor. Von Vladimir Horowitz gibt es Aufnahmen, wo deutlich zu hören ist, wie er die Repetitionsmechanik des Flügels überfordert, ich weiß nicht, ob das bei jeder Horowitz-CD einmal dabei ist.

Drei allgemeinste Schritte Ich habe das Gefühl und frage mich, ob zum Beispiel Folgen in der seriellen Musik und der Aleatorik eventuell mit einem ersten Denkschritt beginnen, das ist der anklingende Ton, danach kommt Dramaturgie und dann die umfassende Gleichheit der zur Verfügung stehenden Parameter. Der zweite Schritt soll im Produktionsprozess jetzt ausgesetzt werden und vom ersten Anklang aus direkt zur allgemeinsten Ebene der Gleichheit der Parameter gefunden werden. Das Drama zu verhindern. Das ist keine asoziale Vorstellung, wo ein Gedanke die Einzelergebnisse im Sinne einer umgangenen Dramaturgie bestimmt, sondern der Parameterbegriff wird infrage gestellt. Rekonstruiert er sich? Gibt er etwas ab? Genug für jedes Klangereignis, um als möglich erachtet zu werden? Eine Cage-Problematik, die mit einem Begriff von Spiel aufgelöst werden kann. Das bedeutet hier, dass zwischen dem einen Klang, es kann ja auch ein Geräusch am Anfang sein, oder Ton und der Gleichheit der Parameter alles Quantifizierbare unternommen werden kann, das den eigenen Prinzipien der Ausgestaltung folgt. Der Ton selbst hat auch einen Klang, er ist kein Klang, hat aber einen Klang, deshalb An- und Ausklang.

ProTools Früher wurden keine Amplituden gecuttet, wurde Tonband gecuttet oder später wurden Einzeltöne aus, nicht nach Amplituden aussehenden, Bestandteilen kombiniert. Heute sieht alles nach Amplitude aus. ProTools bietet, soweit ich das recherchieren konnte, die weitaus schönsten und hochauflösendsten Möglichkeiten für Cuts aller Art. Zudem war bereits für OS 9 eine Free-Version erhältlich, mit der sich auch arbeiten lässt. Seit diesem Jahr gibt es eine Free-Version für OS X, die ich bisher noch nicht getestet habe.

Das gibt es nicht Dass etwas nicht geht in der Welt gibt es nicht, weil die Welt nicht das Ziel ist. Deshalb gibt es Nichts nicht, sondern alles existiert in seinen jeweiligen Aggregatzuständen für eine Zeitlang. Das stärkste, was es in der Welt gibt, ist der Common Sense, aber die Zustände werden sensibler, die Menschen sukzessive besser. Der Kontext Witz ist mir zur Zeit ein wenig vergangen, deshalb wird wieder mehr Musik, ein bisschen mehr Berlin und auch ein bisschen mehr philosophischer Anfängergeist zum Zuge kommen, um viel mehr handelt es sich hier ja nicht.

Erfindung der Traurigkeit Nicht etwa durch spezifisches Leid finden Menschen zur Traurigkeit, sondern durch die unaufhebbare Entfernung von der Schönheit, solange jemand in der Welt ist, und die Sehnsucht danach. Darum zeigt ein Mensch auf das, was er in der Welt so schön findet, damit der andere daneben guckt. Vernunft und Witz bringen ihn vielleicht gerade über die Runden. Der Körper der Musik ist ein annähernd rationales Konstrukt wie der Körper eines Menschen, der sich mit der Erprobung der rationalen Basis seines Geistes auf Lebenszeit existenziell auseinandersetzt. Das rougheste und tougheste ist durchgesetzte Vernunft, aber Naturgesetze erstrecken sich bis in den hintersten Winkel des Geistes hinein. Zwar sind auch die Religionen und ihre Stifter Teil der Täuschungen der Welt. Die Differenz zwischen Täuschung und Wirklichkeit ist jedoch auch eine Täuschung. Ein tiefer Schmerz, wie man so sagt, erfüllt mich, dass ich gegenüber irgend jemandem oder etwas, vielleicht dem Arsch der Welt, etwa nicht gewonnen haben sollte – abwinken gilt nicht, abwinken ist die letzte Impression des Faschismus. Der Arsch der Welt aber ist, wie jeder weiß, ein Ort. Und genau da will ich hin. Nach Ruhleben, Endstation der U-Bahn-Linie 2.

Eine Rußschicht bedeckt den Arsch der Welt in meiner Photoshop-Bearbeitung.

Lass mich in Ruhleben Ruhleben lässt sich kurz fassen – ein Kraftwerk, eine Kläranlage, ein Müllverbrennungswerk und das Krematorium – doppelt gemoppelt, Müllverbrennungsanlage und Krematorium, der einzige Lichtblick ist der Friedhof, schön dunkel, Schatten und saftiges Grün, vielleicht auch wegen der vielen modrigen Leichen ist es auf Friedhöfen immer so saftig und grün. Bänke: Mitten im Leben sind wir ummantelt vom Tod. In der ganzen Gegend befinden sich vermehrt Trauereinrichtungen, Bestattungsunternehmen und Ähnliches, der Angelegenheit Verbundenes. Die Häuser eins neben dem anderen, Einfamilienhäuser bis hin zu kleinen Villen, an denen am Arsch der Welt eifrig gearbeitet wird. Eine Gegend, die derart abtörnt, dass der Weg bald weiter führt, erst Olympia-Stadion mit faschistischer Architektur, die Bäume im Carrée gepflanzt, das ist immerhin Etwas, Wohnungsgenossenschaft von 1896, beklemmende schmucklose Naziwohnkasernen mit grauen und vergilbten Gardinen vor den Fenstern, kaum Balkone, weitgehend unsaniert, was sollte da schon zu sanieren sein. Eine Maßnahme wäre es vielleicht, die gesamte Fassade der Wohnungsgenossenschaft mit einem Hundertwassermosaik oder Ähnlichem zu verschönern. Wegen mir könnte die Gegend um das Olympiastadion bis nach Wilmersdorf auch großflächig abgerissen werden. Mit welchen Maßnahmen das Stadion selbst innerhalb von zwei Jahren errichtet wurde, lässt sich erahnen. Innerhalb des Stadtrings in Wilmersdorf wird der Ausflug wieder interessanter, endlich eine Bäckerei, in der ein Baguette gekauft werden könnte, 2nd-Hand-Laden, Supermarkt und drum und dran, wo der Handel blüht, sind die Menschen zufrieden, wenn sie reingelassen werden. Wilmersdorf verfügt über eine Fußgängerzone. Begraben will ich irgendwann auf dem Friedhof Ruhleben werden, da kann ich noch den Müll wegbringen, der Weg vom Krematorium aus ist am Kürzesten, das geht dann direkt in die Kläranlage.

Versuch einer Staffelung musikalischer Komplexität

Töne
Klänge (Töne mit Geräuschanteilen) / Tonmengen
Klangmengen (intuitiv) / Tonmassen / Cluster usw. / einfache Referenzen
Komplexe oder mehrfache Referenzen / elaborierte vertikale Syntax / Kombinationen

Hinzu kommen als nächster Schritt Effekte und ähnliche sekundäre Schichten. Dann Master, Pressung. Tonträgerdesign und Veröffentlichungsumgebung. Wohin die Ebene der kognitiven und rezeptionsbedingten Aspekte?

Tanz und Tristesse Tanz und Tristesse sind Antipoden. Wenn es auch nicht so aussehen mag. Im Treptower Park, hinten vor der Gaststätte bei der Insel der Jugend, sind an den Wochenenden Pärchen in Fantasiekostümen der Siebziger – Jackett, Rock, Hemd, Schlips, billiges Parfüm – am Foxtrott-Tanzen. Bis zu zehn Pärchen haben die Ehre. Der DJ ist zugleich Alleinunterhalter, es gibt ausschließlich Schlager aus Ost und West, Frank Schoebel, Roland Kaiser, Karel Gott und Berliner Brat- und Currywurst vom Grill. Wo ging es hin aus der DDR? In die gelebte Ostalgie? Europa ist fern, aber das Ereignis wird von außen wohl anders verstanden, als wenn ich zum Tanzen hier wäre. Wie ein Möbelstück ist die Welt, durch die es hindurchgeht, zur Stärkung des Ego da, Sprache bis hin zum Singulären arbiträr. Jeder Mensch hat seine eigene und soll doch nicht aufhören zu sprechen? Wie jemand eigentlich sein will, so kann er nicht sein in der Welt.

Da lacht der Feind Mit am wichtigsten ist für die Einbettung des Witzes in eine projizierte Lachumgebung der Flow. Innerhalb eines Witzes ist der Flow ein wenig flexibler als in der unmittelbaren Umgebung. Vorbereitend zu einem Witz setzt der Initiant eine Maske auf, aber der Initiand tut es nicht. Der Initiand hofft vielleicht auf ein: Der kennt sich mit Pausen aus, der versteht den Witz erst später.

Der Mond über Südostasien Die Vögel zwitschern zum Teil erstaunlich lange Sätze nah an der gesprochenen menschlichen Sprache. Melodie-only? Jetzt schon oder schon immer? Der Mond hat erst einmal keinen Klang und das stört mich an viel Musik aus Südostasien, die oft beschreibend ist und Schönheit der Natur darstellen will, die Lotusblume oder dies und das, alles mögliche, was kaum klingt, den Wind vielleicht noch, der klingt ein wenig. Solche Musik geht im Grunde nicht aus der Musik selbst hervor und ist als gemalte eine spezielle Musik.

Unangenehmes dauert lange an, Angenehmes geht bald vorüber. (buddh. Weisheit)

The Chadbournes – LSD-C&W

Mainboard Mein Mainboard behauptet alle paar Minuten, eine Sache verhalte sich anders, als ich annehme. Schon bei Gedanken, die ihm nicht passen, fällt es mir sofort ins Wort.

Pym am Südkreuz, das Schönste an der Welt, am Leben, waren die Wolken …

Südkreuz Der Süden ist heiß, von solchen zersetzt … an sich ist Berlin leicht zu überschauen, die Züge aus dem Norden kommen Gesundbrunnen an, die aus dem Osten Ostbahnhof oder Ostkreuz, die aus dem Süden, besonders dem Südosten, Südosteuropa, Südkreuz, auch Endstation für Fernbusse, und die aus dem Westen Bahnhof Zoo und Hauptbahnhof. Berlin ist ein Moloch, heißt es, aber es gibt auch stille Plätze, die Ostsee, die das Naherholungsziel für viele Berliner ist. In ein paar Stunden entkommen Berliner dem ununterbrochenen Lärmpegel der Metropole mit dem Regionalexpress bis zur Insel Rügen, wo nichts los ist. Es gibt eine RE-Serie, Lok ES64U2, bei der das Anfahrgeräusch zu einer Tonleiter über sechs oder acht Töne optimiert wurde. Ab und zu sind die Züge am Hauptbahnhof zu hören. Aufnehmen und Staunen: Ich hatte in dem Moment den Field Recorder in der Hand! Aber ich wollte die ganze Zeit staunen, konnte nicht aufnehmen, die Sekunde war nicht da. Später bin ich noch einmal hin, aber es war umsonst. Der Moloch zeigt sich an manchen Orten Berlins besonders deutlich, die A100 ist das vielleicht bekannteste Beispiel. Wer stabil genug ist und sich mit solchen Strukturen auskennt, kann den Weg vom Südkreuz aus ins dortige Gewerbegebiet versuchen. Zweieinhalb Meter Bürgersteig, in Gehweg und Fahrradweg unterteilt, führen erst zwischen der A100 und dem Sachsendamm, dann über den Punkt der Stadtautobahn hinweg, an dem die sechsspurige Autobahn in etwa zwanzig Meter Tiefe im Erdboden versinkt und eine endlose Parade von PKW und Lastkraftwagen röhrend im Untergrund verschwindet oder aus ihm auftaucht. Zufahrten und Abfahrten um mich herum, über mir eine eingleisige Güterzugbrücke. Ich bin der Einzige, der diesen Weg nimmt, ein paar Fahrradfahrer noch. Die A100 verläuft irgendwo Grenzallee / Buschkrugallee über etwa zwei Kilometer unterirdisch.

Schrippen Ostbäcker haben in Prenzlauer Berg eine Palette von Angeboten, über die Normbäcker nicht verfügen. Die Schrippen leicht und teuer, die Schusterjungen schwer, die Kuchen bestehen zum allergrößten Teil aus Fett und Zucker. Im Westen soll es das so direkt nach dem Krieg auch gegeben haben, wurde aber wegstandardisiert. Die Königin unter den süßen Sachen beim Ostbäcker ist die Napoleonschnitte. Die Rumkugel ist eine Kanonenkugel, die Splitterbrötchen sind fettig und süß und so groß wie meine Handfläche (Duodezime). Aus dem Westen gibt es derweil Brownies und Muffins. Klingt faschistisch.

Prenzlauer Berg In Prenzlauer Berg sind, neben Familien, die ihre eigenen Dynamiken entwickeln und das Bild des Bezirks am deutlichsten prägen, wie sonst überall auch, Unglück oder Ignoranz zu finden, sonst nicht viel mehr. Im Hinterhof war mitten im Sommer bei vollkommener Windstille einer der zwei großen Bäume umgefallen, zum Glück war keiner zu Schaden gekommen, die Fassade sah danach ein wenig mitgenommen aus. Die Erde war nicht gut genug, um den Baum weiter zu tragen und der zweite wurde aus Sicherheitsgründen gefällt. Der Hinterhof klang jahrelang kasernesk und leer, inzwischen steht eine etwa sieben Meter große Weide dort, deren Pflanzung vor vielleicht fünf Jahren ich beobachten konnte und die im Wind sehr schön klingt, den Gesamtklang des Hinterhofs aufwertet, sodass das zuweilen lähmende Gefühl von Leere bei Windstille einer samtigen Ruhe gewichen ist. Das Grünflächenamt, das für Ersatz hätte sorgen sollen, hatte sich gar nicht erst eingeschaltet, sonst wäre wohl auch heute noch kein Grün im Hof zu sehen.

Europa Hier, wo ich eigentlich weg will, weil mir die Stadt zu laut ist, bin aber hier festgeschweißt, weil kein Geld, ist die Rede von selber Schuld, aber Schuld gibt es an sich nicht, Schuld ist ein feindliches Konstrukt, tatsächlich sind die Bedingungen zu leben so schwer, dass ein Leben kaum gefunden werden kann. Europa umgekehrt heißt Aporue, unscharf in Sicht. Europa ist eine mystische Ödlandschaft, das ist auch Europas Image, der Kontinent der absoluten Vernunft. Schönheit hat die Welt noch nicht gesehen: Fliegt flugs ein Euro durch die Luft – komm, schnapp! / Ohne Freude ist das Leben halb so schön, Europa – erst der Euro, dann der Geist.

4:27 – was liegt heute an? Ich will meinen lachenden Mülleimer fotografieren. Oma Lieschen hat Kartoffeln im Garten angebaut, wenn ich an deren Geschmack nur denke, habe ich ein intensiveres Geschmackserlebnis als bei jeder Kartoffel, die ich seitdem je gegessen habe. Aber was in Wirklichkeit passiert, ist, dass die Kartoffel, die so erdig schmeckt, nach gefurchtem Acker und heißer schnaufender Eselsschnauze 035980 heißer Eselsatem in den kalten morgendlichen Bodennebel gedampft, ich liege still auf einem frisch gefurchten Acker, weiß nicht, in welchem Jahrhundert ich mich befinde. Ein Esel schnüffelt ein paarmal uninteressiert an meinem Gesicht, dann trabt er durch mich durch, ohne dass ich mich rühre oder auch nur rühren könnte, wie eine Mumie liege ich in meinem Astralkörper da, dass also die Erinnerung den Geschmack der Frühkartoffel hier und jetzt im Moment ergänzt. Die Kartoffel ist die Mitte meines erdigen Seins, je mehr ich ihren Geschmack ersehne, desto gerader gehe ich. Eine helle Sauce gibt es dazu, von ein paar Zwiebelhäuten und Peperoni umgeben. In Butter aus der Region angeschwitzt, Himalayasalz, Tellicherry.

Leaving Berlin 2016, wenn die Arbeit an Exquisite City beendet ist, will ich Berlin verlassen, ich weiß noch nicht wohin und nicht, wie der finanzielle Aufwand zu bewältigen ist. Berlin liefert als Umgebung nicht mehr die Bedingungen, die ich brauche, um die Musik machen zu können, die ich machen will. Und wenn ich dann nicht so laut machen kann wie hier, produziere ich eben wieder Low-Fi per Kopfhörer. Vom Wozu-Noch sollte sich keiner abhalten lassen. Ich würde gerne nach Japan oder China gehen, gleich wohin, nur weg hier, eine andere Atmosphäre, eine ganz grundsätzlich und die Bedingungen der Möglichkeiten betreffende, andere Atmosphäre. |Field Recording Zentraler Omnibusbahnhof|

Yomillak Bei den alten PowerMacs sind die Festplattenaktivitäten bei Betätigung des Mouseklicks über Kopfhörer deutlich zu hören. In Arbeit ist ein Stück aus dem Issue Yomillak unter dem Arbeitstitel kyong. Am Ende ein Klang, der für mich die Erleuchtung der südlichen Schule repräsentiert. Er ist sowohl von Jonathan Harvey und Jean-Claude Risset als auch vom Klang der Glocke der Eliaskirche, Senefelder Straße, inspiriert. „Südwestwind, Glockengeläut …“ (Tödliche Doris, da stimmt sogar die Windrichtung). Mit dem Mix will ich einem Mastering vorbeugen. Ich höre das Stück jetzt im Loop solange durch, bis ich es nicht mehr hören kann, die meine Leiche finden, sollen es auch wenigstens einmal im Angedenken an die Situation und die Umstände ganz hören, aber ich weiß ja, für so etwas ist dann keine Zeit. Sie sollen die Musik nicht anhalten, wenn sie mich da liegen sehen, obwohl, da wird dann vielleicht gerade noch Zeit für sein, es ist dann eben auch nicht meine Welt. Irgendwann fange ich an, mich zu langweilen, das ist die richtige Einstellung oder Hördisposition, um ein Zwischenergebnis (ein Final) zu hören, unbewegt die Interpretationsbereiche der Klänge ausloten, die Verläufe wirken lassen. Ich will aufrecht und majestätisch gehen. Ob Yomillak in meiner Bearbeitung mehr chinesische oder japanische Einflüsse vorzeigt, wage ich nicht zu beurteilen. Ich weiß, Systeminteressen mischen sich ein, die schwer zu kontrollieren sind. Die Aufnahme der 3rd-Party-Einspielung ist in Seoul entstanden, aber das soll nichts heißen. Als Deutscher zu dieser Zeit und bei einer ähnlichen politischen Konstellation wie hier vor vielleicht dreißig Jahren, weiß ich, das können ja alles Spione sein, die Nation ist stärker als die Teilung, das wird sich auch in Korea beweisen. Südostasiatisch-kontinentalpolitische Perspektiven sind in der Hinsicht sicherlich das Zugpferd und entscheidend. Japan ist auch groß, von einem Ende zum anderen zu gehen, dauert Tage, die Welt aber ist riesengroß. Die letzten zwei kritischen Hörvorgänge sind gelaufen, jetzt kann ich mir die Sache auch einmal ganz nebenbei anhören, die Makrostrukturen sind gefragt. Die letzte Hördisposition heißt Verdeckter-Player/Während-des-Geschirrspülens, wo es darauf ankommt, nichts zu hören, was, wenn es gelingt, ein Hinweis darauf ist, dass keine weiteren Fehler enthalten sind. Ich arbeite darauf hin, sagen zu können, dass ich kein Mastertool mehr brauche, weil ich das mit dem Mix erledige. Masterpartikel sind dabei sehr hilfreich. Zumeist handelt es sich um einigermaßen eingebettete, auch in den logischen Gesamtzusammenhang eingebettete, Höhenpartikel, die die Brillianz des Gesamtklangs abzusichern helfen, in Distortions finden sich diese, zum weißen Rauschen hin tendierenden, Partikel oft. Sie können auch den Eindruck des Vorhandenseins eines Resonanzkörpers erzeugen, wo keiner ist. Der Trashfaktor eines Stücks ist behilflich, indem sich solche Partikel zum Beispiel aus planlosem Mute/Unmute-Verhalten ergeben, kaputten Attacks oder Releases. Die Höhen sollen beim Bass drinnen gelassen werden, damit der Höhenanteil mitläuft, zufällige Rauschteppiche tragen zum Mastering-Eindruck bei, die EQs eines Mischpults werden möglichst kaum angetastet. Dass die EQs am Mischpult möglichst linear gehalten werden, stammt von Klaus Kotai und wurde des öfteren aktiv von Martin Osti bekämpft, der irgendwelche spekulativen Radikaleinstellungen an den EQs bevorzugte, wo ich nicht gegen anmeckern wollte. Eine andere Möglichkeit ist die unerwartete signifikante Lautstärkenvariation eines Instruments – ein solcher Effekt ließ sich bei einem DJ-Set von MadTeo im Globus im Juli gut beobachten. Instrumente für einen unbedeutenden Zeitraum lang an unbedeutender Stelle viel lauter als den Rest zu machen. |Mitzi Mess – Yomillak|

Theorien der Weite Mitgefühl hat in der Musik keinen Ort, soviel habe ich durch meine letzte Auseinandersetzung mit ihr gelernt, sie ist vulnerabel und angriffig und will vor Angriffen geschützt werden. Musik ist nicht nur eine Sprache, sondern hat auch jenseits der Sprachlichkeit Bestand. Ich habe eine Sehnsucht nach Ozeanen und Bergen, und wenn das noch nicht reicht, nach Theorien der Weite, wo keine Antwort mehr herkommt, der Rest der Welt ist höchstenfalls ein Benimm-Drama.

Carpe Diem

Der Liebe Go Eine Nachbarin hat ein Gemüsebeet im Hinterhof angelegt, mit Tomaten, Erdbeeren, Gewürzen und Salat, ich weiß ja nicht, da scheißen doch die Vögel drauf! Die Unwissenheit soll ich als letzte Sünde auf meinen Gott werfen – den Lieben Go, was denn sonst? Bis meine Musik meine Namen überblendet, solange will ich Musik machen. Als Mensch bin ich sowieso nur zu ertragen, wenn ich arbeite, das Schicksal teile ich mit den meisten Menschen.

Wilhelmshagen Zwischen Rummelsburg und Köpenick fanden sich bis ins 20. Jahrhundert hinein entlang der Spree die „Kolossalbauten“ der Berliner Eiswerke. Die Dahme, das ist die wendische Spree. Zur Müggelspree gehört der Müggelsee, zur Müggel die Müggeltücke, Stürme, Gesträuch und sumpfige Wasser an den Rändern, die manche bereits das Leben kosteten, so berichtet Theodor Fontane. Und dass bei der nächtlichen Fahrt die Spree herunter oder herauf die Fabriken, die sich an den Ufern an beiden Seiten der Spree entlangzogen, die Nacht in ein feuriges Spektakel verwandelten: „Wenn Sie nachts über den See fahren, da glüht und qualmt es rechts und links als brennten die Dörfer. Öfen und Schornsteine wohin Sie sehen“ (1862). Erkner ist die erste Station im Tarifbereich C, das bedeutet für mich, dass ich eine Station früher aussteige und mir noch Wilhelmshagen anschaue, das auf der Strecke liegt. Das Risiko, zwei Kilometer unspektakulären Waldspaziergang hinzunehmen, nehme ich auf mich. Meine Erwartungen werden nicht enttäuscht, die allgemeinsten Topoi irdisch-menschlicher Denkvorgaben finden sich in Wilhelmshagen bestätigt. Eine Rabenkrähe marschiert über gepflegten englischen Rasen, der später, auf dem Rückweg passiere ich den Ort noch einmal, frisch bewässert in der Sonne liegt. Wenn es eine statistische Mitte gibt, wie es sich in Deutschland am Rande der Großstadt wohnt, dann ist Wilhelmshagen eine ihrer deutlichsten Ausprägungen. Aber Stadtrand ist doch etwas anderes als die Peripherie hier, kurz vor dem Ortsausgang Berlin, Treptow-Köpenick nach Erkner, Endstation der S-Bahn-Linie 3. Der Ort selbst ist so flüchtig als würde er niemals stattfinden, jedenfalls nicht in der Geschichte, obwohl hier in der NS-Zeit ein Arbeiter-Auffanglager für Arbeiter aus dem Osten existierte, für das noch ein Mahnmal da ist. Die großen silberschwarzen Vögel, die in Berlin fast überall zu sehen sind, sind Rabenkrähen und greifen mitunter andere Vögel an, letztens auf der Prenzlauer einen jungen Uhu, der sich tags in einem Geäst versteckte. Eine kleine Menschenmenge hatte sich angesammelt, um den Uhu zu verteidigen und die beiden Rabenkrähen zu verjagen.

Der Himmel über Wilhelmshagen.

Erkner Eine Art Industriegebiet mit McDonalds-Drive-In empfängt mich linker Hand, eine weitläufige und unbepflanzte Wiese rechter Hand. Eine Seitenstraße hinab geht es zum Sportplatz, wieder gepflegter englischer Rasen, drumherum wird die ganze Gegend zur Zeit nach Vorgaben der mitteldeutschen Kleinstadt saniert. Der Daemeritzsee ist zum Teil von Plattenbauten umgeben. Die Mieten werden durchschnittlich sein.

Casio-Keyboard Man stelle sich vor, ein Casiokeyboard wäre so ähnlich wie ein Flügel, eben nur zweite Wahl nach dem Flügel, aber nicht in jedem Fall. Carl Bechstein war schließlich so reich, dass er sich einen Sommersitz in Erkner bauen konnte, der jetzt als Rathaus fungiert.

Ein deutscher Ortseingang.

Bassklang Es ist schon ärgerlich, dass es ein Instrument gibt, das Bass heißt, das besetzt ja den ganzen Frequenzraum, die diversen Bassklänge werden alle unter Bassklänge abgelegt.

Dampfer Daemeritz

Erkner ist vielleicht ein sozialdurchmischtes Seniorenheim mit Ausflugscharakter, die Durchmischung auf die, inzwischen sanierten, Plattenbauten zurückzuführen. Zum Seniorenstift umfunktionierte Plattenbauten gibt es auch, wenn hier gestorben wird, wird das ganze alte Gerümpel, werden Holzfunierschränke, Leselampen, all der alte Scheiß, der sich über Jahrzehnte angesammelt hat, die durchgelegene Matratze, werden verschmutzte Spiegelschränke, Regale und Glasvitrinen vor dem Haus auf die Wiese geworfen, bis die Entsorgung anrückt und das Zeug wird zermahlen oder irgendwie sonst außer Reichweite gebracht und dann ist ein Menschenleben vorüber. Das ist das durchschnittliche Sterben in Deutschland. Wenn Berlin erst dreimal so groß ist, soll Erkner, darauf bereitet es sich vor, ein Naherholungsziel mit diversen berlinintern-touristischen Angeboten werden. Eine Mall wird gerade montiert, postmoderne Leichtbauweise, bald will das kein Mensch mehr sehen, was dann? Dann kommen die schwebenden Malls und unten 2nd-Hand-Läden rein, inzwischen gibt es 3D-Drucker, gleich welches Mittagsmahl kann angefordert werden mit allen Vitaminen, rekonstruierte Mahlzeiten zuerst, dann neue Erscheinungen, der Elch aus Zuckerkulör und probiotisch aufgeschlüsseltem Feigenessig. Eine Spezialität und unter dreißig Euro in Prenzlauer Berg nicht zu haben. Die Fahrbahnen über den Fahrbahnen aus gehärtetem Licht. Damit Erkner seine Ziele erreicht, müsste es vielleicht umbenannt werden, Erkner klingt so knarzig, nicht nach Ausflugsziel, wie wäre es zum Beispiel mit Daemeritz? Das lädt doch ein.

Sterben in Erkner

x missa_a1 Versprachlichung Irgendwann hören die Affekte auf und die Menschen schwingen mit dem Material. Dass der Bass bei x missa_a1 die ganze Zeit macht, was er will, ist eine Konsequenz aus dem Hard-Bop und der Seriellen Musik. Die Bassdrum der TR-808 kann noch so leise im Hintergrund auftauchen und trotzdem hat sie Druck und verliert nicht an Volumen. Das ist meines Wissens die einzige Drummaschine, die das kann. Bei min. 2:14 bis :26 klingt es, als würde das Stück schneller werden – wird es aber nicht – eine Audioillusion. Audioillusionen, Geräuschhalluzinationen, Massenpsychosen … all das … in der Musik. |Mitzi Mess – x Missa a1|

31. August

Selfmade modifizierter und erweiterter Flügel bei einer Bryan-Ferry-Ausstellung, Berlin 2012.

Vielleicht gibt es nur wenige Frauen auf der Welt, die nicht etwa bedingungslose Bryan-Ferry-Fans wären. Der umgebaute Flügel eines Roadmusikers von Bryan Ferry, untergebracht in einem umgebauten Militärfahrzeug bei der Bryan-Ferry- Ausstellung in Berlin, 2012. Ich erinnere mich nicht, auf welche Weise genau der Resonanzkörper abgenommen ist. Halblinks oben ist eine Verdrahtung zu sehen. Ganz links eine Art Vorverstärker mit sechs Drehpotentiometern (vielleicht zwei ADR-Hüllkurven oder EQs), zwei Beschriftungen, einem Audio-In und einem Out. Es sind zwei Röhren zu sehen, die hinter einer gelochten und gewölbten, schwarzen länglichen Metallplatte glühen. Ganz unten ein Kippschalter, wahrscheinlich ein/aus (die Beschreibungen vom Foto). Desweiteren finden sich mehrere Bedienelemente bis hin zu einem Autoradio mit Audio-In/Out in einen einfachen analogen Synthesizer. Vor dem Autoradio möglicherweise ein Verzerrer und davor etwas ganz Generelles, das könnte ein fest eingestellter Endverstärker sein, mit nur einem Kippschalter zur Bedienung. Links daneben möglicherweise ein Hallgerät. Die Geräte sind mehrfach miteinander verpatcht. Der Spieler trägt, so stelle ich mir das vor, einen Pullover mit Streifenmembranen, die über Bewegungsdetektoren abgenommen werden, sodass er noch weiter ins System selbst eingebunden ist. Das Ganze ein potentielles lebendes Musiksystem.

Multilingual Prenzlauer Berg ist inzwischen fast komplett multilingual, deutsch überwiegt, gehört wird englisch, französisch, spanisch, italienisch, russisch, polnisch, thailändisch, vietnamesisch, japanisch, die skandinavischen Sprachen, holländisch, schweizerisch, ungarisch, tschechisch, afrikanische Dialekte des Öfteren, und dergleichen mehr, zur Zeit noch wenig chinesisch. Ob eine Ähnlichkeit zum London der 1970er Jahre festgestellt werden kann? So sehr viel mehr ist Berlin inzwischen international geworden als noch vor zehn Jahren. Migranten kommen aus ferneren Ländern als je zuvor, aus abgelegeneren Gebieten und vertreten offen ihre kulturelle Herkunft, wodurch Prenzlauer Berg schön bunt und vielfältig ist. Zur Zeit gibt es einen Japanboom, der sich insbesondere in der Gastronomie niederschlägt.

Vertikale Syntax Techno verfügt über eine strikt lineare vertikale Syntax, House über eine mehrfach geschwungene oder bewegte Syntax im Mix. Effekte faden zum Beispiel tendenziell linear oder geschwungen aus. Hinter dem U-Bahnhof Tierpark geht es für die U-Bahn eine Senke hinunter, eine Pym-Senke, ähnlich nur viel kleiner, wie die A100, die Nähe Südkreuz im Untergrund verschwindet. Hier, wie in den meisten Fällen, fadet das Geräusch der abfahrenden U-Bahn nicht linear aus, sondern geschwungen. Das ist auch der umgebenden Architektur, den Büschen und Bäumen zu verdanken. Die vertikalen Mixe entsprechen linearen Aspekten, das ist auch in der Neuen Musik ein Ideal, das es zu erreichen gilt.

Von wegen Protestsänger Willst Du etwas wissen? Die Antwort ist:
Geschissen.
“ (Blowing in the Wind, Übersetzung durch den Autor). Dagegen auf dem Cover einer populären Musikzeitschrift 2015: Protestsänger Bob Dylan.

Offenes Wohnen in Prenzlauer Berg In Prenzlauer Berg gibt es als Mode der Zeit das offene Wohnen. Viele Häuser werden mit Fensterfronten bis zum Boden gebaut und wer Spaß daran hat, den betuchten Familien dort beim Wohnen zuzusehen, was auf Dauer aber vielleicht ein wenig langweilig sein sollte, kann das tun. Das Leben der Anderen … frühstücken, arbeiten, fernsehgucken, sich langweilen. In nur wenigen Jahrzehnten wird es Glas geben, das von der Festigkeit her auf Stahlniveau gehärtet ist und komplett gläserne Türme werden gebaut, bei denen selbst die Schrauben für die Montage aus Glas sind. Plus tiefschwarze Alucobond, teure Platte, mein Badezimmer ist damit verblendet. Die WG ist für Karrieristen ein Vorläufer des offenen Wohnens.

Familienfest Leben auf dem Land, wo das Korn gerade frisch geschnitten wurde. Das Gras, das Heu frisch und durchfeuchtet die Luft. Die Landstraßen Serpentinen, der Tanker schiebt, die Zeit geronnen, verspätet und zu spät zum Familienfest angekommen.

Zombo The Clown (Romero, 1984)

Selbstkritik Selbstkritik kommt von denen, die im Osten der Republik aufgewachsen sind ganz anders rüber, als aus dem Westen. Wo ich mit bestimmter Haltung behaupten würde: Selbstkritik? Das kann ich auch! Käme das gleiche vielleicht aus dem Osten: Selbstkritik? Ob ich das kann? In dieser Hinsicht sind diejenigen, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind, den Chinesen vielleicht ähnlicher, die aus der BRD den Japanern. Das zumindest ist schwer zu hintergehen, bin ich jetzt Klassenfeind? Genau. Wegen geringfügiger Differenzen?

Im Brustton der Überzeugung Das ist eine Pose, die ich im Rahmen diverser Ein-Euro-Jobs kennengelernt habe – projektorientiertes Denken: „Wo ist denn die Regierung?“ – ein ukrainisches Mädchen, Katze zuhause, meldet sich ab. Sie wurde als Kind von ihren Eltern grün und blau geprügelt, weil sie in der Schule arglos Interna aus dem Westfernsehen preisgab, war dabei immer tapfer. Meine Musik ist für sie keine Musik, weil Musik rhythmisch stimmen muss, das hat sie so gelernt und es bezieht sich auf die MLord-Miniaturen Mess / Osti 2010. Im Brustton der Überzeugung wird die Regierung informiert, dass Recherchetätigkeiten außerhalb anstehen. Das geht, je nach Begründung ab mittags gewöhnlich, manchmal schon ab vormittags. Diese Projektorientiertheit, man mag es kaum glauben, ist, ganz entgegen irgendwelchen möglichen Absichten, erfolgreich und es entsteht also etwas damit, während die Zeit sonst ereignislos vor dem Monitor verstreicht. Das ist der Normalfall, auch wenn die Regierung ab und zu durch den Raum streift und die Monitore kontrolliert. Es kann zum Beispiel ein Actionfilm mit einem rechercherelevanten Tab überdeckt werden. Die Regierung jedenfalls ist überwunden, das Projekt gesichert. Menschen sind in der Welt komplett und über die ganze Strecke spielraumfrei festgenagelt. Ob ein Weg in der Welt vorweg gewählt werden kann ist nicht sicher. Sobald jemand das Licht dieser Welt erblickt hat, geht er auf einem festgelegten Pfad ohne jede Bewegungsmöglichkeit durch die Welt. Menschen haben in dieser Welt keinerlei Entscheidungsgewalt. Beschallung an der Hörgrenze? Eher ist es so, dass das Material über die Menschen bestimmt, der Umgang mit dem Material ist aber für den Menschen ebenso von vornherein festgelegt. Vielleicht werden körperlich-bewegungsarme Zustände gefunden, vollends bewegungsfreie überfordern die Sinne. Es stellt sich aber die Frage, ob die Sinne nicht grundsätzlich überfordert werden, so dass Brems-Amplituden ausschlaggebend sind, Brems-Amplituden – turn on the mic and put the DJ on the fader: Ob mit dem Verlassen der Welt irgendwas vom Weg übrigbleibt ist nicht sicher. Fraglich ist, ob es Qualitäten der Welt gibt, also nicht quantifizierbare Einheiten in dieser Welt. Ab wo tritt die Handlungstheorie in dieser Welt dem Systemdenken möglicherweise entgegen? Zwei mögliche Einstellungen der Welt gibt es vielleicht, eine Erfahrungswelt und eine Produktionswelt. Wird in der Welt überhaupt kommuniziert? Wer oder was – was glaube ich eher nicht – steuert (nicht nur) das Individuum in der Welt von außerhalb der Welt. Möglicherweise ist das Gehirn ja unendlich. Anzunehmen ist, dass die Welt feindlich ist und zwar von A bis Z. Mit Martin Scorsese tritt die Frage nach dem Zeugnis auf, ob möglicherweise die eigene Welt, die sich jenseits oder über der Welt befindet, das ist, was als System oder Modell in dieser feindlichen Welt gelebt wird, um seine eigene Welt vorzustellen. Platons Idee von dieser Welt ist vielleicht zum Teil noch komplexer, dass nämlich alles in der Welt abgebildete eine Entsprechung außerhalb der Welt hat. Provokation ist die ganze Existenz und wahr bis zum Ende aller Zeiten. Yo!

Yo! Yo! wird in die deutsche Sprache am passendsten mit Genau! übersetzt. Das liegt daran, dass am Ende des Yo! ein u steht – genau wie bei Genau! – das ist besonders bestimmt und bestimmend.

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Sets, Cuts und Stücke So lange Sets wie möglich, so wenige Cuts wie möglich, so kurze Versionen wie möglich. Das Set vorweg gedacht, die Cuts mit dem Set, das Mastering mit dem Mix erledigt. Das ist das Optimum. Die 808 ist eine Richtschnur im Mix und für das Master.

Hackescher Markt Die Formen, die Tische, die Wohnungen, Häuser und Straßen sind determiniert. Aus Sandstein die Fassaden der Häuser am Hackeschen Markt, wenn einer Sandstein anfasst, dann kann er, mit Ausdauer, eine Höhle in eine Fassade reinstreicheln, den feuchten Sand an den Fingern. Was für eine verlorene Gegend der Hackesche Markt vor seiner Sanierung war, jetzt habe ich keine Lust mehr, dahin zu gehen.

Killdozer und das Staunen Killdozer kritisieren auch auf der musikalischen Ebene die Verzückung, indem sie sie thematisieren, Emphase bildet hier ein Pendant zum Sensationalismus. Die Verzückung zu stoppen, ohne den Funken zu zerstören, das erste ist, dass die Stücke durchweg sehr langsam sind. Der Parameter Unglaublichkeit wird an der Nähe zum Stillstand verortet. Auf irgendeine Weise versteht die Band es, die extralangsamen Tempi der Stücke zugunsten eines, über das gesamte Schaffen hin vorfindbaren, Witzes einzusetzen – ich glaube, dass Killdozers Musik eine negative Grunddisposition von Teilnehmern an einer Kommunikationssituation, auch langfristig, drehen kann. Soweit ich mich erinnere, war jedesmal eine allgemeine Heiterkeit zu verzeichnen, wenn Killdozer in Gesellschaft aufgelegt wurde. Referenzen auf 3rd-Party-Musik sind eine der Hauptangelegenheiten in Killdozers Musik und zumeist offen oder versteckt enthalten. Gelassen-größenwahnsinnige Bläsersätze, die oft parallel zu den Motiven angelegt sind und in Freejazzmanier ungefähr intoniert werden, gehören zu den memorisierbarsten Elementen, die in Killdozers Musik immer wiederkehren. Viele Kleinigkeiten am Rande der Stücke, die dezidiert bis zur letzten Frequenz in einem Fade-out durchdacht und bei allen Arten von Verzerrungen sauber ausgeführt sind. Die Klangebene ist in jedem Stück nachweisbar elaboriert und integriert alle möglichen Klangquellen auf ihre Weise. Bei Killdozer werden spezifisch designte Klangideen, oft auch zu Flächen ausgedehnt, zur Ergänzung der rüpelhaften und breitbeinig-angeberisch daherkommenden Bass- und Gitarrenbasis eingesetzt. Im Mix insgesamt ist der Bass grundsätzlich lauter als die Gitarren abgemischt. Bass und Drums umhüllen, von den Frequenzspektren her gesehen, die weiteren Instrumente und geraten wie eine Ablenkung oder Versenkung aktiver Hörvorgänge.

Das Wachen Der Schlaf ist nicht etwa der kleine Bruder des Todes, sondern das Wachen ist: Die Welt ist bedroht, Naturkatastrophen und Gedichte nach dem Holocaust. Indem die Opfer des Holocaust immer allgemeiner werden, aber Opfer bleiben, haben sie spätes Lachen. Nicht Gnade der späten Geburt, Geschichte wiederholt sich. Die Gnade der späten Geburt erreicht offenbar nicht jeden. Gelacht wird in der Geschichte bestimmt noch nicht und zwar auch und vor allem dort nicht. Bis in alle Ewigkeit bleiben die Opfer Opfer. In vielleicht dreihundert Jahren werden sie für die Gesellschaft dann so allgemein geworden sein, dass die Täter langsam mehr zu ihren Opfern werden, als ihre Opfer sie sein werden, bis das Opfer insgesamt der großen Schiffssirene hinter der Welt Tribut zollt und dort eingeht und hier fast oder ganz verschwunden sein wird. Die Fanfare aber bleibt aus, vielleicht geht es der Zeit an den Kragen und ihre Ausprägungen wollen möglicherweise in Distanzen und Relationen übersetzt werden. Nur wenige Begriffe enthalten eine, auf andere Weise ausgeprägte, Perspektive zum (Hinter)grundton, das sind Begriffe, die sich mit dieser Konstellation von vornherein auseinandersetzen, zum Beispiel Gebet oder Ruhe oder Verstand, Einfall oder Idee. Der Holocaust jedenfalls hat auch ein Ende, vielleicht ist das eine Lehre aus der Geschichte. Wie aber dieses Ende für jeden Einzelnen aussehen soll?

Auf 180 Das Sagen vom Auf-180-Sein findet seine Entsprechung beim Tanzen, wo 180 Bpm das möglicherweise im allgemeinen menschlichen Empfinden schnellste Tanztempo darsellt. 180 sind zum Beispiel schnellere Drum’n’Bass- und Dubstep-Stücke, darüber wird oft auf halbes Tempo referiert, bis etwa 200/100 geht das, unter 100 Bpm ist ein Stück nach heutigem Empfinden eher schwer zu tanzen.

Die Geschichte beweist Als US-Präsident George Clinton das Saxofon in die Hand nahm, war klar, dass die Teilung der Welt in zwei Weltordnungen Geschichte ist. Stimmt! ruft eine halluzinierte Stimme in der Peripherie meines Bewusstseins – Die Geschichte beweist! Aber alle Geschichten, die je passiert sind, sind jetzt zu verarbeiten und keine Geschichte wiederholt sich ohne Entwicklung. Wo Versprachlichung scheitert, ist die Geschichte der Menschen nicht viel mehr als die Geschichte des Hungers und der Kriege, eine Folge des Entsetzens. Die Sprachen selbst sind, so stellen ich mir dann manchmal vor und das liegt auch nahe, direkte Folge und Ausdruck der Muskeln und der Motorik, die auf die Nerven einwirken.

Cro-Mags Für viele ist ein Problem bei den Cro-Mags, glaube ich, nicht etwa, dass sie etwa keine Musiker, sondern Geschäftsleute wären oder etwa pseudoreligiös, sondern, dass sie auch oder hauptsächlich Musiker und musikalisch sind und nicht etwa politisch.

Momentkunst aus Kronkorken soll überleben Für manche buddhistischen Kongresse werden im Vorfeld, wie zum Beispiel bei Werner Herzog zu sehen ist, aufwändige Mandalas aus eingefärbtem Sand in wochen- oder monatelanger Arbeit angefertigt. Nach Abschluss des Kongresses werden sie dann verwischt, um die radikale Zeitlichkeit solcher Artefakte zu betonen. Das ist kein großes Ding, versteht sich, das Mandala wurde von tausenden Besuchern gesehen und gewürdigt, fotografiert, abgefilmt und so weiter. Etwas völlig anderes ist es aber, wenn, wie in heutigen Zeiten die Vielfalt vorschreibt, Musik, die aufwändig produziert wurde – das heißt hier nicht unbedingt teuer gemastert und so weiter, sondern im Vorfeld oder in nachträglichen Edits – im Infomeer des Internets verschwindet, weil die einzige Musik, die überhaupt noch auf materiellen Tonträgern vervielfältigt wird, die ist, die von der Tonträgerindustrie und den Medien gesponsort und beworben wird. Wird sie nicht beworben, gibt es kaum eine Chance, sie außerhalb verstreuter privater Archive materiell zu erhalten. Johannes Ullmaier hat 1995 (Pop Shoot Pop), da war das gerade absehbar geworden, konsequenterweise gefordert, dass die Herausbildung eines Kanons durch die Wissenschaft nicht ganz ad acta gelegt werden solle, damit die Medienwirtschaft hier nicht komplett das Sagen hat. Genau das ist dann aber passiert. Die kleineren Vertriebe werden durch das Internet 90 Prozent der Musik los, die sich ohnehin nicht zu genüge verkauft, meiner Schätzung nach in etwa alles unterhalb der 500er oder auch 1000er-Auflage, etwa drei Monate Verkaufszeit als Richtlinie angesetzt. Während davor bei der Industrie also weitere Acts neben den angestammten Artisten aus Imagegründen mitvertreten wurden, ist das heute kaum noch oder überhaupt nicht mehr der Fall. Die Großindustrie kann sich mit desto teureren Werbekampagnen ihren zentralen Acts und Bands widmen. Das ist ein Anliegen gewesen, das die Tonträgerindustrie bereits seit Jahrzehnten erstrebte und inzwischen auf diese Weise mehr oder weniger umsetzen konnte.

Jannowitzbrücke Die ganz einfachen 303-Clones der 1990er können inzwischen getrost zu den Akten gelegt werden. Sie passen definitiv nicht mehr in die Zeit und haben ihre gehabt. Dazu zählt auch die Doepfer MS-404 beziehungsweise ihr Oszillator. Für den, der nachts allein und verloren an der Jannowitzbrücke herumirrt, spielen die Himmelsmoleküle die Acid Junkies.

Der Anti-Graffiti-Sitzbezug in den U-Bahnen, inzwischen ein Markenzeichen der Stadt, ist sehr erfolgreich und bereits seit Jahren im Einsatz.

Feiern in Prenzlauer Berg In Prenzlauer Berg ist es so voll, kaum auszuhalten, wie voll dieser Bezirk ist, eine Masse an Eindrücken überflutet die Menschen hier Tag und Nacht, die Tischtennisplatten unter oranger Beleuchtung werden im Sommer rund um die Uhr bespielt. Die Lokale sind übervoll, auf dem Gehweg der Prenzlauer Allee wird ebenfalls Tischtennis gespielt und eine Menschentraube schwatzt die Nacht durch, während Pärchen im Lokal Tango tanzen. Tagsüber ist das Viertel nicht nur geschäftig, das auch, aber was besonders nervt, ist, dass die Müßiggang- und Feieratmosphäre sich in Kaffees, Restaurants und Kneipen den Tag über fortsetzt. Die Partyatmosphäre nimmt diesem Bezirk jede Atmosphäre. Das stand heute sogar als Titelzeile einer Berliner Zeitung zu lesen: Berlin feiere sich kaputt. Heutzutage wird mehr in geschlossenen Räumen gearbeitet als draußen, das kommt noch dazu.

Hönow Berlin, Hauptstadt des Ersatzverkehrs – zwischen Tierpark und Hellersdorf geht es mit dem Bus. Das letzte Foto des ersten Teils dieser Trilogie zeigt den Plattenbau direkt am U-Bahnhof Tierpark, der jetzt 2015 saniert wird, im alten Kleid im Mondlicht. In den Außenbezirken passiert viel in dieser Hinsicht, die Vororte verändern ständig ihr Gesicht. In Hönow, Endstation Ost der U5, lässt das allgemeine Geräuschaufkommen, das einem sonst die Ohren für die stillen Zwischenräume zwischen den Geschichten nahezu verschließt, die ersten Vögel zwitschern. Ein großzügig angelegtes Straßengitter überzieht das spießige Musterhaus-Hönow hier. An sich wollte ich mich auf direktem Wege nach Strausberg-Nord, Endstation der S-Bahnlinie 5, begeben, allerdings habe ich mich an der Sonne orientiert, das schien mir aus den Erfahrungen 2013 geraten. An der Kreuzung Ernst-Thälmann-Straße, einer kleinen und sehr langen Straße, das wusste ich da nicht, dass die so lang war, konnte ich irrationalerweise für einen Moment dem Stand der Sonne nicht glauben. Ich wollte nicht zwischen Einfamilienhäusern, später vielleicht sogar Datschen, ins uninteressanteste Niemandsland irren, wo die Masse der Details bestimmt. Also wurde das erste Mal gefragt. Zurück zur Thälmann-Straße und dann bin ich am Ende der Thälmann-Straße wieder irrationalerweise der Sonne hinterhergelaufen, anstatt sie einfach rechts liegen zu lassen und schaffte es letztlich auf diese Weise, den Weg nach Strausberg von etwa zehn Kilometern auf dreißig auszudehnen. Ging eine V-Form über Land und Dörfer, die sich weit weg vom nächsten S-Bahn-Anschluss befanden. Vor Mahlsdorf biege ich ab. Atmosphärisch präsentiert sich nach Hönow und einem kurzen Landspaziergang zwischen zwei frisch bestellten Feldern bereits Unter den Ulmen / Hohe Allee. Die Lindenallee zwischen Dahlwitz und Hoppegarten ist eine lange und stimmungsvolle Chaussee mit viel Licht … diversem Licht … vier Reihen Bäume säumen die kleine und verträumte Allee, der Mittelstreifen lässt jetzt bereits den Herbst anklingen, denn die Berliner Bäume bekommen diesen Sommer wenig Wasser und lassen früh das Laub. Das Licht, die Schatten und das Flirren des Lichtes … Lichtspiele auf dem gemähten Rasen mit dem ganzen Laub! Die Häuser und Grundstücke sind in Hoppegarten geschmackvoll, ein bisschen wild und individuell gestaltet, kaum stilisiert oder designt, jedes mit einem Hauch von Authentizität und Freiheit. Eine Oase in der ganzen Gegend und auf dem gesamten Weg an diesem Tag. Mehrfach passiere ich danach, zwischen Dörfern und Kornfeldern in den blauen Himmel schwimmend, dem beengenden Geschwätz Prenzlauer Bergs entkommen, den Berliner Ring. Die Grünstreifen am Rande der Landstraßen sind perfekt gemäht. Endlich Weite und ich versuche, die Weite zu speichern, um sie nach Prenzlauer Berg mitzunehmen und in Prenzlauer Berg die entsprechenden Empfindungen wieder aufleben zu lassen. Von einem größeren Kornfeld hier kann eine Familie vielleicht etwas besser leben, als ein Lastkraftfahrer, nehme ich an? Die Landjugend taggt unterdessen den Berliner Ring.

Die Landjugend taggt den Berliner Ring.

Altlandsberg Etwas später komme ich nach einigen Kilometern Waldspaziergang überland, einer stark befahrenen und unausgebauten Landstraße ohne Fahrradweg, nach Altlandsberg, einer großräumig und niedrig bebauten, historischen Stadt mit historischem Markt und Kopfsteinpflaster. Das Städtchen mit seinen knapp 10.000 Einwohnern verfügt aufgrund seiner langgezogenen Form über sechs Ortsteile. Der übergroße historische Marktplatz zeugt vielleicht davon, dass Altlandsberg bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts das Recht zuerkannt wurde, Jahrmärkte abzuhalten. Im Laufe der Jahrhunderte brannte das Städtchen mehrmals komplett nieder. Gleich am Eingang eine langgezogene Straße mit Kopfsteinpflaster und Hof an Hof, Zweistöcker mit Geschäften am Straßenrand. Landwirtschaft, Forstwirtschaft und besonders Handwerk prägen bis heute das Stadtbild. Die Bahnstrecke Hoppegarten – Altlandsberg gab es bis 1965, bevor die Umstellung auf Busbetrieb erfolgte. Bis 2007 wurden die Gleise abgebaut. Obwohl ohne S-Bahn-Anschluss, ist Altlandsberg ganz als Touristenziel aufgemacht – ein Geheimtipp für Touristen. Hinter Altlandsberg geht es wieder die Landstraße entlang. Kommt für zwanzig Sekunden kein Gegenverkehr, gehe ich lieber auf dem Asfalt als über Stock und Stein. Nach ein paar Kilometern passiere ich mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet den Bötzsee, wo ein Menschenaufkommen gegenüber einem improvisierten Parkplatz für Ausflugcharakter sorgt. Es wird gebadet. Im Bötzsee entspringt das Fredersdorfer Mühlenfließ, das 34,5 Kilometer weiter südlich in den Großen Müggelsee mündet. Danach geht es wieder die Landstraße entlang durch den Wald. Irgendwo dort, völlig unbeachtet, denn hier geht gewöhnlich kein Mensch mehr zu Fuß entlang, steht ein großer Baum versteckt im Unterholz, eine Tafel über einer Bank davor, die den Wanderer zur Rast einlädt.

Strausberg Strausberg hat fast genau so viele Einwohner, wie Hennigsdorf im Westen Berlins, toll, das hatte ich mir nämlich gedacht, aber die Wahrheit übertrifft meine Erwartungen, und zwar hatte Strausberg zum Jahreswechsel 2014/2015, laut Wikipedia, bei an die 30.000 Einwohnern genau achtzehn Einwohner weniger als Hennigsdorf. Das nenne ich ausgewogen. Strausberg protzt mit einer, eigens für die langgezogene Stadt angelegten, Tram, der 89, die bis Strausberg-Lustgarten auf einem Gleis hin und her verkehrt. Wie Altlandsberg hat die Stadt in diesem Jahr ihr 775-Jahr-Jubiläum gefeiert und ist entsprechend herausgeputzt. Die Anlagen sind weitläufig, gepflegt und großzügig angelegt, bis hin zur Altstadt.

Was das für eine Schande war, der bürgerliche Faschismus in Deutschland, eine Schande, sich da so hereinzubegeben, das ist in Strausberg heute weitgehend einverstanden, allerdings riecht es mehr nach die-Probleme-in-den-Griff-gekriegt. Der antifaschistische Tenor der Stadt wird von einer Gruppe jüngerer Aktivisten und einer aufkommenden weltoffenen Generation geprägt – fast gegen das Stadtbild. Ich bringe mein Preußentum gegen den Geruch von bürgerlichem Faschismus hier auf. Eine Wildfleischerei mit sensationeller Ankündigung gibt es auch: DIENSTAG WIRD GESCHLACHTET! In Actionschrift, am liebsten hätte ich es beim Lesen laut ausgerufen. In Strausberg-Nord, Endstation S5, befindet sich das Industriegebiet und ein Bundeswehrstützpunkt. Außerdem eine hingewürfelte Plattenbausiedlung mit Würfeln sechs Stock, komplett quadratisch. Die Wiesen dazwischen empty und Herbstlaub mustert unter der Abendsonne ins Ocker das Gras.

Süppchen macht lustig, aber schwach auf die Beine. Knorr-Zwiebelsuppe Meisterklasse mit jungem Gouda und Tellicherry. Dagegen die Zwiebelsuppe von Maggi zum Vergleich:
Der Löffel ist geschickter angebracht. Die Pracht ist nicht umsonst, Ende des Monats gibt es Misosüppchen:
Ende des Monats Misosuppe!

Ego Der Mensch befindet sich in einer reaktiven Umwelt, dass die Umwelt antwortet, wird er wohl anerkennen und wenn er sich noch so sehr isoliert. Kommt keine Antwort von außen, kommt eine von innen.

Synchronizitäten Synchronizitäten zu erklären, ohne dass von einer außerweltlichen Einwirkung ausgegangen wird, das ist mein Interesse. Der Terminus Bezugsgröße ist mir manchmal nicht plausibel, weil ich das Außerweltliche als oktroiert empfinde, weil ich nicht alle Information über ein Denken, das sich bis ins Abstrakteste erstreckt, in der Lage zu überblicken bin. Da liegt die Beschäftigung mit Metagedanken nahe, dem Denken über das Denken. Zum Beispiel, Denkroutinen ausfindig zu machen. Ich plane also, unterschiedliche Gedanken mit möglicherweise zugehörigen Körperhaltungen und der möglicherweise zugehörigen Gestik aufzuzeichnen und auf diese Weise Beschreibungen von Denkroutinen in Einzelheiten anzufertigen. Das ermöglicht vielleicht den Weg hin zu einem Abstraktionsniveau, mit dem Synchronizitäten, die hin und wieder auftreten und einem in der musikalischen Praxis manchmal unerklärlich scheinen, erhellt werden können. Ein Begriff in diesem Zusammenhang ist der Begriff Ankerpunkte, so nenne ich das, das sind inhaltliche oder rhythmische oder sonstwie geartete Schwerpunkte bei einer Synchronisation, Punkte, auf die sich die Aufmerksamkeit richtet. Was befindet sich zwischen den Gedanken, zwischen den Schichten bei einer Synchronisation und deren Folgen oder Iterationen. Die Übereinstimmungen sind vielleicht einer Synchronebene zu verdanken, auf der sich die entsprechenden Informationen befinden.

Bigger than Life Vielleicht seit Peter Gabriel und Depeche Mode ist viel von der digitalen Populären Musik zeitweise derart High-Fidelity durchproduziert, dass sie bigger than life (den Begriff verwendet Peter Wicke in Bezug zum Beispiel auch auf eine Snare bei Peter Gabriel) ist und alle gewöhnlichen Umweltgeräusche weit hinter sich lässt. Das kann einer mögen, muss es aber nicht. Depeche Mode produzieren die sauberste Populäre Musik, die ich überhaupt kenne, das Klangbild ist derart ungewohnt genau ausgearbeitet, wie es selten der Fall ist. Dazu gehört insbesondere auch die Stereofeldverteilung und die Positionierung der Instrumente in jeweils eigenen, sich ergänzenden, Hallräumen. Zugleich handelt es sich um die, vom Eindruck her, digitalste Musik, die ich kenne, wozu auch Übersetzungen von Trash-Elementen behilflich sind, das heißt: Es werden auch Frequenzräume aufgegeben. Ob Yoo Doo Right (1969) auf dem CAN-Sampler Cannibalism deshalb vom Gesamtklang so fett und trotzdem brilliant klingt, weil der Mix so ist oder das Master, kann vielleicht herausgefunden werden, indem eine noch übergeordnete Instanz angefragt und das LP-Master mit dem CD-Master verglichen wird. Qualität und Einfluss des Masters wären auf diese Weise erkenntlicher. Nach zwei Minuten Yoo Doo Right gebe ich auf, mit widerfährt der Satz: Das ist doch einfach nicht wahr! und selbstverständlich meine ich den Text.

Musik und Mathematik Die Mathematik in der Musik versuche ich intuitiv und ungefähr zu handhaben. Das heißt, +1 oder -1 sind interpretationsbedürftig. Die Berechnung einer 100er-Skala in 100 exakte Einheiten widerstrebt mir. Das macht eigentlich kaum ein Musiker. Distanzen exakt durchskalieren, das ist auch unschön, finde ich, diese mathematisch exaktlineare Denkweise. Wie oben schon angedeutet, ist die Natur ganz anders gestaltet, die Räume sind unterschiedlich groß und variieren hinsichtlich ihrer Hallgestalt. Außerdem befindet ein Mensch sich gewöhnlich in Bewegung, wodurch die Hallräume eigentlich ständig wechseln, fluktuieren und emergieren und so weiter. Ohne Anpassung der Werte hätte zum Beispiel die TR-808-Spur in Transitwelt – Aleatorik II (2014/15) kaum zustande kommen können. Drums hätten größtenteils außen vor bleiben müssen.

Der Mensch als Arsch Nachts schlafen die Menschen, sie schlafen am Abend ein. Bis in die frühen Morgenstunden ist kaum etwas von ihnen zu vernehmen. Ob sie träumen? Träume haben mit Spielen gemeinsam, dass sie ungefähr sind. Die Ordnung, wie sie ist, hat schon etwas Geröllhaftes, aus dem Anfänge von Bewusstsein von Zeit zu Zeit aufscheinen. Der Mensch als Arsch: Wie Flechsig in der Großhirnrinde eine Körperfühlsphäre erkennt, die den gesamten Menschen abbildet oder das gleiche bei Fußreflexzonen, Handreflexen uns so weiter nachweisbar ist, glaube ich, dass der gesamte Körper des Menschen an jedem seiner Punkte komplett abgebildet ist. Selbst am Arsch könnte das nachgewiesen werden, der Arsch ist eine Abbildung des gesamten Menschen. Das Menschliche ist aber das Feindliche, wo die Person, die Sprache, den Menschen nicht überblendet, bleibt er blass, dunkel und feindlich. Demgemäß ist auch das Leben eine Art Sprache.

Daneben An sich gibt es überhaupt keine Frequenzen, sondern nur einen Punkt, einen Ton, und den gilt es zu verfehlen.

Nächsten Monat: Ich war ein Blumenkind – Deutschland in den 1980ern (im Kaff, 2015) Überall gehen Sonnen auf und unter, die ganze Zeit. So schön körperlos ist die Existenz bis auf die Langeweile. Ich dachte mir, ich gehe vielleicht zum Psychiater: Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist … auf Arbeit habe ich keine Lust mehr … Genau!

Gute Nacht, Freunde. Es ist Zeit für euch, zu gehn …

1. Oktober 2015

Schöneweide Wenn morgens um acht die Züge aus Richtung Erkner Ostkreuz eintreffen, dann gehören der Bahnsteig und die Treppe aufs Standardniveau Ring minutenlang den strömenden Massen, die sich zur Arbeit begeben – gegen den Strom zur S-Bahn ein müßiger Gedanke. Königs Wusterhausen wird gewöhnlich über Umsteigen Grünau, Endstation der S8, erreicht, heute mache ich aber Zwischenstation in Schöneweide. Von hier aus fahren die Züge bis Westend. Der S-Bahnhof Schöneweide wird demnächst saniert, wie er zur Zeit ist, erinnert er an Andrei Tarkowskis Nostalghia von 1983:

… my kinda atmosphere!

Schöneweide hatte ich schon einmal besucht, ein Spatz hatte sich über der Drehtür der zentralen Shoppingmall verirrt und fand den Weg wegen einer Glasfront über der Drehtür nicht heraus. Was konnte ich tun? Als ich eine halbe Stunde oder so später wieder da war, war der Vogel still oder verschwunden. Flüchtig ist die Zeit bis zum nächsten Leid, besonders in den Shoppingmalls. Vor etwa zwei Jahren habe ich mir in Oberschöneweide eine Wohnung angesehen, ich wollte damals schon in die Nähe des Treptower Parks ziehen, aber die Küche war derart abgetrennt, dass ein Türrahmen an einem halben Meter Rigips mit einer Tür bestückt einen Zugang zur Küche ermöglichen sollte, der sowieso drumherum schon vorhanden war, die Tür stand sozusagen mitten im Raum und war ganz und gar unnötig. Die Gegend wird zur Zeit hippymäßig auf Kultur zurechtdesignt, es findet sich ein großes Kulturhaus, von Peter Maffay oder so gestartet, die Häuser sind fast durchweg Gründerzeit. Eine Art Markenzeichen von Schöneweide ist die Schnellerstraße, die mit ihren Laternen eine Leere entfesseln kann, die den Menschen, die dort passieren, eine Art Lebensrechtfertigung verleihen mag – industrieller Modernismus zieht sich bis zum Horizont hin, die Schnellerstraße, glaube ich, macht einiges vom Selbstbewusstsein derjenigen aus, die in Schöneweide ein Zuhause gefunden haben. Besonders bei Sonnenuntergang sollte die Straße der Gegend ein kaum zu vergessendes Flair verleihen. Zur anderen Seite aus der S-Bahn heraus ein Bus- und Trambahnhof. Endstation für Nachtschwärmer: Der Betriebsbahnhof Schöneweide.

Auf dem Weg durch den S-Bahn-Tunnel Schöneweide ein Blick neben der Gastronomie durch ein Weltwurmloch nach Thailand. Direkt da hinten, hinter der Straße, wo die Thais auf ihren Mopeds und Vespas herumheizen, ist der Strand.

26 Takte, 53 BPM, Phonography.org I (PHO I) & II (PHO II) Recuts September/ Oktober 2015, zusammen 26:53 min. Irgendwann brauche ich vielleicht nur noch ganz wenig zu tun, die ganze Zeit, während eine Aufnahme läuft, korrigiere ich fast nur Abweichungen von einem Regelverlauf, sitze vor dem Mischpult und Monitor und greife alle paar Jahre einmal ein. Memento Mori, es wird Musik gemacht. Schon längst hätte ich das September-Update korrigieren sollen, aber es stand unerwartet Wichtiges an, nämlich ein Edit von Pho I & II. Die zentrale Maschine bei den Pho-Stücken ist neben der 808 der MS-10. Eigentlich hatte ich vor, die Pho-Stücke zu einem zusammenzufassen, aber es ging anders. Die Stücke, die im November 2010 im on/off-Studio in Kreuzberg als Vorbereitung für Exq I aufgenommen wurden, sind, wie üblich, ungemastert. Es handelt sich im Groben um zwei Floating-Loops, beide mit 26 Takten und im Tempo 53 BPM. Nach fünf Jahren habe ich einen Recut der Pho-Stücke versucht und beide um etwa je fünf Minuten heruntergecuttet. Wer meine Musik hören will, soll sie am Ende der Zeit, am Ende aller Zeiten hören und nicht vorher, da ist sie dann am Besten. Da sind die Stücke dann auch am Kürzesten. Das geht, wie mit allem, das einer lernt, am Ende ärgert er sich, dass er es nicht schon vorher wusste. Die Stellen, die ich bei den Pho-Stücken rausgeworfen habe, sind allesamt Momente, wo die ganz langsamen Schwingungen sich nicht oder nur annähernd im Metrum befinden. 2010 hatte ich noch vorausgesetzt, dass diese Momente hörbar sind, aber die Hörkompetenz der Allgemeinheit nimmt mit der Zeit ab. Für die Recuts habe ich etwa ein halbes Jahr lang immer einmal wieder vorbereitet, die Sache selbst dauerte nicht ganz zwei Wochen. Die Stücke werden mit den Edits immer teurer, qualitativ besser werden sie nicht – nur anders, den 2012er Cut von Exq I (27 Takte, 54 BPM) höre ich ebenso gerne wie den 2014er Cut. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich Stellen, die ich im 14er-Cut herausgeworfen habe, in einem späteren wieder mit reinnehme. Ob überhaupt einer stattfindet? An der Musik, wie an allem anderen auch, kann einer die Zeit vergessen, und dass sie vergeht. Musik konserviert bekanntermaßen mitunter Zeit. Eine Liste von Korrekturvorschlägen habe ich nach etwa einem halben Jahr noch einmal durchgehört, höre aber nichts Falsches. Exq I sollte ein Stück sein, das Fragen aufwirft, und das tut es für mich bis heute. Aus welchen Tiefen dieses Stück heraufgefischt wurde, ist mir bis heute eine Frage. Woher kommt die Musik? Welches ist das angemessene Verhältnis von Inspiration und Fertigkeit? Falls Pho I & II je uraufgeführt werden, sollen zehn Schafe auf der Bühne stehen und das Konzert begleiten und inspirieren (Anzahl je nach Einschätzung eines Betreuers). Schafe werden, soweit ich mich erinnere, auch zum Rasenmähen eingesetzt. Nicht Schafe, sondern Rasen sollen das Stück in C-Dur begleiten. Obwohl … ich weiß! Schafe und Rasen sollen die Uraufführung begleiten! Die Stücke sind die Partitur, schließlich sind sie aufgezeichnet. In Pho wird die Verwendung der Lautsprecher als Instrument dort angesprochen, wo bestimmte Bässe mit einem Flatterteppich oder Rauschteppichen repräsentiert sind, um symbolhaft ein Versagen der Membranen ob ihrer (nicht vorhandenen, weil in den betreffenden Stücken egal) Deepness – Tiefenwirksamkeit, Tiefheit, Bassigkeit, ok, Deepness – anzudeuten, zum Beispiel Pho II bei min. 14:23. Die Stücke sind, wie die beiden Exq-Stücke, ungemastert, weil ich glaube, dass ein Master, das sie bewältigen könnte, heutzutage technisch noch nicht möglich ist. Die 808 ist in den Stücken in vielen möglichen Variationen eingebracht, besonders die Bassdrum in unterschiedlichen Längen und Tonhöhen mit differierenden Geräuschanteilen. Die HiHats in Pho I ab min. 6:02 stammen von Martin Osti. Die verwendeten Field Recordings sind autorisiert. Ich mag dem Herren seine Schafe. Die kommen auch immer anständig hinter dem Thema. Die PHO-Stücke sind unter dem Eindruck von György Kurtágs Heinrich-Schütz-Klavierinterpretation Die Sieben Worte entstanden, ich meine, das ist zu hören.

Königs Wusterhausen Von Schöneweide aus geht es nach Königs Wusterhausen, Endstation der S-Bahn-Linie 46. Fontanes Schilderung dieses „finstren Ortes“ in den Wanderungen: „Ein prächtiger Platz für einen Weidmann […] ein schlimmer Platz für ästhetischen Esprit“. Die Stadt bietet neben Amtsgebäuden, wie einer sie kennen könnte, teils unsaniert – in solchen Räumen zu arbeiten ist derart unangenehm, ich kenne den Gestank von grünem und grauem Linol und spüre an den Händen die kalten marmorierten Steinstufen in den Schulkasernen mit den riesigen Eingangstüren und silbernen oder goldenen Bügeln. Die Wände in möglichst uninteressanten aquarellen Farben gekalkt, nicht ein Fetzen Tapete, außer im verqualmten Lehrerzimmer, immer im Stau. Die Rippenheizungen im Winter überheizt, der krächzend-quietschende Klang der Fenstergriffe beim Öffnen der riesigen Fenster, der Gestank des Linoleums war oft nicht zu ertragen. Diese Atmosphäre finde ich im, ansonsten mit postmodernem Flair daherkommenden, Königs Wusterhausen wieder – Kleinkopfsteinpflaster in Touristenqualität im Zentrum und alle hundert Meter einen Mülleimer an den Gehwegen. Der größte Farbfleck ist ein vielleicht vier Mal fünf Meter großes, hellblaues Parkemblem an der Waschbetonfassade des Parkhauses für die, ansonsten kleinstädtische, City. Die Stadt hat erst 1935 das Stadtrecht zugesprochen bekommen und befindet sich zum Teil noch in einer unsicheren Phase des Übergangs zum Städtischen. Hinter dem Schloss fließt die Notte zwischen Trauerweiden, den dunklen Grünanlagen des Schlosses. Im Stadion, etwas weiter weg, fast am Stadtrand, spielt eine Frauenauswahl der Polizei Frankreichs – Allez Les Vaches! – gegen eine Auswahl der Polizei Deutschlands. Es handelt sich um Profis, der Spielverlauf ist einigermaßen unentschieden, die Deutschen haben die Nase leicht vorn, zwei Profischiedsrichter sind engagiert, etwa 50 Personen schauen sich das Spiel an, die meisten sind Franzosen. |Field Recording Fußball KöWu|

Großzügige Parkanlagen und viel Grün begegnen mir. Auf dem Funkerberg findet sich der 210 Meter hohe Funkmast, der als Wahrzeichen der Stadt das ehemalige Jagdschloss von Friedrich Wilhelm I. schon lange abgelöst hat. Hier, wo der Soldatenkönig mit großem Aufwand den Windmühlenberg, heute Funkerberg, aufschütten ließ, um das Schloss vor feindlichen Blicken zu schützen, wurde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der deutsche Rundfunk geboren. Das Moderne wird jetzt zusehends durch das Postmoderne übertüncht. Das leichte Postmoderne erreicht nicht das Gewicht des Modernen, besonders historisch nicht, die Historie ist schließlich mehr als Unglück als sonstwie zu begreifen …

Souveränität Ich will der souveränste Musiker aller Zeiten sein, wie mache ich das, die souveränste Tänzerin? Geist und das Immaterielle zu verwechseln, ist bestimmt ein Fehler. Was das Unterbewusste betrifft, geht es eigentlich hauptsächlich um die Kunst des Wegsteckens. Unbedingt bemerkenswert ist es, wie wenig Symbolisches im Unterbewussten vorzufinden ist, wenn überhaupt etwas. Woher die Semiotik? Meiner Erfahrung wird das Unterbewusste auch nicht durch die Medien unterdrückt oder verdrängt, es findet fast ausschließlich als Problemlösung statt. Kein Hauch von Mystik.

Leer gezogen, saniert und dann erst einmal geschlossen. Bald weht ein frischer Wind in den Wohnungen.

Wildau Wildau war in der Moderne seit der Wende zum 20. Jahrhundert Industriestandort und hat Berlin mit Baustoffen versorgt, die inzwischen mehr und mehr von überall herkommen, auch vor Ort produziert werden, wenn es sich um Großbaustellen handelt. Die Moderne durchsetzt zum Teil noch die Zeit, die nach der Postmoderne kommen soll – eine Art neuer Einfachheit, heißt es, vielleicht ist da noch Sprache. Die vollständig verklinkerte Schwartzkopff-Siedlung, mit über 800 Wohnungen im Gründerzeitstil, steht komplett unter Denkmalschutz. In den Blöcken wohnen vielleicht zwanzig Parteien pro Haus, die Siedlung zieht sich linker Hand am Falkenberg in Fahrtrichtung der S46 entlang, rechter Hand befindet sich das zugehörige Werk. Der Klinker wurde als Zeichen der Zugehörigkeit zum Märkischen gewählt. Vor der industriellen und der französischen Revolution hat sich ästhetisches Bewusstsein als gemeingesellschaftlicher Wert kaum durchsetzen können, so scheint es. 1850 berichtet Fontane Forschrittliches: „Es existirt jetzt keine Stadt, in der nicht irgendein Geistiges, irgendein Schönes mit größerer oder geringerer Kraft gepflegt würde; die hundert Dinge der Cultur […] Lieder entstehen, die Wissenschaften werden gepflegt […] die kleine Stadt [nimmt] Antheil am selbstsuchtslos Allgemeinen […] Die Geister waren todt.“ (Spreeland)

Spuren von Leben – wie nahe die Menschen sind.

Zeuthen Wildau geht in Zeuthen über, in Zeuthen geht es dann noch einmal mehrmals links in den Wald herein nach Wildau, das somit zum Teil parallel verläuft. Mit der Grenze wandelt sich das Stadtbild deutlich, das ist auch in anderen Bezirken zu sehen. Die Bebauung setzt sich oft betont von derjenigen der umgebenden Bezirke ab, die Stadtteile suchen ihr eigene Note, entsprechend werden auch die Bauvorschriften für jeden Bezirk eigene Ausprägungen erfahren. Damit wird der Ort, an dem jemand wohnt, möglicherweise ein Ort des Friedens. Das Berliner Umland wurde im 19. Jahrhundert systematisch bebaut. Die ältesten Wohnhäuser Berlins sind keine 150 Jahre alt, das dürfte auch den beiden Weltkriegen zu verdanken sein.

In Zeuthen noch auf der Werbestrecke: Das Musterhaus, das in anderen Bezirken zum Teil das Stadtbild bestimmt. Die meisten Baumschützer, die den Amazonasurwald retten wollen, sind, so glaube ich, dem Leben zugewandt und nicht dem Baum oder den Bäumen und befinden sich aber in einer Art Baumsein-ist-Leben-schlechthin-Delirium, das sie geradezu verklärt. Dass das Baumsein aber ganz und gar langweilig ist, ab und zu einmal ein Affe, der sich durch die Gegend hangelt, geht völlig an ihnen vorbei.
Südlich von Berlin wird Land erschlossen. Um sein Baumsein zu rechtfertigen, hat der Baum den Baumdienst bestellt, handelt es sich überhaupt um einen Dienst? Ein kurzer Test für freiwillige Probanden: Wie riechen diese Bäume?

Peripherie > Stadt Neben Einfamilienhäusern auf Grundstücken, die am Rande Zeuthens nach Waltersdorf heraus in den Kiefernwald geschlagen werden, sind vereinzelt Hausstrecken mit Gehwegrandbebauungen zu finden, die Fensterläden maroder und wahrscheinlich denkmalgeschützter Bauernhäuser zum Anfassen, sowie Mehrfamilienhäuser und Gründerzeit. Städtisch, Haus an Haus, zieht sich Zeuthen bis weit in die Vororte Berlins hinein. Erst ab dem U-Bahnhof Rudow ist die Bebauung durchweg städtisch, wie in Ruhleben, Westend, die Bebauung erst ab Wilmersdorf durchweg städtisch ist. So präsentiert sich das Bild eines Gangs von der Peripherie ins Zentrum als vielseitige Angelegenheit. Jede Stadt, jeder Stadtteil hat, wie die Satellitenstädte (Berlin, Exquisite City I, 2013) auch, seine eigene architektonische und atmosphärische Prägung, setzt sich ab von den angrenzenden Bezirken oder Städten, ohne dass es unbedingt einer Verdichtung zum Zentrum hin entspräche. Die Bauvorschriften sind eigen. Auch ein Hochhaus, das in Hamburg gebaut wurde, darf so zum Beispiel in Berlin nicht noch einmal hingestellt werden.

Was machen die Menschen in Zeuthen? Die Leute hier haben viel Zeit, über Monate, vielleicht Jahre, liegt eine Baugrube still, nachdem sie ausgehoben wurde, dann wird erst einmal das Fundament gegossen, ein Wohnwagen neben der Baustelle aufgestellt. Sie träumen von einem Ort, an dem sie sich für den Rest ihrer Zeit auf Erden mit Kind und Kegel niederlassen können. Die Bäume werden neben der Landstraße geschlagen, ohne dass der Verkehr beeinträchtigt wird, über zwanzig Meter hohe Riesen. Auf dem Grundstück nebenan sind die Arbeiten noch nicht so weit vorangeschritten, mitten im Grün zwei Fachkräfte, die angeregt diskutieren und über Strategien der Erschließung nachdenken.

Theodor Fontane beschreibt die Dörfer entlang des Zeuthener Sees in Spreeland Mitte des 19. Jahrhunderts als Einsamkeitsdörfer. Genau dieser Eindruck stellt sich auch heute noch ein.

Grünau, Alt-Glienicke Grünau, zeitweise Endstation der S8 und S85, ist so ziemlich das Langweiligste, was sich einer vorstellen kann, interessant neben dem Bahnhof ein Zebrastreifen ohne Ampel. Der vielleicht interessanteste Zebrastreifen Berlins findet sich auf dem Funkturmgelände, ist etwa dreißig Meter lang und verläuft im spitzen Winkel zur rechten Straßenseite hin, wo er sich nach etwa zehn Metern auf einem Meter Breite in Gehrichtung auf der Straße hinzieht. Linker Hand die Bullaugen der Rückseite des ICC-Riegels zum Messedamm hin, wie ein umgedrehtes Zimmerklavier. Vor Alt-Glienicke die RWE, wieviel vom Strom für Berlin hier erzeugt, verteilt oder umgesetzt wird? Im Norden die STRABAG (Berlin, Exquisite City I), im Süden die RWE, Reste der Berliner Mauer, die mit einem der heute üblichen, engmaschigen, Gitterzäune abgesperrt sind. Ironie der Geschichte.

Rudow Vor Rudow, Fontaneallee, wo sonst, bekomme ich, das Angebot ist auf einem Schild im Vorgarten hinter dem Zaun angebracht, Streuobst umsonst. Eine ältere Dame reicht ein wenig Obst, genau ausgesucht und „ohne Innenleben“, über den Zaun. Eine Birne und einen Apfel, den ich heute in einem Apfelpfannkuchen verarbeitet habe. Das eigentliche Rudow beginnt ganz unvermittelt und ist nicht viel mehr als ein multikultureller Treffpunkt in Form eines Einkaufszentrums und eines schön schmutzigen Plattenblocks mit etwa dreihundert Wohnungen. Ein Stück weiter raus Einfamilienhäuser, zum Teil im Villenstil. Die Kinder und Jugendlichen treffen sich selbstverständlich im multikulturellen Sektor.

Collage?
Rudow, Endstation der U-Bahn-Linie 7. Die postrealistische Wandmalerei zeigt die Umrisse eines fantastischen Kontinents auf dem fantastischen Planeten Planet in der Lichtjahre entfernten Galaxie Flausenhausen, das ist da, wo die Leute, die hier wohnen, hinwollen und vornehmlich wird das Leben von hier aus dort per Satellit überwacht. Stattdessen geht es mit der U7 über Wutzkyallee und Lipschi, zwei Berliner Hip-Hop-Quartiere, in Richtung Ringverkehr, ab wo dann der Loop den Beat macht.

Retrokrise Ich befinde mich in einer Retro-70er-Musikerkrise und weiß nicht, ob ich im Leben überhaupt noch einmal Musik mache: Kann ich mit der Musik, die ich mache, noch Schönheit vermitteln? Etwas irgendwie nennen, zum Beispiel Musik Musik nennen, greift bereits über die Musik hinaus, deshalb gibt es für Musik eigentlich kein passendes Wort, Musik ist irgendein Wort. Das Problem ist, dass ich nach drei Jahren Recherche die grundlegendste Routine eines Musikers verloren habe, die da heißt: 9 Uhr morgens Mischpult an. Da wieder hinzukommen, scheint ein wenig zu dauern. Musik machen und nur das Material antwortet. Irgendwann werden die steuernden und die empfangenden Impulse im Laufe eines Lebens qualitativ umgekehrt, aber was interessiert mich das? Alles in der Welt ist fast so bemessen, dass ich Nichts bin, wenn ich Ich bin. Das Unterbewusste kommt mir derweil mit irgendwelchen Geschichten von vor 100.000 Jahren und wenn ich das einmal bemerke, heißt es: Solang ist das noch nicht her! Es ist perfekt so bemessen, dass ich Nichts bin, wenn ich Ich bin, wenn ich die Traditionen anschaue. Ich setze Geschichten hinein. Das Bewusstsein sucht ständig nach Gründen für die Bewegungen des Unterbewussten, daraus entstehen ganze Welten. Ich glaube nicht, dass Absichtslosigkeit unbedingt gut ist. Dazu ist zu wenig aktiver Horizont hinter dem Begriff. Als Musiker bin ich auch ein Loser und verpeile das totale musikalische Delirium.

Komponist und Interpret und Rezipient sollen eins werden! Ich bin nicht nur für die Einheit von Komponist und Interpret, sondern bei mir kommt noch der Rezipient dazu, das bin auch ich, jedenfalls hauptsächlich, wenn nicht sogar ausschließlich, wer kann das schon wissen. Immerhin befinden die Menschen sich, obwohl es da noch Luftmoleküle gibt, es stürmt sogar, soweit ich mich erinnere, taub, nämlich im Blindflug über der Erde (Humberto Maturana). Die Ziele der Komponisten der Neuen Musik übertreffe ich mit dieser Forderung deutlich. Bevor x missa_a1 (2015) letztlich abgesegnet wurde, habe ich die letzte Version über 100 Mal gehört, das ist knapp an der Grenze des Erlaubten. Ebenso Yomillak (2015). Also gibt es Konsumenten, Rezipienten, Komponisten, Interpreten und einfach Musiker, die die Abläufe und Perspektiven auf ihre je spezifische Weise kombinieren. Ein Rezipient ist also auch Produzent beziehungsweise Komponist, das ist soweit bekannt, aber umgekehrt konsumiert ein Produzent die Möglichkeiten des Musiksystems, um Bedingungen für weitere und auch anders geartete Rezeptionen in der Musik zu erzeugen.

Katzen Katzen, kleine Katzen, große Katzen, Luxuskatzen und einfache, in den Wohnungen und auf den Straßen. Das Wildeste, was mir je begegnet ist, war eine rothaarige Furie, ein riesiger muskulöser Kater, der um drei Uhr nachts durch den Mitteleingang in den Hof stürmte, bei Vollmond mit einem gigantischen Satz über die Hauswand auf das Wellblechdach des Fahrradständers sprang und wieder runter und bevor ich es einfangen konnte, war das Tier schon wieder weiter, schrie auf der Straße noch aufgekratzt herum. Eine andere, eine schwarze Katze, ist durch ein halbwegs mit Pappe zugestelltes, zerbrochenes Kellerfenster verschwunden und ließ sich in den endlosen Kellergewölben des Hauses nicht mehr auffinden.

Grinsekatze auf dem Kopf.

Nichtsystemisches Denken Ein Beispiel für nichtsystemisches Denken fällt mir ein. An einem Wasser in Malaysia oder Thailand, einer Art kleinem See, der zwischen dem Schilf ins flache Gras und in den Sand aufs Land schwappte. Überall lagen umgekippte, gefällte Baumstämme, längst vertrocknet und ohne Rinde, quer und dazwischen standen ein paar Wäschestangen zum Wäscheaufhängen. Das keine zwanzig Meter von der Landstraße entfernt. Ein Fischskelett lag achtlos wahrscheinlich seit Jahren dort herum und noch ein paar tote Fische moderten vor sich hin. Nicht, dass das Bühnenbild nicht auch schön gewesen wäre, auf seine Art. Ich habe es bis heute sehr genau im Kopf, es riecht nach Waschmittel und ich gehe ein wenig alienisiert über den giftgrünen Rasen und durch den Sand, schaue mal links, mal rechts.

Erosion Das Seltsame an Computern ist, dass, wenn einer endlich gelernt hat, mit einem System umzugehen, es wie durch Zauberhand plötzlich nur noch einigermaßen funktioniert und öfter einmal etwas abstürzt oder den Geist aufgibt. Nachdem ich, wegen Ärger, einmal leicht mit der flachen Hand auf die Tischplatte gehauen hatte, weil irgend etwas nicht wie erwartet funktionierte, ist sofort der OS 9 abgestürzt und ließ sich nur noch ohne Systemerweiterungen starten. Das, obwohl der Standort mit der Tischplatte nicht in Schwingungsverhältnis stand. Das System erodierte weiter, bis beim Starten jedesmal die Uhrzeit geändert werden musste und die Start-Up-Disk ignoriert wurde. Das Cubase wollte nicht mehr loopen. Mit der Erosion wurde die Ursache des Problems nach Wochen deutlicher – durch den Schlag ist entweder ein Stäubchen zwischen einen der beiden Batteriekontakte geraten, die die Einstellungen erhalten, wenn der Mac ausgeschaltet ist oder aber, siehe Multikausalität und Ironie der Geschichte, in genau diesem Moment hat die Batterie aufgegeben. Ich habe sie ein wenig gekuschelt, danach ging er wieder, aber jetzt fängt es wieder an. Meine ursprüngliche Befürchtung war, dass jemand per Internet in dem Lokal, in dem ich die Updates mache, meinen USB-Stick verseucht und über die Datenkommunikation per Stick am OS 9 eine schädliche Software installiert hat. Zweieinhalb Monate hat es gedauert, bis der OS 9 wieder lief.

Nur eine Regel für Amateurmusik Amateurmusik ist: Ich kann mich nicht ganz fallen lassen, das Goal-Attainment macht mir Sorgen. Ich bin kein Amateurmusiker, ich will die Sache auf den Punkt bringen, Amateurmusiker schauen sich um, ob Publikum da ist. Wenn sie das für einen Moment nicht tun, sind sie für den Moment Profis. Wann das Publikum und wann das Blut an den Fingern? Wenn nur eine Regel über die Publikumsorientierung hinaus formuliert werden könnte, die für Amateurmusik gilt. Manchmal gibt es Momente, da ist klar, dies oder das ist amateurhaft, ein Zögern oder eine Emphase, aber die dann zu beschreiben ist schwierig. Stolpern ist in der Amateurmusik auch echt oder echter als ein Profimusiker das überhaupt kann.

S-Bahnhof Heiligensee Vom äußersten Südosten Berlins geht es heute in den Nordwesten, nach Heiligensee, dem westlichsten Ortsteil Reinickendorfs, und Hennigsdorf, Endstation der S25. Heiligensee das letzte bisschen Stadt im ehemaligen Westen und Hennigsdorf auf der anderen Seite. Oder umgekehrt? Und so isses nun dann auch! Ich weigere mich erfolgreich, darüber nachzudenken, don’t think about a white bear, das geht … Darin habe ich seit etwa zehn Jahren Übung, weil ich es eine Zeitlang gezielt geübt habe, das lässt sich also erüben, ob es irgendwo sinnvoll ist? In Erziehungssituationen zum Beispiel, wenn Eltern das Kind zum erstenmal allein zur Schule gehen lassen, und bei ähnlichen Anlässen auch ganz umgekehrt, wenn ich im Keller pfeife. Um Vertrauen zu lernen vielleicht manchmal. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sind um Berlin herum Meilensteine angebracht, die die Entfernung nach Berlin in preußischen Meilen anzeigen. Eine preußische Meile sind 7,53 Kilometer, an der Ruppiner Chaussee sind zwei Meilen bis Berlin angezeigt. 1920 wurde Heiligensee Groß-Berlin eingemeindet.

Wer wohnt hier und unter welchen Umständen? Wie lange schon? Zu Land sehen die Häuser ganz anders aus als hier in Wirklichkeit und auf dem Screen. Hier die Gestalt ist anmutiger, die Häuser kippen, wie in der Kunst, nach hinten und hinten nach vorne. Direkt am S-Bahnhof Heiligensee findet diese außerordentliche Aufstellung statt. Heiligensee ist so unglaublich langweilig, dass mich ein wüstenhaftes Gefühl überkommt, wenn ich nur daran denke, es beschreiben zu müssen. Um den S-Bahnhof herum wie zur Show gestellte Wohnbarkeit, desweiteren Einfamilienhäuser sowie die 1930 erbaute Borsigsiedlung. Skeptisch begutachte ich die Häuserreihe oben, wie auch die Reihe gegiebelter alter Häuser auf der anderen Seite, die, wie eine Wiederholung in die Vergangenheit, von kleinen Unternehmen auf zwei Stockwerken besetzt sind. Fast schon Fachwerk, kein Platz für Leerheitsempfinden. Die Wohnungen auf dem Foto oben sind offensichtlich mehr Schlafstätten als sonst etwas, so nahe wie möglich an der S-Bahn-Station wird den meisten reichen. 1998 wurde die S-Bahn-Verbindung über den ehemaligen Mauerstreifen wieder hergestellt. Der Heiligensee, nach dem der Bezirk benannt ist, ist ein Privatsee im Flusssystem Havel, das den gesamten Berliner Nordwesten durchzieht und Heiligensee und Hennigsdorf trennt.

Stolpe (Süd) So ziemlich genau auf dem ehemaligen Mauerstreifen wird frisches Obst aus der Region verkauft – Heidelbeeren, Erdbeeren, das ist hin und wieder vor Berlin zu finden, günstig aus den Gärten der Häuser heraus oder am Straßenrand. Wie schön, dass Geschichte nicht perfekt ist, sonst hätte ich das Obst, das ich während der vorherigen Reise in Zeuthen / Rudow über den Zaun gereicht bekommen habe, wohl hier bekommen sollen. Ein paar Reste der Mauer stehen noch. Oder sind die schon nachgebaut oder mit der Lichtmaschine hinprojiziert?

Links Deutschland, wie man sieht, und rechts, das sollte wohl Europa sein, irgendwas … Was meint Henri Bergson, wenn er schreibt, das Lachen gehöre dem Menschen? Das Lachen sei der geistigen oder intellektuellen Sphäre zugeordnet?

Scripture Dass die Écriture, wie sie vorgeblich in der Welt erscheint, so stark reduziert erscheint, ist das eigentlich Störende. Es wird ein Missverhältnis gesehen und ein Komplexitätsausgleich gesucht. Vielleicht ist das auch eine ihrer Funktionen.

Leise Stücke Meine Stücke sind traditionell ziemlich leise, was schlecht für das Image ist. Die Leute schmeißen eine CD in den Player und wenn sie den Hauptknob auch nur einen Millimeter mehr als üblich reindrehen müssen, denken sie unterbewusst automatisch an die Stromkosten, was der Sache Erlebnischarakter nimmt, aber vielleicht irgendwann Kultwert ermöglicht – immerhin. Leise sind meine Stücke, weil ich die Normierungen eines Masterings am Klang oft nicht ertragen kann. Die Klänge verlieren, wenn die Sache nicht ganz genau angegangen wird, jede Art von Eigenleben durch ein Mastering. Bei Lse (.aiff) zum Beispiel sind die Fiepklänge des rhythmischen Motivs derart vielfältig variabel und instabil – das wird dann auf Tonhöhen oder so zurechtgestutzt. Ein Mastering ist selbstverständlich bei materiellen Tonträgern unumgänglich.

Hennigsdorf Ein paar Kilometer weiter überquere ich die Havel in den historischen Ortskern des bunten und multikulturellen Hennigsdorf, kurz vor Hennigsdorf befindet sich eine Asylbewerberunterkunft, in der es zur Zeit munter zugeht. Marinus von der Lubbe soll die Nacht vor dem Reichstagsbrand in einem Hennigsdorfer Obdachlosenheim verbracht haben. Danach unter der S-Bahn-Brücke hindurch auf den Postmarkt, der etwa halb so groß sein dürfte wie der Marktplatz Hellersdorf. Eine ausgedehnte Fußgängerzone und viel, viel Jugend. Wie die Balkonverblendungen der Mehrfamilienschachteln erinnert die ganze Gegend ein wenig an Hellersdorf-Marzahn, kaum Umzäunungen, nicht einmal die Spielstätten für die Kinder sind umzäunt, so weitläufig ist das Gelände. Selbst die paar Meter Wiese vor den Reihenhäusern ums Farbenquartier herum ohne künstliche Begrenzungen. Die Stadt wurde 2009 von der Bundesregierung als Ort der Vielfalt ausgezeichnet. Videos von Rosenstolz, den Ärzten und Fettes Brot wurden hier gedreht. Als Kind wächst man da auf und liebt die Gegend, aber dann trifft man wieder andere Kinder, die wollen einem auf die Schnauze hauen …

Farbenquartier Hennigsdorf ist mehr Stadt als ich erwartet hatte, ein buntes Zentrum das Farbenquartier mit den drei Elfstöckern, drumherum zumeist die übliche vierstöckige Reihe mit je zwei Wohnungen pro Stockwerk, hier betont farblos. Die Kacheln sind durchweg individuell gestaltet, sehr wahrscheinlich, dass für eine solche Aufgabe ein Zufallsgenerator eingebracht wurde. Genauer gesagt, kann ich mir kaum vorstellen, dass keiner beteiligt war. Die Zeitersparnis ist zu bedenken, aber aus welchem Grund bietet ein Zufallsgenerator hier Zeitersparnis? Das eine ist die Masse der zu bearbeitenden Kacheln, das andere das Wiederholungsverbot. Ich referiere mit dem Zufallsgenerator auf eine, für mich unübersichtliche Masse an Informationen, die auch von anderen bewältigt und logisch entwickelt wurden, deren Arbeit sich in meiner zeigt, so oft ich sie betrachte. 1994 wurde ein Wappen für Hennigsdorf, das sich seit 1962 Stadt nennen darf, genehmigt.

Going native Wer Musik außerhalb von Kontakten in den Szenen wirklich verstehen will, dem hilft auch kein Internet und keine Information, die Zeit will emotional und atmosphärisch echtzeit verstanden werden, sonst ist sie verloren. Nachholen lässt sich die reine Information, in Jahren lassen sich eine Menge Informationen nachholen, aber es lassen sich kaum Qualitäten erkennen, solange eine praktische historische Distanz besteht. Auch ohne Going native keine Hingabe, keine Wissenschaft und keine Erkenntnis außer eine verzerrte oder doppelt verzerrte. Dagegen der Universitätsbetrieb ist derart verschlüsselt, dass kaum wirkliche Information von innen nach außen dringt oder umgekehrt. Es gilt, die Ordnung des Betriebs zu verteidigen. Genauso lautet es auch aus den Szenen. Die an der Uni arbeiten und sich Musiker nennen, sind alles Mögliche, aber nicht keine Amateurmusiker. Ausnahmen kommen vor. Aber das ist alles, was sie sind. Und wenn sie auch in einer Band spielen, ist ihre Musik doch nicht mehr als Amateurmusik. Geradezu, als würde ein Lehrer ein Instrument in die Hand nehmen. Ausnahmen kommen vor.

Halt! Halt!! Halt!!! in Hennigsdorf

Komplexität Manchmal scheint es, als steckte alle Komplexität im Computer, dass der Computer inzwischen an Komplexität gegenüber dem menschlichen Herzen gewonnen habe. Also sollte doch irgendwann auch die Komplexität des einfachsten Trägermaterials sukzessive und vielleicht auch automatisiert, wobei die Automatisierung ständig transzendiert wird, dekonstruiert und verunmöglicht, also vervielfacht werden.

Relais Gründe, warum etwas irgendwie ist oder nicht ist, interessieren mich gewöhnlich nicht, außer was die Musik betrifft. Die Konfrontation mit der Welt soll auf eine Kritik der jeweiligen musikalischen Syntax eines Musikstücks bezogen bleiben. Das Material transzendieren, erst was, dann wie. Warum nicht spezifischer und fester werden stattdessen, immer heißt es nur durchlässiger, transparenter und allgemeiner. Erst die Ereignisse, dann die Gewichtungen und Relationen, dann die Relationen der Bezugsgrößen usw.? Athematisch arbeiten, Stilkopien, Kritiken, Kommentare, Reflektionen. Es soll weiter und weiter eröffnet werden, Schlussformeln werden weggeworfen, um Abschlüsse ins Ungefähre zu gewinnen. Dann wird ein Relais über den Athematizismus, Stilkopien, Kritiken, Kommentare, einzelne Reflektionen gesetzt, die bedeuten nichts. Es arbeitet im Puls einer Videoanalyse meiner Bewegungen, der Mikroanalyse meiner Mimik insbesondere während des Denkens und des Nachdenkens. Zuerst setze ich mich mit dem Begriff Musik auseinander und mir fehlen vielleicht die Worte: Nach Jahr und Tag ließ sich am Einleitungssatz des Artikels Musik bei der Wikipedia nicht rütteln, dafür liegen inzwischen elf Einzelnachweise zur Bestätigung vor, die bis fast an das Jahr von Eduard Hanslicks früher oft bemühter Definition aus der Mitte des 19. Jahrhunderts heranreichen, auf die auch Theodor W. Adorno sich vornehmlich bezieht (explizit im Vortrag Das Altern der Neuen Musik). Klingeltöne sind Musiksignale, Pfeifen und Tröten auch, wo auch immer sie erschallen, das ist gewissermaßen neu zu nennen. Hanslicks Definition dagegen ist überholt und wird ab heute auch von mir ästhetizistisch genannt. Die Musik hat also viel gewonnen, womit sie umgehen kann, insbesondere Signale aller Art. Selbstverständlich ist Klingeltöne entwerfen ein Beruf für Musiker, die das in einer Ausbildung und als Interesse gelernt haben und damit möglicherweise einen Teil ihres Lebensunterhalts verdienen.

Hollywood, das Ende der Musik Hinter dem Leben steckt irgendwo ein Hollywoodfilmer, der beständig sagt: Bis dahin gings und jetzt machts zapp. Zum Glück ist er nicht der einzige, sondern – gut zu wissen – bedroht von diesem Denken. Die Botschaften von jenseits der Welt sind auch nicht mehr als Vorschläge und Meinungen, Geschichten. Von da, wo alle Hörspektren verwirklicht oder erfahren wurden oder auch nur gedacht, vielleicht sogar nur auf zweiter oder dritter Ebene mitgedacht, wohin von da aus weiter mit der Musik. Ist sie dann am Ende?

Recherche, Objektivität Andere Leute haben an anderen Orten andere Dinge zu tun (Niklas Luhmann). Die meisten Leute können sich nicht vorstellen, wie wenig das mit ihnen zu tun hat, wenn andere Leute etwas tun, könnte sein. Wenn doch endlich einmal etwas käme, wo ich sagte, das ändert die Geschichte so derart, dass ich einen neuen Gedanken habe! Mitte Oktober soll das Internet hier eintreffen und ich weiß, dass das Recherchetief der letzten Monate ausgeglichen werden sollte. Das Unterbewusste war in dieser Zeit nicht friedlicher, vielleicht sogar im Gegenteil.

Die Zeit ist von nun an ausgeblendet Die Uhrzeit ist von nun an am MacBook- Bildschirm ausgeblendet, ich will ein eigenes Metrum finden. Das trifft sich mit dem Beginn an den Arbeiten und Recherchen Zur Ästhetik einer Musik jenseits der Zeit, die offline erfolgen soll.

Kühlschrank systemisch Mein Kühlschrank (Serie Intervalle, Intervalle II, Passive Musik Berlin, pm 09, 2011) produziert ein Intervall, das mich seit einiger Zeit, inzwischen seit etwa drei oder vier Monaten derart nervt, dass ich mir Gedanken über das Kühlsystem gemacht habe. Im Kühlwasserbehälter könnte ein Aluminiumfädennetz oder der Kühlflüssigkeit ein molekülstrukturierender flüssiger Zusatz zugesetzt werden, damit die unsichere Obertonsituation nicht die Ohren quält. Das könnte dann vielleicht sogar schön klingen und so durchgeplant werden, dass fast eine Melodie erklingt anstelle des Kühlwassergeblubbers, das die Menschen so am Rande der Aufmerksamkeit quält, dass sie es kaum merken. Ein Audio-Brand könnte derart entwickelt werden, viel Geld verdient. Oben wurde bereits die Optimierung des Anfahrgeräusches einer RE-Serie am Hauptbahnhof erwähnt, es handelt sich um die Siemens Lok ES64U2, sechs bis acht Töne erklingen aufsteigend. Schöne Klänge. Gestern habe ich eine Liste der Kühlschrankintervalle eröffnet und festgestellt, dass mein Kühlschrank alle 90 Minuten etwa 30 Minuten lang kühlt. Ich habe beschlossen, mir einen neuen Kühlschrank zu kaufen. Der Kühlschrank ist fast der einzige Strom, der zur Zeit bei mir durchweg läuft, das Licht verbraucht kaum noch, das Mischpult und seine Umgebung sind zu selten an. Ich zahle monatlich 29 Euro Vorauszahlung für Strom, vor ein paar Jahren waren es noch 17 Euro. Wer die Haustürklingel bezahlt, ob ich das bin oder anteilig, weiß ich nicht – die Leute sollen draußen klingeln, nicht an der Wohnungstür, ich werde ihnen Bescheid sagen. Nach Tagen wird deutlich, dass der Kühlschrank sich bereits seit längerer Zeit auf diese Weise verabschiedet hat. Erst dachte ich, ich kann ihn auch drei-, viermal am Tag manuell betreiben, aber dann habe ich abends vergessen, das Intervall auf höchster Stufe abzuschalten (20 €). Eine Zeitschaltuhr wird eingeplant. Ich hatte einen Betrag von etwa 50 Euro zusätzlich auf der nächsten Stromrechnung errechnet. Mit den 20 Euro sind es jetzt 70. Wer in der Welt leben will, soll in die Wirtschaft gehen, vielleicht gibt es da sowas wie leben, in der Musik jedenfalls kaum. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Musiker als Idealvorstellung zunehmend in Berufe ausdifferenziert wird. Ein Musiker, der von seiner Arbeit leben kann, ist Toningenieur in einem Studio oder unterrichtet irgendwo irgend etwas, er ist Angestellter in einem Streichorchester oder entwickelt Klingeltöne – alles ganz pragmatisch. Das ist auch kreativ. |Field Recording Hauptbahnhof|

Audiodateien vs. materielle Tonträger Das Schöne an Audiodateien im Internet gegenüber materiellen Tonträgern ist, dass das Publikum oder Auditorium ganz unmittelbar entscheidet, welche Musik als Veröffentlichung gelten kann und welche nicht. Das Auditorium ist heutzutage derart flexibel, allein durch die Menge der erreichbaren Musik, dass sich die Frage an der Zahl der Aufrufe und Downloads von einer Plattform, wie zum Beispiel Soundcloud festmachen lässt. Danach wäre zum Beispiel 100Records Spaghettiwüste von 2005, das Martin Osti für unveröffentlichbar hielt, mit sieben Downloads und etwa 500 Aufrufen eine Veröffentlichung und ein anderes mit weniger Aufrufen und Downloads noch keine. Auf diese Weise wird eine Freiheit in der Veröffentlichungspolitik erreicht, die ohne solche Plattformen kaum denkbar wäre. Trotz aller Nachteile von Audiodateien. Das Internet selbst ist ein Spiel im Spiel, da macht es nichts aus, ob etwas gewonnen oder verloren wird, außer vielleicht die ergonomische Sitzhaltung.

Wochenend und Sonnenschein in Prenzlauer Berg Freitag nachmittag, 14 Uhr, ist die gesamte Stimmung in Prenzlauer Berg um ein paar Grade leichter, die Kinder stürmen über die Gehwege und sind froh, die nicht enden scheinende Woche in der Schule hinter sich gebracht zu haben. Die Teens und Twens freuen sich auf den Clubbesuch am Abend. Über der Schönhauser, über der Pappelallee, der Lychener, Schliemann, Duncker, über der Senefelder Straße und der Prenzlauer Allee, bis hin zur Kniprode, der Grenze nach Friedrichshain, und dann bis zur Landsberger Allee, taucht die Sonne vom Westen her die Dächer in ein leuchtendes Rot, die Kamine, Erker und Fassaden in schimmernd helle Farben. Auf den Dächern liegen vereinzelt Quellwolken, unbeweglich und groß wie die größten Kreuzfahrtschiffe auf den Ozeanen. Die Kastanien tragen von unten zwei Farben, hellgrün in der Sonne und dunkelgrün, wo keine Sonne ist. Ein wenig Ocker mischt sich ein.

Göhrener Ei Der Bereich Göhrener Ei wird im Rahmen der Stadterneuerung saniert. Dabei wird ein Baum gefällt, eine Neupflanzung ist angekündigt. Eine Fläche von 50 Quadratmetern Gehweg mit Kleinsteinpflaster auszustatten, dauert etwa eine Woche für ein bis zwei Spezialisten. Eine Knochenarbeit, die alten Steine werden zum Teil wiederverwendet, das zeigt, wie teuer so ein Umbau auch für den Staat ist. Für den Aushub der Straße wurde ein Fräsunternehmen engagiert. Zweimal insgesamt rückt eine große Fräsmaschine auf einem Sattelzug an. Ein LKW wird per Band mit dem zwanzig Zentimeter tief abzutragenden Material befüllt. Das dauert zweimal einen Tag für den Aushub der gesamten T-Kreuzung Raumerstraße / Göhrener. Der Bereich um die Revoluzzerkirche Gethsemane wird oder wurde ebenfalls saniert, eingesetzt werden Haushalts-Ausgleichsbeträge, Quellen und Beträge werden inzwischen hin und wieder an Baustellen ausgewiesen.

Max-Schmeling-Halle Legionen von Jugendlichen ziehen vor der untergehenden Sonne und dem unwirklich kontrastierenden Kunstlicht, das die Sportplätze an der Schönhauser beleuchtet, vom U-Bahnhof Eberswalder Straße zur Max-Schmeling-Halle, wo ein Konzert stattfinden soll. In Gruppen zu je etwa zwanzig, die sich gegenseitig kaum kennen.

Synthesizer Als eigenständiges Gerät und nicht in seiner Funktion als Begleitinstrument soll ein Synthesizer auch tönen und nicht nur klingen können. Das versuche ich zu erreichen, indem ich lange Töne und Motive verwende. Die Sache folgt letztendlich einem Komplexitätsausgleich, indem vorher als Routine festgelegt wurde, lange Field Recordings zu verwenden. Später wurde diese Routine ausgebaut, indem die Einspielungen, wie sie genannt wurden, möglichst puristisch und genau behandelt wurden, dann noch einmal, indem gesagt wurde, dass die Labelaktivitäten sich insgesamt mit Dekorationen von Field Recordings und Ähnlichem beschäftigen. Der Gedanke entstand sukzessive, indem zuvor über Jahre hinweg Soundtracks, Dokumentationen und Lesungen, später dann live aus dem Internet, eingespielt wurden. Also passierte das als konsequente Folge. Welches ist der nächste signifikante Schritt? In welche Struktur gerate ich nach dem Menschsein? Verstehe ich auch die Kleintiere oder befestige ich weiter meine bisherige Struktur?

Es handelt sich also hier nicht um einen Blick von der Lychener Straße 43, sondern um einen Blick auf den kriegsbedingten Durchgang, ehemals Lychener Straße 43, zur Pappelallee.

Lychener 43 Die 43 war noch bis vor zwei oder drei Jahren eine Baulücke, gegenüber die Pappelallee 68 nebst Buchholzer Straße. Die Vorstellung, wie das vonstatten gegangen ist, liegt nah. Die Schönhauser Allee war Einfallstraße aus dem Nordosten, sowjetische Panzer kamen hier herein, einer bog links in die Buchholzer Straße ab und feuerte auf das gegenüberliegende Gebäude Pappelallee. Dann wurde bis zur Lychener durchgerollt. Das Areal ist inzwischen komplett saniert und privatisiert. Der Durchgang besteht nicht mehr. Die Lychener ist 2015 eine Art Prenzlauer-Berg-Restaurantmeile, die Häuser und der Friedhof – Schaff hier das Leben gut und schön, kein Jenseits gibts, kein Auferstehn – aufwändig restauriert, Autos durchsäumen die Scheißstraßen. Wo find ich endlich wieder Ödland, dass ich was zu tun habe. Das Bild ist von der Ausstellung Sanierungsgebiet Helmholtzplatz 1993 bis 2015 abfotografiert. 22 Jahre Stadterneuerung auf dem seit 2011 existierenden Stargarder Platz, an dem sich vorher ziemlich heruntergekommene Garagen mit einem nostalgischen Flair befanden. Zu der Zeit hatte ich den Fotoapparat noch nicht, aber damals wollte ich ein Foto machen, den Stargarder Platz zu fotografieren, lohnt sich dagegen weniger, wie ich finde, irgendwie hänge ich anscheinend an Schrottlandschaften. Das Programm ist seit Februar dieses Jahres abgeschlossen, das heißt, es wird in Zukunft weniger Geld in den Bezirk fließen. 300 Millionen Euro wurden von staatlicher Seite investiert und 80 Prozent der Wohnungen hier saniert. Die Ausstellung soll vielleicht signalisieren, dass jetzt die Wirtschaft und die Anwohner gefragt sind. Immer weiter privatisieren ist ein Ziel. Die Sanierung des Märkischen Viertels ist im Übrigen wesentlich teuerer, mit 440 Millionen Euro innerhalb von acht Jahren.

Sinister und in Zungen gesungen Wissen und in Gedanken formulieren, das sind zwei unterschiedliche Geschichten. Das kann zugleich passieren, der Gedanke, den ich denke, muss nicht unbedingt mein Gedanke sein. Was Gedanken betrifft, befinde ich mich oft zwischen Themen, die Gedanken und Geschichten kommen und gehen und interessieren mich recht wenig. Wo ein Gedanke auftaucht, der sich lohnt, wird er üblicherweise besucht und entwickelt. Das ist vielleicht das Denken nach der Moderne, früher ging das Denken anders, daran kann ich mich erinnern – linearer vonstatten.

Anzeige erstatten Nur das Wissen durchläuft die Zeit. Ich überlege, Anzeige zu erstatten, in der Novation a-station befindet sich kein Oszillator, sondern ein Ligeti-Sample auf einem Chip, was wesentlich günstiger zu bauen ist, besonders, wenn die Komponisten verschwiegen werden. Das versuche ich anscheinend manchmal, zu beweisen zu verhindern. Das Ligetimäßige ist so etwas wie ein Topos in der Neuen Musik, der schwer zu umgehen ist.

Fortschrittsbalken Wenn ein Klang berührbar wäre, könnte ich ihn mit der Hand auf dem Tisch verschieben. Oder eine Klangmasse, einen Traum vom Tönenden Algorithmusbrei. Wenn zum Beispiel ein Fortschrittsbalken, der sich stetig nach rechts bewegt, anhält, dann bewegen ihn die Pupillen für kurze Zeit nach links, eine Ausgleichsbewegung findet statt, die den Anschein einer Gegenbewegung gibt. Beide Bewegungen sind Täuschungen. Die eine betrifft mehr die Bedingungen, unter denen etwas stattfindet, die andere die Möglichkeiten. Beide sind anteilmäßig ineinander enthalten und derart miteinander verschränkt.

HiHats kurz Ein HiHat pro Loop wird kollektiv gesetzt, zwei oder eins plus Echo oder EQ oder Hüllkurvenvariation ist die Arbeit eines Einzelnen oder wird wechselseitig kommuniziert. Eins pro Loop bedeutet zum Beispiel 3 … 7 … 11 … 15, bei zweien ist eins fast oder, je nach Hördisposition, ganz im Off. Das Motiv erscheint damit phrasiert und überhaupt erst als Motiv, wo es vorher rhythmische Beigabe war, die Grenzen und Offs sind innerhalb eines gewissen Interpretationsspielraums fließend und verschiebbar, bei dem die langsamsten Schwingungen den Ton angeben.

Rotationselliptoid Der Erkenntnishorizont variiert mit dem Wagnis, André Heller spricht in Hans-Jürgen Syberbergs Hitler – Ein Film aus Deutschland davon, dass das Universum eventuell einem Rotationselliptoiden entspricht. 2008 haben Osti und ich bei Hans-Jürgen Syberberg angefragt, ob aus seinem Hitler-Epos ein 100Records-Stück gemacht werden könnte, das inzwischen im Gewölbe seines Internet-Labyrinths verschwunden und hier im Archiv vielleicht noch aufzufinden ist, kein episches Stück. Das Zentralgestirn ist soweit weg, dass keiner weiß, wie weit das ist und je weiter, desto besser und desto unrealistischer.

S-Bahn-Hof Pankow, 7 Uhr 20.

1. November Seid ihr alle gut drauf?

Ziellos durch die Städte streifen Für einen gelungenen Witz wird jede Feindschaft geopfert, scheint es. Nicht einen einzigen Menschen will ich mehr kennenlernen, der nicht von früh bis spät über Musik spricht und nachdenkt und nichts anderes als Musik macht – Liebe einmal ausgenommen. Ob ich mich mit den Menschen jemals wieder versöhnen kann, da bin ich mir nicht sicher. Dominique, Dominique, ging so fröhlich in die Welt. Ging. Die Situationistische Internationale hat selbst die Ziellosigkeit zum Ziel erklärt, 2015 wird mittels Zufallsgeneratoren „ziellos durch die Städte geschweift“. Hätte ich nur noch einen Tag zu leben, würde ich mir heute noch einen neuen Kühlschrank kaufen.

Vinetastraße Der Herbst 2015 ist ein gnädiger, ein sonniger und warmer Herbst bis in den Dezember herein. Die Vinetastraße in Pankow war lange Zeit Endstation der U-Bahn-Linie 2, bevor der letzte Streckenabschnitt bis zum S-Bahnhof Pankow im September 2000 in Betrieb genommen wurde. Vinetastraße glänzt besonders durch einen großen und geschwungenen, dem Verlauf einer Abbiegung angepassten und bisher unsanierten, Plattenbau, der in 100Records 195A von 2012 dokumentiert ist. Etwas unterhalb des U-Bahnhofs Vinetastraße, an der Bornholmer / Wisbyer, geht die Berliner Straße in die Schönhauser Allee über und damit beginnt die ununterbrochene Geschäftigkeit des Stadtlebens, ein Geschäft neben dem anderen. Die Gegend um den S-Bahnhof Pankow herum ist mit viel Infrastruktur und hauptsächlich Gründerzeithäusern ausgestattet. Gründerzeit findet sich in Berlin allerdings überall, deshalb erwähne ich es im laufenden Text nur selten.

Buch Bei manchen Platten wurden die Fenster bis nach unten gezogen und derart auf offenes Wohnen umgestellt. Die S-Bahn fährt AB bis Buch. Um diese Zeit strömen in Buch Massen zur Arbeit, die meisten arbeiten hier im Röntgental. Zu Fuß geht es für mich durch das Röntgental nach Zepernick im Panketal.

Notenpapier Viel, was Musik heutzutage betrifft, wird über Copy and Paste erledigt. Deshalb fand ich es bemerkenswert, als ich in einer Bibliothek Taymur Streng traf, wie er am Arbeitsplatz in das Notenpapier vertieft war und, kaum hat er einmal aufgesehen, das Papier mit Bleistift und Radiergummi minutiös bearbeitete.

Zepernick: Abholtag

Zepernick In Zepernick fanden die Randspiele für Elektronische und Zeitgenössische Musik statt. Es gibt dort auch ein Musikerviertel. Die Panke, die Theodor Fontane in Buch als hübsches, kleines Bächlein empfängt, gibt der Gegend von Buch bis nach Bernau ihren Namen. Gegenüber Straße 5: In nicht einmal einer Stunde wird die Sonne Straße 5 hell überscheinen. Zunächst stehen hier Einfamilienhäuser, aber auch Häuser in Reihe, Parkplätze anstelle von Vorgärten. Frühmorgens haben die Leute die Haustüren offen, die Kinder gehen zur Schule oder fahren mit den Fahrrädern geheime Wege zwischen 150-Quadratmeter-Grundstücken und, zum Teil geschmückten, Häuserzeilen mit Butzenfenstern. Die Straßen Spielstraßen. Es ist Betrieb, die Kinder müssen zur Schule und werden von den Eltern verabschiedet oder begleitet. In Alt-Zepernick findet sich zum Abschluss eine Fertighaussiedlung, nach Bernau ist nicht mehr als ein Kilometer zu gehen.

Johnny Johnny, Johnny James, Johnny Jim, Johnny Jack wollen das Nicht die Musik, die braucht das nicht, der jeweilige Zugang zur Musik will ernstgenommen werden. Damit das geht, soll zu allererst der Zynismus weichen. Ein Teil Zynismus entsteht aus dem leichtfertigen Lachen. Ein weiterer Teil entsteht aus einem inkonsequenten Umgang mit dem Analogieprinzip. Ich will oder will wieder eine andere Musik machen. Von Referenzen auf die wirkliche Welt weiter weg und deshalb auch von den elektronischen Instrumenten, aber der Computer ist nicht gut genug, der Computer ist noch kein Musikinstrument. Woran liegt es denn eigentlich, dass der Computer als Musikinstrument so derart versagt? Klingt doch nicht fett genug und wenn, dann stimmt etwas anderes nicht. Oft stimmt etwas zu sehr. Das ist seit den 1990ern so und hat sich bis heute kaum geändert. Kein Druck, keine natürliche Wärme. Adrian Sherwood hat die Harry Beckett von 2008 (On-U) derart warm abgemischt, wärmer als jede CD, die ich überhaupt kenne. So warm, wie kein Vinyl klingen kann, aber es ist keine natürliche Wärme. Das hat mit dem Speichermedium selbst zu tun, vielleicht würde eine CD aus Gummi doch natürlicher und wärmer klingen, aber die CD als Silberling ist und bleibt kalt.

Wo Musik wirklich klingt und rührt oder berührt, da besteht die Chance, dass sie als Musik überlebt. Wo sie sich planlos in Klangspielereien verliert, begibt sie sich auf das Feld der Ideen, wo sie in den meisten Fällen keine Ahnung hat. Da sind dann Pioniertaten gefragt und zu verzeichnen, an die keinerlei spontanes Jammen heranreicht. Ist der Computer mehr errechnet oder ersprochen? Warum sollte Musik eher errechnet als ersprochen, erdacht oder erspielt sein?

Bernau Die Zepernicker Chaussee führt unter der A11 nach Bernau, das sich endlos an der Landstraße entlangzieht. Die Stadt ist fast nur zu erraten, zwischen Einzelbebauungen gehe ich lange Strecken Überland. Ist das jetzt Bernau? Das Dosseviertel geht mit regulärer Bebauung links ab. Hier, an der Dosse, finden sich vor allem Sechsstöcker in Blöcken mit großzügig dazwischen angelegten Wiesen. Keine Zäune, alles offen. Künstlich aufgeschüttete Hügel und auf den Wiesen Wäschestangen, die auch genutzt werden.

Wäschetag im Dosseviertel

Eine angenehm friedliche Atmosphäre, ein herbstliches Licht überscheint die belaubte und bunt beleuchtete Wiese. An einem künstlichen Hügel hinter dem Block sind ein paar Bäume gepflanzt, der Herbst 2015 gestaltet sich als farbiges Spektakel über alle Abstufungen von Gelb über Ocker und Lila zu tiefstem Rot, Violett und Orange. Das Laub schimmert in vielfältigem Lichtspiel. Keine Zäune, keine Sträucher. Etwa 500 Wohneinheiten dürften sich hier befinden. Neben den Sechsstöckern sind fast ausschließlich Flachdach-Zweistöcker in Reihe zu finden. Viel Platz, viel Wiese, die Anlagen sehr gepflegt. Am nächsten bebauten Abschnitt entlang der Zepernicker ein Einkaufszentrum. Dann wieder Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, schmucklose Reihe im Stil der 1950er, pastellfarbene Vierstöcker. Schließlich die Bernauer Fußgängerzone, Zweistöcker in Reihe, über den Geschäften wird gewohnt, was eine turbulente Aussicht verspricht. Viel Platte, Drei- bis Vierstöcker für sechs bis acht Parteien, Familien oft, vier links, vier rechts. Der Pastellton der Fassaden prägt das Bild der Stadt. Im historischen Stadtkern wird über den Geschäften in der Fußgängerzone gewohnt und auf die Shopper geguckt. Das Mühlentor wurde 2013 komplett neu aufgebaut, von der EU wurde zeitgleich der Umbau eines Tores in der polnischen Partnerstadt Skwierzyna finanziert. Berlin unterhält heute Partnerschaften zu siebzehn Städten weltweit: Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Istanbul, Jakarta, London, Los Angeles, Madrid, Mexiko-Stadt, Moskau, Paris, Peking, Prag, Taschkent, Tokio, Warschau und Windhuk.

S-Bahn-Anbindung Über Werneuchen, der Name ist möglicherweise eine Ableitung aus Klein-Bernau zu Bernäuchen und dann Werneuchen, berichtet Theodor Fontane, dass die Stadt das Unglück erlitt, dass die Eisenbahn, die das neue Zeitalter einläutete, woanders vorbeiführte. Das gleiche Schicksal ereilte auch das etwa zehn Kilometer weiter südlich befindliche Altlandsberg bei Strausberg. Kaum vorzustellen, welches Kapital, besonders kulturelles Kapital, einer Stadt vor Berlin über die Jahrzehnte und selbst 150 Jahre später noch entgeht, weil die S-Bahn-Anbindung woanders entlang führt. Inzwischen hat Werneuchen dafür einen Flugplatz.

Johnny Johnny, Johnny James, Johnny Jim, Johnny Jack

Astray, manche sind so eitel, Mensch, die denken, Eitelkeit wär was Bleibendes … Vanitas, Astray /
Johnny James, Johnny Jim, Johnny Jack
Personalpronomen WIR:
Es müssen ja heute nicht alle mehr mitgenommen werden, warum nicht? / Genau! Weil an alle überhaupt nicht gedacht wird, wenn ein Ziel angesteuert wird. / Johnny James, Johnny Jim, Johnny Jack
„Nobody knows where my Johnny has gone, but Judy left the same time.

Repetitionen Für eine generelle Aussage zu Repetitionen, wie zum Beispiel Luis- Manuel Garcia sie fordert, können zunächst deren Funktionen aufgelistet werden. Repetitionen zugunsten einer Statik des jeweiligen Stücks sind oft förderlich, wenn auch interpretationsbedürftig. Versteckte Repetitionen sind dagegen Querläufer, sie klingen, wenn nicht langweilig, dann irgendwie tölpelhaft oder gar falsch, noch nicht einmal selbstbewusst. Mindestens ein Parameter, der die Gesamtstruktur eines Stückes betrifft, wird nicht beachtet, damit rückt die entsprechende Figur unsachgemäß in den Vordergrund und stört den Gesamteindruck.

Vor der Haustür.

Raum Etwas völlig Irres ist passiert, das flache Bild auf meinen Pupillen hat sich in eine weitere Dimension hinein verändert, als wäre zwischen mir und der Wand etwas Unbestimmbares. Ich nenne es Raum! Überzeugung kundtun ist schon immer eine Angelegenheit der Musik gewesen, die Frage wird als großer Zweifel eingemischt. Das ist für die Serielle Musik typisch, scheint mir. Die Frage etablieren.

Neue Weide In meinem Hinterhof, Berlin, Prenzlauer Berg, steht eine Weide. Sie ist noch Teil meiner Welt, wenn ich die Küsten Europas längst hinter mir gelassen habe. Das Setzen des Samens vor sieben oder acht Jahren konnte ich beobachten, sieben oder acht Meter ist die Weide inzwischen in die Höhe gewachsen. Ich will herausbekommen, in welchem Ton die Blätter sich bewegen, zu diesem Zweck bei Wetter eine Aufnahme mit dem Field Recorder machen und die Aufnahme dann mittels FFT-Analyse gangbar machen.

Weißensee ist mittelständisch bürgerlich, nicht so reich wie Prenzlauer Berg. Der Bezirk wird zur Zeit umfassend saniert. In erster Linie handelt es sich um Neubauten. Die Häuser sind schmucklos, pastellfarben, Gehwegrandbebauung, Kastanien … Der Antonplatz ist ein wenig das Zentrum. Mit gleich zwei Biomärkten, die gegenüber von da, wo man es vermutet hätte, eröffnet wurden, inklusive einem zusätzlichen kleinen Platz, wurde der Gegend um den Antonplatz vor ein paar Jahren eine deutliche kulturelle Aufwertung zuteil.
Greifswalder Straße / Am Friedrichshain

Am Friedrichshain Rechter Hand der Volkspark Friedrichshain, in dem die beiden Mont Klamotts zu finden sind, die höchsten Erhebungen Berlins. Sie sind zustandegekommen, indem nach dem Krieg sämtliches, nicht mehr verwendbares, militärisches Material dort angehäuft und mit einer Erdschicht und Begrünung überdeckt wurde. Zwei Waffenberge machen die höchsten Erhebungen Berlins.

Latein Am liebsten würde ich manchmal nur Latein sprechen. Eine erste, grob linearisierte Fassung der Strukturvorlagen zu Teil II (50 Jahre Projekt 1) soll als zweite Stufe bis Februar vorliegen. Zum Abschluss des Blogs soll eine Interpretation vorliegen, die auf dieser Grundlage erfolgte. Zur Umsetzung von Kensuke Moritas Simulacra soll angefragt werden, ob Quellmaterial oder weitere Informationen zur Verfügung gestellt werden können. Wenn alles Musik wäre, woher würde Musik ihre Inspirationen beziehen? Aus den internen Relationen jedenfalls nicht, die Musik selbst kennt alle Relationen. Nach Luhmann, der das als Machtfaktor verstand, wollen vielleicht viele Freiheitskonzessionen machen. Wird das Musiksystem hier nicht weiterentwickelt, wird es woanders weiterentwickelt, das sowieso. Ich will heute aufnehmen, aber habe kaum Plan. Was kann ich nur tun? So sehr wie möglich die Ohren spitzen? Fast 15 Uhr, das heißt, es lohnt kaum noch, das Studio anzuwerfen, 22 Uhr ist Schluss.

Siemensstadt

Siemensstadt Siemensstadt, eine der bekanntesten Siedlungen der Weimarer Republik, ein heruntergekommener Bezirk 2016. Mehr Grünflächen als Wohnfläche finden sich immerhin in der Großsiedlung Siemensstadt. Der Bezirk, gestreute Bebauung, wurde als Werkssiedlung der Siemens AG zu Beginn des 20. Jahrhunderts angelegt. Etwa 12.000 Einwohner hat der Bezirk, die meisten arbeiten auch heute in den angrenzenden Werksgeländen, wo mehr Arbeiter als im Bezirk wohnen, arbeiten. Eine Sanierung des Bezirks kündigt sich nicht wirklich an, die Fassaden könnten es brauchen. Vor 100 Jahren hat sich das Bild nur wenig anders dargestellt: „… hinter der Spree erheben sich gewaltige Gebäude in rotem Backsteinbau; vier- und fünfstöckige Gebäude von mehreren hundert Metern Front und lange Maschinenhäuser dehnen sich aus. Ein Kanal führt bis zu den Werken und unzählige Eisenbahnschienen durchqueren die weiten Gelände.“ (Wikipedia) Einige 1970er-Jahre-Bauten lockern das Gesamtbild auf. Durch den Wald, eine herbstlaubbedeckte Kita mitten im Wald, geht es bis nach Tegel. Die wenigen Blöcke, die bereits saniert sind, werden wahrscheinlich aufgrund von Denkmalschutzauflagen derart saniert, dass die Klinkersteine nicht etwa aufgefrischt werden. Selbst der Schmutz auf den Klinkern scheint denkmalgeschützt zu sein, eine Bauaufsicht gibt mir Auskunft, dass die teils schwarz angelaufenen Klinkersteine so bleiben sollen. Modern, futuristisch, verloren …

Jam Black Betty, Bambalam. Eben wollte ich das Field Recording Königs Wusterhausen mit Lexikon-Sonate öffnen. Da müsste eben ein Audio-to-Midi- Interface dafür dazwischen, das würde dann wohl das Copyright verletzen.

Ton oder Klang Sobald ich den Grundklang, kann es einmal heißen, eines Elektronischen Instruments verlasse, spreche ich von Klang. Solange ich aber ausschließlich einen Klang, zum Beispiel eines Casio-Keyboards verwende, sollte von Tönen die Rede sein. Ich überlege, ob das auch auf längere Passagen eines Stückes anzuwenden ist, komme aber zum Schluss, dass das nicht der Fall ist. Sobald sich ein Kontrast auf der vertikalen Ebene in einem Stück auftut, kann nicht weiter die Rede von Tönen sein. Definiert sich ein Stück als Klangkommentar zu einem anderen, ist das selbstverständlich für den betreffenden Klang über das gesamte Stück hinweg der Fall, auch wenn intern eine tonale Gestaltung vorliegt.

Spandau 1970er-Jahre im Wechsel mit Gründerzeit in Spandau. Viel Armut, viele Migranten, Kurden, Türken, Jugoslawen, Albaner. Jeder meiner Schritte ist fest im Plan, schicksalhaft ist gar kein Ausdruck, das liegt schließlich ständig vor oder hinter einem. Deshalb glaube ich nicht an Schicksal, sondern an Konstrukte, die feiner gewebt sind, als die Sinne der Menschen. Ich trage meine Umwelt in fixen Größen mit mir herum, die Leute sehen mich an, als würden sie mich kennen, ich weiß nicht warum, ich bin hier noch nie gewesen. Zwischen den Häusern, Flachbauten, Supermärkten, Obi, Industrie, Dönerbuden, ist viel Platz, Hecken, Sträucher, Mauern.

Das Haus befindet sich Nähe S- und U-Bahnhof Spandau, Endstation der S5 und U7, ein Bahnhof, wie ich nicht glaube, dass ihn sich irgendwer je gewünscht hat, Wohnzimmerkitsch ohnegleichen mit Anklängen an die Kaiserzeit. Ein Trupp ist hier ständig unterwegs, denke ich, der dafür sorgt, dass die ohnehin pflegeleichten Bürger, die hier entlangkommen, kaum Spuren hinterlassen. Nebenan wie überall die Arcaden, das zur Zeit allgegenwärtige Geschäftsmodell für Malls, das von diversen Mallbetreibern umgesetzt wird.

System Noch bin ich nicht dazu gekommen, mir eine neue Batterie für den OS 9 zu besorgen. Die Erosionen des Systems werden mit der Zeit differenzierter. Die Tage mit morgendlicher Anschaltroutine kann er, manchmal hat er die Uhrzeit verloren, aber das Datum nicht. Die Erosion eines Computersystems sieht nicht viel anders aus, als die Erosion einer Tiefkühlpizza, einer Wasserzuleitung zu einem Gebäude. Eines, in der Wüste zahllosen Sandstürmen, der Hitze und der beißenden Kälte in der Nacht ausgelieferten, Wüstenpavillons und Ähnlichem mehr.

Staaken Die Rudolf-Wissell-Siedlung, im Zentrum fünf bunte Achtzehn- bis Zwanzigstöcker, ist für viele sicher ein Ort zum Verschwinden in der Welt, eines der größten Hochhaus- und Plattenbaugebiete, die ich bisher besucht habe und durchweg saniert. Die Farben ähneln zum Teil denen, die im Märkischen Viertel verwendet wurden, warm und anheimelnd. Hinter den Hochhausblöcken am Blasewitzer Ring sind die Hinterhöfe zum Teil zusammengefasst, keine Zäune und Begrenzungen. Hier befinden sich Grünanlagen, Sportstätten für die Jugend und Spielstätten für die Kinder. Die Höfe sind im Herbst in allen Farben von Gelb über Ocker bis ins tiefste Rot mit Herbstlaub übersät. Kindergeschrei durchtönt die Luft, die Staakener Jugend zieht in Gruppen durch die Gegend. Nordost grenzt Staaken an das Falkenhagener Feld. Hinter anderen Blöcken, deren Hinterhöfe getrennt angelegt sind, sind sie divers gestaltet, mal mit Wiese oder auch Bestrauchung. Direkt gegenüber der Siedlung, nördlich der Cosmarstraße bis zum Bullengraben, beginnt eine Gegend mit eng umgrenzten und eingezäunten Einfamilienhäusern, zum Teil neu gebaut. Auf der einen Seite das Quartiermanagement, auf der anderen wird sich großzügig zur Ruhe gesetzt. Der Bullengraben wurde angelegt, um einen Ausgleich für das, von Staaken bis zur Friedrichstraße, verschwundene Grün durch den Bau der Schnellbahntrasse Hannover-Berlin zu schaffen. 21.33 Hektar wurden für 7.5 Millionen Euro qualitativ aufgewertet. Die Ämter haben je spezifische Interessen zu vertreten, so auch das Amt für Naturschutz, dem von Seite des Landes aus soundsoviel Hektar Nutzfläche zusätzlich zuzugestehen waren. Systemisch auf höchster Ebene. Der Bullengraben zieht sich bis fast zum Bahnhof Spandau hin. Dass es sich auch um einen ICE-Bahnhof handelt, signalisiert das 300 Meter lange, gewölbte Dach des Bahnhofs, 300 Meter sind Mindestvorgabe für den Halt eines ICE an Bahnhöfen.

Rudolf-Wissell-Siedlung, alle Wohnungen sind bewohnt. Die Siedlung wurde, wie viele andere auch, in den 1970er Jahren gebaut. 67 qm kosten um die 800 Euro Warmmiete.

Generationswechsel In den letzten zehn Jahren, soviel ist mir inzwischen klar geworden, ist eine komplett neue Gesellschaft wahrscheinlich nicht nur in den Metropolen der Welt herangewachsen. Multinational sowieso, multikulturell auf jede Art und Weise. Vielfältig. Das Gesellschaftsbild, das noch vor zehn Jahren gültig war, hat heute so gut wie keine Gültigkeit mehr. Der ganze Wechsel ist mir erst im letzten halben Jahr so richtig bewusst geworden – wie sehr sich die Gesellschaft gewandelt hat! Das Deutsche ist Historie und auch das Senegalesische, das Amerikanische oder Russische und so weiter. Schon gibt es ethnisches Auftreten, aber nicht, dass das als störend empfunden würde. Das sind sowieso die Zeichen der Zeit, da geht also kein Weg drumherum.

Eigentlich ist es ja ganz schön hier, aber dann sind da wieder andere Kinder, die wollen einem auf die Schnauze hauen …

Sexy Faktum Die große Lust des Lebens heißt Lernen, die wenigsten wissen das! Das Material macht den Menschen – mehr als der Mensch sich selbst. Das ist ein sexy Faktum. Auf welchem Grund stehe ich – Stein oder Ton? Auf den Leichen der Ahnen oder auf einem Klang? Auf einer Stimmung?

Hördispositionen In Zeiten der unüberschaubaren Masse an Musik im Internet verändern sich die Hördispositionen der Leute, die Masse hört Musik an der Grenze zur Absichtslosigkeit und ohne sie groß zu erinnern. Wer will jetzt noch Musik machen? Die Musik selbst verändert sich ja nur sehr wenig dadurch, nur, indem solche Dispositionen verstanden, aufgefangen und weiterverarbeitet werden. Musik ist eine der Möglichkeiten, sich eine Stimme gegen die Welt zu verleihen. Was sonst wollte ich Europa erzählen, außer, dass es am Ende ist. Damit ist aber auch der Airbus ein für alle Male vom Himmel gefallen. Das Hirn präsentiert sich in seiner unveräußerlichsten Art, als ein Klumpen Blut und Fleisch und was noch alles dazugehört in einer Knochenschale. Der Gedanke, von dem es heißt, er würde im Gehirn produziert, entsteht jenseits jeder Verortung und Wirklichkeitsvorstellung von Zeit und Materie. Will ich alles Unnötige abziehen, um zu wissen, wann oder wo ich gebraucht werde, dann ist die Geschichte vollends gelöscht. Die Rekursionen des Hirns verlieren ihre Suggestivkraft.

Endlich 100! Ein Mensch, und sei er auch 99 und noch ein leeres Blatt, kann doch 100 Jahre alt werden.

Blasewitzer Ring

Hochhausbau Auch beim Hochhausbau besagen die Standards der Bauvorschriften, dass die Häuser den regionalen Erfordernissen angepasst werden sollen. Jedes Hochhaus, jeder Block soll eine eigene Signatur vorweisen können. Viele Hochhäuser haben auch Namen, was ein solches Haus aufzuwerten in der Lage ist. Neben den Vierzehnstöckern befinden sich Vier- und Sechsstöcker am Blasewitzer Ring. Eine Minigolf-Anlage. Staaken zieht sich weit bis nach Westen, es ist ein Verschwinden in die Wohnungen von den Drei- bis zu den 20stöckern. Was machen die Leute hier. Die wenigsten kennen sich wohl gegenseitig, die Anonymität könnte drückend sein. Gehen arbeiten, gucken Fernsehen. Auch hier ist die Zeit flüchtig, aber nicht so flüchtig, wie in den Malls.

70 Jahre nach WK II Manche oszillieren heute noch im Kalten Krieg herum, dabei habe ich 2015! Als ich zwanzig war minus siebzig Jahre, stand der erste Weltkrieg unmittelbar bevor, was mich mit zwanzig ganz und gar nicht interessiert hat, nun war da auch der zweite und der Vietnamkrieg dazwischen. Aber 2015 jährte sich der siebzigste Jahrestag des Kriegsendes von WK II, ohne dass es groß Schlagzeilen gegeben hätte. An sich hat sich die Welt soweit wegbewegt, die Gesellschaft, dass WK II und der ganze Hitlerismus für viele oft nurmehr ein Fantasiegebäude aus der Vergangenheit ist. Die Welt ist nurmehr ein Fantasiegebäude. Das ist sicher interessanter als das des WK II. Viele Asiaten in Prenzlauer Berg sind in Wirklichkeit Deutsche, und es ist fraglich, ob sie die Sprache sprechen, die ihnen zuweilen angesehen wird. Es ist immer wieder enttäuschend, wenn, gegen jede Erwartung, von solchen Berlinern berlinert oder offensichtlich muttersprachliches Hochdeutsch vorgewiesen wird.

Falsche Theorien Die meisten Theorien erschließen sich, weil sie intuitiv und logisch sind. Sollte ich da irren, sind die Theorien falsch. Oft habe ich auch das Gefühl, dass es allzuviele Theorien gar nicht gibt, sondern die meisten Theorien Begriffsgebäude vorheriger Theorien transgredieren.

Tonband-Cuts In den LS-Solostücken ist jeweils ein Cut angebracht, der deutlich macht, dass die Stücke gecuttet sind, und zwar auf etwa 30 Prozent, was etwas mehr als üblich ist. Diese Art des Cuttens nenne ich Tonband-Cut.

… die Balkone

Groß frisst Klein Jenseits tobt ein entsetzlicherer Krieg. Auf lange Sicht verschmelzen Menschen mit den Maschinen nicht, wie Kraftwerk es sich vorgestellt haben, sondern so, dass der Kühlschrank und die Air Condition und das Telefon Teil von ihnen werden. Keine Laserkanonen oder Maschinengewehre, sondern die banalsten Apparaturen, die es so gibt. New York Nails im Abo und online für 4.95 Euro, der Code ist das Nageldesign, die Farben bestehen aus einem Algorithmusbrei, der über das Smartphone umgestaltet wird, akustische Signale begleiten die Prozedur. Es muss nicht einmal das Zuhause verlassen werden. Das Design ist wichtiger als die Funktionalität, auch grüne Bananen gehen über den Ladentisch, das ist gang und gäbe. Teile ihrer selbst, die Menschen mental steuern, wie die Bewegungen ihrer Leiber und die in ihren je ungeheuer aufgeblasenen Leibern integriert scheinen. Die sie mit sich herumtragen, wo auch immer sie unterwegs sind. Sie fressen nunmehr den Kühlschrank und nicht, was darinnen ist, atmen die Klimaanlage und diffundieren über die interne Hotline. So werden die Menschen anständiger und allgemeiner und sind bald von den flächigen Lichtereignissen, die sie hervorgerufen haben, nicht mehr zu unterscheiden. Wie die Revolutionen frisst die Gesellschaft ihre Kinder, um zu überleben. Der Organismus der Gesellschaft wird teils Fleisch, teils Begriff oder Konzept, aber verbleibt nicht als Mitte.

Dualität Dualität wird nicht nur in Richtung Einssein überwunden, sondern eher sogar zur Vielfalt hin. Zu einem Spannungsbogen zwischen Einssein und Vielfalt.

Trägheit und das Vorschnelle, die kandierte Fliege „Da, wo es so der Materie gelingt, die lebendige Außenseite der Seele abzutöten, sie zu verdichten, alle Bewegung festzulegen, aller Grazie zu widerstehen, da gewinnt sie dem Körper eine komische Wirkung ab. Wenn man jetzt also das Komische aus seinem Gegenteil definieren wollte, müßte man es nicht sowohl der Schönheit als der Grazie entgegensetzen. Es ist mehr der Steifheit als der Häßlichkeit verwandt.“ (Bergson 1914) In einem Biomarkt wollte ich mir eine Rebe blauer Trauben schnappen, sah dann aber, wie eine Fliege erstarrt auf einer der Trauben saß, ganz offensichtlich hingegeben an den süßen Geschmack, den Rüssel noch in der Traube, vor Verzückung gestorben. Sie hatte inzwischen durch und durch die schimmernd blauviolette Farbe der Trauben angenommen, bestäubt mit einem Anflug von weißem Obstzucker, eine kandierte Fliege.

Samstag abend, Pappelallee

3. Dezember Die Pausen sind gerechtfertigt! Musik soll auch bewusst machen!

Vorgefertigte Bauelemente „Eine geschäftsbefreundete ‚Firma’ […] empfängt den Bau in Entreprise, und tot und steif werden nun die Rund- und Spitzbögen aus dem Nürnberger Spielkasten genommen.“ Theodor Fontanes „Architektur-Unmut“, nachdem im Anschluss an die französische Revolution durch die industrielle jetzt jeder Bourgeois „seinen Donjon“ haben kann (Spreeland, 1882ff). Ob die Bevölkerungsexplosion zur Französischen Revolution geführt hat oder umgekehrt, ist zumindest unsicher. Fontane bemerkt, dass die erste Ritterrüstung aus vorgefertigten Metallplatten 1575 zu verzeichnen ist.

Das Staunen der Pausen Das Mastering wegzulassen, ist eine großartige Idee, das nächste Mal lasse ich den Mix weg! Das Staunen der Pausen kann erklärt werden, viel mehr nicht.

Miles Davis und Sun Ra Miles Davis und Sun Ra oder ähnliche Größen lassen sich vielleicht im Ausnahmefall gut kommentiert samplen, aber einspielen lassen sie sich nicht, weil der Schöpfungshöhe nur schwer etwas entgegenzusetzen ist, das weiß ich von vornherein, da fielen Copyright-Zahlungen an. Deshalb stehe ich auch Phänomenen, wie dem Electroswing kritisch gegenüber. Miles Davis habe ich einmal gesampelt, der Klang am Ende eines Stückes einer der beiden EMD-Platten (Society of Mind) weist möglicherweise darauf hin, dass Klänge auch per se als Kadenzen verstanden werden können.

Universelle Gedanken Was machen die Leute da? Warum wohnen die da? Warum wohnen die überhaupt, die Leute? Warum ist ein Wohnen auf der Welt? Und wie geht das an, dass ich nicht weiß, wie unter anderen Umständen als meinen, gewohnt wird. Aber das Leben der Menschen ist soweit durchstandardisiert, dass diese Frage einen nicht ganz umzuwerfen in der Lage ist. Denn wahrscheinlich gibt es in den meisten Fällen einen Fernseher, einen Kühlschrank und einen Herd, ein Badezimmer usw., auch die Produkte, die dem täglichen Leben dienen, sind aus dem Supermarkt bekannt. Und was denken die Bewohner der Wohnungen in den Häusern an den Straßen in der Stadt im Land? In Europa oder weltweit? Universelle Gedanken? Oder gehen sie darüber hinaus?

Alles ist Musik oder umgekehrt Musik will sich auch abgrenzen und selbstverständlich zu anderen Bereichen positionieren, aus denen sie ihre Inspirationen bezieht. Dieses unerträgliche Pathos, es gäbe ein Alles, und das wäre gegen jede Erfahrung auch noch die Musik, hat seine Berechtigung, also, nicht das Pathos versteht sich, sondern, dass es als unerträglich empfunden wird. Aber ich will das Wort Kampf nicht mehr sagen oder schreiben, kämpfen schon, aber Kampf ist seit dem letzten Jahrhundert kein mögliches Wort mehr in der deutschen Sprache.

Altberliner Schizowitz Ich sitz in der Küche und ess Klops. Da klopfts. Ich gehe nach draußen und kieke. Wer steht draußen? Icke.

Ich weiß: Ich stell mich tot! Dass jemand nur lange genug durchhalten muss, um mit dem, was er will, etwas zu erreichen, ist nicht so. Jeder Tag in dieser Welt ist ein Tag mehr, den ich bereue. Das Geld ist alle, die Festplatte vom MacBook hinüber, das hatte sich schon länger angekündigt. Die Platte geht zwar noch, aber bestimmte Funktionen nicht, das betrifft anscheinend insbesondere die Klangwiedergabe. Eine Aufnahmemöglichkeit besteht nicht mehr. Eine Katastrophe jagt die nächste, und das seit fast drei Jahren. Die Küsten Europas sind nicht mehr Teil meiner Welt. Die endet mit dem Laminat unter meinen Füßen und dem Sonnensegel über dem Studio – das soll sich einmal einer vorstellen! In Afrika haben sie bessere Arbeitsbedingungen als ich! Naja, das eine sind die andern, das andere bin ich. Wenn ich so daran denke, was ich mir alles früher so geleistet habe, fällt es mir schwer, gute Laune zu bewahren. Als Kind hätte ich gerne schon gewusst, wo ich heute gelandet bin, dann hätte ich vielleicht noch eine Chance zum Nihilismus gehabt. Nachdem zwei Internetkonzerne an den Wohnbedingungen mitten in Berlin mehr als gescheitert sind, einer mit Argument Regiotarif! War der dritte nicht in der Lage, mir ein bezahlbares Angebot zu machen. Wollte ich die kurze Salve von Geschichten dazu erzählen, dann würde es sich am ehesten wie in einer Soap-Opera oder einer kritischen Komödie anhören. Kein Internet, kein Fernsehen, kein Radio, keine Zeitungen, kein Telefon, keine Kontakte. Ich weiß: Ich stell mich tot!

Abgeschossen und später erneuert.

Pm 15 ist fertig und markiert die Labelarbeit von Passive Musik Berlin nach fünf Jahren des Bestehens. Das Issue dreht sich ganz um Karlheinz Essls Lexikon- Sonate. Es enthält eine Dekoration auf Art einer kleinen loungigen Träumerei, eines Ambient-Club-Beschallers, der das Ziel der Angelegenheit war, sowie sechs Solo-Interpretationen, die zur Vorbereitung angelegt wurden und auf dem Issue mit unterkommen, weil sie mir, auch im Zusammenhang, einigermaßen gelungen und kohärent erscheinen. Die Interpretationen wurden später zu einem Stück zusammengefasst. Bei allen Stücken wurden zwischen 30 und 40 Prozent der Sets verwertet, mehr wäre möglich gewesen, aber das ist schon ganz gut. Die Cuts erfolgten linear. Bei den Solo-Interpretationen wird beim Hören vielleicht auch deutlich, wie sehr der Atem auch die Einsatzzeitpunkte steuert. Sorry dafür. Lse ist das andere Stück auf dem Issue. Das Stück ist ungemastert, keine EQs wie üblich, und gezeichnet von Knacksern, die aus Programmumschaltungen resultieren und also nicht den Cuts zuzurechnen sind. An andere Stelle habe ich diese Knackser auch als Masterpartikel bezeichnet – mystische Masterpartikel in der Tat. Zum großen Teil sind die Knackser bearbeitet, es wurde also mit dem Stift darangegangen. Das betrifft hier nicht, aber oft auch die Distortions. Zur Zeit überlege ich, ob ich nur wenige, gezielte Knackser drinnen lasse und das Stück nochmal austausche, Da müsste ich dann mit dem Stift dran und das dauerte etwa einen Tag oder zwei. Mit Lse bin ich einer Vorstellung von Stille als Musik näher gekommen denn je. Es enthält zwei lange Pausen, die so im Set enthalten sind. Sinn und Zweck der Pausen ist vielleicht das Vergegenwärtigen des Übergangs vom Klang zur Situation des Hörers als Menschen im Raum, in dem er sich befindet. Geradezu physiologisch, dieser Vorgang der Selbstwahrnehmung. Wer sich während der Pausen in Geschichten zu verfangen beginnt, kann auf den Fortschrittsbalken schauen. Der Beginn einer Verwirrung kann verstanden werden. Jetzt kommt die Pause, jetzt warte ich und das Warten ist ok. Aber dann irgendwann überlegt das Ego und eine Geschichte kündigt sich an. Das ist der Moment des Irrtums. Es wurde vergessen, dass sich in einem Stück befunden wird. Die Pausen sind ganz absichtslos entstanden, die Hintergründe würde einer nicht einmal vermuten. Das ganze Stück ist komplett unintentional, aber deshalb nicht dysfunktional, wie ich meine. Während der gesamten Aufnahme wurde ausschließlich herumprobiert, ob die Aufnahme läuft. Es gibt keinerlei Bedeutung da zu finden. Außerdem ließ sich die a-station über die gesamte Aufnahme hinweg nicht wirklich ansteuern. Auch der Rest war schon vorhanden oder wurde ungefähr geregelt. Der Cut dagegen ist wie üblich samplegenau. Vor den Geschichten, die sich in den Pausen ankündigen, lässt sich auf die Geräusche des im Zimmer herumgehenden Hörers ablenken – warum sollte er nicht Hörer bleiben? Wenn nur nichts dazwischenkommt, das einem wie eine Idee vorkommt, die notiert werden müsste. Da es sich meist um Echtzeitehrlichkeit handelt, sind solche Ideen als Impulse für die Motorik nicht zu unterschätzen. Auch das ist Leistungssport am Instrument, wie vielleicht zu hören ist. Ein Klang Lse bei min. 6:40 dokumentiert den Klang, der durch das Trennen der Novation a-station von der Stromzufuhr am Mischpult entsteht. Nachdem mir die a-station bei diesem Stück oder davor schon zunächst unwiederbringbar abgestürzt ist, habe ich beschlossen, mich noch weiter auf das Feld der Computermusik zu begeben und den Winter über SuperCollider zu lernen. Erst will jedoch die lädierte Festplatte meines MacBooks ausgetauscht werden. Das Klavier müsste, dem Set zufolge an mindestens zwei Stellen stehen, sorry auch dafür, aber das Vorhandensein eines traditionellen Instrumentenkorpus ist hier nicht Voraussetzung. Auch nicht eine entsprechende Repräsentation versteht sich in Folge. Das Klavier kann sich ruhig bewegen, wen es stört, der kann sich Rollen unter den Füßen denken. Was die Solo-Interpretationen betrifft: Den Rest meiner Zeit auf der Welt, soweit kenne ich die Menschen, werde ich als „begnadeter Pianist“ dastehen. Willkommen, großer Tod, Du hast Dein Fach bei mir gelernt. Ein Knackser wird noch designt, die zweite Spitze will etwa 3 db leiser gezeichnet werden. Bisher habe ich zusammengenommen seit gestern etwa 5 Minuten darüber nachgedacht. Außerdem überlege ich, bei den Soloversionen die Tonband-Cuts wegzukorrigieren, der diskursive Spleen, will ich es einmal nennen, der hinter diesem Gedanken steht, ist zuweilen störend. Was bei der Solointerpretation min. 6:42/43 passiert, eine Floskel aus einem Blues-Akkord heraus, da handelt es sich um das, was François Laruelle eine Superimposition nennt. Irgendwo gibt es, glaube ich, auch den Taste-ohne-Funktion-Witz. Die Solo-Interpretationen sind auch ganz ungecuttet knapp an der Grenze dessen, was ich in der Welt als erklärlich erlaubt finde. Das ist praktizierte projizierbare Statistik, statistische Musik von einer ganz anderen Warte her gesehen vielleicht. Fehlen noch die Zahlen, aber wer will die schon wissen und was sollen die dann bedeuten? Schön dazu aussehen? Hausstromkreis, selbst mit dem Netzteil vom MacBook Hausstromkreis, obwohl ein Adapter zur Tilgung zwischengeschaltet ist, aber eben ein billiger. Hausstromkreis kann Zeit kosten, immer wieder: Was war das? Nicht in der Aufnahme zum Glück, sondern Hausstromkreis. Das schlägt beim Knackser-Durchhören zu Buche. Die Spieltechniken sind sukzessive entstanden. Unter was für Bedingungen ich Lse inzwischen durchgehört habe, das erinnert vielleicht an Bergsteigen – die Höhe ist ein Wackelkontakt am Verstärker des MacBook, dessen Auswirkungen mir geradezu katastrophal vorkommen, das Stück hat es überstanden. Ich auch. |Mitzi Mess spielt Karlheinz Essls Lexikon-Sonate solo|

Donnerstag morgen in Prenzlauer Berg Donnerstag morgens, um viertel vor acht, ist hektische Betriebsamkeit wie sonst selten in Prenzlauer Berg. Fast alle, wie sie da sind, sind nur halb so hoch. Ich wundere mich, dass die Häuser drumherum so hoch gebaut werden. Auf Fahrrädern, Rollern und sonstigen Gefährten oder zu Fuß, auf dem Gehweg, das ist hier so akzeptiert, geht es unterschiedlichste Richtungen in die Schulen. Bei den Kleinsten wundert sich einer, dass sie den Weg allein bewältigen, aber die sind so früh schon souverän in solchen Angelegenheiten und Prenzlauer Berg ist ein anheimelndes Pflaster.

Lse Das Stück wird noch einmal editiert und hochgeladen, bei Sekunde 11 ein Cutfehler, ein halber Ton ist zu hören, und bei min. 1:22 will ein Knackser umgezeichnet werden. Bei 2:58 / 59 zwei plocks, die entfernt werden wollen. 3:50 Knackser oder scharfes Attack ganz weg. Die Probleme sind minimal. Nächstes Jahr. Wie es ist, ist es bis dahin ok.

Fähigkeiten und Fertigkeiten An Fähigkeiten glaube ich nicht, ich glaube an Fertigkeiten. Eine Fertigkeit ist zum Beispiel eine als solche formulierte Routine oder Technik.

Auf welchem Boden? Also will ich weiter warten und hoffen, dass die Welt eine mystische wird und nicht im Kritizismus verharrt. Der Boden, auf dem ich stehe, wird noch eruiert. Manchmal handelt es sich um die transzendenteste Idee von Europa, manchmal um das Laminat oder bestenfalls vielleicht den Boden der Musik, die Traditionen usw. … Welches Bild habe ich noch von der Idee Europa? Das Bild einer internationalen Kulturkontaktschmiede? Eher schon ist Europa eine Komposition mit wünschenswerten und missliebigen Aspekten, eher hingezwitschert als gezeichnet.

Durchgangsnoten Wie steht das Portato in Verhältnis zum Nebenbei oder Ungefähren? Auf welche Weise ich zum Beispiel die Durchgangsnoten von einem Ton zum Zielton eines Motivs ausführe, ist ganz und gar unwichtig. Hauptsache ich erreiche den Zielton bestimmt, alles dazwischen kann flüchtig und irgendwie sein. Das lässt sich bei Thelonious Monk oft hören.

Lieder Für pm16 wird der Plan weiterverfolgt, auch ohne Internet SuperCollider zu lernen und sich thematisch mit dem Lied zu befassen. Eine Sammlung von Liedern soll entstehen und per SuperCollider zum Klingen gebracht werden. Die Rechercheliste umfasst bisher: Es geht eine dunkle Wolk einher, ein Lied aus dem dreißigjährigen Krieg, glaube ich, ein Lied von Fanny Mendelssohn, ein Lied aus dem Umfeld der Commedia dell’Arte und eins aus dem Klezmer, Susan left Hongtong County, ein Lied von Henry Purcell, ein Lied aus Thomas Pynchons Gravity’s Rainbow, Oh my blacke soul und At the round earth’s imagined corners aus den Holy Sonnets of John Donne von Benjamin Britten, schließlich eine Bebop-Version von Les Yeux Noirs.

Musik zum Millennium Zum Millennium war der Anschlag auf das World Trade Center eine Marke, die in 100 Jahren kaum noch gesehen werden wird. Es fragt sich dann wahrscheinlich eher, welche Musik zu dieser Zeit entstanden ist.

Photoshop Ist die Photoshop-Welt die Welt der Zukunft, dass die Pflanzen umdesignt werden und bunter, als sie jetzt zur Zeit sind? Ich befürchte, die Vernunft ist der Ausgangspunkt aller Daseinsformen – des Seins und des Daseins, des Seienden und des Soseins. Das Anderssein ist auch nicht anders, wird oft behauptet, Ludwig Wittgenstein zum Beispiel behauptet das im Tractatus, aber wer kann das wissen? Ich will noch mehr am Grundgedanken des Metrums in der Elektronischen Tanzmusik rütteln.

Ausstellung Sanierungsgebiet Helmholtzplatz, 22 Jahre Stadterneuerung 1993 bis 2015 Das Gebiet gilt als saniert. Die soziale Infrastruktur wurde derart ausgebaut, dass im LSD-Viertel Lychener, Schliemann, Duncker alle zehn Häuser eine Kita zu finden ist. Mehr als 11.000 Wohnungen wurden umfassend modernisiert, das sind etwa 90%. Zur Förderung von 2.900 Wohnungen wurden 155 Millionen Euro eingesetzt. Ebenso die Spielflächen, die Sanierung wird als erfolgreich bezeichnet, das Gründerzeitambiente wurde erhalten. In der Kita Wühlmäuse in der Pappelallee habe ich einmal als Musikerzieher gearbeitet. Denkmalgerechte Sanierung der Pappelallee. Die Gegend wurde 2014 zum sozialen Erhaltungsgebiet erklärt, bei dem ein Ziel ein bewusster Umgang mit der Gentrifizierung ist, die Bevölkerungsstruktur soll weitmöglichst erhalten bleiben. Fast jeder Haushalt war von Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen betroffen. In dieser Zeit ist die Einwohnerzahl von 18.900 auf 22.700 Einwohner gestiegen. Das besonders durch den Zuzug von Familien, Prenzlauer Berg ist zugleich einer der Orte, wo bundesweit am meisten Kinder geboren werden. Der Anteil an Kindern bis sechs Jahre hat sich seit 1993 verdoppelt. Die durchschnittliche Wohndauer in einer 1.6-Personen-Wohnung beträgt 10.2 Jahre. Geprägt ist das Straßenbild durch einen hohen Anteil an 27- bis 45-jährigen. 10% Studenten machen sich bemerkbar. Das mittlere Einkommen liegt 2015 bei 2000 Euro (Pankow: 1600, Berlin: 1575). Andererseits verfügen 11% der Haushalte über ein Einkommen unter 900 Euro. Das macht sich im Bild des Bezirks ebenfalls bemerkbar. Die Miete beträgt etwa 30% des Nettoeinkommens. Von den Metzgern sind die meisten Designer geworden. 1999 bis 2005 war für Prenzlauer Berg ein Quartiersverfahren der sozialen Stadt im Plan. 4 Millionen für Kreuzungen, 6 Millionen für Gehwege, 4 Millionen Umbau der Pappelallee. Hinterhofbegrünungen wurden durchgeführt. Postmoderne Architekturen lockern das Gründerzeitambiente auf. Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, dass ich inzwischen wahrscheinlich Leute getroffen habe, die den Anfang des 22. Jahrhunderts noch erleben.

Entkernen! Direkt nebenan wird eine Wohnung entkernt. Sanierungen von Wohnungen direkt am Ohr, das noch halbmüde auf dem weichen Kissen schlummert, kenne ich, seit ich in Berlin wohne. In dieser Wohnung war das über etwa ein Jahr 2013 der Fall, jetzt sind sie eine Etage höher, was selbstverständlich die über mir wohnende Partei am deutlichsten trifft. Dafür ist bei mir nebenan, so scheint es, ein Club oder so etwas ähnliches eingezogen, das Geschwätz und Gefeiere, manchmal auch Musik, sind an manchen Tagen die ganze Nacht durch zu hören. All das findet in der Parallelstraße statt, wollte ich mich beschweren, müsste ich im Schlafanzug um den ganzen Block herum.

Muxen und demuxen! Danach steht mir der Sinn. Was für ein kurzer Traum vom Nicht-Alleinsein das Leben ist. Solange Schönheit entsteht, kümmert es mich wenig. Vielleicht habe ich mich ein bisschen zuviel mit Lexikon-Sonate befasst, aber es war kein Internet, um anderes anzugehen.

Systematische Bebauung Die Ackerflächen nördlich von Berlin wurden innerhalb von drei Jahrzehnten, 1885 bis 1919, bebaut. Seit dem 13. Jahrhundert wurde die Gegend als Ackerland kultiviert. Bis zum Beginn der industriellen Revolution war das Gebiet weitgehend unbebaut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden militärische und kirchliche Einrichtungen dorthin verlegt. Mit der Industrialisierung und dem Hobrecht-Plan von 1862 setzte die systematische Stadterweiterung ein. Baublöcke und Schmuckplätze wurden angelegt. Die ältesten heute noch erhaltenen Wohnhäuser im Kerngebiet Berlins wurden zwischen 1860 und 1870 an der Schönhauser Allee gebaut. In Berlin gab es als Industrie zu dieser Zeit hauptsächlich Ziegeleien, Torfstechereien und Eiswerke für das Eis, das zur Kühlung von Lebensmitteln benötigt wurde. Wo später der Helmholtzplatz als Schmuckplatz angelegt wurde, entstand eine Ziegelei. Das LSD-Viertel beherbergt etwa 28 Hausblöcke. Kohlegeruch kann auch heute noch hin und wieder angetroffen werden, ist aber zur Seltenheit geworden, wo die Ofenheizung früher, zumindest den Winter über, für den einzig dominanten Geruch im Bezirk gesorgt hat. Betroffenenvertretungen spielten die wichtigste Rolle bei der Sanierung des Viertels, Ausgleichsbeiträge des Bundes wurden eingesetzt. |Field Recording Müllabfuhr Heizung|

Wittenau andere Seite Auf der anderen Seite, weil Wittenau, Endstation der U8, auch der zentrale S-Bahnhof zum Erreichen des Märkischen Viertels ist. Auf der anderen Seite finden sich, neben ein paar Gründerzeitbauten, einige wenige experimentellere Siebziger-Jahre-Plattenbauten, wie sie besonders im Wedding anzutreffen sind, der ja auch fast nebenan ist. Die Menge strömt nach links den Wilhelmsruher Damm herunter, wo sich nach einigen hundert Metern die ersten Blocks des Märkischen Viertels befinden. Einen Tupfen grün finden die Anwohner hinter dem Göschenplatz direkt um die Ecke mit dem Volkspark Wittenau.

Die Kreuzung vor der U-Bahn-Station weist sich als verstreute Industrie mit Supermärkten, Gemüsehändlern und Kiosken aus. Alles scheint etwas chaotisch und ungeordnet, auch die Bewegungen der Leute sind vielfältig, manche verbringen hier Stunden im Gespräch mit anderen, viele kommen von einem ansässigen Baumarkt und wieder andere passieren einfach von hier nach da. Die Leute gehen zwischen Autos über Parkplätze und schieben Einkaufswägen über Gehwege, sitzen auf Mauern und gucken in die Luft, eine wilde Kreuzung von Wegen, über die kleine Hauptstraße mit Mittelinsel vom und zum U-Bahnhof Wittenau. Direkt hinter der Kreuzung, etwas weiter unten beginnt in Richtung Rathaus Reinickendorf ein Gebiet mit Einfamilienhäusern. Hier geht es mit dem Bus entlang.

Ground Control to Major Tom

Was will ich wissen, wie jemand auf die Idee kommt, es sich in einer Wohnung gemütlich zu machen, die sich direkt über einer oft frequentierten Einfahrt befindet. Ein Verhältnis zwischen Pragmatik und Ästhetik steht zur Disposition und darf diskutiert werden. Gleich-wo, wenn nicht Gleich-wie und das als erstes Kriterium.

These gewinnen Vielleicht rüste ich meinen Mac – ich meine, das Gehäuse ist noch ok – auch um ein paar MB Ram auf, damit wenigstens das aktuelle Betriebssystem läuft. Was für ein Möbel, die Welt. Jede Gegenüberstellung des Geistes ist ungeheuerlich – eine Zumutung. Wie einen Anti-Helden will ich die These aufstellen, dass die Musik ununterbrochen Selbstmord begeht und sich derart entwickelt, um so den Gedanken davor ausfindig zu machen und auf diese Weise etwas Faibles, Viables, nämlich eine These zu erschließen, die ich stützen und entwickeln kann.

Thesen Eine dieser Thesen ist, dass die Szenen der Neuen und der Populären Musik schon zu genüge miteinander zu tun haben, dass aber ein fundiertes Wissen über die je andere Szene in Wirklichkeit kaum irgendwo vorliegt und begründet werden sollte. So, dass Komponisten Neuer Musik zum Beispiel auch ein Wissen von den Subkulturen haben und nicht nur von dem, was in den Charts passiert oder vom Hörensagen. Und nicht nur, was bei den experimentellen Bands und Acts so läuft, sondern ein Gebäude, das die weitere Umgebung der Musik, für die sich einer interessiert, in kurzer Zeit erschließen lässt. Die Neue Musik und manche avantgardistische Populäre haben viele Gemeinsamkeiten. Das Experimentelle und Avantgardistische, auch das Zeitgenössische an einer Musik führt sie schließlich über ihre angestammten Genregrenzen hinaus.

Waidmannslust Direkt nach Wittenau schließt Waidmannslust, Endstation der S2, an. Der Name Jaurès ist auf dem Straßenschild falsch geschrieben, in Paris habe ich mich einmal an einem Jean-Jaurès-Platz aufgehalten, ein kleiner, hübscher und versteckter Platz, von dem aus die Autobahn um Paris genossen werden konnte. Der Waidmannsluster Damm atmosphärisch mit ein paar Häusern im Villenstil, eine schattige und liebevolle Umgebung. Blumenhändlerinnen am Straßenrand. Seit Hermsdorf finden sich auf der Strecke hauptsächlich Mehrfamilienhäuser. Gefordert wird die S-Bahn im Zehnminutentakt. Hier sind freie Wohnungen zu finden.

Frohnau In Frohnau, im Tagesverkehr bei jeder zweiten Fahrt Endstation der S1, werde ich von einem Kreisel empfangen, von dem aus sich sieben Straßen ins Umland erstrecken. Auf der anderen Seite der S-Bahn bietet sich ein ähnliches Bild, nur, dass der Kreisel ein Halbkreis ist. Die Idee der Gartenstadt, aus der heraus Frohnau zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden ist, ist manifest. Eine der vierzehn Abzweigungen soll begangen werden, welche erschließt sich nach mehrmaligem Fragen. Einfach der Sonne folgen ist allein deshalb bereits ein Problem, weil die Straßen, dem Prinzip der bewegten Topografie folgend, gekrümmt verlaufen. Die Gartenstadt ist ein oft anzutreffendes und durch und durch muffiges und denkmalgeschütztes Konzept, das bei Ausflügen Phasen der Langeweile voraussehen lässt. Die Häuser stehen auf Grundstücken hinter Mauern und Hecken mit dichtem Baumbewuchs. Platte und Großwohnsiedlung ist das deutlich lichtigere Konzept. In Frohnau befindet sich das Buddhistische Haus. Selbstverständlich war ich einmal bei einem Vesakh-Fest und es hat sich herausgestellt, dass hauptsächlich gläubige Sri-Lankesen an diesem Tag hier sind und Gebete vor den Mönchen sprechen. Die gängigsten Sprachen sind Singhalesisch und Tamil, ob englisch gesprochen wird? Erst bekommen heute die Mönche Essen, eine Vielfalt von Speisen ist aufgefahren. Besucher, viele Frauen, knien mit zusammengelegten Händen vor den Mönchen, die es sich schmecken lassen, und rezitieren Mantras und Teile aus Sutren. Im Garten sind zwischen den Wäschestangen Fahnen und Lampions für den Abend aufgehängt, die Organisation ist noch im Gange … Die Straße, die ich nach ein wenig Hin-und-Her endlich finde, führt mich durch Randbebauung bis zur S-Bahn und von da an geht es den Berliner Mauerweg entlang neben der S-Bahn-Strecke durch den Wald. Keine Reise ohne Begegnung mit der Mauer, so scheint es.

Frohnau

Theodor Fontane Fontanes Schilderungen der Kriegszüge in der Folge Napoleon Bonapartes sind durchaus eindrucksvoll, kaum vorstellbar, dass der 30jährige Krieg noch verheerendere Folgen zeitigte. So zogen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unterschiedlichste und meistenfalls zusammengewürfelte Truppen im Namen von allen Möglichen marodierend durch Dörfer und Städte und plünderten, was es zu plündern gab. Die Soldaten von Heeren aus den unterschiedlichsten Winkeln Europas wollten aufgenommen und verpflegt werden. Dieser Spaß zog sich über Jahrhunderte hin. 20.000 Soldaten ziehen mal von hier, mal von da durch das Städtchen, die Bauern sind gehalten, die Soldaten und Tiere unterzubringen und zu verpflegen. Das passiert also alle paar Wochen oder Tage, die Schweden wollen nach Österreich, die Spanier nach Russland, die Engländer nach sonstwohin, die Potsdamer führen Krieg gegen die benachbarten Städte, Napoleon will Berlin.

Musterhaussiedlung am Ausgang Frohnau. Die verborgenen und versteckten Orte, wo eine Menge Leute wohnen, irgendwie wohnen und irgendwo, in den Strom eingetaucht, jeder Traummoment hat seine Zeit. Wo ich einen Punkt in der Welt suche, finde ich Vielfalt.

Hohen Neuendorf 1920 wurde aus Berlin Groß-Berlin und das Stadtgebiet dehnte sich nunmehr bis zur Grenze nach Hohen Neuendorf, nördlich von Frohnau, aus. Die Eröffnung der Nordbahn 1877, die Mitte / Wedding vom Nordbahnhof aus verlief, dann auch von der Eberswalder Straße aus, und in der anderen Richtung heute bis nach Stralsund führt, hatte zur Folge, dass je an den Haltestellen die Städte und ihre Vororte florierten. Die Einwohnerzahlen vervielfachten sich innerhalb kurzer Zeit. Später wurde von der DDR aus der Berliner Außenring angelegt, durch den es möglich war, Westberlin zu umfahren. Der Ring führt mitten durch die Stadt, ein paar Wohnhäuser mussten abgerissen werden, Hohen Neuendorf erhielt eine Station. Ohne den Außenring, so Wikipedia, wäre der Bau der Mauer nicht möglich gewesen.

Birkenwerder Die amtsfreie Gemeinde Birkenwerder, Endstation der S8, ist fast ganz von Hohen Neuendorf umschlossen, ein weitläufiges, kleines Städtchen, sehr bürgerlich, um die achttausend Einwohner. Im Zentrum ist keine Geschäftigkeit zu finden. Wohl begann hier die Industrialisierung noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Ziegeleien, bis 1920 wurde Birkenwerder aber zum Villenvorort und Ausflugsziel umgebaut. Heute liegt das Laub wie eine Decke auf dem Kopfsteinpflaster und den Wiesen, eine herbstliche Atmosphäre bestimmt die Stadt. Ein- oder Mehrfamilienhäuser stehen auf großen ummauerten Grundstücken. Frau Heinz im Vorderhaus ist in Birkenwerder aufgewachsen, hat als junges Mädchen dort ihr Leben verbracht, bis sie ihren ersten Mann getroffen hat und mit ihm nach Berlin gezogen ist. Nach dem Tod des ersten zog sie mit ihrem zweiten Mann nach Prenzlauer Berg in die Wohnung, die sie inzwischen seit Jahrzehnten bewohnt. Ihren zweiten Mann habe ich noch kennengelernt. Seit 1990 wird in Birkenwerder viel gebaut, Siedlungen, neben der Verdichtung des Einfamilienhausaufkommens. 1996/97 sind aus irgendeinem Grund hunderte Einwohner zugezogen und haben die seit 1950 verlaufende Fluktuation, was die Einwohnerzahlen betrifft, beendet. Verantwortlich ist wahrscheinlich der Bebauungsplan Sägewerk. Es geht, was die Einwohnerzahlen betrifft, wieder aufwärts. Vielleicht ist aber auch ein Rückwärtsfahrverbot für Müllfahrzeuge gemäß Unfallverhütungsvorschrift Müllbeseitigung GUV-V C27 in der Fassung vom Januar 1997 dafür verantwortlich. Für das Herausbringen der Tonnen sind die Grundstücknutzer verantwortlich.

Borgsdorf Kurz hinter Borgsdorf treffe ich auf einer Brücke auf ein Mädchen in Punk-Outfit. Sie steht auf der Brücke und schaut auf die Havel, die etwas weiter oben in den Lehnitzer See übergeht. Wir kommen ins Gespräch. Ob in der Gegend jeder jeden kenne. Ihre Großmutter, die in Borgsdorf wohnt, würde wohl jeden kennen, sie selbst aber nicht. Ob in Berlin ausgegangen wird oder die Gegend hier auch etwas zu bieten habe? Selbstverständlich wird inzwischen auch nach Berlin hinausgefahren. Die Brücke hat wegen Baumaßnahmen nur einen Fahrradstreifen vorzuweisen, der nächste Radler, der passieren will, regt sich künstlich auf, das sei hier wohl die richtige Stelle für ein Schwätzchen oder was, und ist schon an uns vorbei. Dann geht es auch für mich weiter nach Oranienburg.

Oranienburg In Oranienburg, Endstation der S1, empfängt mich das Förderprojekt Weiße Stadt mit langgezogenen Zweistöckern, die früher militärisch genutzt wurden und inzwischen für Wohnzwecke umgebaut sind. Die Sanierung erfolgte sensibel, zwischen den Reihen Straßen mit vielen Fahrrädern, Seitenstellplätzen für die Autos. Wie so oft auf meinen Reisen, begegne ich auch hier wieder Katzen, Straßenkatzen vor allem und einer Frau in einem kleinen Anwesen, die dabei ist, gleich mehrere Katzen zu versorgen, manche sind auf Distanz, manche schnurren um sie herum. Auf meine Frage hin erklärt sie mir, dass sie zur Zeit sieben Katzen versorge, Straßenkatzen, die hin und wieder einmal vorbeischauen, nachdem der Nachbar den Straßenkatzen hier ein Häuschen in den Garten gestellt hatte. Wir unterhalten uns kurz über die Vorzüge, die es hat, Katzen zu haben. Zum Zentrum hin Schloss und Stadtverwaltung mit einem großen Platz davor, der hauptsächlich einen großen und unbefriedeten Parkplatz hinter einer Hecke beherbergt.

Der Klang ist gegenüber dem Klingenden etwas Neueres, das mit der Speicherbarkeit des Klingenden auch per Erinnerung zuammenhängt. Das Klingende ist das Klingende in der Zeit, der Klang besteht auch jenseits der Zeit. Der Klang ist komplexer als der Ton, jedoch klingt jeder Ton. In Oranienburg besuche ich auch, und das ist die letzte Station meiner dreijährigen Reise, die Gedenkstätte Sachsenhausen, die um diese Zeit bereits geschlossen ist. An sich sollte die Reise sich ausschließlich an ästhetischen Eindrücken zur Mittelschicht und ihren Wohnverhältnissen in der Berliner Peripherie orientieren, das war also nicht geplant. Ein paarhundert Meter vor der Gedenkstätte komme ich an zwei Anwohnern vorbei, die in der Abendsonne das Laub zusammenfegen. Ich bemerke zum Scherz im Vorübergehen, morgen stünde doch wieder die gleiche Arbeit an, beide bejahen meinen Kommentar sichtlich zufrieden, ohne ihr Tun zu unterbrechen. Auf dem Rückweg senkt sich die Sonne über den Horizont.

Zur S-Bahn? Der untergehenden Sonne entgegen, aber kurz vorher abbiegen!

6. Februar

Cool Meine Idealvorstellung von, wie ich als Mensch am liebsten wäre, wird von einem Hologramm bestritten. Die Mathematik ist so mächtig, dass die Sprache schon gar nicht mehr weiß, was sie dazu sagen soll. Solange Menschen nicht erregbar sind, sind sie schön, sobald sie sich als erregbar outen, sind sie nicht mehr schön, deshalb ist Coolness so wichtig!

Die Musik begeht ohne Unterlass ihre ganze Geschichte hindurch Selbstmord und wird doch besser oder etwa nicht? Mehr wirds, das wars schon. Wer also Musiker werden will und dabei an ernsthafte Arbeit denkt und nicht an schnelles Geld und wer ihm dabei helfen könnte, dem ist geraten, sich in umrissene Arbeitszusammenhänge zu begeben, das heißt: Er sollte Toningenieur in einem großen Studio werden oder Orchestermusiker oder sonst einer anerkannten Tätigkeit nachgehen, wo er im Team arbeiten kann. Musik spezifisch studieren. Komponisten werden als solche geboren oder sie verlieren ihren Job langsam und auf Lebenszeit und sterben ins Unbekannte hinein. Dass solche als solche geboren werden, liegt am Geld, in das sie gewöhnlich hineingeboren werden und das ihnen hilft, solange sie noch keine Kontakte haben.

Mein Problem mit der 808-Bassdrum Seit einigen Monaten wurden im Haus Stubbenkammerstraße, Hinterhaus, Wohnungen saniert, wurde gebohrt und gehämmert. Wände wurden mit Vorschlaghämmern niedergerissen, so lang wie die chinesische Mauer. Mein Ohr liegt sozusagen direkt an der Brandschutzmauer zum Hinterhaus in der nächsten Querstraße und ich frage mich immer noch, ob in der so weit entfernten Wohnung nebenan vielleicht ein Teil der Brandschutzwand abgetragen wurde, um die Wohnung zu vergrößern. Vor den Sanierungsmaßnahmen war das Studio wohl das lauteste, was hier so passierte. Dann eines Abends war es soweit, auf dem Dach zur Stubbenkammer Straße wurden bunte Lampen angebracht, die auch unseren Hinterhof erleuchteten und eine Party signalisierte den Wandel. An der Ecke zur Prenzlauer Allee eröffnete ein Club in Art eines Kaffeehauses und bald waren die Nächte auch in meiner Wohnung von leisen, tanzbaren Bässen erfüllt, die sich über hundertfünfzig Meter oder so die Wände entlang bemerkbar machten. Das besondere, das habe ich mir heute bewusst gemacht, ist, dass die Bässe sich genau so verhalten, wie eine 808- Bassdrum, deren Release ganz aufgedreht ist, es ist also ein halbwegs regelmäßiges An- und Abschwellen eines Bridge-T-Networks-Sinustongenerators zu hören, das sich ständig schwer vorhersehbar überlagert. Und das die Nächte hindurch. Eine ganz besondere Herausforderung für den müden Geist, versteht sich. Mir war sofort klar, dass das kein Fall für eine Beschwerde war, obwohl ich ein kurzes Field Recording aufgenommen habe, stattdessen habe ich also das Bett an eine weniger stark schwingende Wand gestellt. Nach ein paar Wochen wurde es stiller und ich habe das Bett wieder an seinen üblichen Platz gerückt, aber heute morgen wachte ich gegen vier Uhr auf und hatte das unbestimmte Gefühl, dass die Bassdrum nicht nur in meinem Kopf tönte, sondern dass die Frequenzen bestimmter Hohlräume meines Schädels auf erstaunliche Art und Weise mit dem Atem zusammen die Frequenz der 808-Bassdrum waren! Mein Kopf also den Resonanzraum einer derart eingestellten 808 darstellte und das Timbre des Atems ebenso. Versuche mit angehaltenem Atem bestätigten das. Meine erste Schlussfolgerung war selbstverständlich wie immer, dass jemand soeben versucht, mich auf diese Weise zu töten … also morgens um vier, um fünf hatte ich schon Kaffee getrunken und die Angst war verflogen. Mir wurde auf einmal klar, dass die Flugzeuge, die über den Dächern der Prenzlauer Allee in RIchtung Tegel schwimmen, sich oft wie schwebend über den Dächern der Prenzlauer Allee dorthin begeben, die Frequenz der 808- Bassdrum auch ähnlich repräsentieren, wie sogar das Brummen der Stadt das tut. Ist die Welt doch Klang? Oder aus Klang entstanden? Und was ist mit der Physiologie, hält die das aus? Können wir uns vielleicht verclustern, ich und die Bassdrum und das Brummen der Stadt?

Ereignisdichte Frei nach Abwärts: Ich … bin … ein Tisch. Erst, wenn die Terroristen aufgehört haben, Terrorgedanken zu haben, wird das Terrorgelände gelockert. Fakten unterscheiden sich von Vorstellungen dadurch, dass sie schwerer zu bewegen sind. Worte fassen Ordnungen zusammen und es gibt so etwas, wie eine Informationsdichte pro Wort in seinem Kontext. Ein einfaches Tag besitzt zum Beispiel eine geringere Informationsdichte als ein Essay. Das kann provokativ oder unterdrückerisch genannt werden, stilvoll oder geheimnisvoll, auch inspirierend. Entscheidend ist, wie der Rezipient mit der Ereignisdichte umgeht, in welche Kontexte oder Geschichten ein Ereignis gestellt wird.

Carpe diem 8 Uhr 45, Senefelder Straße, Ecke Danziger. Ich versuche, die Dinge zuende zu bringen, weil ich hoffe, dass sich durch den Gesamteindruck ein Bild jenseits der Sprache ergibt. Soll schon alles Klang sein, wird der Klang im Jenseits noch aufgesucht.

Hallo Erde? Ich bin mit dem MacBook jetzt auf OS 10.7.5 zurück und das iTunes ist einfach schnuckelig. Die Platte habe ich aus dem Internet und selbst eingebaut – das geht also. Alles läuft prima und die neue Festplatte ist deutlich leiser. Das MacBook läuft, dass es eine Lust ist – fährt hin und wieder hoch, wie ich es kenne … Die Platte selbst ausgetauscht zu haben war eine grandiose Idee, der Bezug zur Mikrosystemtechnik verändert sich doch ein wenig nach so einer technischen Erfahrung, also, dass Festplatten auch in die Hand genommen und selbst verbaut werden können, Daten hin- und hergeschoben.

Der totale Kollaps der bundesdeutschen, europäischen und weltweiten Gesellschaft bis auf die Gesellschaft mit mir selbst Ich will keine 100 Jahre alt werden, das ganze Theater 100 Jahre auszuhalten … Wo es schon eine Beleidigung ist, überhaupt das Licht der Welt erblickt haben zu müssen. Das Deutsche ist das Bayrische des 21. Jahrhunderts, das ist ok, denn ich snaak platt. Die Texte sind am dankbarsten, die Leute nicht so sehr und auch nicht die sogenannten kulturellen Umgebungen, die Gesellschaft erst recht nicht. Ich beneide niemanden, alle haben die Aufgabe, zu funktionieren, ob jung oder alt, Männchen oder Weibchen. 25. Februar, 6 Uhr 34 gibt es in Prenzlauer Berg eine heftige Explosion aus Richtung Thälmann-Park, für ein oder zwei Sekunden ist es taghell und ich warte, ob die Welle einer Atombombe mich erreicht. Das ist nicht der Fall und es sind im Anschluss auch keine Martinshörner oder so zu hören, der Tag beginnt wie gehabt. Wochen später sehe ich ein offenbar zur Explosion gebrachtes Auto nahe dem Planetarium.

Bis auf die Grundmauern niedergebrachtes Einfamilienhaus in Spandau – Klosterfelde?

Zeichen und Wunder Simultanbedienungen, Copy-and-Paste-Restriktionen und so weiter. Die Bezugsgrößen, soviel noch zu G. M. Koenig, entwickle ich mit, das geht also Bottom-up, wird gesagt, die entfalten sich aus dem Detail. Wo ist ein System als Fluchtpunkt zu finden, der das Musiksystem flexibel erhalten kann und einigermaßen stetig erschüttert?

Mitte Was Stücke, auch in Endfassungen, betrifft, ist die Mitte ein Orientierungspunkt, an dem oft erstaunliche Wendungen passieren, und man fragt sich, warum? Oft ist die Mitte eines Stücks exakt markiert, ob einer nun will oder nicht. Ich könnte die Beispiele innerhalb von fünf Sekunden an einer Hand aufzählen. Ich persönlich begebe mich auf das Feld der Bedeutungen und der Symbolik von Klängen, so sind Bassbereiche zum Beispiel mehr angedeutet als ausgeführt. Das mag auch am Equipment liegen und ist vielleicht auch ein Unterschied in der Zielrichtung, sonst nicht so sehr, die zugehörigen Stimmungen gibt es überall zu bewundern. Für metallische Klänge fehlt mir der Humor, deshalb habe ich Probleme mit dem evolver.

Referentialität Eine Referenz ist dem Unwahrscheinlichen gewöhnlich näher, als ein Bezugspunkt im eigenen System. Erst das DJ-Wesen hat an dieser Zentralperspektive etwas geändert. Die Peripherie des eigenen Musikverständnisses auszuloten, wird hier zum zentralen Prozess. Ich will keine Elektronische Musik mehr machen, weil mir der Bezug zur materiellen Welt zu nah ist.

Echtzeit-Zen Bei einer Echtzeitvorstellung, die beabsichtigt, Perfektion soweit inszene zu setzen, dass nachträgliche Edits nicht nötig sind, was in der Musik oft und nachdrücklich gefordert wird, ist das Scheitern deswegen vorprogrammiert, weil die einzige Haltung, die ohne Edits auskommt, ein Zazen oder aber eine Rezitation ist. Die Vorurteile, was die Perfektion von Musikstücken angeht, gehen alle mit der Zeit flöten. Jede Musik hat ihre Zeit, wo Rezitation und Zazen zeitlos sind.

2. März

In der Musik, ob Popmusik oder Neue, ging es mehr als ein Jahrzehnt lang um kaum etwas anderes, als das 20. Jahrhundert vom 21. abzutrennen. So hat die Musik auf sich selbst zurückgekoppelt und das war sinnvoll.

(ゝ。∂ ٩(ˊˋ*)و Die Umbenennung des Labels von PMB/100 in diesem Jahr zu einem Labelnamen, der kein Lautbild trägt, war einigermaßen konsequent und entwirft eine Richtung, in die ich mich bewege. Eher als um Elektronische wird es sich um Computermusik handeln, die 808 zu verkaufen fällt mir einigermaßen schwer, ich mag die Umstände solchen Tuns nicht. Ein innerer Bär wird gegen jede meiner Aktivitäten wach, sobald es ums Geld geht und verhindert zumeist erfolgreich, dass ich irgendwo einmal auch nur einen Handel gerecht abschließe. Ärgern tue ich mich aber auch nicht danach, außer der Aufwand, der ärgert.

Doch! Ich bin besser geworden Es ist ein Geist in mir, der nach einem vermeintlichen Satz, Negationen, immer „Doch!“ sagt. Er wartet nicht ab, ob der Satz noch weiter entwickelt und beendet wird, also der Gedanke auch, sondern sagt nach Senkung der Stimme inklusive Negation „Doch!“. Dieser Gedanke ist Folge negativer Sprechhandlungen, deren Konsequenzen ich jetzt trage. Ich habe es mir abgewöhnt, anderen ins Wort zu fallen.

Gilles Deleuze Jetzt habe ich einen Deleuze-Artikel einigermaßen fertig und frage mich, was kommt danach, da höre eine innere Stimme, die behauptet, das hätte sie schon vor hundert Jahren zu mir gesagt. Aber wo Deleuze die Differenz hat, habe ich nicht einmal diese. Fast bis zum ausschließlich Dynamischen kann die Überwindung der Gegenüberstellungen bei Deleuze gelesen werden. Die Erkenntnis wird fetter und fetter und fetter, aber verschwindet in den Einzelheiten. Der Refrain ist stark im Zentrum angesiedelt – ob ich das so toll finde? Denkbar wäre auch, dass das Ego weitere Zentren entfaltet oder entwickelt, denen es sich zeitweise zuordnet – in Hinsichten die überschaubar und erstmal nicht so wichtig sind, versteht sich. Diese Zentren lässt es fahren oder nimmt es mit oder wieder auf, je nachdem, welche Anschlusspunkte die Aktoren des polyvalenten Umfelds dem Handelnden vorschlagen und wie er disponiert ist. Eins ist klar: Ich habe eine andere Vorstellung als Deleuze und Guattari, ich will nicht, dass das Zentrum oder der Refrain, das Ritornell, im Zentrum bleibt oder dort konstituiert wird. Es soll mehr noch mit mir kommen oder sich woanders hin entwickeln und das ist das Erste. Das Eine bewegt das Andere, das ist immer das gleiche Schema und ich suche nach Schemata in Bündeln – Verhaltensweisen in Bündeln? Wollte ich Verhaltensweisen bezeichnen, wäre doch die Rede von diesem oder jenem. Eine Vielfalt in Einzelheiten mit wenigen Worten beschreiben ist das Ziel – kein großes Ziel, aber auch kein postmodernes. Vielleicht die polyvalenten Peripherien. Die Rolle der Stimme ist bei Deleuze asozial angelegt. Ich höre auch mit den Füßen, nicht nur mit den Ohren, und wenn ich zugleich lese, dann noch sehr viel eher. Mir passt das nicht, das Gezügelte bei Adorno wie bei Deleuze. Ich gehe nicht gegen die Gesellschaft und bin nicht für sie. Jetzt suche ich nach einem Philosophen, der da anschließen kann oder, wie ich vermute, es bereits seit längerer Zeit tut. Einem Denken nach Deleuze. Es soll gesehen werden, dass die Zeitachse der Philosophie nach 1980 nicht allzuviel vorzuweisen hat, die Lücken sollen bis zum heutigen Tag gefüllt werden. Und das ist eine Art Sport. Es lässt sich recherchieren, dass nach der Postmoderne eine Art neuer Einfachheit, oder wie ich es definieren würde, neuer Ehrlichkeit kommt, die noch nach einem Namen sucht. 2012 erschien durch 100Records das retrospektive Issue The New Honesty. Deleuze sagt, Musik umgebe etwas, sie sei wie das Metta ein Trost, ich dagegen meine, es gibt überhaupt nichts anderes als Musik, sobald ich damit beginne, mit ihr zu arbeiten, das Hören und die Freude sind selbstverständlich Teil einer solchen Arbeit. Ob ich das nun Arbeit oder Liebe nenne … Wenn ich fertig bin, habe ich gelernt, der Schöpfung gegenüber zärtlich zu sein. Das habe ich irgendwo gelesen und es hat mich sofort überzeugt.

Ein Wunder Möglicherweise verhält es sich mit der Differenz zwischen Kunst, Literatur und Musik genauso, wie mit den Differenzen zwischen den Sinnen. Jeder Sinn funktioniert von Grund auf unterschiedlich und da, wo sie übersetzbar scheinen, geschehen Wunder, die täglich bemerkt werden. Wunder, die nicht unbedingt gemocht werden, aber als Wunder präsentieren sie sich unumgänglich.

Porno Die Rede von der Maschine, das ist doch zwanzigstes Jahrhundert, ich suche nach einer zeitgemäßen Übersetzung, ich will das Wort nicht mehr hören, so geht es die ganze Zeit, in allen Disziplinen. Je weniger von einer Maschine verstanden wird, desto mehr wird sie zur Maschine. Je mehr, desto eher wird sie zur Maschinerie oder einer Sammlung von Bewegungen und Prozessen, das sind die Bewegungen, die kaum oder nicht zu spüren sind. Das Denken heute, das sich aus dem Veröffentlichtsein heraus zu entwickeln versucht, ist ein Work-in-Progress- und oft auch ein Trial-and-Error-Denken. Das ist heutzutage ebenso wissenschaftlich, wie in Bibliotheken zu wühlen oder den Punkt und nicht die Auseinandersetzung zu suchen, die Differenz. Also suche ich überschaubare Regeln, mit denen ich mich so beschäftige, dass ich möglichst Übersichten in unterschiedlichen Zeitfenstern gewinne, wodurch Fragen nach Distanzen laut werden. Die Copyright-Restriktionen wissenschaftlicher Artikel sind oft härter als die von Pornoseiten. Viele haben, bevor sie die Schranken der Sprache fallenlassen und sich überhaupt sinnvoll zu einem Gegenstand, wie der Musik äußern können, glaube ich aus Erfahrung, Angst vor einem Verlust der Reputation, der Harmonie an der Arbeitsstelle, Angst ums Geld, um das es geht, um die Kontakte … oder sonstwas, Angst eben. Schließlich lebt man nur einmal.

Der Weizen, der Reis, die Kartoffel, die Berge, die Meere, das kalte Wasser …

Weizen, Reis, Kartoffeln – noch beim Ersaufen plätschert der kalte Tropfen mir ins Auge, dass ich blinzeln muss. Im Leben geht es darum, die Unzufriedenheit zu organisieren, diesen Moment hätte ich bedenken können.

Abendländische Musik Bevor ein Bild Anlass zur Abstraktion bietet, sollte etwas Abstraktes Anlass dazu bieten. Bevor ich mir ein Bild von Europa mache, ist jedes sichtbare Bild verschwunden – sind auch und besonders die Bilder von der Erde verschwunden, die mich zum Narren halten wollen. Der erste Gedanke von Europa ist die abendländische Musiktradition. Mit jeglicher Musik geht es mir so, und es geht jedem und jeder so, aber ich bin der erste, der es sagen kann: Wenn ich mit der Musik, die ich höre, nicht arbeiten kann, dann kann ich sie nicht hören. Das ist auch irgendwie preußisch und ich weiß nicht, ob ich es mag.

Ein letzter Versuch, es soll mir keiner übel nehmen Das Stück soll Stück mit dem Rest meines Equipments heißen und der Plan lautet wie folgt: Alles, was noch funktioniert wird angeschaltet und dann geht es los. Der Liebe Go wird dieses Stück möglicherweise hassen, aber machen will ich es doch und es soll mehr so klingen wie das Label jetzt aussieht, als wie vorherige Sachen. Ob ich mit einem kaputten Equipment oder mit einem technisch einwandfreien Musik mache, das macht für mich an sich keinen Unterschied. Irgendwie lassen sich die Instrumente schon verstöpseln, dass etwas herauskommt, womit ich arbeiten kann, sonst wird es acappella in den Field Recorder gesungen. Es gibt aber ein Problem und das ist, dass der Plan noch nicht fertig zu sein scheint, weil der Moment des unbefangenen Herangehens an eine Aufnahme sich bisher nicht eingestellt hat. Ich weiß, was ich machen will, welches Stück, aber ich weiß nicht, wie.

Theorieverstehen Wer im Leben nicht lügt, hat das klarste Verstehen von den Theorien und oft auch von den Menschen. Es wird, versteht sich, zur Gewohnheit, etwas richtig zu verstehen. Kommt der Postbote und will mir ein Paket für den Nachbarn hinterlassen (nicht „andrehen“, versteht sich, das Misstrauen wird abgelegt, sobald verstanden werden kann, dass auch Gegenüber sich möglicherweise in Unwissenheit befinden). Ich habe keine Lust es anzunehmen, aber ich sage nicht, dass ich keine Zeit habe, sondern überlege, warum ich das Paket nicht annehmen will und wie die Message so neutral und informativ wie möglich rüberzubringen ist. Zum Beispiel: „Wir haben so wenig Kontakt …“ oder „Ich mache oft die Tür nicht auf, wenn es klingelt …“, was auch immer. Wenn ich das übe, dann übe ich zugleich auch Theorieverstehen. Aber dass irgendwann alle Sünden bereut und gebüßt sind und dann geht es besser, das ist auch nicht der Fall. Aus der Perspektive der Logik, die keine Wertungen zulässt, ist der Gedanke nicht zulässig.

Das andere Verstehen Schwer ist es, auf der Welt zu sein, sprach der Igel zu dem Stachelschwein – jetzt verstehe ich. Das Verstehen selbst sucht sich geradezu in Szene zu setzen. Das besonders dort, wo Polyvalenz und Flexibilität betont werden. Oder ein Argumentationsfluss schick präsentiert wird. Ärgerlich, wenn der Informationsgehalt gering ist, die Information redundant usw., und auch der designte Argumentationsfluss kommt nicht besonders gut davon, wo ein Fundament oder ein langfristiges Ziel fehlt und je kurze assoziative Absichten als Repräsentationen des Ego im Vordergrund stehen. Argumentationsdesign ist überhaupt nicht schick, Rhetorik seit dem Faschismus nicht gern gesehen.

Fromm Das mag für manche perfide oder spitzfindig ankommen, zum Beispiel: Erich Fromm, Sein oder Haben. Selbstverständlich gehts ums Schwein. So kann mit dem anderen Verstehen höchstens ein kurzes Schmunzeln hervorgerufen werden, aber hier ist der Reißer beabsichtigt. Das andere zu verstehen soll vielleicht dazu führen, lauthals und hysterisch mitzulachen. Das passiert auch die ganze Zeit über, aber das Gelächter soll bei Sartre am Ende, an einem Ende, stehen. Ich vermute dahinter den Versuch, aus einer Hoffnungslosigkeit in verzweifelter Situation, das Lachen und die Konsequenzen aus Geschichten soweit ad absurdum zu führen, dass Erde und Sprache und Verstehen in einer Art hysterischem Gelächter untergehen. Das soll so sein, scheint es, um eine Profilneurose oder ein Minderwissen oder so auszugleichen. Auch und besonders solche Formen kämpfen um ihr Dasein, wie um ihr Leben selbst. Sie heischen Aufmerksamkeit. Wenn die intuitiven Lösungen nicht klappen, die kontraintuitiven zu bevorzugen – das klappt schonmal gar nicht.

Mir wird schlecht, wenn ich ans 20. Jahrhundert denke Das Leid, das vor mir steht ist das letzte, was ich zu erwarten habe. Da kommen sie, es mir abzunehmen. Wer ein Anderes außer sich in der Welt sucht oder die Welt als solche, hat schlechte Karten. Entweder es finden sich die Menschen mit der Vielfalt ab oder sie finden Mord und Totschlag, Krieg und Pest. Ich liebe den Lieben Go, aber die Geschichten und Relationen scheint es, sind geregelt und bleiben in etwa ähnlich oder in etwa gleich. Fällt das Ich, fällt auch der Geist, fällt er nicht, fallen Ich und Geist auseinander. Ich will wieder Stücke mit langen Tönen machen, mir fehlt die Versunkenheit der 00er Jahre, die 00er Jahre fehlen mir ob ihrer Versunkenheit. Manchmal habe ich das Gefühl, ich darf gar nicht denken, wie es mir gut ginge, damit ich mich als mein Feind nicht höre. Habe ich ein Gefühl der Gedankenlosigkeit, wenn die Worte weg sind? Bin ich dann noch da? Alle Worte und Gedanken sind Auswurf meines Fleisches, die halluzinierten Gegenüber bis hin zu den halluzinierten Affekten und Emotionen. Unter Zeugen habe ich das ausprobiert und mich hinter eine Frau gestellt und sie gefragt, ob ich jetzt noch existiere. Die Antwort war unentschlossen negativ. Meine Selbstwahrnehmung hatte sich bis auf den Ortswechsel nicht verändert.

Stadtweg

Autist Sterbe ich, stirbt die Welt mit mir. Musik übertreibt, die Ruinen, die ich hinterlasse, sind auf Meilen als solche sichtbar und finden mehr in der Sprache oder der Mathematik oder sonstwo statt, aber nicht in der Musik, gerade noch in musikalischen Dialekten. Das sagt sich jeder Quereinsteiger, der gerade mal die Musik für sein Mathe- oder Soziologiestudium missversteht, dass das ein Weg wäre. Also wo finde ich die Distanz, die es mir ermöglicht, Musik authentisch und umfassend zu dokumentieren? Ich glaube, das kann im Klassischen gesucht werden. Das aber aus der radikalen Subjektivität heraus zu erschließen, ist verständlicherweise ein Problem.

Ich habs satt Heute kam die Strompreiserhöhung und ich bin entschlossen, nicht ein weiteres Wort mehr umsonst abzugeben, geschweige denn Musik. Innerhalb von drei Jahren ist jetzt durch, zum Teil kaum nachvollziehbare, Zufälle mein gesamtes Equipment mehr oder weniger zerstört. Zwei Festplatten, diverse Akkus, Expander, Kabel, Soundkarte sind nach Systemwechsel selbst nach Recherche unerreichbar. Musik höre ich seit einem halben Jahr ausschließlich auf Kopfhörern oder dem Ersatzlautsprecher des MacBooks, einem internen Speaker, der ein wenig zischeln und Noise herauslassen kann. Die Liste der Unwahrscheinlichkeiten ist lang. Die Entscheidung war seit einigen Monaten am Gären. Das allgemeinste Tauschmittel will begründet werden und sei es auch am Ende aller Tage. Besser ist es allemale, die Begründung so früh wie möglich und so langfristig wie möglich anzugehen. Das allgemeinste Tauschmittel ist nicht die Menschlichkeit oder das Leben oder Dasein, das ist bekannt. Nicht einmal die Ordnung oder die Erde, auf der jemand zu stehen glaubt, ist so allgemein wie das Geld. Das Geld unterscheidet den Menschen vom Tier, besonders die Vögel machen sich lustig über mich.

Erneuerung Bolzplatz Danziger

2. April

Zwei Orte Gut ist, wenn jemand mindestens zwei Orte hat, um etwas dahin zurückzulegen, wo er es hergenommen hat. Das Trübe will vom Klaren getrennt werden. Das und das hat der oder die so oder so gemacht, das lasse ich mir noch gefallen, aber nicht: Der oder die hat das und das so oder so gemacht.

Internet Wenn das Internet, Studien zufolge, von Jugendlichen 2015 wie eine Egomaschine verwendet wird, dann ist das vielleicht zuerst darauf zurückzuführen, dass immer mehr Konzerne immer mehr persönliche Daten auswerten und einbringen, wo sie können, um dem Ego dieses und jenes und sonst noch etwas anzubieten und es derart mit Massen von Feedback auf ihr persönliches Surfverhalten einzukreisen, bis das Ego in diesem pseudosubjektiven Infomationsbrei fast untergeht und vielleicht irgendwann nach Alternativen sucht. Das ist auch ein Motor, der die Dinge in Bewegung hält und zu ihrer Entwicklung und Ausdifferenzierung beiträgt. Die Identitäten hinter den Nachrichten und Werbungen verweisen zunehmend auf die Personen im privaten Umfeld, bis auch diese verschwinden. Damit verbunden sind Versuche, das Ego zu steuern, indem das Verhalten teils durch Anreize gefördert wird und die Grenzen des Verhaltens durch das Erfühlen der ungewollten Hintergründe ausgelotet werden. Das kann dem Ego nicht recht sein. Es beginnt, sich zu bewegen. Die Bewegung ist identisch mit dem Leben und mit dem, was das Ego als seine Körperlichkeit empfindet und beschreibt. Es wird derart versucht, das Wunschdenken des Einzelnen zu erfassen. Die Algorithmen, die das leisten sollen, ermöglichen mir, sie zumindest widerspruchslos zu erkennen, sonst wären sie schließlich wohl ganz und gar unwahrnehmbar und nicht einmal falsifizierbar. Was Uploaddaten, zum Beispiel von Filmen bei Youtube betrifft, sind die Zahlenangaben ungefährer, weil die meisten Filme sich erst nach einiger Zeit überhaupt auffinden lassen, die Copyrightbestimmungen im Zusammenhang mit einer Filmeflut im Internet tragen ihren Teil dazu bei. Die Algorithmen der Suchmaschinen sind soweit diversifiziert, was ihre Funktionen und die pure Masse betrifft, dass sie sich selbst zu schaden beginnen. Ein exakter Zeitbegriff wird infrage gestellt, auf dem sie selbst zu beruhen vorgeben.

New Jazz – Björk, Dalai Lama, Janis Joplin Es gibt viele Leute, die New Jazz zu lieben glauben – das lässt sich nicht verhindern. Bloß nicht in eine Falle gehen, die ich schon vor dreißig Jahren kennengelernt habe – damals die New-Jazz-Falle, Jack DeJohnette, Carla Bley, Terje Rypdal – Klangperfektionismus anstelle von richtigen Tönen. Die New-Jazzer, Don Cherry, Chick Corea, Herbie Hancock, Dave Holland, zum Beispiel Grachan Moncur III, spielen alle falsche Töne. Sie konzentrieren sich derart auf den Klang, dass der Ton bis hin zur Tonalität leidet, weil das Augenmerk auf die Geräuschanteile gelegt wird oder mehr noch auf das Fehlen von solchen. Eine möglichst unerhörte Transparenz oder so etwas. Dasselbe bei Björk, die zudem noch hochgradig stereotyp singt. Ihre Stücke verschwinden hinter ihrer vokalen Selbstinszenierung, das ist ein Problem, wie ich meine und erinnert mich jetzt gerade ein wenig an Janis Joplin in der Kritik ihrer Zeit. Die New-Jazz-Falle hat mich als Twen ein paar Jährchen gekostet, was ich bis heute bereue. Schwärmerische Musik in den allermeisten Fällen. Gute Ideen in Musik setzen finde ich zutiefst suspekt, die Idee ist der Musik gegenüber ein Aggressor. Nach einiger Zeit verfliegt die Emphase und mit ihr die vermeintliche und doch kurzlebige Schönheit und es bleibt ein unangenehmer Nachgeschmack, etwas Trockenes, ein Reflektieren vielleicht auch, aber eher ein Reflektieren darüber, was da nicht stimmt oder nicht gestimmt hat. Und das lässt sich herausfinden. Die Töne, die stimmen, stimmen nicht und die, die nicht stimmen, stimmen, das ist die Tendenz. Die Aufmerksamkeit der Musiker ist weniger auf den Ton als den Klang gerichtet, das geht vorweg. Humor haben die New-Jazzer schon, allerdings teile ich ihn anscheinend nicht. In Moers zum Beispiel gibt es jährlich die Möglichkeit, das gleiche lullige Publikumslachen wie bei Auftritten des Dalai Lama zu erleben, das wie eine laue Böe durch den Saal weht. Das passiert zum Beispiel, wenn der Dalai Lama erklärt, er habe keine Ahnung, was das Hannya Shingyo bedeute und ist meiner Ansicht nach auch der einzige Zweck solcher Aussagen oder aus der Situation heraus gänzlich unreflektiert. Ebenso die Scherze auf den Bühnen in Moers. Es ist so unsympathisch wie nur was, aber das Publikum ist trunken. Die Luft im Saal ist schwül, eine harmoniesüchtige Unruhe sucht nach Erlösung und wird bald befriedigt. Was gab es da bloß zu lachen? Keine Ahnung reicht? Das sollte dann wohl Hysterie genannt werden. Wie viele New-Jazz-Aufnahmen fast bis zum Free-Jazz hin – der Free-Jazz ist gefährdet – am Ende auf die gleiche Weise hysterisch klingen. Es entspricht dem Versuch, das Publikum ganz zu vereinnahmen, anstatt es, wie sich das gehört, links liegen zu lassen, einem kontinuierlichen Versuch, dem Publikum die Synthese abzunehmen. Das ist vielleicht auch eine Unerfahrenheit in Sachen Marxismus, Charlie Haden zum Beispiel und das Liberation Music Orchestra, da mangelt es an Einsicht, indem zuviel davon ist. Ob die Musiker ganz verrückt werden, ist die Frage. Dann wäre das mehr ein Fall für die Klapse als für eine Bühne und zwischen der „Musik“ von Verrückten und der Musik von professionellen Musikern soll unterschieden werden. Hysterie gibt es oft beim Bühnengeschehen, bei Marcel Marceau habe ich das als Teeny erlebt, im Anschluss gab es eine Protestband, waren das Ton, Steine, Scherben oder so? Jedenfalls war bald das gesamte Publikum einig aufgestanden und sang: „Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen das Atomkraftwerk im Land.“ Das ist mir zum Glück nur einmal passiert, ich glaube, ein Wahnsinniger auf der Bühne hatte vorher gefuchtelt und geschrien, wir sollten alle aufstehen! Was wir dann auch getan haben. Im Techno gibt es auch so etwas. Das ist das Gefiselle, das manche an Drumcomputern veranstalten, wenn sie nicht gleich weiter wissen. Ein ganzes Stück oder Album oder Konzept wird mit 16tel- oder 32tel-Hihats zugepflastert, damit etwas zappelt. Da ist was los, da braucht keine Frage nach Richtigkeit aufkommen. Wenn ich Culturcide höre, dann verstehe ich etwas von Schönheit, wenn ich aber New Jazz höre, dann vergeht mir die Schönheit mit der Musik. Musik ist nicht dazu da, schön zu klingen, finde ich, sondern Schönheit irgendwo anklingen und ahnen zu lassen … schließlich soll sie auch „Spiegel der Zeit“ sein. Zum Beispiel Culturcide, wo dann in bestimmten Momenten eine Ahnung von Schönheit entsteht, flüchtiger Schönheit, nicht der statischen des saubersten Klangs und vermeintlich richtigsten Spiels. Stimmen müssen die Töne, das sollen sie. Aber schon bei Moncurs Gnostic (von 1964) stimmen nur die Töne, die nicht stimmen, die die stimmen, stimmen nicht.

Ausgewogenheit In einem Resultat sollte eine Ausgewogenheit zwischen Musik und Idee dasein – in etwa zehn Prozent Idee und 90 Prozent Musik, könnte das heißen. Bis zum Ende seines Lebens sollte es Ärger mit den Gesetzen geben. Mit den Gesetzen der Musik besonders. Multikausales Denken kann befreien. Zielgerichtet mehrere Interessen zu verfolgen ebenso.

Musik verbieten / Das Coole Es gibt nur wenige Bands, die neben den Talking Heads verboten werden sollten, die Fusionecke, Crossovergeschichten, der New Jazz, Jethro Tull wie die Beatles und Genesis, versteht sich. Das Verbot sollte strikt gehandhabt werden. Meistenfalls ist es gar nicht nötig, Musik zu verbieten, weil das, was da gehört wird sowieso nicht wie Musik rezipiert wird, das erleichtert den Gegnern solcher Verbote die Argumentation. Das einzige, was mich daran hindert, diesen Gedanken zuende zu denken und die Sache praktopragmatisch anzugehen ist, dass ich glaube, die Message der Welt ist: Regt euch nicht auf! Coolness zu vermitteln ist überhaupt eines der zentralen Anliegen, die in der Musik in allen Sparten über gute und schlechte Musik entscheiden. Ein Topos der Musik besonders heute, aber auch schon immer. Gegen wirklich coole Musik kann nichts eingewendet werden. Das Coole ist nicht einmal nur eine Wertung – im Affekt – sondern lässt sich in der Musik auffinden und benennen. Coolness ist einer der wenigen Topoi in der Musik und besonders der Populären Musik.

Orte Es ist nicht das kollektive Wohnen, das ich sehe, es sind die Wohnungen, wie sie isoliert und die Menschen versteckt sind. In der Rudolf-Wissell-Siedlung, die tieftraurigen Wohnungen, tieftraurigen und verlorenen Menschen … Zeitweise finden sie für ein paar Worte zueinander, aber im Grunde sind sie getrennt voneinander und einsam und verloren. Und dann macht diese Welt Angebote, das zu vergessen, hinter den Gardinen darf die große Geborgenheit vermutet werden. Die mich auch trennt von dem Geschehen da, sollte es das wirklich geben. Und das Herz sehnt sich, aber Geborgenheit auf Dauer, so wie das das Wort verspricht, ist in der Welt nicht aufzutreiben. Sicherheitshalber bin ich Individuum, Egoist, Solipsist und Autist zugleich und verstehe mich auf das vom Buddha so sehr Vermisste – das Ego. Die Welt ist dazu da, Verhaltensweisen und Handlungen zu ritualisieren. Viele, die ich kennengelernt habe, bauen darauf, dass Schweigen das letzte Machtinstrument ist und eine Hierarchie inkraft treten lässt, von der sie nicht einmal als Hierarchie zu sprechen zu brauchen. Von der sie bestenfalls nicht einmal eine Ahnung haben.

Die Maschine gefällt mir Wenn die Maschine ok ist und ich liebe sie, mache ich nur noch Ton an / Ton aus, das hat kaum noch etwas mit Klangdesign zu tun. Entwickler von Vintagemaschinen befördern auf diese Weise Ton- und Richtigkeitsdenken gegenüber Klang- und Schönheitsdenken. Klang- und Schönheitsdenken wird auf latenter Ebene verewigt, verschwindet also nicht ganz, außer da, wo es als solches produziert wurde, bei den Entwicklern. Vertrauen springt ein. Mit der Tonalität kommt das Irgendwie, das kann zeigen, wie überholt sie ist. Es kommt aber auch eine Souveränität zutage, die ich Tonalität nennen kann oder irgendwie und arbiträr. Das rechte Leiden, wie es scheint und eine Form von Za-Zen oder wildem Za-Zen. Sicher wollte ich mich dazu zwingen und wenn ich fast ganz unmöglich würde.

Autopoiesis Ein System, das betreten wird, steht für sich selbst und koppelt auf sich selbst zurück. Betrete ich das Konzept des Ego, indem „ich“ gesagt wird, befinde ich mich unmittelbar in Auseinandersetzung mit einem dynamischen System, das jeden Aspekt des Ego zu verteidigen, bestärken und zu entwickeln versucht.

Alle Sprachen Ich weiß! Alle Sprachen überlagern sich komplettsynchron, die Sprache, die jemand gelernt zu haben glaubt, ist eine zunehmend selektive Entwicklung aus dem Stapel und von Beginn an subjektiv. Wie bei einer einfachen Amplitude kann der Einsatzzeitpunkt nicht festgestellt werden, weil sich am Anfang nicht unbedingt ein Ereignis befindet. So besteht ein Ton aus seinen punktuellen Ereignissen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und aber auch aus den Nichtereignissen dazwischen. Das Hirn verwischt die Angelegenheit zu Tönen und Klängen. Die Zugriffe sind nach Zeit und Intensität geordnet, Intensität beschreibt Mikrofenster der Zeit. Jeder entwirft auf diese Weise seine eigene Sprache, die keinerlei Vermittlungsfunktion beinhaltet. Ein Mensch fragt sich, wie kommt es, dass „alles subjektiv“ sein kann, wenn da doch andere sind, die anscheinend mit den gleichen Tonhöhen ähnliches verbinden wie er. Dass es Stile und Genres gibt, oder Interaktionen. Das fragt er sich der Frage und des Fragens wegen. Die Frage hat in der Tat keinen Inhalt. Sie soll ihn antreiben, damit er nicht etwa am Platz bleibe, wie die meisten Philosophen im Anschluss an Theodor W. Adorno behaupten, Jean Baudrillard auch, sondern eben nicht am Platz bleibt, das apriorische Prinzip der Bewegung möglichst viabel rechtfertigt. Mit allen Machtansprüchen ausgestattet trete ich gegen das Mitgefühl und das Analogieprinzip und das Prinzip von Ursache und Wirkung an und behaupte, dass hier das Leben zu finden ist und sonst nirgends. Am wahrscheinlichsten ist die Konfrontation mit Gegenüberstellungen in komplexen Situationen, dass Jean Baudrillards Vorannahme zutrifft, wie eine Anzahl von Alternativen und auch meine Vorannahme.

Unbeantwortbare Fragen Das Denken, das Fragen stellt, die nicht beantwortbar sind, ist ein eigenes System, dessen Funktion die Produktivität und Selbsterhaltung des Menschen betrifft. Wer kognitiv nicht genug zu verarbeiten hat, bei dem mischen sich ungewollte Wahrnehmungen, Interpretationen und Empfindungen ein.

Musikexplosion / Musiktheorie Eine Musikexplosion ist passiert mit schmutzigen und sauberen Teilen und Teilchen. Milliarden Menschen gucken Milliarden Musikvideos und liken sie millionenfach. Bis in die Neunziger wurde vielleicht noch gedacht, dass da ein Überblick möglich wäre, aber an sich hatte sich die Popmusikforschung da schon weitgehend in die Theorie verzogen.

General Winter Wenn etwas an einem Stück nicht erklärlich ist, hat das Stück kein Daseinsrecht in der Welt. Es ist dann in der Tat und konsequent Not of this World und verschwindet in den Archiven. Zauberer kommen nicht in den Himmel. Die Glaubwürdigkeit von Musik setzt beim Produzieren ein, dass ich das Gefühl habe, ich kann das, was ich tue nachvollziehen, logisch nachvollziehen. Wenn das nicht der Fall ist, ist es wieder nicht von dieser Welt. Das gibt es öfter, als im allgemeinen gedacht wird. Texte und Geschichten sind aus der Perspektive der Diskursanalyse heraus ebenfalls der Musik und sonst nichts zuzuordnen. Beim Produktionsprozess gibt es nicht wirklich eine Differenz zwischen Analyse und Synthese.

Kaum Grundton Viele der Stücke, die ich mache, haben kaum Grundton. Kaum Grundton ist die optimale Basis für Hörprozesse, die mit langsamen Schwingungen im Bassbereich zusammenhängen. Die Lernkurve ist steil zu nennen, und es dauert.

Weißensee

Sprachstapel Noch gibt es unterschiedliche Sprachstapel, den Stapel der gesprochenen und geschriebenen Sprache und den Stapel von Sprachen, der jegliche Äußerung beinhaltet, Bewegung zuletzt und durch Bewegung sichtbar wird, wo er sonst transparent bis zur Unsichtbarkeit wäre und in der Tat verschwünde … Heizung, Tisch, Wand sowieso, die Wände um mich herum schützen mich nicht einmal mehr vor dem Wind. Aber darüberhinaus auch die Konzepte und die Sprachen in ihren Einzelheiten, nicht aber die fortlaufenden Beschreibungen, die aus den Stapeln schöpfen. Virtuell sind die Sprachen selbst geworden und nur in der Erinnerung noch wach. Erinnerungen sind verwischte Komplexitäten, das erzeugt möglicherweise auch den Eindruck einer Subjektivität. Zunehmend spüre ich, wie das, was ich nicht schreibe, erhöht wird zu dem, was an sich gelesen werden sollte. Was ich aber schreibe, wird falsifiziert. Von keinem Gegenüber, da bin ich sicher. Am Ende steht die Frage, was in mir Aktivität erzeugt und das letzte, was mir einfällt dazu, ist weniger das Interesse, sondern das Leid und die Frage, wie es langfristig und dauerhaft vermieden werden kann. Neben der Differenz ist jede Identität als Leid zu bezeichnen, Za-Zen als das letzte und geringste Leid. Mit dem vollkommenen Za-Zen, das weiß ein jeder, ist Buddhaschaft verwirklicht. Wo sie in diesem Leben nicht zu erreichen ist, fördere ich die Aspekte, von denen ich glaube, dass sie mir, bis hin zur halluzinierten Umwelt in einem spekulativen nächsten Leben, zugute kommen mögen – Sprache, die über Bewegung hinaus geht, ohne Bewegung ganz hinter sich zu lassen. Dem Metta oder Mitgefühl entspricht auf diese Weise die Rührung des Herzens, das in der Folge nicht weiß, was es redet. Das Geschwätz des Herzens legt nahe, dass ein Gegenteil an möglichen Ausrichtungen und Bewegungen aufgesucht wird, aber wo das Eine nicht zu finden ist, ist auch kein Anderes Option. Das nächste Leben aber soll es anscheinend erst nach der nächsten Ohnmacht geben.

Transmaterialisierung Eine Transmaterialisierung ist derart vorzustellen, dass zum Beispiel das Wort Kopfhörer der linken oberen Kante der Zentralheizung entspricht, in einem beabsichtigt gewichteten Maß, wie dann auch einer Welle, mitten im Pazifischen Ozean, und gewichtet wird gegen andere Gewichtungen. Wo eine Reflexbewegung eines Schachspielers die Figuren umstößt und das soll ein gewisses Maß an Auflösung der Kategorien in Gang setzen, durch die die Grenzen sich verschieben und verschoben werden. Sie halten ja nicht gleich an. Wo nichts zu sein scheint, ist Unerwünschtes – überall ist etwas, an jedem Ort. Aber wo ich nichts vermute, ist die Distanz entsprechend groß. Mit der Materie werden Stimmungen verbunden, die langsamer sind und länger anhalten als ihre materiellen Umgebungen. Eine neblige Traum- und Erinnerungssphäre konstituiert sich, aus der Formen und Farben und Frequenzen heraus generiert werden. Das einzige, was denkt, ist das Ego, darüber sollte sich jeder im Klaren sein. Dieses halbbewusste sich in Stimmung befinden blockiert das Verstehen der Funktionen des Lichts. Das Licht ist es, das dem Menschen zeigt, dass es sich bei seinem Sein um eine Abstufung aus flächigen Lichtteppichen ins Konkrete hinein handelt, er sich auf diese Weise verfestigt, und ihn konkret zu Fleisch und Blut gemacht hat. Und das Konkrete verursacht sein Unwohlsein. Die Bezeichnung Lebendes System ist eine weitere Stufe der Verschmelzung mit dem Licht, damit ich Ausgangspunkt des Lichtes sein kann und mein Ego es derart hervorrufe. Lieber Fassbinder als Fassbinder als Fassbinder als Nichts, sage ich heute. Ob das durch sein Schweigen so gesagt werden kann, durch das, was er nicht gesagt oder getan hat, durch eine Differenz also, das wage ich zu bezweifeln. Damit wage ich aber auch zu bezweifeln, dass eine Differenz das Leben macht.

Prenzlauer Ecke Danziger. Vorher der Blick auf einen der Kernbauten Thälmann-Park, deren Balkone zur Zeit gereinigt werden. Ob das endlich der Beginn der Sanierung ist?

Frequenz / Intensität Gewöhnlich stagnieren mit den Frequenzen auch die Intensitäten. Je entfernter jemand sich von Informationen oder Ereignissen befindet, die zusammengesetzt den Eindruck eines Verlaufes ergeben, der dann Amplitude genannt wird – die Frequenzen werden dahingemalt als würde es sie geben, mal sitzen die Ereignisse oberhalb, mal unterhalb einer horizontalen Linie in der Mitten, warum das so ist, weiß keiner, mit Wirklichkeit hat das nichts zu tun – desto eher die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ton- oder Klangaufkommen stagniert und verstummt. Das scheint mit jeder Information früher oder später so zu gehen, die Erfahrung habe ich aus meiner Zeit ohne Internet. Erst dachte ich, ein kreativer Schub könne daraus erfolgen, ein Wieder-in-die-Welt-gehen oder Zu-sich-kommen wie bei einem Retreat … Aber nach einiger Zeit der Medien- und Kontaktlosigkeit versiegt nicht nur die Information, sondern auch das Interesse an der Welt. Ohne Informationen von außen sehe ich mich nicht auf Reflektionen meiner selbst zurückgeworfen, sondern verdummt, erloschen in einem nebligen Grau mit Seitenereignissen, denen ich derart ausgeliefert bin, dass ich mich nicht einmal bei irgendwem beschweren kann – ich kann ja wieder Zeitung lesen.

Die Zeit ist vorbei Die Zeit der Schönheit der Musik ist bald vorbei, nicht nur der Dur-moll-Schönheit, sondern auch die der, traditionellen Instrumenten ähnlichen oder unähnlichen, tonalen Klänge, die zwischen den Geräuschen und befremdlichen Ereignissen immer nur durchscheinen sollte. Das Fremdartige und das Schöne sind einander nahe, näher als das Bekannte und das Schöne. Versucht Sprache immer, sich neben dem Grundton zu bewegen? In sprechaktorientierter Musik ist das oft so.

Nietzschehölle revisited Es ist nicht so, dass im Leben alles verloren wird, denn immerhin wäre damit die Erkenntnis gewonnen, dass alles verloren wäre, was ein Gewinn wäre, ein Paradox wäre außerdem gewonnen.

Cluster Ein Cluster ist linearer als ein Klang. Die Strecke von links nach rechts oder unten nach oben wird visualisiert und damit werden auch Glissandi und ähnliches assoziiert, die bei einem einfachen Klang nicht unbedingt assoziiert werden müssen.

Bürgeramt Weissensee. Warum haben soviele keine Zeit, wo ich doch alle Zeit der Welt habe, das ist mir ganz und gar unverständlich, wie jemand keine Zeit haben kann. Ich will meinen Alltag ritualisieren, dann relativiert sich das vielleicht ein wenig.

Fuchteln Das ist, glaube ich, ein Grund, warum sich Leute Action- und Kriegsfilme angucken: Die Affekte, die Dramen sind nicht mehr zu ertragen. Dramen nicht als Geschichten und auch nicht die kaum sichtbaren, das Drama eines Lächelns oder das von zweimal zwei Sekunden lang heruntergezogenen Mundwinkeln, hochgezogenen Augenbrauen, verzerrten Grimassen … Wer Musik machen will, will, glaube ich, die Musik überwinden, sich ihrer bemächtigen und sie stillstellen. Das ist passiert. Die Musik steht still, ich bewege mich noch, die Welt bewegt sich und das, was als Letztes bleibt, wenn Musik und Welt bereits zerlöst und zerfallen sind.

Trash-Pop Die meisten Filme wollen überleben, das lässt sich auf den Videoplattformen im Internet nachvollziehen, wie Kult-Actionstreifen aus den 1990ern fast schon wie Schwarz-Weiß-Filme ankommen und durch andere
Ideen transportiert werden, für die es in den Filmen selbst nicht unbedingt Anhaltspunkte gibt. Spannungsverhältnisse aufrechtzuerhalten ist eine der Hauptaufgaben dessen, was es zu erkennen gilt. Wie geht das? Ich glaube nicht, dass die wichtigsten Tage im Leben eines Menschen mit Geburt und Tod zu tun haben – Mark Twain anscheinend. Gäbe es nicht wenigstens einen Tag irgendwo im Laufe eines Lebens, der wichtiger wäre, dann würde es möglicherweise keine Entwicklung von Leben zu Leben geben. Urteile gibt es nicht im Leben, nur Vorurteile, das ändert aber nichts daran, dass Menschen einem Entscheidungsfluss ausgeliefert sind, den sie nur zum Teil kontrollieren, der ihnen nur zum Teil bewusst wird. Ob das noch eigene Entscheidung genannt werden kann, wenn es auf Gewohnheiten fußt, die vielleicht sogar nicht einmal zuträglich sind?

Download Ich persönlich wollte Musik nicht mehr downloaden, ohne etwas damit anzufangen. Im Internet gibt es genug und immer wieder Neues zu hören. Wenn andere das tun, dann haben sie möglicherweise eine andere Vorstellung von Musikspeicherung oder andere technische Voraussetzungen.

Vintage Jean Baudrillard beschreibt die musikalische Situation von Vintage-Bands als Simulacrum, das zu einer Hyperrealität führt. Mit Gilles Deleuze kann behauptet werden, dass die Differenzen zwischen den einzelnen musikalischen Äußerungen oft nicht signifikant zu nennen sind. In der Masse der Bands und Acts, die als Vintage-Bands aktiv sind, verschwinden nicht nur die Namen der Bands, die allesamt auf einen Kontext verweisen, sondern ebenso ihre musikalischen Eigenarten. Dass dieses Vorgehen plangemäß vor sich geht, lässt sich durch die Ähnlichkeit der Artworks und Cover erkennen. Es stellt sich die Frage, warum diese Bands überhaupt aktiv werden, wo ihre Musik und die, gewöhnlich identitätsstiftenden Bandnamen, höchstwahrscheinlich nicht mehr, als vielleicht einmal in Containern dieser Musik auftauchen. Das wiederum verweist auf die Zeit der Beatles-Coverbands zu Beginn der 1960er-Jahre, deren musikalisches Auftreten ähnlich war. Vielen dieser Bands war daran gelegen, eine einzige Single, vielleicht auch einen Hit, zu produzieren, was bei Vintage-Bands die Stellung eines Albums bedeuten mag. Die Elvis-Hysterie in den 1950ern ist ebenfalls zu erwähnen. Die Absichten sind mehr in einem vitalistischen Element zu finden als in musikalischen Einzelheiten oder Marketingstrategien. Die Abrufzahlen im Internet verweisen darauf, dass seit etwa dem Millennium mehrere Retros und Revivals heutzutage zunehmend parallel zueinander verlaufen und die Szenen derart weiter ausdifferenziert werden. Um einen Überblick zu bewahren, empfehlen sich neue Denkweisen. Die Musikwissenschaft hat sich bereits in den 1990er Jahren deutlich in Richtung Theorie bewegt. Wenn in einer Masse musikalischer Äußerungen signifikante Differenzen nicht oder kaum festgemacht werden können, dann spielen zunehmend der Zugriffszeitpunkt wie auch der Zugriffsort, jenseits aller Wertungen, eine Rolle. Namenscontainer finden sich auch im Trap und Drill in Brixton 2016.

Dynamische Aggregatzustände und deren Festigkeit im Ursprungszustand, Entwicklungsfähigkeit, Rückveränderlichbarkeit, Vermischung | Toleranzen, Spielräume, Interdependenzen, Übersetzungen:

1 Materielle Welt
2 Affekte, Artefakte
2 Träume, Fantasien
3 Emotionen, vorsprachliche allgemeinere Wahrnehmungen, Empfindungen, Ideen, Konzepte
4 Allgemeines flächiges Licht- und Tonvorkommen (Frequenz), Druckverteilung, Spannungsverteilungen
5 Katatonien
6 Unbewusster Ruhezustand

Musik und Stimmung und Bild und Stimmung Paul Klee, 1929, das kann ich mir großformatig ansehen, kann es auf mich wirken lassen, aber wie sollte ich sagen: „Ich sehe auch mit den Füßen“, ich glaube, das wird nichts. Mit den Füßen hören ist dagegen kein derartiges Problem. Vielleicht ist es die Diffusion des Hörens, die Stimmungen ermöglicht. Allerdings kann es sein, dass ich ergriffen bin, wenn ich mir ein bestimmtes Bild vor Augen halte. Aber es geht doch mehr um die materielle Erscheinung. Der Ton kann sich über einen zusätzlichen Kanal – den der Frequenz – vermitteln. Den Farben aber sind auch Frequenzen zugeordnet, also schwingt auch das Bild. Was ist Stimmung? Was soll das sein? Das Ego gibt keinen Punkt ab, nicht einen einzigen. Überall sind strukturelle Kopplungen zu finden, die einem etwas sagen oder zu sagen versuchen, überall regiert die Écriture.

Rhythmen und Motive Das gibt es oft, dass Rhythmen und Motive durcheinandergebracht werden und Musiker Rhythmen anlegen, die sich wie Motive ausnehmen und in der Folge im Loop nicht rollen. Das ist ein fachlicher Mangel, wo es nicht als Routine kommentiert vorliegt und Programm ist. Die meisten Rhythmen, die als Motive angelegt werden, rollen nicht, besonders, wenn sie mehrteilig sind.

Veröffentlichungspolitik Das ewige Gelächter soll weg, damit ein ernster Bezug zur Musik in die Istzeit hochgefischt werden kann. Ein Teil, den ich nicht vergessen will, der vielleicht Stimmung heißt. Etwas aus Atlantis Hochgeholtes, das ich zur Zeit, wegen dem vielen Denken, nicht erwische. Das soll wieder her, aber in anderen Termen. Ich kenne mich aus mit der Popgeschichte und weiß, dass jeder Act den Tag seiner Geburt verflucht, wenn keine substantielle Entwicklung stattfindet. Über 90 Prozent aller Musik, die je gemacht wurde, sind dran gescheitert und scheitern immer noch daran. Deshalb will ich eine Zeitlang nichts veröffentlichen und mich musikalisch, besonders, was das Equipment betrifft, komplett neu orientieren.

Bis ich wieder lesbar bin Das große Loch kündigt sich an, seit ein paar Wochen oder sogar Monaten bin ich mental erschöpft und kann entsprechend wenig arbeiten und produzieren. Das ist, aller Erfahrung nach, typisch für Zeiten, in denen längere Engagements zuende gehen. Diesmal will ich besser vorbereitet sein. Das soll dann einmal eine der heikelsten Angelegenheiten, die sich jemand als Musiker überhaupt vorstellen kann, nämlich zur Musik zu schreiben, was vielerorts bereits verpönt ist, gewesen sein. Entstehen daraus Widersprüche, ich selbst halte Widersprüche nicht für produktiv. Und dann habe ich mich also demontiert, indem ich deutlich geworden bin. Wie lange soll es dauern, bis ich wieder lesbar bin, nach der Attacke durch Schrift und Mathematik.

Kopisten In den USA wird Kultur auf ganz andere Weise kopiert, als es die Franzosen tun, die jede Kultur kommentieren, mit einem ironischen Kommentar versehen und ins Leichte zu virtualisieren versuchen. Das Vorgehen in den USA ist anders, der Kommentar fehlt bei den pragmatischen Versionen der Kulturen, die zum Vorschein kommen. Die Chinesen tun das gleiche mit einem Lächeln.

1. Mai Am 1. Mai verkaufsoffener Sonntag im KDW!

Ideologie ist schwierig Die elektronischen Instrumente sollen sich jetzt neben den traditionellen durchsetzen. Ok, die 808 kostet weniger als ein Bösendorfer, aber nimmt doch die gleiche Stellung in ihrer Sparte ein. Wir schieben die Geschichte über ein Jahrhundert in die Zukunft und ich behaupte, dass die 808 sich gegenüber einem Bösendorfer nicht viel nimmt, außer, dass sie sozialer ist, weil erschwinglicher und weniger Holz hat. Jetzt kommt schon die Computermusik, die Zeit der Elektronischen Musik ist fast vorbei. Welche Instrumente sind aus der traditionellen Musik übriggeblieben, welche aus der elektronischen und welche Software bleibt aus der Computermusik übrig.

Musiksystem Die Matt- oder Pattsituation, was Verkäufe und Anerkennung der musikalischen Leistungen im Internet betrifft, weist in eine Richtung, die in der Konsequenz die radikale Fundierung der gefundenen, ausgewerteten und dann zum Teil wieder aufgesuchten Musik im Subjektiven hieße. Voraussetzung ist ein System, aus dem heraus das Fundament erschlossen wird, bevor es im Einzelnen sukzessive Folgeinteressen zeitigt. Am Ende ist der Weg einer Recherche interessant und bildet sich in der Argumentation ab. Die Richtungen verlaufen mal ins Allgemeine, mal ins Besondere. Auf diese Weise wird ein Musiksystem erschlossen, das relativ beständiger ist als die Handlungen, die es betreffen. Noch einmal: Selbst wenn die Welt stillstehen sollte. die exakte Abbildung eines Ursprungsphänomens gibt es nicht und auch und gerade nicht in anderen Bereichen oder aus einer historischen Distanz heraus. Eine kognitive Distanz zu gleich welchem Phänomen, System oder welcher Identität, welchem Konzept, hat bekannterweise Bestand, ohne jemals abgezogen werden zu können.

Aleatorik Im Gesamtklangeindruck hat aleatorische Musik oft etwas Zögerliches, was die Rhythmen betrifft, deshalb vermute ich Absicht hinter dem Zufall. Je allgemeiner Geschichte wird, desto weniger lässt sie sich alternieren. Das Material ist so fest, das steht über jeder Ideologie.

London 2011, Žižek In einem Interview mit Slavoj Žižek, das ich auf Youtube aufgetrieben habe, findet er die richtigen Worte, wie ich meine. In London war der Fernseher der meistgeklaute Gegenstand. Nicht einmal um Kulturverweigerung hat es sich gehandelt, sondern um eine Beleidigung der Conditio Humana. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn behauptet wird, dass ein System auf diese Weise scheitern kann und die entsprechenden Optionen vorführt. Das System begeht fortlaufend Selbstmord, um sich in die Zukunft zu projizieren und sich einzuverleiben, was es kann. In vielleicht nicht einmal fünf Jahren, das ist nicht ganz unwahrscheinlich, hängen Looters-Designer-Klamotten hinter den 2011 noch eingeschmissenen Scheiben. Der Warencharakter der Dinge soll aus meiner Welt verschwinden und nicht wiederkommen! Mag ich auch vulnerabel genannt werden: Es ist zutiefst verletzend, sich die Vorgänge 2011 in London anzusehen. Und zwar, weil die Riots so schlaff waren, wie nur irgendwas. Vielleicht ist es die Trägheit der Masse. Ein Gefühl von Aufgabe und Schlaffheit überkommt einen unweigerlich, wo die Szenen rekapituliert werden, der Eindruck des Gewalttätigen sollte woanders herrühren. Ideologie hat irgendwo – wie auch immer – einen Sinn. Der liegt meines Erachtens in der Festigung des Geistes und Denkens comme-ca, sei es auch gegen Ideologie als solche, eine kaum sichtbare Ideologie des Konsums als Maß aller Dinge zum Beispiel. Was ich glaube, was Žižek meint, wenn er vom „Charme des Faschismus“ spricht, ist, dass er glaubt, dass der Faschismus unter den Bedingungen der Demokratie nicht wiederholbar ist, was ich nicht glaube. Zu berücksichtigen ist auch eine Tendenz zum Metaphysischen, der er als Philosoph ausgesetzt ist.

Das Wort Das Wort soundso wird ab jetzt so verstanden, dass es eine aktive Selbstreferenz betreibt und gegen das Ego durchzusetzen versucht. Es lebt im Umfeld von entgegengesetzten Bestrebungen. Lese ich das Wort Geschichte oder Konstruktion, Gebilde oder Identität, befinde ich mich in einem feindlichen Umfeld dekonstruktivistischer Bestrebungen, die von jedem Wort vertreten werden, dass nur zehn Zentimeter von meinem Wort soundso entfernt ist. Das Wort Ego betreibt seine Selbstreferenz soweit, dass selbst die Form der Buchstaben in den geschriebenen Sprachen, die Klänge der Vokale und Konsonanten, vorher vergehen.

Die singende Pfanne Sinnvoll wäre die Entwicklung einer singenden Pfanne, die eine zusätzliche Orientierung bei Schwenkvorgängen ermöglichen würde. Die richtige Hitze würde mit einem entsprechenden Ton angezeigt und begleitet.

Abschluss Das bisher aufwändigste Projekt, die längste Reise meines Lebens ist in etwa geschrieben. Wie die meisten Geschichten von mir selbst verwirbelt Klang und Musik die Moleküle um meine Ohren, ob ich aufwache oder nicht? Ob das überhaupt eine Rolle spielt? Und ist die Welt auch manchmal ein Spiegel, so ist sie doch gerade deshalb keine Zuflucht … Cum nihil adipiscendum sit Boddhisattva sapientia transcendente nisus …

Top Ten Mikrofone, die sensibel genug wären, das, bei im Textverlauf entstandene, Lachen aufzunehmen, gibt es bisher nicht. Es wird also weiter abgewartet, bis einer der Witze laut genug ist oder wird, um signifikant belacht zu werden …

Johnny „John“ Dirk Budde, Muellie Mess, Circumferential, Mixmaster Johnson, Weirdomat House Effects, The Happy Birds, Passive Musik Berlin, 100Records Berlin, Gruppe Berlin, Transitwelt, Le Mec Français, Le Japonais, Weltfluchthilfe e.v.V., all copyrighted ©2017, ⌒(ゝ。∂ ٩(ˊ〇ˋ*)و. Zitieren verboten, außer in dringenden Fällen.

Anhang Circumferential – Berlin, Exquisite City I bis III, 2013-2016

Resümee, Stationen in Berlin und Überschriften, Teil I bis III
Danksagungen, Widmung

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Resümee und Überschriften

 Rückblende Ich sitze also in Neu-Hohenschönhausen unter der Mittagssonne am Rande eines großen asphaltierten Parkplatzes ohne ein einziges Auto. Der Parkplatz ist provisorisch abgesperrt, mir gegenüber schwanken zwei Hochhäuser im Wind, als wollten sie mit dem Wind an mir vorüberziehen. Am äußersten Rand von Berlin, einer Peripherie der Peripherie der Metropole – hier und jetzt bin ich nahezu einverstanden. Wieviele Menschen hier leben und wie unendlich lang ihre Leben sind. Wie verbunden ich mich ihnen fühle und weiß aber wenig darüber, was sie tun oder lassen. Wie sie sich kennenlernen oder aneinander vorübergehen. Diese Spannung soll ausgehalten werden? Wie lange oder bis zum Schluss? Irgendeinem Unsinnsschluss in irgendeiner Geschichte, hinter der kein Punkt steht? Mein Mobiltelefon tönt, ich bekomme eine SMS: Hallo und Tschüs, wir sitzen gerade im Flugzeug nach Mallorca, über mir schwimmt ein Airbus der Lufthansa von Nord nach Süd. Ich habe vergessen, ein Foto für euch zu machen.

Herbst, ist auch die Mystik an den Witz verloren? Das stete sich in gehobener Stimmung befinden nervt. Was soll denn eintreten? Schlendern, Schlurfen durch das Herbstlaub und so? Mein Gott, wie gut, dass Du mich nicht verlassen hast, sonst hätte ich wohl Verlustgefühle. Mir fehlt aber nichts. Dabei, Menschen sind derart unwichtig, auch das Leid der Menschen scheint derart unwichtig zu sein. Wichtig ist die allgemeinste Ordnung der Relationen, die kein Mensch mehr sieht, dass die Heizung da hängt, wo sie hängt und nicht mitten im Raum schwebt. Dass keine schrecklichen Formen den Menschen anrühren. Bis hin zu dieser Konsequenz ist die Vorstellung vom Nächsten als dem besten, aufrichtigsten, intelligentesten und liebevollsten Menschen der Welt auf sich selbst anzuwenden, ohne nervös zu werden und bis zum Ende aller Tage zu verwirklichen, unter welchen Umständen auch immer. Erst, wenn das gelungen ist, ist die Welt meine Welt. Was will ich am Ende aller Tage? Den Tag sich selbst sein lassen … der Tag sorgt für sich selbst. Wollte ich, wie Wim Wenders, einen perfekten Moment erleben, dann säße ich, wie im Absatz oben, wohl allein am Rande eines abgesperrten Parkplatzes in Neu-Hohenschönhausen auf dem heißen Teer, über mir die Sonne am Mittagshimmel und um mich herum ein paar Hochhäuser.

Stationen in Berlin, 2013-2016: Teil I – Pankow, Nordend, Treptower Park, Märkisches Viertel, Neu-Hohenschönhausen, Wartenberg, Kleiner und Großer Müggelsee, Gropiusstadt, Falkenhagener Feld, Hellersdorf, Thälmann-Park, Lichtenberg, Marzahn. Teil II – Fotos aus Pankow und Umgebung, Weißensee, Thermometersiedlung, Machlower Schleuse, High-Deck-Siedlung, Landsberger Allee, Ahrensfelde. Teil III – Prenzlauer Berg, Onkel-Toms-Hütte / Krumme Lanke, Ruhleben, Olympia-Stadion, Westend, Wilmersdorf, Gaststätte bei der Insel der Jugend, Südkreuz, Wilhelmshagen, Erkner, Hackescher Markt, Jannowitzbrücke, Hönow, Altlandsberg, Strausberg-Nord, Schöneweide, Königs Wusterhausen, Wildau, Zeuthen, Grünau, Alt-Glienicke, Rudow, Heiligensee, Stolpe (Süd), Hennigsdorf, Vinetastraße, Zepernick, Dosseviertel, Bernau, Rathaus Spandau, Wilhelmsstadt, Staaken, Rudolf Wissling Siedlung, Wittenau, Waidmannslust, Frohnau, Hohen Neuendorf, Birkenwerder, Borgsdorf, Oranienburg.

Überschriften Teil I – Berliner Satellitenstädte. PDF, 56 Seiten, 2013-2014

Intro, Stadtrand, Überland, In Gedanken in Wetzlar in den Siebzigern, tatsächlich in Berlin, Lehrter Stadtbahnhof und das Kubische, Berlin – Warschau, Oderberger Straße, Pistoriusplatz, As I walk through the garden of orange tomatoes,  Trockenwohner, Japaner, Brot gewesen, Tram, Versunken, in Versunkenheit, Unio mystica, Treptower Park, Phoenix, Märkisches Viertel, Merkwürdiges Viertel, Medaille hat zwei Seiten, Stilleben, Millennium-Clubs, Nordend, Neu-Hohenschönhausen, der Klang der Peripherie, Schlafstadt N-Hsh, verwirbelt, Blau, K-10000, Kleiner und Großer Müggelsee, Neben der Strecke, …müse, U2, Gropiusstadt, die Zäune, Brute Red Road, Es geht eine dunkle Wolk herein, Supermarktexegese, Bibelexegese gestrichen, nervt, Falkenhagener Feld, Der A-380 über dem Falkenhagener Feld, Fluglärm, Solche und solche, Hellersdorf, Hellersdorf Nord, Helle Mitte, Kaulsdorf Spreecenter, Privat, Unter Geigen, Thälmann-Park, MV, zweiter Besuch, MV, das Labyrinth, Gemüse der Saison, Lichtenberg, nahe Zentrum, Kausalitätenkatalog, Marzahn, der Futureismus, Springpfuhl, Outro, Grönemeyer – Mensch und die Orange Box, Gericht ohne Richter, Finanzmittel, Schluss. Anhang, Großtafelbauweise oder „die Platte“ im Zeitraffer, Weiteres.

Überschriften Teil II – Maka. Das Klavier mit den 89 Tasten. PDF, 108 Seiten, 2014-2015

Musik, Mathematik, Infinitesimaldekomposition, Zufallsgenerator, Schichten, Sätze und Routinen, 3rd-Party-Referenzen, Drumbeats, Verhältnis zum Standard-Editor, Interfaces, Projekt 1, Klangsynthese, Drei kurze Sätze, Das Alien in uns, Serielle Musik, Unwahrscheinlichkeiten, Musikalische Handlung, Systemische Musikwissenschaft, Musikalische Paradigmenwechsel, Falsette, Verwertung, Dreitonmotive, Cutten, Cut-Up, Zeichnen, Die neue Relativitätstheorie: Das meiste ist relativ!, Instrument, Unwahrscheinlichkeiten beim Musikmachen, Bandsituation, Möglichkeiten Musik zu machen, Subtraktive Strukturanalyse, Oratorium, Identifikationen, Parameter, Resonanz, Hard Bop, Setting, Mastereffekte, Topoi, Das Meer und die Berge, Fraktale Musik, Theorie der musikalischen Handlung, Serielle Musik, Ein Kühlschrank, Interessante Musik, Polyphonie, Tonwolken und Toninseln, Fertigkeiten, Begriffsfindung, Minimal Techno, Informationsstruktur, Anerkenntnis des Quellmaterials, System, Parameter (Dekonstruktion).

_27. Juli, Stück für Roland TR-808 und drei Expander mittlerer Preisklasse für 1 bis 2 Interpreten.

Einlassungen, Notengestalt, Grundtöne, Millimeterpapier, Zielsetzungen, Reihe, Anfang, Mitte, Fermate, Das Scheitern der Allintervallreihe, Legitimation, Tunings, Was macht der Typ da?, Serialität, Roland TR-808, Aufbau, Mushin, Form und Dynamik, Tonhöhen der Einzeltöne, Shortcuts, Einsatzabstände, Effekte, Gitterströmungen, Modulationsresistenzen und Equipment, Projekt 1, Bassline, Mikrobereiche, Evolver, TR-808, Mute/ Unmute, Mix, Set, aleatorische, Zustandsblöcke, Aufnahme, Cut, Hrubeschs Satz, Work in Progress, Abschluss, mischpultorientierter Musik, Ich weigere mich, auch nur die Stereoanlage anzumachen!, 7 Uhr 30, Bässe!, Zufall, Klangästhetik, Partitur, Drums und Basspur, Eintragungen, Entwürfe, Live-Elektronik und 3rd-Party-Elemente, 808, Logarithmusspuren, Schichten, Mitte September, Regeln, Live-Elektronik, Schärfegrade, Perzeptionen, Kurve, Die dreifache dreischichtige Bühne, Zwischenräume, Tonhöhen, Stauchungen und Streckungen, Legitimation 2, Referenzvariablen, Raum, Tonhöhen gis/E > C, unwahrscheinlich, Tonhöhen C > Fis, Tonhöhen fis > F, Tonhöhen F > gis, Na+/K+-ATPase, Austauschbewegungen, Shortcuts, Geometrie, Statistische Musik, Zweite Modifikation der Reihe, Reduktion, 26/27, Footage, 26/28, Field Recordings, Aufnahmen, Entscheidung, Verwertbarkeit, Die Ästhetik am Ende aller Tage, Sinn für Ästhetik, DIrigent oder Metronom, nicht manipulativ, Bearbeitung der Field Recordings Mauerpark, Eigenheiten der Instrumente, Erster Zustand, Zweiter Zustand, Dritter Zustand, Vierter Zustand, Fünfter Zustand, Erste Aufnahme über sieben Takte, Dreesen, Midifile, Vektorencharakter, 25. November, 28 Takte, multithematisches, Zu einem Ende kommen, 7 Takte looped, Der Tod Molières nach Ariane Mnouchkine, Einakter, Ausflug Ende, 1983/84, Mein Bruder, Boxen, Ende, Pm14, Panierte Champignons im Blätterteig, Cover oder Artwork.

Überschriften Teil III – Berliner Lachanstalt / Endstationen. PDF, 128 Seiten, 2015-2016

Eigentlich war das Ziel, Routinen, Jenseits der Zeit, Pentatonik, U-Bahnhof Krumme Lanke, Onkel Toms Hütte, Ringbahn, Circusmusik, Jahrestage, Lachtaube, Sozusagen a priori, Musik jenseits der Zeit, Mission Impossible, Simulacra, Amüsant, Physikalische Modellierung, Der Witz hinter der Geschichte, IV von III, Supermarkt, 31. April: Sinustongenerator, Uwe, Der einzige von mir noch erinnerte Witz, Anonymous! – Echtzeit ist das Vergessen, Aufführung, 7. Mai: Mozarts Vater, Recherche, was es noch so gibt, Johnny, Begriffsbestimmung Progrock und ähnliche, Syntaktische Leichen, 14. Mai: Musikstaat DDR, An die Selbstmordkommandos unter Vögeln, die sich von den Hochhäusern stürzen, Sci-Fi, Moment, Datenanzug, Was war das Leben?, Bremer Höhe im Frühling, 1. Juni: Shopping-Mall, Oberflächenarchitektur-in-Progress, Die laute Stadt, High Resolution, Hey! Hallo Welt!, Gesellschaft?, Johnny C. Revolver, Platte in der DDR, 2. Juni: Ich lach mich tot – in Berlin!, Flower Tower, Das Erscheinen in der Sphäre der Erlösung, François Villon, Die Shopper sind die Pioniere des Materialismus, Tante-Emma-Laden-Witz, Molekularer Blackout, Auto, Sich-Witze-erzählen, History rebeats itself, Aufmerksamkeit, Leichtigkeit als Witz, I Feel Love / Ich Liebe Euch Alle, 15. Juni: Ich will wieder Musik machen, aber da ist Arbeit, Himmel und Hölle, Zur Ästhetik der Musik jenseits der Zeit, Not of this World, Arbeitender, Systemtheorie und öffentliches Leben, Kühe, Der Interpret für sich, Carl Andersen und Niezsche, Ber-Do, Einsturzfelder, Das Verhältnis der Mystik zur Welt, Ligeti-Albtraum, Granularsynthese, Vermeidungsstrategien, 4. Juli: Die Wissenschaft in der Nachkriegszeit, Interpolieren, Yŏmillak, Deutsch-Englisch online, Ob die Welt Klang war?, Tja, Hurra … Hurra, Hurra, Hurra … Hurra … Hurra, Unkomisch, Teufelskreise, Analog zu digital, Aufmerksamkeiten, Schwatzhaft, Obertonunsicherheiten, Patrioten, Nerven, Skalenkommentare, 6. August: Lexikon-Sonate, Lexikon-Sonate, Mess Solo-Interpretation, Die Dramen müssen rein in die Musik, oder sie muss frei davon bleiben!, Lexikon-Sonate, Lexikon-Sonate Solo, Essercizi, Drei allgemeinste Schritte, ProTools, Das gibt es nicht, Erfindung der Traurigkeit, Lass mich in Ruhleben, Versuch einer Staffelung musikalischer Komplexität, Tanz und Tristesse, Da lacht der Feind, Kulturschock, Der Mond über Südostasien, Mainboard, Südkreuz, Schrippen, Prenzlauer Berg, Europa, 4:27 – was liegt heute an?, Leaving Berlin, Yomillak Theorien der Weite,, Der Liebe Go, Wilhelmshagen, Erkner, Casio-Keyboard, Bassklang, x missa_a1 Versprachlichung, 31. August: Multilingual, Vertikale Syntax, Von wegen Protestsänger, Offenes Wohnen in Prenzlauer Berg, Familienfest, Selbstkritik, Im Brustton der Überzeugung, Yo!, Set, Cuts und Stücke, Hackescher Markt, Killdozer und das Staunen, Das Wachen, Auf 180, Die Geschichte beweist, Cro-Mags, Momentkunst aus Kronkorken soll überleben, Jannowitzbrücke, Feiern in Prenzlauer Berg, Hönow, Altlandsberg, Strausberg, Ego, Synchronizitäten, Bigger than Life, Musik und Mathematik, Der Mensch als Arsch, Daneben, 1. Oktober: Schöneweide, 26 Takte, 53 BPM, Phonography.org I (PHO I) & II (PHO II) Recuts September/Oktober 2015, zusammen 26:53 min., Königs Wusterhausen, Souveränität, Wildau, Zeuthen, Peripherie > Stadt, Grünau, Alt-Glienicke, Rudow, Retrokrise, Komponist und Interpret und Rezipient sollen eins werden!, Katzen, Nichtsystemisches Denken, Erosion, Nur eine Regel für Amateurmusik, S-Bahnhof Heiligensee, Stolpe (Süd), Scripture, Leise Stücke, Hennigsdorf, Farbenquartier, Going native, Komplexität, Relais, Hollywood, das Ende der Musik, Recherche, Objektivität, Die Zeit ist von nun an ausgeblendet, Kühlschrank systemisch, Audiodateien vs. materielle Tonträger, Wochenend und Sonnenschein in Prenzlauer Berg, Göhrener Ei, Max-Schmeling-Halle, Synthesizer, Lychener 43, Sinister und in Zungen gesungen, Anzeige erstatten, Fortschrittsbalken, HiHats kurz, Rotationselliptoid, 1. November: Ziellos durch die Städte streifen, Vinetastraße, Buch, Notenpapier, Zepernick, Johnny Johnny, Johnny James, Johnny Jim, Johnny Jack wollen das, Bernau, S-Bahn-Anbindung, Johnny Johnny, Johnny James, Johnny Jim, Johnny Jack, Repetitionen, Raum, Neue Weide, Am Friedrichshain, Latein, Siemensstadt, Jam, Ton oder Klang, Spandau, System, Staaken, Generationswechsel, Sexy Faktum, Hördispositionen, Endlich 100!, Hochhausbau, 70 Jahre nach WK II, Falsche Theorien, Tonband-Cuts, Groß frisst Klein, Dualität, Trägheit und das Vorschnelle, die kandierte Fliege, 3. Dezember: Vorgefertigte Bauelemente, Das Staunen der Pausen, Miles Davis und Sun Ra, Universelle Gedanken, Alles ist Musik oder umgekehrt, Altberliner Schizowitz, Ich weiß: Ich stell mich tot!, Pm 15, Donnerstag morgen in Prenzlauer Berg, Lse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Auf welchem Boden?, Durchgangsnoten, Lieder, Musik zum Millennium, Photoshop, Ausstellung Sanierungsgebiet Helmholtzplatz, 22 Jahre Stadterneuerung 1993 bis 2015, Entkernen!, Muxen und demuxen!, Systematische Bebauung, Wittenau andere Seite, These gewinnen, Thesen, Waidmannslust, Frohnau, Theodor Fontane, Hohen Neuendorf, Birkenwerder, Borgsdorf, Oranienburg, 6. Februar: Cool, Die Musik begeht ohne Unterlass ihre ganze Geschichte hindurch Selbstmord, Mein Problem mit der 808-Bassdrum, Ereignisdichte, Hallo Erde?, Der totale Kollaps der bundesdeutschen, europäischen und weltweiten Gesellschaft bis auf die Gesellschaft mit mir selbst, Zeichen und Wunder, Mitte, Referentialität, Echtzeit-Zen, 2. März: ⌒(ゝ。∂  ٩(ˊ〇ˋ*)و, Doch! Ich bin besser geworden, Gilles Deleuze, Ein Wunder, Porno, Der Weizen, der Reis, die Kartoffel, die Berge, die Meere, das kalte Wasser …, Abendländische Musik, Ein letzter Versuch, es soll mir keiner übel nehmen, Theorieverstehen, Das andere Verstehen, Fromm, Mir wird schlecht, wenn ich ans 20. Jahrhundert denke, Autist, Ich habs satt, 2. April: Zwei Orte, Internet, New Jazz – Björk, Dalai Lama, Janis Joplin, Ausgewogenheit, Musik verbieten / Das Coole, Orte, Die Maschine gefällt mir, Autopoiesis, Alle Sprachen, Unbeantwortbare Fragen, Musikexplosion / Musiktheorie, General Winter, Kaum Grundton, Sprachstapel, Transmaterialisierung, Frequenz / Intensität, Die Zeit ist vorbei, Nietzschehölle revisited, Cluster, Fuchteln, Trash-Pop, Download, Vintage, Aggregatzustände, Musik und Stimmung und Bild und Stimmung, Rhythmen und Motive, Veröffentlichungspolitik, Bis ich wieder lesbar bin, Kopisten, Ideologie ist schwierig, Musiksystem, Aleatorik, London 2011, Žižek, Das Wort, Die singende Pfanne, Abschluss, Top Ten.

Danksagungen

Dank an: Aiwa, Novation, Mackie, Doepfer, Apple MacIntosh, Steinberg, Microsoft, Atari, Akai, Tascam/Teac, Digidesign/Avid, Canon, Olympus, Apogee, Yamaha, Tannoy, Dubplates & Mastering, Randmusik, Lemke Software, David V. Kocher, KompoZer, Pure-data-Team, Ben Shanfelder, Audacity-Team, Finalator, AKG, SpaceLoop, Intenso, Zen-On, JVC, TCM, Technics, Sonic, Samsung, Western Digital, Strato, FastLane, Philip Rees, Dave Smith, Alesis, Dtronic, Roland, Lexicon, Akai, KORG, Boss, Thomann, Google, Nestlé, sowie stellvertretend für diejenigen, die die Arbeit am Blog direkt oder indirekt unterstützt haben, Gottfried Michael Koenig. Dank auch an die Entwickler, Uploader und Betreiber der, im Internet oft als Free- oder Shareware vorzufindenden, Musikangebote und Plattformen. Meiner Mutter, Margarita Budde, zum 80. Geburtstag gewidmet.
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