Crypta musica

⌒(ゝ。∂ ٩(ˊ〇ˋ*)و – Crypta musica

unformatiert aus dem textfile 2017 kopiert. Mitzi Mess Dirk Budde.

Ein Avantgarde-Versuch zum Vesakhfest 2017. Der Lesbarkeit halber im rechtsbündigen Flattersatz. Der dritte und letzte Teil der Trilogie THE AGGRESSIVE SOCIETY erscheint Ende August und beschäftigt sich mit einer umfassenden Übersicht über den Stand der Musik, besonders der Populären Musik, 2017 und einem Ausblick auf das, was uns noch erwartet. Thema hier ist, wie im ersten Teil Ein säkulares Rauschen durchzieht die Welt und meine Träume / Endstation Helmholtzplatz (August bis Dezember 2016), die Musik, Musikphilosophie und die musikalische Praxis, besonders in der Elektronischen Musik und Elektronischen Tanzmusik. Weitere Themen ergeben sich mit den Zwischenspielen und am Rande. Erhältlich per Mail ein thematischer Schedule.

Na Mo Tas- Sa
Bha Ga Va To A Ra Ha To
Sam- Ma Sam Bud- Dhas- Sa

„Zur Zeit der Zeit der Zeit ist das ganze Sein, das ganze Universum.“ (Dōgen – U-ji, 13. Jh.)

Ab heute in den Plattenläden: Crossing The Red Sea With MuellieMess And The Happy Birds (12″, Atelier Records, 2x 16 min., 45 rpm)

Mitunter bewegt sich die Welt in einen Albtraum hinein. Das Bewusstsein ist ein Albtraum von der Welt, die mir grob stigmatisiert zu sein scheint. Die Welt ist nicht etwa eine Abbildung, sondern mit, in und hinter der manifestierten Welt sind Übersetzungen von ihr in diversen Übertragungen, Festigkeiten und Kombinationen zu finden. Dokumente des Geschädigten. Es besteht die Frage, ob sie selbst, im Sinne einer veränderlichen Geschichte, veränderlich sind oder die Welt ein Möbel ist, eine nicht allzu stille Installation. Der Schaden ist das Stigma selbst und weniger die Dysfunktionalität der Formen. Eine Frage habe ich an die Mathematik. Wenn ich eine Zahl durch eine andere teile, teile ich die ganze Zahl mit oder die Zahlen bis zum Beginn der Zahl durch die andere? Die Zahl als solches habe keine Ausdehnung. Jeder Klang hat einen Ton, jeder Klang tönt. Die Dauer eines Tons sollte auch dann angemessen sein, wenn Geräuschanteile sein Hauptmerkmal darstellen, die durchschnittliche Dauer eines Standardtons hinter dem Klang bestimmt die Stimmstabilität eines Expanders. Die angewandte Dauer eines Tons hinter einem Klang bestimmt die Stabilität eines Klangs. Ich stelle mir vor, ich beginne den Tag sofort mit Müßiggang, dann geht nicht soviel davon verloren. Das leichte Denken ist doch schöner, als das schwere. Aus einem Grund gibt es so wenige Wunder und keine echten Zauber. Die Masse an gezauberten Ereignissen und Situationen wäre so umfangreich, die Zauber wären selbst so imposant, dass der Zauber des Alltäglichen verloren ginge.

I

Viele Themen, Melodien, Motive und Floskeln in der Musik, besonders der Populären, würden nicht gesetzt werden, wenn es sie nicht schon gäbe. Sie werden vor oder während einer Produktion unmittelbar erkannt und sind zumeist auf das Erkennen von Sprechhandlungen zurückzuführen. Oft stammen sie aus der Alltagssprache. Auch Gesten und Bewegungen zählen zum Repertoire der Alltagseinflüsse, die eine Formel mehr oder weniger stillzustellen versucht. Die Logik, so will ich behaupten, ist nicht in der Lage, Sprache jenseits von Anweisungen und Bedienungsanleitungen zu klären, soweit nicht die Satzmelodie berücksichtigt wird. Außer die Logik umfasst das Wesen des Menschen und der Welt, was kein Mensch wissen kann, ohne sein Menschsein zu verlieren. Mehr noch ist die Logik nicht in der Lage, Musik zu erklären. Es gibt ja in der Tat kein Fach, das Musiklogik oder Musikalische Logik hieße. Was heißt: „Das muss kein falscher Fehler sein!“, oder: „gar nicht so unübel!“ Ob ichs nun so oder im Gegenteil sage, da weigere ich mich, nachzudenken, will nicht mit der Logik als Aufsatz der Sprache zu tun haben und noch nichtmal nicht. Die Sätze sind richtig. Alle Sätze sind richtig, außer Beispielsätze. Mimik und Gestik kommen hinzu und damit ist ein komplexes Kommunikationsmodell gefragt, zum Beispiel Bengtssons, mit dem sich Philip Tagg auseinandergesetzt hat, das die Logik der geschriebenen Sprache weitgehend aushebelt. Zur Wahrheitsfindung taugt die doppelte Verneinung nicht, kommt der Refrain oder das nächste Nein, ist die Wahrheit einmal Wahrheit gewesen. Fehlt es an inhaltlicher Bestimmung, ebenso. Die Formel für sich ist leer, das entspricht den Vorgaben der Logik. Geschmacksexplosion der Indifferenz – Curry ist ein Schüttgewürz. Über der Mathematik ist die Logik und so über der Satzlehre, dem, was ich musikalische Syntax nennen will. Satzlehre rafft musikalische Syntax. In mancher Hinsicht verursacht der Begriff Satzlehre Unstimmigkeiten, was die Gleichbehandlung Populärer Musik und der großen Formen betrifft, Tonsatz oder Satz treffen es eher, die Fragen sind Fragen einer musikalischen Syntax. Zur Kognition: Nichts gibt es nicht. Es sind auch bei der Musik, bis hin zu den Pulsen unter 16 Hz, keine Nichtereignisse zwischen den Ereignissen. Und wenn nur Pulse gehört werden – geht die Musik an, ist überall jenseits der Taubheit im akustischen Raum Musik. Taubheit ist, wenn der Klang abwesend ist, sich in der Ferne befindet, und entsteht durch Müdigkeit, kann aber ebenso schnell wieder vergehen. Die Seriosität eines Attacks der einfachsten Amplitude wird durch die Nicht-Auffindbarkeit des Einsatzzeitpunkts geregelt. Ein einfacher Impuls ist eine Art Bordun, der aus weiter Entfernung zur Amplitude und zurück dahin verläuft, woher er gekommen ist, in eine Ferne, in der sich das identifizierende Erkennen befindet. Ton, Klang und Musik zähmen diese schnellen Bewegungen und mit ihnen wird der Übergang vom Kognitiven zum Materiellen und umgekehrt formuliert. Nichts gibt es nicht, außer, wenn ich woanders hinhöre, der Begriff Nichts oder Nichtereignis bezeichnet eine hohe Distanz. Die Käfer und die Ameisen. Die mörderischen Bestien, die Elstern im Flug abfangen und verzehren. Delphine in der Nordsee? In disparate Teile wird der Mensch zersprengt, seine Fiedern verschwimmen hierhin und dorthin, seine Kiemen atmen den Duft der Nordsee. Wann reichen diese hohen Distanzen bis in die Wirklichkeit. Wort für Wort werden die Ereignisse zusammengetragen und aus den Haufen Unterhaufen geordnet und aus diesen Gruppen von bis zu zehn Worten zusammengestellt. Die Anordnungen werden in alle Welt verschickt. Die Große Kosmische – Komische sollte sie heißen. Das Komische ist das einzig Kosmische in der Welt, der Kosmos selbst ist daneben. Die Sternkonstellationen sind schon tausende Male nachgebildet, in alle Sprachen der Welt übertragen, von der Architektur bis zur Informatik. Musiker haben sich nicht gescheut, Distanzen durch Distanzen auszudrücken, das liegt nah. So könnte die Welt nachgebaut werden: Wie beim Alesis QuadraVerb, als wurden da Dissonanzen in den Hall hineingetan, damit da etwas ist, was da wirklich ist, wo jemand glaubt, da wäre nichts, außer seiner Vorstellungskraft. Wohin mit der Komplexität? Komplexität heißt nicht Verkomplizierung oder Verschwierigung. Wenn ich an die letzten Jahre denke, war Komplexität, zumal in fachlicher Hinsicht, oft das Rettende in der Geschichte, und nicht etwa Einfachheit. Einfachheit hat sich im Gegenteil im Resultat zumeist als leidvoll herausgestellt. Wohin also mit der Komplexität, wenn jemand zum Beispiel Progrock zu konstruiert findet? In die Vertikale? Dann sind die Leute nicht einer endlosen Kette von Würsten, das Wort Wurst fällt mir schwer, zu sagen, ausgeliefert, sondern es kommt die ganze Komplexität in einem Klang und sofort heißt es: Was war denn das? Klingt abgefahren. In Installationen lassen sich Leute gerne irritieren. Am liebsten durch eine leise Sensation mit der Frage, woher denn etwas käme. Ich finde, eine Installation sollte mit einem einzigen schrottigen Monitor auskommen. Wenn viele Leute da sind, sollen sie dran vorübergehen, sich kurz verbeugen und mit großer Geste fünf Euro auf den Monitor legen. Vorstellbar ist auch eine Installation, in der der visuelle Anteil musikalischer ist als der akustische. Zum Beispiel eine Mozart- oder Beethovensinfonie aus einem Schrepelradio, da gehören solche Werke meiner Meinung nach sowieso hin, und der begehbare Complete-Surroundscreen aus einem live iterierten Algorithmus gespeist oder Störungen des Klangs aus einem Algorithmus, der visuellen Ursprungs ist und, in wenigstens einer Instanz, aleatorisch zugreift. Nichts auf der Welt ist wirklich schön, nur Träume manchmal. Träume sind dazu da, aus ihnen aufzuwachen. Glück gehabt! Da denken die Leute an Anstand und Benimm, wenn sie sich fragen, was sich gehört oder nicht gehört. Ich habe den Vorteil, an Syntax oder Satzlehre denken zu können. Die Heiligen Bücher, die seit Jahrhunderten verschlossen im Vatikan und den großen Klöstern des Buddhismus, des Islam, unter Verschluss liegen und keiner bekommt sie zu Gesicht, wenn er nicht vorher weiß, was sie sagen … Was ist mit denen? Ich habe es vergessen. Sie sprechen von Verklärungen und gehen in die Einzelheiten, wie es sich für junge Priester oder Mönche nicht gehört. Wenn ein Kardinal den Schlüssel haben will, kann er es vielleicht auf administrativem Wege erreichen, aber es ist ein Problem. Der Papst hat kein Interesse daran. Die Kirche ist heutzutage als Organisation derart verwaltet, dass es einem Kardinal jedenfalls möglich sein sollte, an den Schlüssel zu gelangen. Kann sein, dass die Bearbeitung einer solchen Anfrage Jahre dauert oder noch länger, Jahrzehnte. Wer entscheidet? Eine Bürokratie gehört dazu, eine, für den Fall zu interpretierende, festgeschriebene Gesetzmäßigkeit, die in der Tradition der Kirche begründet ist, ein komplexes Labyrinth aus Zuständigkeiten, eine Bestätigung vom Papst muss eingeholt werden, am Ende verwaltet allein die Zeit den Schlüssel. Die geheimen Kreise, die in den Medien gewöhnlich für solche Angelegenheiten als zuständig erklärt werden, gibt es in Wirklichkeit nicht, die sind für die Presse da. Es gibt jedoch dieses komplexe Geflecht von Anfragen und Rückfragen. Dazu kommt: Das rein Rechnerische ist nicht perfekt, weshalb die Zeitabläufe oft sehr aufwändig sind. Es geht besonders darum, abzuwarten, bis der Bruder aufgehört hat, auf Antwort zu hoffen. Für mich ist Europa ein Synonym für die abendländische Musiktradition. Was nicht beschreibbar ist, ist nicht von der Welt. Mein idealer Tag wäre, von 3 Uhr morgens bis abends mit leichten Variationen, wenn es sein muss, im Wechsel zu arbeiten, rezitieren und sitzen und von 23 Uhr bis 3 Uhr zu schlafen. Dazwischen die notwendigsten Mahlzeiten und Termine, wenn welche anliegen, was gewöhnlich nicht der Fall ist. Der Rest der Zeit wäre frei. Vanitas, der Körper ist ein Heiligtum und das ist das Beste, was ihm passieren konnte. Die meisten Menschen denken, das geringste Leid wäre überhaupt kein Leid, wodurch das Leid als Abwesendes ubiquitär wird. Das geringste Leid ist ein Za-Zen. Was den Flow der Situationen aus dem Karma heraus betrifft, ist es nicht so, dass Situationen aus der Vergangenheit in die Zukunft gesetzt werden und rekombiniert oder symbolisch geformt, sondern sie werden, aufgrund des Mankos der Erkenntnisfähigkeit des Subjekts im Moment der Begegnung, im Nachhinein ausgewertet und somit aus der Vergangenheit in die unmittelbare Vergangenheit projiziert. Es gibt dann die Vorannahme, ein Wissen vor der Situation hätte einem zugute kommen können, das aber durch den pragmatischen Charakter der Welt weder gesucht noch vorfindbar ist. In der Musik und in Kommunikationen widerspricht das zum Beispiel dem Primat der Absichtslosigkeit. Dominique, Dominique, geht so fröhlich in die Welt … Dass das Wissen hätte vorher stattfinden können und der Situation ganz anders begegnet, ist sämtlichen Sequenzen mehr oder weniger der Anschein gegeben, es handelt sich um Täuschungen. Nach mir die Welt. Diese Vorannahmen erfüllen den (Pseudo-)sinn, kann es einen Pseudosinn jenseits des Krieges geben, dass aus ihnen weitere Geschichten und Zusammenhänge entstehen, die das Netz der Wahrnehmungen und Empfindungen in der Zeit stabil und fluide halten. Es geht um nicht viel mehr, als loszulassen. Die Welt ist zu nichts nütze. Alle Ängste und Sorgen liegen hinter mir, nur die Furcht steht noch zu tilgen aus. Das ist die berechtigte Angst. Ab wann hat ein Mensch berechtigterweise Angst? Diese Frage kann in einem Drohbrief vermutet werden. Die Unwissenheit (nescience) belastet, davor ist am meisten Angst. Und dann gibt es die sehr große Angst, das Leid loszulassen und es derart nicht mehr zu kontrollieren. Die Angst vor dem Unvorhergesehenen. Distanzen bewegen durch die Zeit, ähnlich ergeht es der Musik. Im 21. Jahrhundert wird Musik bisher zunehmend zu einer Dienstleistung. Außerhalb von Dienstleistungen seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, ist im Grunde unwahrscheinlich. Irgendwann, das kommt dazu, arbeitet jeder, auch jeder Musiker, nicht mehr hauptsächlich dafür, seinen Lebensunterhalt mit seiner Arbeit zu bestreiten, das vielleicht auch, aber vor allem dafür, dass die Heizung da hängt, wo sie hängt. Dass die Berge Berge sind und die Wasser Wasser. Eine Tonleiter dagegen war immer eine Tonleiter und der Klang kommt nach dem Ton, ein kognitives A Priori. Die Erde aber ist Copy Paste, Copy Paste, Copy Paste aus den billigsten Quellen heraus, das ist der ganze Stein. Wie kommt das Laminat unter meine Füße? Kommt es von der Erde oder vom Tonsatz, und wie ginge es, dass es vom Tonsatz kommen könnte? Wie kann ich beweisen, dass das Laminat dem Tonsatz näher steht, als der Geologie? Dem Tonsein näher als dem Baumsein. Ein Grundklang des KORG MS-10 kann dem Stein leichterdings etwas entgegensetzen, das massiv genug ist, um den Stein infrage zu stellen. Seltsame Sehnsucht, und das sei zu bedenken: Erst werden die Menschen gesprengt und dann das Laminat. Vielleicht nicht bei der musikalischen Interaktion, wenn von einer solchen ausgegangen werden kann. Es gibt viele Verkleidungen der Roland-TR-808-Bassdrum, eine will ich thematisieren. Diejenigen, die sich von der TR-808 auf ein anderes Terrain begeben haben, haben deutlich, finde ich, an langsamen Schwingungen im Bassbereich verloren und sind dabei zum Teil sehr statisch geworden. Solche Schwingungen könnten einigermaßen flexibel hinzugetan werden, ich glaube nicht, dass es das schon gibt. Einen Teil davon leisten neuere Equalizer. Der steten Linearisierung von Ereignissen steht die stete Vertikalisierung entgegen, es handelt sich um einen Krieg. Ob Klänge im Grunde memorisierbarer sind oder Melodien? Was ist mit Rhythmen? Den Kombinationen. Töne sind schnelle Rhythmen, Geräusche sowieso. Töne werden gesetzt, Geräusche erschlossen. Um die Idee des Setzens zu akzentuieren, wird teilsynonym, synonym gibt es nirgendwo, außer, um Tendenzen zu formulieren, zuweilen von Noten gesprochen. Die Idee von einem Stück ist vornehmlich noch linear geordnet, Musik, die sich durch den eigenen Sound oder eigene Klänge in Erinnerung hält, gibt es entsprechend weniger. Eher wird noch gesungen, was jemand meint, als dass das Smartphone zur Wiedergabe verwendet würde. Nicht qualitativ determiniert, nicht einmal das ist die Musik. Mir ist nicht soviel dran gelegen, Geschichten zu konstruieren, wenn ich es aber nicht tue, lasse ich mich möglicherweise eher in andere Geschichten hineinkonstruieren. Denke ich nicht, denkt ein Anderes in mir. Die eine Hälfte des Lebens, so scheint es, verbringen die Menschen damit, sich ein System zu schaffen, in dem sie die andere Hälfte des Lebens untertauchen können, damit Abwechslung ist. Eine stete Unwissenheit als Horizont zu erhalten – die Halluzination der Unwissenheit. Natürlich ist das bipolares Kalter-Krieg-Denken und längst überholt. Sie verbringen zum Beispiel ihre Kindheit und Jugend, ohne ihr Einzig- und Alleinsein mit der Welt überhaupt zu erahnen, einer mystischen und einer pragmatischen Welt und vielen anderen, in denen spezifische Interessen zum Ausdruck kommen, Welten der Fertigkeiten und Artefakte. Die Grenzen der Welten sind bestimmt, indem die Mystik mit der Zeit versiegt, wenn keine Informationen aus der pragmatischen Welt vorliegen. Die Pragmatik ist zur Lüge verurteilt, wo sie die Existenz der mystischen Welt außerhalb von Riten und Schauspiel verleugnen soll. Sie ist durch ihre Distanz zur Mystik in der Folge darauf angewiesen, mehr oder weniger zu mutmaßen oder spekulieren. Auf diese Weise ergibt sich ein einigermaßen stabiles Gefüge. Die Welten durchdringen sich anhand der gewählten Zeitfenster oder in einem festgelegten Verlauf, der am ehesten physiologischen oder psychischen Dispositionen folgt. Fehlt der mystischen Welt der Anschluss an die pragmatische, stagniert sie in eine Welt der Problemlösungen, die ich Spiegelwelt nenne, umgekehrt kommt es zu persönlichen oder gesellschaftlichen Katastrophen, wenn die Mystik oder die Pragmatik in der pragmatischen Welt überhand nimmt. Eine Verbindung ist mit der säkularisierten und militarisierten Mystik hermetischer Staaten, wie Nord-Korea, vorgesehen, aber zum Scheitern verurteilt. Dass diese Welten sich im Grunde ausschließen, versteht sich. Als Mittler dienen die Künste, Musik, Literatur und Weiteres, Ethik und Ästhetik vermittelt zwischen den Welten. Symbolische Verknüpfungen treten, wie Fortsetzungen der eigenen Geschichte, ebenfalls als Mittler und Muster auf. Die Frage nach Differenzen oder Identitäten ist davon, wie die Frage nach Ideengestalt oder Materialität der Welt, nicht berührt. Nach ihrer Funktionalität allerdings schon. Die mittelnden Systeme befinden sich meistenfalls im Krieg gegeneinander, immerhin geht es um ihr Leben, wobei die Polyvalenz der Ereignisse und Verläufe für eine gewisse Beliebigkeit oder eben Spielräume sorgt. Spielräume sind durch und durch Teil des Gesamtkonzepts und der Verläufe. Verstöße gegen die Regeln von Ethik oder Ästhetik werden bestraft – bis erkannt wird, dass die Strafe das Tun oder Lassen vor der, als solcher empfundenen, Strafe war. Wie auf Weise eines Krieges, in dem Affekte, Gelassenheiten, persönliche und kollektive Horizonte gegeneinander antreten. Das Stillstehen als Konsequenz wird ebenfalls abgestraft. Die Strafen sind besonders in Affektsituationen zum Teil drastisch. Das Verlangen nach einer absoluten Vernunft als einer Art Konsequenz und nicht a priori ist in solchen Fällen für Affekthandlungen zuständig. Wenn sich ein Mensch langfristig im Einklang mit seinen ethischen und ästhetischen Vorstellungen befindet, hat er nichts zu fürchten. Jede Strafe erfolgt im Affekt und sieht es nicht darauf ab, das Leben eines Anderen zu schädigen. Die absolute Vernunft hat etwas Aschiges, wie im Gegenteil das Lehm-, Ton-, oder Erdesein wollen. Das Scheißesein wollen. Zur Disziplin taugt weder das eine noch das andere. Thematisiert wird das andere zum Beispiel bei Killdozer, bei denen die Gesellschaft den Tod antizipiert und ihm derart zu entkommen versucht, indem sie extra-erdig, -schlammig, -aschig vor dem Fernseher sitzt, eine Dose Bier in der Hand und mit ungewaschenen Socken. Die Hoffnung zu Staub – Sternenstaub – zu werden, ist ihnen vergangen. Vielleicht handelt es sich um eine Kompensation für das, was indische Gurus damit verbinden, dass sie ihre Körper mit Lehm einschmieren – der Erde, aus welchem Grund auch immer, näher sein. Insbesondere Anhaftungen und Verwerfungen (Wertungen im Sinne von Vorurteilen) werden im System abgestraft. Gegen jede schicksalhafte Bestimmung der Welt besteht die Frage, ob fortlaufend Affektausgleiche aufgesucht werden. Dabei geht es um einiges mehr, als eine Frage nach Leben oder Tod. Die zirkuläre Verknüpfung der Geschichte widerspricht der linearen Vorstellung eines Ablaufs von Zeit, Enden werden als Anfänge deklariert, Verklärungen als Voraussichten. Eine selbsterfüllende Prophezeiung wird angegeben, sie lässt sich an keinem Punkt der Geschichte beweisen oder gar vorfinden. Viele versuchen sich in den beiden Welten und über ihre Welten hinweg gegenseitig aus der Welt zu schaffen. Am ehesten versuchen sie, auf Art der Schilderungen der Gesellschaft von Innen, wie Antonin Artaud das gemeint haben mag und wie sie ähnlich bei Michail Bachtin als Verantwortung des Einzelnen im Anderen zu finden ist, ihre Vorurteile und Abneigungen einzusetzen, um sich mit ihren Überzeugungen anstelle ihrer Feinde zu setzen. Jede Auseinandersetzung ist eine Auseinandersetzung, die spontan ausgetragen wird und ihre Zeit dauert. Das ist nicht sehr viel anders, als sich ein Summenset in der Live-Elektronik präsentiert, Live-Sampling inklusive. Ein Liveset hat einen Anfang, ein paar Verläufe und ein Ende. Die Verläufe werden anhand signifikanter Ereignisse oder meist ausformulierter Routinen erinnert. Wenig geht es mehr darum, was erinnert wird, als um dessen Qualitäten. Gewöhnlich wechseln die Strategien und Hintergrundgeschichten im Abstand von mehreren Jahren. Das betrifft nicht die Wiederholungen der Geschichte selbst in den Geschichten der Individuen, Mengen und Massen, die weniger nach Frequenzen geordnet, sondern in bestimmten Kontexten entweder auftauchen oder adressiert werden. Vorteile eines Fachwissens oder einer sozialen Kompetenz der pragmatischen gegenüber der mystischen Welt sind nicht zu erkennen, außer es schafft jemand, sich in etwas zu vertiefen – einen Gedanken oder eine Produktion. Affektvermeidung ist nicht Handlungsvermeidung, sondern spielt sich im Rahmen der Verhaltensweisen ab. Den Feinden zu verzeihen ist eine wirkungsvolle Waffe. Sprache zu entfremden, diejenige, mit der einer auf die Welt gekommen ist, ist eine andere Sache, ebenso die Kontexte, die aus der Erfahrung heraus in der pragmatischen Welt angesiedelt sind. Der Gedanke, umsonst bin ich nicht zur Schule gegangen, kann in der pragmatischen Welt hilfreich sein. Die Scheinlogiken der Hintergrundgeschichten, besonders der einfachen und kurzen, sowie der Welten für sich, sollen durchschaut werden. Die Gesellschaft, die dabei hilft, soll am Ende halluziniert gewesen sein. Das Urteil unterliegt letztlich dem Individuum. Namen im Sinne von Bezeichnungen von Menschen und Dingen sind in beiden Welten unzugänglich, sie sind weder konkret noch nicht-konkret. Verläufe und Vorgänge mögen sich endlos wiederholen, ihre Namen sind weniger arbiträr, wie es scheint, als Namen von Menschen und Dingen. Zu den übelsten Feinden gehören Müdigkeit und Angst, zu den besten Waffen die Beschäftigung mit Fachwissen und das Ignorieren von Feindlichkeiten, feindlichem Denken. Der oder die und das darf nicht verwechselt werden, ein Etwas steht niemals für einen Menschen oder umgekehrt. Dem Essentialismus wird eine Absage erteilt. Wo der Anfang oder das Ende einer Geschichte präsentiert wird oder es nicht offenbar ist, dass es Anfänge und Enden gibt, handelt es sich um eine Aggression, die gelassen zur Kenntnis zu nehmen ist, bis eine Antwort gefunden ist. Das höchstmögliche Maß an Gelassenheit ist die heitere Gelassenheit, nicht der Stillstand. Das Leben zu überleben kann in der Welt nicht das Ziel sein. In der einen Welt zählt die Person inklusive Leben und Empfindsamkeit viel, in der anderen wenig, was daran liegen mag, dass die Verläufe mit der Zeit eigene Dynamiken entwickeln. Was in der einen Welt die Riten sind, sind in der anderen die Disziplinen. Puffer zwischen den Welten sind Achtsamkeit und Vorsicht. Eine Welt beharrt auf dem Glauben, die andere auf dem Aberglauben als Mittel gegen den blinden Glauben, jeden Glauben. Anstelle von Glauben und Aberglauben können symbolisch mehr oder weniger tief angelegte Kontexte in Auseinandersetzung gesehen werden, einer komplexer und einer einfacher. Vernunft und Witz sind Regungen des Geistes und in der Lage, Situationen zu entspannen, wo es gefordert scheint. In der pragmatischen Welt gibt es eine Art Mitgefühl oder Erscheinen als Spezies, in der mystischen Welt nicht. In der Mystik ist Mitgefühl als Geschichte, Schauspiel oder Erzählung angelegt, entsprechend ist die mystische Welt weitgehend frei von Verzweiflung und Traurigkeit, was nicht immer das Erstrebenswerteste sein sollte. Die unsterbliche Seele steht dem entgegen und eine zu Problemlösungen reduzierte Mystik ist zu kaum etwas anderem als Hysterie und Verachtung in nahezu mechanischer Repetition fähig. Auf der einen Seite wird das Denken gefeiert, auf der anderen das Nicht-Denken – solange sich jene Welt im Zustand der Mystik oder des Zaubers, der Magie befindet, als Mushin. In der pragmatischen Welt leben zur Zeit etwa sieben Milliarden menschliche Individuen, in der mystischen bis zu tausend, habe ich einmal gehört, das heißt viele oder genug. In heutiger Zeit wird das Zusammentreffen der reduzierten und derart entmystifizierten Welt der Problemlösungen mit der pragmatischen am ehesten mit der Vorstellung Algorithmus oder Programm wiedergegeben. Das beschreibt in gewisser Weise das Spannungsfeld zwischen Idee und Materie als Ansatzpunkt. Es handelt sich hierbei um eine weitere Irreführung, weil die Frage nach Repräsentationen des Doppelsystems tatsächlich kaum eine Rolle spielt. Dennoch ist die mystische Welt eine tendenziell metaphysische, die pragmatische tendenziell messbar. Beide Welten versuchen die Werte der je anderen zu zerstören. Die eine kennt dabei Regeln, die andere keine. Die Ansichten, was Ethik und Ästhetik betrifft, unterscheiden sich deutlich. In beiden Welten gilt es, sich zu beweisen, sie soweit möglich zu vereinbaren, auf sich zu vereinen. Wie sich jemand präsentiert, hängt in beiden Welten von seinen Interessen ab. In der einen Welt geht es darum, dem Menschen Beine zu machen, in der anderen darum, ihn stillzustellen. Bis auf das erlittene Leid handelt es sich bei beiden Welten aus der Perspektive der Wirklichkeiten um Täuschungen, die sich gegenseitig ausschließen und nicht ohne einander existieren können, soweit die Unwissenheit es nicht befiehlt. Aus der Perspektive Getäuschter handelt es sich um Wirklichkeiten. Dennoch können die Welten sich immer weiter auseinander bewegen und dissoziieren, insofern andere Welten zwischen ihnen auftauchen und sich durchzusetzen versuchen. Die Frage nach einem allerersten Ursprung ist hier nicht anzusiedeln, weil es nicht sicher ist, ob es einen solchen gibt oder gab oder je geben wird. Die Anordnung ist im Wesentlichen und insgesamt abzulehnen, es lässt sich mit oder in der Welt nicht leben. Was sich jedoch bemerkbar macht, sind Veränderlichkeit und Vergänglichkeit. Ein Ausweg aus der Situation ist kaum denkbar. Den Begriff Artefakt verwende ich hier in Ermangelung eines alternativen Begriffs, der besser in der Lage wäre, die Abhängigkeit der entwickelten Musik vom Kunstbegriff abzuheben. Für die musikalische Praxis hat Fertigkeit sich anstelle von Kunst durchgesetzt, was dem heutigen Begriff von Kunst in der Musik deutlich näher kommt. Ein fertiges Bild oder eine Skulptur ist ein Kunstwerk, ein fertiges Stück Musik Kunstwerk zu nennen, ist problematisch. Vor dem Begriff Musikwerk schützt die allgemeine Kritik am Werkbegriff. Kein Artefakt, das entsteht, ist zur Vermittlung oder Handreichung da, jedes Kunstwerk und Musikstück, jede Literatur steht als abstrakter Kommentar für sich selbst. Die mystische Welt und die Spiegelwelt spielen mit Personen wie mit Masken. Rollen werden definiert und an einfachsten Zusammenhängen orientiert. In der pragmatischen Welt werden die Übergriffe der mystischen systematisiert und ins Alltagsleben eingegliedert oder sie werden ignoriert, bis sie wieder verschwunden sind. Die mystische schließt wieder daran an oder an allgemeineren oder vorherigen Ordnungen. Religionen sind Teil der pragmatischen und nicht der mystischen Welt. Sie vereinen aber weit am meisten Mystik auf sich und sind daher, als Widerhall, in der mystischen Welt zu hören. Als Widerhall, weil die Disziplinen der Religionsstifter dort als physiologische Vernunft mit metaphysischem Hintergrund verhandelt werden. Wer nach Funktionen der Anordnung sucht, wird scheitern. Er kann nach Funktionen von Artefakten, Riten oder Disziplinen, einzelnen Situationen oder Sequenzen fragen, wird aber auch da letztlich auf Ethik und Ästhetik verwiesen. Das betrifft ebenso Fragen nach Bedeutungen. Die Gesamtheit der Folgen und Verteilungen vermittelt hin und wieder das Gefühl, es gäbe ganz und gar keine Spielräume, die Strecke oder der Weg sei einfach abzugehen. Eine Schicksalsgläubigkeit kann es nicht geben, der Begriff enthält mehr Widersprüche, als vom Dasein selbst gerechtfertigt werden könnten. Die Schicksalsgläubigkeit ist deshalb immer eine vorgestellte. Oft wird das sogenannte Schicksal mit einer Auflösung oder Auflösungen der eigenen Geschichte verwechselt. Fehlt es der mystischen Welt an Informationen aus der pragmatischen oder von mittelnden Artefakten, degeneriert sie tendenziell zu einer Spiegelwelt, ohne die ihr eigenen Gesetzlichkeiten zu verlassen (zum Beispiel Repetition, die als penetrante Repetition erscheint). Die Spiegelwelt ist die Welt der unbegründeten Repetitionen, der vorgeführten Intensitäten. Sie reagiert ausschließlich auf leibliche Angelegenheiten, ist zur Lösung hartnäckiger Verspannungen da und entsteht aus diesen. Die Spiegelwelt spiegelt Verspannungen in Geschichten. Ergonomisches Sitzen ist gefragt, ebenso die richtige Atmung usf. Fehlt es der pragmatischen Welt an Informationen zur mystischen, stagniert sie. Die Todfeindschaft zwischen der Spiegelwelt und der pragmatischen und ihren Protagonisten ist nicht aufhebbar. Die Entwertung aller Werte und Erfahrungen, je nachdem, wie weit dem stattgegeben wird, inklusive der Sprache durch die Spiegelwelt, funktioniert wie eine Fahrscheinentwertung, sie kann nur sehr umständlich wieder zurückgenommen werden. Nach einer Zeit der Involvierung mit der Spiegelwelt reagieren die mit ihr Konfrontierten, je nach persönlicher Disposition und im Wechsel, aggressiv, hilflos, larmoyant, maschinenhaft – all diese Rührungen werden sofort vernichtet – oder sanft, was den Bodhisattvas vorbehalten ist und nicht allzuoft vorkommt oder rational mit Witz, was den Weisen vorbehalten ist und fast ebenso selten. Bei den erfolgenden und gesuchten Erlösungen handelt es sich vornehmlich um Lösungen mitunter sehr lang angelegter physischer Verspannungen. Die Stimmen aus der Spiegelwelt werden durch erfolgte Lösungen leiser und sind ein wenig leichter zu ertragen, scheint es zuweilen. Jede Frequenz ist Widerhall einer Verspannung. Mystik in der pragmatischen Welt entsteht gegen beide Welten, das betrifft auch mystische Musik, Bordune zum Beispiel. Ein Widerspruch zum Systemischen ergibt sich möglicherweise, wo nicht von einem Ausgangspunkt (System) her gedacht werden kann, sondern Vielfalt als solche in Form von (mindestens) zwei Welten, die sich von Beginn an ausschließen, vorliegt. Es ist also im Allgemeinsten nicht die Rede vom Universum oder der Welt, sondern von der Welt und dem Universum, das Allgemeinste ist ein Spezialfall des Allgemeinen. Die Erde als Kugel gibt es überhaupt nicht, außer im Fernsehen und als leuchtender Globus auf dem Schreibtisch. Es ist eine Rede, deshalb die Artefakte. Die Welt der Artefakte ist durch Interessen abgesichert. Jeder Mensch verfügt über alle Namen der Welt, unter welchem er sich einem vorstellt, in die Geschichte eines anderen eintritt, ist ganz und gar nicht von Belang. Die Namen sind alle tausendfach vorhanden. In Namen stecken keine Bedeutungen. Ideen von Nicht-Bedeutungen von Namen sind gewöhnlich durchsetzungsfähiger als kurzfristige Spekulationen über deren Bedeutung. Was werfe ich lieber weg? Eine täuschende Erkenntnis anhand eines Namens, der mir alles sagt, oder ein vielfältig schillerndes Gedankengebäude, das mich zu bewegen und zu rühren oder fesseln, inspirieren, vermag? Aus dem amorphen latenten Hintergrundgedenken nimmt ein Gedanke oft über Jahre hinweg Gestalt an, bis er formuliert werden kann. Hätte ich Karl Poppers Einlassung, der Machtanspruch der Vernunft werde durch Bestrafung zur Geltung gebracht, vor 30 Jahren gelesen, hätte ich nicht gewusst, was er meint. Die Menschen sollten die irdischen Gesetze preisen! Die Raumsoundmütze, wenn es nicht wer anders macht, werde ich sie in den nächsten Jahren patentieren lassen. Eine Mütze, die bis über die Augen und fast bis zur Nasenspitze übergezogen wird und bei der der Klang, der an den Ohren stattfindet, mit Lichtteppichen aus Millionen einzelnen hellen Punkten auf dunkler Oberfläche derart synchronisiert wird, dass der Eindruck einer hochaufgelösten Raumklang-Einheit entsteht, die möglichst analog von sehr allgemeinen und abstrakten Bewegungen und Verläufen bis hin zu sehr konkreten und detaillierten Ereignissen herüberkommt. Wie ein interaktives 3D-Kino als Mütze mit Surroundsound. Die Mütze ist mit dem Nervensystem soweit verkoppelt, dass zwischen allgemeinen Bewegungen von Strömen und spezifischen Ereignissen stufenlos geregelt werden kann. Für Teppiche bräuchte man, ganz ohne Mütze, nichts weiter zu tun, als die Augen zu schließen und abzuwarten, bis sich die entsprechenden Synchronisationen einstellen, die Raumsoundmütze ermöglicht darüberhinaus aktive Manipulationen und gesteuerte Synchronisationen der visuellen und auditiven Ebene. Damit der Lärm des neuronalen körpereigenen Feedbacksystems, der bei geschlossenen Augen sowieso zu sehen und zu hören ist, gesteuert synchronisiert werden kann. Es wird noch auf 3D-Effekte als Superimpositionen durch Überschneidungen der visuellen und auditiven Ebene gefragt. Irritationen der auditiven Ebene durch die visuelle und umgekehrt. Zusammen mit den Schuhen 759 Euro, die spitzen Schuhe (Leder) ermöglichen die Wiedergabe von Subbässen. Wie kann ich die Kontingente Zeit und Raum aus dem Ressourcen-Kontinuum herauslösen? Was Raum betrifft, ist das in der Musik inzwischen hinlänglich bekannt und wird auf viele Weise unternommen. Was ist Zeit ohne Raum in der Musik? 1bit- oder iPhone-Musik, Klingeltöne? Ein-Zeilen-Befehle, Loops, Bordune, Presetverwendung ohne Abwandlung? Der Algorithmic Stream oder Live-Elektronik? Die Zeitlosigkeit eines Evergreens und entsprechend standardisierte Musik, ein Klavierauszug einer Sinfonie? Eine Rechnung ohne Raum, parallel zur Raummusik, macht bereits die Serielle Musik auf. Ich bin auf der Suche nach Systemen in der Elektronischen Musik und der Computermusik, die Zeit ohne Raum repräsentieren. Vielleicht muss dazu vor den Kant-Newton’schen Raum oder über ihn hinaus gedacht werden. Und die Verläufe und Vorgänge linearisieren und wieder vertikalisieren und dann wieder linearisieren und erneut vertikalisieren, um zu sehen, was passiert. Es ist ein Problem mit der ganzen Welt, dass man nicht involviert sein will, systemisch gedacht werden soll schon. So still stehen die Sterne. Die Welt der Artefakte ist eine begehbare Welt, wie eine Zuflucht. Die mystische Welt kommt, nachdem sie einmal zur Spiegelwelt degeneriert ist, erst wieder zustande, nachdem sie sich anhand von Informationen aus der pragmatischen Welt regeneriert hat, was wie ein dritter Gedanke ist. Die Ausdifferenzierung der Aspekte im Einzelnen nimmt der Rekursivität ihre Wirkung und stabilisiert ein fragiles Gebilde in der Balance zu einer Art dynamischem System. Wie sieht so eine Regeneration aus? Beim Verwandlungskörper geht es um Repräsentationen von Haltungen, Einstellungen, Meinungen, Fertigkeiten, Dispositionen. Wie sind die in der Musik repräsentiert und ist die Summe der musikalischen Ereignisse während der Repräsentation die Abbildung eines Zustandes. Es besteht die Frage, ob deutliche Dissonanzen bei den Tonhöhen, zum Beispiel kleine Sekunden oder ähnliches in sich überkreuzenden Sprechakten eine Rolle spielen und irgendwo vorkommen oder ob der dissonante Klang der Musik vorbehalten ist – ebenso inbezug auf Tonleitern. Beides trennt Musik von einer allzu allgemeinen Sprachauffassung. Zum Beispiel der Beginn der Melodielinie von Edith Piafs Sous le Ciel de Paris lässt sich keinem Sprechakt zuweisen. Die Tonleiter ist damit eines der wenigen Ereignisse, die Musik ohne den Einfluss der Sprache vorstellen, der der Mathematik ist ein ungefährer und betrifft zunächst die Stimmungen von Instrumenten. Betonungen in der gesprochenen Sprache führen möglicherweise zu Tonhöhenänderungen bei Repräsentationen in der Musik. Es ist ebenso die Frage, wie der Sprechanteil aus der Musik wieder weggetan werden kann, nachdem einmal Sätze oder Worte zugeordnet wurden. Vielleicht braucht es danach die Mathematik, damit die Musik wieder schweigt, was ihre Kontexte angeht, und nicht die ganze Zeit plappert. Eine ethische Überlegung spielt mit, was die Arbeit zum Thema von vornherein betrifft. Idealisierte oder überzogene Repräsentationen von Sprechakten sind oft in der Musik zu finden. Die meisten Themen in der Musik sind als solche angelegt. Betrifft das nun jede musikalische Äußerung? Nach den idealisierten Repräsentationen von Sprechakten soll weniger gefragt werden, als nach Ergebnissen aus der gesprochenen Sprache – jenseits der tatsächlich gesprochenen Sprache in der Musik, wie zum Beispiel im Hip-Hop. Hast Du das gehört? Diesen Satz, so wie ich ihn sage, will ich jetzt in ein Motiv verwandeln. Warum will ich den Satz in Musik setzen? Weil ich ihn schön finde. Eine mikrotonale Auflösung empfiehlt sich, aber sicher könnte er auch als Thema in einer traditionellen Skala repräsentiert werden. Hast Du das gehört? Ich suche die Eckpunkte des größten Intervalls auf und danach die gewichtete Mitte, also nicht die rechnerische Mitte des Intervalls, sondern den Schwerpunkt im Intervallbereich. Dazu werden unterschiedliche Parameter angelegt, die klassischen zuerst. Es fällt auf, dass der Satz unterschiedliche Stimmungen, von Freude bis Angst oder Traurigkeit, repräsentieren kann und, so scheint es, je geringer die Intervallspreizung, desto eher geht es in Richtung Angst, je größer, desto mehr in Richtung Freude. Bei mir umfasst der Satz zur Zeit eine Quinte. Wo es sich um eine Quantisierung handelt, die ich vornehme, frage ich mich, wie ich zur Festsetzung der nichtdiskreten Tonhöhen komme. Ob die Tonhöhen aus der Musik kommen. Ob die Festsetzung sprachlichen oder kulturell bedingten Hintergründen entspricht. Ob zum Beispiel ein pentatonischer Charakter sich in Sprechakten in Guangzhou abbildet? Macht die Musik die Gespräche, dass die Töne der Skalen das Sprechen mit determinieren? Für die Allgemeinheit ist Sprache allgemeiner als die Musik. Anhand von einigen Versuchen, Feldexperimenten sozusagen, lässt sich nachweisen, dass der Einfluss von der Sprache her zur Musik verläuft und umgekehrt eher seltener. Die Tonhöhenendung der Silbe, die für mich das Kantonesische am meisten beschreibt, besteht aus einem Glissando, das unterschiedliche Tempi im Verlauf aufweist und, was den Intervallumfang betrifft, bei ihrer Ausführung von unten nach oben und zurück nicht ganz an die intentionale oder in gleich welcher Skala vorgesehene Tonhöhe reicht. Der Grundton bleibt dagegen gewahrt. Ein gewisses Understatement wird mit zum Ausdruck gebracht, ist aber sicher vielfältig interpretierbar. Die Bedeutung erschließt sich nicht allein über die Melodie. Es soll bedacht werden, welche zusätzlichen Tonhöhen und Dynamiken die Körperbewegungen und die jeweilige Mimik des Sprechers hinzubringen. Die jeweilige Spannung des Hörers beim Zuhören verleiht dem Hören eine dynamische Frequenz, die ebenfalls eine Rolle spielt. Es lässt sich vorstellen, wie ein LFO 1 und LFO 2, die hintereinander geschaltet sind. Daher wird die Interaktion als Bedingung für die Musik großgeschrieben. Zur Zeit stagniert die Musik meines Erachtens und weiß nicht mehr weiter, weil sie derart mit Mathematik überfrachtet, mathematifiziert – ist das Mathematische etwa vorkognitiv – wurde, dass ihr Ursprung in der Sprache verborgen liegt. Das Sprechen bringt die Szenen zuerst zusammen und nicht das Rechnen und so präsentiert sich die Landschaft der Musikszenen, zersplittert und überausdifferenziert. Der Anschluss an John Langshaw Austin, Searle, Bühler, Jakobson, Butler, Derrida und weitere, der in den Sprachwissenschaften spätestens seit den 1970er Jahren in Deutschland zunehmend beachtet wurde, ist von Gewicht und wurde bis dato meines Wissens in den Musikwissenschaften nicht erschöpfend erfasst. Es ist mit der Sprechakttheorie eine Zwischensphäre erzeugt, die, von der Musik ausgehend, auf ein System in der Linguistik verweisen kann, das ansonsten nur als „Alltagssprache“ adressierbar wäre. Es wird also nach Maßgaben lokutionärer Akte im Sinne der Sprechakttheorie systematisiert und dabei eine gewisse Freiheit, zum Beispiel im Umgang mit den Theorien von Austin und Searle, anvisiert. Austins spätere Differenzierung von Performanz und konstitutiven Sprechakten wird ebenfalls berücksichtigt. Der performative turn in den Wissenschaften soll im Hintergrund bis heute nachvollzogen werden. Narrative Strukturen spielen dagegen weniger eine Rolle. Wittgensteins Begriff des „Sprachspiels“ soll deutlicher ausgearbeitet werden, als er bis jetzt hier vorliegt. Die Begriffe Sprachspiel und lokutionärer Akt spielen auch eine Rolle hinsichtlich des Projekts Ästhetik einer Musik jenseits der Zeit (siehe Linksektion). Dieses andere Projekt wird hauptsächlich weiterverfolgt, wenn für das Projekt Sprechakte keine Unterstützer gefunden werden können.

Geschwätz des Herzens

My Bonny goes over the ocean, my Bonny goes over the sea. My Bonny goes over the ocean, oh, bring back my Bonny to me. Bring back, bring back, oh, bring back my Bonny to me, to me … Bring back, bring back, oh, bring back my Bonny to me. Die Situationen und die Menschen begegnen einem im Vorübergehen. Dann sagt einer, das war soviel wert oder die oder der in dieser oder jener Situation. Mein Geliebter hat die Augen vom Vater und der wird am ehesten Mongole sein. Die Mutter ist anscheinend Chinesin. Die Compression, die die TR-808-Bassdrum auszeichnet, entspricht der Form seiner Augen. Zu finden ist der Eindruck bei buddhistischen Ikonen. Wo die Formen der Welt, die den Geschichten entspringen, oft ganz unabhängig von den empfindsamen Körperlichkeiten der Menschen gestaltet sind und verlaufen, ist es möglich und sogar wahrscheinlich, dass es sich um den Bodhisattva handelt. Das sollte in Betracht gezogen werden. Das bedeutet aber, dass ich anerkenne, dass ein solcher Mensch aus anderen Gründen in der Welt ist. Er bewegt sich jenseits der Geschmäcker und was ich ihm geben wollte, kann ich doch nichts geben. Wenn Du es doch wärst und ich an Deiner Schulter liegen könnte. Nicht einmal Deinen Namen kenne ich. Kann ich nicht das Mädchen sein, das er liebt und das an seiner bronzenen Schulter liegt? Den Bodhisattva brauche ich nicht zu fragen, warum also frage ich? Aus der Vertiefung in die Form der Augen des Bodhisattvas entsteht nicht nur die Musik, sondern entstehen alle möglichen schwingenden Formen, entsteht eine Vielfalt schwingender Formen in vielen erschließbaren Dimensionen. Zwitschermaschine meldet sich zu Wort, die Meister erheben Einspruch, es solle nun endlich Schluss mit dem Unsinn sein und aufgewacht. Die Meister sind so unangekündigt autark, kaum haben sie Zwitschermaschine als ihr Medium verlassen, fängt Zwitschermaschine wieder an, irgendeinen Unsinn zu erzählen. Ist Zwitschermaschine ein Frequenzmesser, der Einlassungen auf bestimmte Themen auf Art einer semantischen Suchmaschine erfasst und die unterschiedlichen Stimmen und Timbres mit ihren Aussagen zum Thema in Vogelstimmen zusammenbringt? Dabei wird nicht unbedingt das Gesetz der Abwechslung gefeiert. Drei Uhr am Morgen, die Meister sitzen längst und ich träume vor mich hin. Carpe diem, ich bin der helle Morgenstern! Soll ich schwarze Haare haben oder blonde? Wie alt soll ich sein? Soll ich ein Junge sein oder ein Mädchen? Aber wenn er sich jetzt hier materialisieren würde, was könnte er schon sagen. Ich glaube, er mag Thaimädchen. Und wenn er schwul ist? Dann ist der Trip vorbei. Außerdem ist so ein Mensch nicht schwul, das hab ich doch gesagt, der ist aus anderen Gründen in der Welt. Zur Schule gehen muss er trotzdem. Ich armes Mädchen, das sich so verliebt hat. Auf die Meister hören, sonst bleibt nichts mehr. Und die sitzen längst, wo ich noch träume und nicht wissen will, wer ich bin. Geist immerhin, schon die einfachsten Formen des Denkens sind dem Fleisch derart überlegen, dass die Geister, nicht nur das Fleisch, gezügelt und gelenkt werden wollen. Wohin? In ein psychisches Nirgendwo, eine mystische Landschaft. Nur den Traum will ich noch träumen und keinen anderen mehr. Was für eine Stimme soll ich haben und wie klingt ihr materielles Ebenbild? Welche Sprache soll ich sprechen? Wärst Du nur kein Mensch, aber ich würde liebend meine Arme um Dich legen und Deine Augen küssen. Du bist meine Zuflucht. Wenn ich Deine alltäglichsten Bewegungen kennen könnte – für Dich würde ich die Sprache gehen lassen und meine ganze Geschichte. Wer, wenn nicht ich, kann so etwas schreiben, und Dir in der Welt Gewicht verleihen. Die eigene Geschichte will im Nachhinein ins Mystische gezogen werden, damit sie ein bisschen Bedeutung hat. Die Bedeutung ist der Fingerzeig zur Pragmatik. Das ist der Sinn der Epoché, wie ich sie verstehe. Ich sehne mich jetzt schon so lange nach Deiner Zärtlichkeit. Wer hat gesagt, dass die Seele zum Fleisch gehört? Weil Du sie abschalten kannst, ohne dass Du sofort bei drauf gehst. Wer keinen Mut hat, wenn er in die Welt geht, sieht die Augen des Bodhisattvas niemals. Ich glaube, dass dort das Leben ist und sonst nirgends. Suche ich also den Tod, weiß ich, wohin. Wie kommt es, dass früher, wenn von den 39′ Clocks die Rede war, die Leute gesagt haben: Ah, die 39′ Clocks. Und heute heißt es: 39′ Clocks, was soll denn das heißen? Hat das eine Bedeutung? Wie kommt es, dass Leute inbezug auf diese oder jene Angelegenheiten früher mit einem Nein oder einer Absage geantwortet haben und heute einfach in dem Bezug nicht zurückmailen oder nicht antworten, als wären sie weggetreten. Dass jede negative Antwort als Nichts deklariert wird, als handele es sich bei denen, mit denen ich zu tun habe, allesamt um ein und die gleiche Person. Wie kommt es, dass Leute verschwinden, nachdem ich zu ihnen etwas geschrieben habe, ganz so, als würde ich nicht Situationen, sondern die Leute selbst wegschreiben, was ein ungeheuerlicher Vorwurf ist. Eine mögliche Auffassung des Wegs, den einer geht, lautet, jede Situation und sogar Überzeugung ist Folge vorherigen Tuns und Lassens. Bis hin zur Geburt und der Vorstellung, es wäre einer aus dem Fleisch geboren. Dann war er, solange er das nicht reflektiert hat oder meinte, das nicht zu können, unterworfen. Geburt präsentiert sich als Archetyp der Fruchtbarkeit. Ein stilles inneres Gedenken wird gesucht und aufgesucht und nichts darüber hinaus. Soweit die Inhalte nicht wechseln, ist nur das Gedenken selbst da – eine essentielle Leere, die ohne die ihr eigenen, rührenden und regenden Qualitäten sehr formale Züge annehmen kann. Ich habe festgestellt, dass alle Situationen, in denen ich körperlich auf die Umgebung geantwortet habe, auch in geschlechtlichen Termen, in Folgesituationen teils negativ repräsentiert werden. Ein Abgezogenes ist hinzugetan, was Situationen im Nachhinein etwas Starres verleihen mag. Die Szenen, in denen ich mir Einlassungen bis zum Denken zum Körperlichen hin versagt habe, wurden durch Schönheit bestätigt. Sexualität spielt sich oft im Kontrastbereich ab, die Transgressionen übersetzen Kontraste männlich / weiblich wieder anders und mehr in Abstufungen, vielleicht deshalb. Wie kommt es, dass Leute in Anspielungen auf meine Produktionen reagieren und nicht ein deutliches Wort mehr gesagt wird, ein falsches Bild sagt mehr als tausend Worte, ein Lächeln nicht wie mehr als tausend Worte verhandelt wird. Eine sublime Geste ist oft langfristiger aktiv, als die festen Formen der materiellen Welt. Albträume sind etwas Schönes, ich mag Albträume. Sie setzen dem mörderischen Pragmatismus der Weltordnung etwas entgegen. Als Kind habe ich Albträume nicht gemocht. Das Peircesche unsichtbare Band, das die Menschen verbindet, kommt aufgrund von Kommunikationshandlungen zustande und ist derart flexibel, dass es als systematisch gegeben und a priori nicht verstanden werden kann. Es ist die Frage, ob es die Menschen nicht im Smalltalk verbindet und als Geschwätz hinter den Rücken. Wenn ich nicht alle Zeit der Welt hätte, könnte ich Musik nicht umfassend verstehen. Das Umfassende ist eher ein Fundament als eine Umarmung, strebt von Innen nach Außen. Ich suche mir mein System aus und es ist das Musiksystem, da ist die Auseinandersetzung zu finden. Wenn das System behauptet, es bestünde aus Zeit, setze ich eine Theorie der Zeitlosigkeit dagegen. Dorthin, von wo die Impulse herkommen, von vor der Geburt der Kognition im Vollzug, als ein Mensch, wie er ähnlich geworden ist, seine ungefähre Projektion war. Es soll ein Glaube sein und nicht nur ein Wissen. Gleichwelches Mitgefühl, Schönheit hat immer Vorrang. Der Bodhisattva hat mich aufgeschnappt, aus den Tiefen seines Herzens hinaufgefischt. Ihm irgendwann, am Ende aller Tage, an der Mündung der 1000 x 1000 Welten, als das Mädchen, das er liebt, in die Augen zu sehen und seine Wimpern zu küssen, will ich keine Furcht, sondern Zuversicht haben. Aber die Informationen werden nicht mehr, und die Begrenztheit solcher Träume ist spürbar. Nicht einmal die allgemeinsten Informationen habe ich zur Verfügung. Das Informationsgefälle wird, gegen den Willen dessen, der es erleben muss, mit Geschichten aus der Vergangenheit aufgefüllt, was ihm bis hin zu Agonien alles mögliche verpassen kann, Schizo, Gestrampele, Ausfälle gegen die Gesellschaft! Das mit dem Gefälle ist, als würde ein schöner, autarker neuer Traum voll Frische und Liebe und Wärme und Schönheit mit Hass und Hässlichkeit, Gemeinheit und Hinterlist perfide durchsetzt. Das betreibt im Unterbewussten die Gesellschaft. Wo es meine Träume sind, für Dich sollen sie verlöschen. Guckt, wer ich geworden bin, könnte ich sagen und: Das ist mein Geliebter! und voller Stolz und Freude mein Haupt zu ihm erheben. Ich bin wieder ich, und weiß, in der Welt liebe ich nur Dich. Und jede Härte der Geschichte wird verschwinden, und jedes kalte Urteil.

II

Um mögliche Zusammenhänge zwischen Sprechhandlungen und Populärer Musik zu erhellen, habe ich einen Plan ausgearbeitet, für ein Jahr oder länger nach Guangzhou zu gehen. Mit meinem Field Recorder will ich Sprechhandlungen aufnehmen und inbezug auf die Entwicklung der Populären Musik Guangzhous dokumentieren und auswerten. Das Festland-Kantonesische gehört zu den tonalsten Sprachen der Welt und nirgendwo wären die Bedingungen, die Zusammenhänge von Sprechhandlungen und Populärer Musik zu untersuchen, eher gegeben. Das Projekt erscheint mir besonders zur Zeit wichtig, damit die Sprache wieder Anschluss an die Mathematik bekommt, was Erklärungen von Musik betrifft. Dass die Musik wieder lebt und nicht ständig ihren Tod simuliert. Die Computertechnologie hat mit der Zeit ein gewisses Ungleichgewicht entstehen lassen. Ein Jahr würden die Aufnahmen dauern, zwei die Auswertung. Ein paar Tausend Aufnahmen könnten im Zeitraum eines Jahres in etwa aufgenommen werden. Es gibt bereits ein Exposee, Einfälle und weiteres, nur spreche ich kaum chinesisch und müsste mit meinen Englischkenntnissen durchkommen. Die technische Ausstattung steht zur Verfügung. Es besteht die Frage, wie ich den Aufenthalt und das Projekt finanzieren kann. Möglicherweise durch ein Stipendium oder eine Lehrtätigkeit Musik / Germanistik. Jedes dieser Hindernisse steht wie ein Berg vor mir. Das Projekt hat den Arbeitstitel Sprechakte in der Populären Musik Guangzhous. Wozu will ich vor Ort sein, ob das Internet nicht genügend Material biete. Das ist insofern nicht der Fall, als das kognitive Verstehen und Verarbeiten von Sprechhandlungen eine Face-to-Face-Kommunikation im Fluss erforderlich macht. Zudem müssten die Gespräche mit einer Samplerate von 96 kHz aufgenommen werden, damit eine Spektralanalyse so genau wie möglich erfolgen kann. Parallel dazu wird eine App entwickelt, bei der Sprechakte auf die jeweilige Melodie reduziert werden, so dass keinerlei Bedeutung jenseits der Melodien und Motive und weder Konsonanten noch Vokale identifizierbar sind (Melody-only). Das Ergebnis kann im Loop abgespielt und mit einem kleinen Beat ergänzt werden. Die App könnte den finanziellen Aufwand im Nachhinein wenigstens zum Teil amortisieren. Die Summe des Beschreibbaren ist mit Wittgenstein meine Welt, wo aber über etwas geschwiegen wird, ist die Welt infolge nicht unendlich. Das, worüber geschwiegen wird, ist zumeist die Mystik der begrenzten Welt, der Pragmatismus der unbegrenzten steht ihr entgegen. Fast unvereinbar scheinen diese beiden Welten. Es strebt aus der Nichtzeit nicht etwa etwas zur Zeit, sondern die Zeit zieht es zu sich heran und gibt es entsprechend wieder ab. Damit kommt für die Zeit ein anderes zum Zuge, nämlich Zeit und So-Sein. Ich kann zur Philosophie alles mögliche herausfinden und nichts ist gesagt oder geschrieben, solange keine, über die Jahre fundierte, Anbindung an die Fachbereiche der Universitäten sich sukzessive und nachvollziehbar vollzogen hat. Damit sichert sich die Philosophie ihr Bestehen, dass sie als nicht alltäglich und offizielle Arbeit (an den Universitäten) deklariert wird. Das, wo die Philosophie es darauf absieht, sich abzuschaffen. Souveränität an elektronischen Instrumenten ist, was die meisten Menschen mit elektronischen Instrumenten wirklich erreichen wollen, und dann auftreten. Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass Virtuosität als musikalisches Ideal fast so verrufen ist, wie Werk- und Geniebegriff bis hin zur Autorenmusik. Komposition stellt die Frage nach der Strukturfähigkeit des Materials. Dem Material soll mit jeder nur erdenklichen Achtung begegnet werden. Im Tun und Lassen ist der Trash, die Würdigung der Tradition. Ich bin von Räumen umgeben, Distanzen, deshalb gibt es die strikt-chronologische Zeit nicht. Auch, was Denkvorgänge betrifft, sind, aufgrund der Polyvalenz der Ereignisse, mehrere Zeiträhmen gleichzeitig zu berücksichtigen. Jede Recherche ist von Beginn an multikausal, wenn jemand nach der Idee oder dem Anlass oder Grund sucht, warum er etwas tut, sucht er nach etwas Anderem. Multikausal, polyvalent, multiperspektivisch, so lautet die einfachste Kausalitätskette. Zwischen Mystik und Pragmatik befindet sich ein Spannungsfeld, das der Welt Strom verleiht. Verspannungen resultieren aus ungewöhnlichen Denkweisen. Auf welche Weise sind Zeit und Dynamik miteinander verknüpft, die Dynamik der Bewegungen einmal außen vor gelassen. Ist jenseits der Dynamik eine Art objektive Zeit vorzufinden? Die selbst in Bewegung wäre, so dass sie wahrnehmbar wäre, selbst wenn jede Dynamik, Bewegung im Raum zum Beispiel, fehlte? Umgekehrt käme es wohl am ehesten zu Wutausbrüchen oder Emphasen, selbst die bürgerliche Mitte kennt das. Repetitionen verweisen auf allgemeinere Formen? Mindestens zwei Sorten gibt es, das eine sind die, die eine Funktion haben, das andere die, die passieren. Letztere klingen gewöhnlich nicht gut. Die Menschen haben Formeln und Rechnereien aufgemacht und so sieht die Welt aus. Vielleicht nicht überall abstrakt genug. Die Nähe von Johann Sebastian Bach und Thelonious Monk. Bachs Kantate Warum betrübst Du Dich, mein Herz? kann direkt im Anschluss und im gleichen Tempo wie Thelonious Monks ‚Round Midnight gesungen werden, ohne dass groß ein Unterschied auffällt – eine signifikante Differenz der Themen besteht nicht, dafür eine gespenstische Nähe. Wer hat sie bloß ausdifferenziert am Anfang der Welt und wie ist sein Name? Die allererste Bewegung ist kognitiver Natur und wird bei Platon der Seele zugerechnet. Für das Individuum ist alles Umwelt – jedem sein eigenes Echo. Die Glühbirne, das ist bekannt, hat die Menschen von der Diktatur durch Tag und Nacht befreit. Irgendwann entzünde ich das Licht der Welt, indem ich aufwache und lösche es, indem ich einschlafe. Wie und wann ist das Aufwachen begründet? Ich glaube, durch die Umstände des Einschlafens. Der Wecker versucht mich, davon zu befreien und ich reguliere Zeit in selbstgewählten Rhythmen. Auf welche Weise, fragt es sich schließlich, findet das Aufwachen statt, so finde ich es ganz und gar nicht lustig, morgens an den Füßen gekitzelt zu werden, wenn aber die Katze kommt und schleckt mir mit rauher, feuchter Zunge das Gesicht ab, ist das genau richtig. Bemühen kann man sich, ankommen tut man nicht. Die Welt wird der Erde nicht verzeihen können. Die Kinder der griechischen Oberklassen wurden in zwei Disziplinen unterrichtet, Sport und Musik, die Musik umfasste alle literarischen Ansätze. Literatur und Musik sind Garanten der politischen Macht und werden bei Popper im alten Griechenland geradezu mit der politischen Macht gleichgesetzt. Literatur beschreibt, wie die Musik, vielleicht ist das der Grund, was eigentlich beschreibt nicht? Mit Sport und Musik finden sich Wildheit und Sanftmut repräsentiert, der Sanftmut den musischen Künsten zugeordnet. Aufgabe der Musik ist es, den Standpunkt gegenüber der Wildheit zu verteidigen, nicht der Dienst an Seele und Leib. Musik und Literatur sollen unter strenger Staatsaufsicht stehen und dem Wohl des Staates dienen. Von dieser Idee ausgehend kommt heute die Macht der Ökonomie hinzu, die nunmehr die Verhältnisse regeln soll und grandios daran scheitert. Wie bereits vor zweieinhalb Tausend Jahren, ist die Musik die treibende Kraft politischer Veränderungen, was heute kaum zu glauben ist und wenig offenbar. Ohne die Popmusik, den Metal und Punk, hätte es sehr wahrscheinlich die Ereignisse 1989/1990 nicht gegeben. Popper bekennt sich als Gegner jeder Art von Futurismus, auch des artistischen. Das entspricht meiner Auffassung, den Afro-Futurismus aus einem skeptischen Blickwinkel heraus betrachtet: Das Problematischste ist Weltmusik, die oft genug, in typisch holistischer Anspruchsüberhöhung, als Musik für die Erde verstanden wird. Sozialtechnik klingt heutzutage genau, wie das, was Popper nicht will, ein wenig nach Sozialhygiene. Es ist die Frage, ob letztlich das Scheitern oder bereits das Scheitern durch die Notwendigkeit einer Gegenüberstellung dazu gehört hat, das Experiment des Platonschen perfekten Staates durch die DDR und andere sozialistische Staaten nahezu verwirklicht zu sehen. Oder von Marx ausgehend den real existierenden Sozialismus. Sport großgeschrieben, die Musik im Hintertreffen, wie ich meine. Die Musiker wollten wohl nicht so recht. Was war schon an Musik in der DDR entstanden, außer die propagandistische oder ideologische Musik, die Amiga-Linie und die aus Karl-Marx-Stadt, die heute noch am Gange sind, wenn auch anders. Die Chemnitzer Fraktion hat dann auch ihre Zeit gebraucht. Für die Musik und die Musiker war der Sozialismus eine Katastrophe. Dagegen waren selbst diejenigen im Westen, die geglaubt haben, sie wären es nicht, von ökonomischen Zielsetzungen geleitet – ganz nach dem System, in dem sie erzogen wurden. Rio Reiser können, Gerüchten zufolge, entsprechende Vorwürfe gemacht werden. Und nur die Kinder der bürgerlichen Oberschicht, die das Geld sowieso zur Verfügung hatten, waren in der Lage, sich ökonomischen Zielsetzungen teilweise zu entziehen und meist cooler in diesem Belang. Mit der Hauptrolle für die Ökonomie in der Musik, der Populären Musik im Mainstream, geht ein Zustand einher, in dem die Funktionen der Musik zuerst gesehen werden. Anstelle der Bedürfnisse von Staaten werden die Bedürfnisse von Peergroups befriedigt – soviele Staaten gibt es nicht. Der Gegenüberstellung wild / sanft in Sparta und Athen entspricht heute eine Sammlung von fünf allgemeinen Topoi, die ich 2004 umrissen habe (in: High Ideals and crazy dreams. Zur Darstellung von Topoi in Subkulturen und Randbereichen der Populären Musik, bei den Topoi handelt es sich um Verlorenheit, Wildheit, Coolness, Melancholie und Un/Freiheit). Die Zeit soll gehen, wie mache ich das? Wo ich alle Zeit der Welt habe? Ein Topos ist zum Beispiel kein Affekt. Bordune repräsentieren oder Spannungsbögen formulieren, ein Idealbild der Schwingung rekonstruieren? Auf Effekte hinarbeiten oder den einen, besonderen Effekt? In Form und Dramaturgie? Das Jenseits der Zeit wird gesucht. Musik verfügt über Zeit und verschwendet sie in Gesten und Spannungsbögen, womöglich noch Bordunen. Was sonst kann mit Tönen und Klängen über eine Strecke erreicht werden? Eine Peergroup zur Hysterie treiben? Eine Idealvorstellung ist, dass die Musik sich selbst beschreibt und derart entwickelt. In diesen Prozess bin ich als Musiker eingebunden (und nicht erst Theodor W. Adorno zufolge nicht mehr als das). Allerdings ist sie auf Inspirationen von außerhalb der musikalischen Welt, da soll jemand erst einmal etwas finden, angewiesen, um langfristig nicht zu stagnieren. Ist die eigene Stimme die der Objekte? Formal stehen Humor oder Drama, Epik und Weiteres im Vordergrund, je nachdem, wie jemand ausgerichtet ist. Die Funktionen von Musik rücken in den Mittelpunkt und werden, soweit es geht, am musikalischen Text festgemacht. Das Musikdenken wird systemisch und interdisziplinär ausgerichtet. Wie geht das, eine Sache auf den Punkt zu bringen. Druck allein bringt die Sache nicht auf den Punkt. Top down! Bottom up braucht einen neuen Beweis. Dazu will eine Gesellschaft halluziniert werden. Es weist zur Gesellschaft, die insgesamt projiziert aus einer Unschärfe heraus Gestalt annimmt, Fokus der steuernden Mechanismen ist von hier aus die Differenz. Das Vorhandensein einer Gesellschaft von Beginn an oder aus einer Unschärfe heraus, und sei sie nur halluziniert, ist in der Lage, Immanuel Kants Beweise gegen die Endlichkeit und Unendlichkeit der Welt zu falsifizieren, wie alles und jedes, das sich irgendwann irgendwo befindet, falsifiziert werden kann. Die Entstehung der Welt ist das orchestrale Erscheinen der Gesellschaft oder mehr noch das Erscheinen der Gesellschaft aus einer Unschärfe hinaus. Eine konzertierte Täuschung. Sie führt über ihre Konkretisierung zu einer weiteren Unschärfe, aus der hinaus wieder Konkretes gebildet wird, usf. Wenn der Volksmund behauptet, dieses oder jenes habe „unendlich lang“ gedauert, handelt es sich um die Projektion einer Unendlichkeit auf eine endliche Zeitspanne, was also kognitiv vorkommt und im Bereich des Denkbaren liegt. Dass da keiner wirklich hindenken will, versteht sich, denn Unangenehmes dauert lange an, Angenehmes geht schnell vorüber. Suggestiv und penetrant hebt sich die Hydra aus dem Geschwätz des Herzens. Die Hydra gibt es, aber keine Sirenen, so schön ist in der Welt nichts geworden. Die Hydra spielt sich nicht als Vertreterin der Regeln der Gesellschaft auf, sondern äfft die Regeln der Gesellschaft nach, spielt die Masken gegeneinander aus und schanzt den schwarzen Peter der unmittelbaren Gesellschaft zu. Sie verfügt über viele Stimmen, keine eigene, die Spiranten schieben sich in den Vordergrund, instabile Klangparameter bilden die Formanten. Sie kläfft und bellt und jault und winselt, um anzudeuten, dass sie mit den Regeln der Gesellschaft, besonders meiner Gesellschaft, nicht einverstanden ist. Das ist hinter der Falschheit und den penetranten Beleidigungen der Hydra, was die akustische Ebene betrifft. Wo die Hydra sich bald in jeder Gesellschaft auf diese Weise verhält, ist sie früher oder später Legion. Hat die Hydra keine Sprache mehr, verwendet sie für ihre Beleidigungen Namen. Den Traum von der Liebe gibt es irgendwann noch, wenn es auch die Suche danach nicht mehr gibt. Bevor die Hydra ihre hysterischen Emphasen feiern kann, muss sie mir die Worte verdrehen. Sie ist, wie eine schwerwiegende Verspannung auf den Ohren. So nebenbei wird ausversehen dann und wann im Laufe von fünf Minuten das Studio angeschaltet. Warum weiß keiner. 1969 war die Mondlandung. Ich habe großen Respekt vor der Mondlandung. Jeder Dollar, der in das Projekt gesteckt wurde, hat sich für die Investoren verzehnfacht. Ein Traum hat sich in der Welt amortisiert und Hoffnungen in die Welt getan, von denen die Menschen zuvor nicht zu träumen wagten. Als das Projekt über die Bühne ging, war ich fast sieben Jahre alt und alle sieben Jahre, heißt es, wende Deinen Blick. Der Hydra dienen, wie mit Norbert Wiener der Strom, Umweltgeräusche als Trägermaterial, dort jedoch nicht der Information, sondern der Desinformation. So verschiebt sich die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens von Klängen in der Zeit durch deren Konnektivität in Richtung eines Anschlussgeräuschs, das deutlich später kommt. Die Erwartung macht das mit den Geräuschen. Sie zieht die Geräusche in der Zeit nach vorne, sehr leise, Geräusche, die „physikalisch“ erst später eintreffen und von der Hydra als Trägermaterial ihrer impertinenten Beleidigungen verwendet werden. Erst das Fachliche ist in der Lage, die Hydra zu überwinden, wo es das Ignorieren und die Verinnerlichung nicht können. Das ist das Fundament, die Komplexität. Innere Stimmen könnten aufgenommen werden, wenn es Mikrofone gäbe, deren Membranen sensibel genug wären. Virtuelle Membranen? Haltungen und Einstellungen noch nicht in diesem Jahrhundert. Es lässt sich beobachten, dass, wenn ich eine Melodie rein kognitiv nachsinge, zumindest beim ersten Versuch die Stimmbänder kaum merklich noch beteiligt sind, es braucht also einige Übung, um eine Melodie ganz ohne Involvierung der Stimmbänder gedanklich zu repräsentieren. Wenn es überhaupt möglich ist. Das Schlimmste, was es gibt in der Welt, ist die Unwissenheit. Wer sich aufs Unterbewusste einlässt und glaubt, da könne er mehr lernen, als vom Bewusstsein, für den wirds bodenlos, wenn er nicht irgendwann umkehrt. Sprechakte, Humor in der Musik und frequenzfreie Musiktheorie, das werden wohl die Aufgaben für die nächsten Jahre sein. Zähle ich von der 0 oder von der 1 aus? Je mehr er stimmt, desto länger kann er bleiben – der Ton oder Klang. An sich ist er falsch, weil nur das Schweigen stimmt. Und nicht das Trommeln auf den Fellen. Das schon einmal gar nicht. Gebogen sein solls schon, gekrümmt möglicherweise. Wen man trifft, was man macht, was das ist, das man macht, das ist dem Schweigen zugehörig. Verläufe plausibilisieren sich als Störungen, treten als Geschichten auf, was sie nicht sind, sondern irgendwelche kurzen Störungen, die ausgesponnen und gleich wieder zernichtet werden. Die komplexen Personen in meinem Umfeld will ich nicht vereinfacht sehen. Wer protestieren will hat zehn Sekunden: 10, 9, 7, 5, 1, vorbei. Reihe Virtuelle Kompositionen: Ich überlege, eine Reihe unter dem Titel Dramaturgie Plus anzulegen, bei der ich die berühmtesten Themen der Musikgeschichte um je einen angehängten Ton erweitere. Richard Wagners Ringthema zum Beispiel, das steigt auf und steigt und steigt und danach kommt noch ein weiterer, ein alles entscheidender, Ton. Den ich setze. Vielleicht handelt es sich um einen Klang. Noch schafft es ein Ton bis in die Partitur, ein Klang dagegen … Ein Spritzer Wasser schafft zehn Zentimeter, ein Spritzer Ketchup dreißig, wenn ein Buch in der Nähe liegt. Kein Mensch will die Welt unendlich. Die Hördispositionen entscheiden oft, ob ein Stück funktioniert oder nicht. So genau wie möglich hören, mag ein Ideal sein, dann wieder gibt es Situationen, in denen das Hören geradezu verbogen ist und ein Stück, das sonst geht, geht plötzlich ganz und gar nicht mehr. Später geht es wieder, was ist nur passiert, dass die Tonhöhen plötzlich nicht mehr stimmten und dann doch wieder, als wäre ein Wille dahinter, der die Stimmigkeit, geradezu unabhängig von der physikalischen Gestalt eines Ereignisses, steuert. Eine feinstoffliche Kraft? Schnell eine Tonleiter dagegen gesetzt! Auf einen Hinweis auf einen Spielfehler bei einer Klavierinterpretation einer Scarlatti-Sonate auf CD bei Vladimir Horowitz hin, meinte Taymur (Streng), die Interpreten machten durchaus des öfteren Fehler bei Konzerten und auf materiellen Tonträgern, das sei nicht so schlimm und werde gewöhnlich akzeptiert oder überhört. Das ist wie mit Tippfehlern in der Literatur, selbst nach mehrfachem Lesen sind sie nicht zu vermeiden und das auch bei Büchern, wo das angenommen wird – jetzt zum Beispiel bei Poppers Offener Gesellschaft bereits drei oder vier Tippfehler … Dass das Leben überhaupt viabel ist, ist meines Wissens bisher noch nicht bewiesen. Als nächstes kommt, es müsse die ganze Zeit bewiesen werden und dafür wären die Menschen da – mit ihrem Urteil, durch ihre Geburt. Das ist ein Kurzschluss der Geschichte. Die Musikphilosophie, will ich behaupten, darf niemals einziger Ausgangspunkt und Ziel des Denkens sein, wie es Adorno vorgeworfen wurde. Der Grund dafür ist einfach: Musik erlaubt deutlich höhere Spielräume, als zum Beispiel der Soziologie zugemutet werden können. Laibach wollte ich in der Politik ebensowenig unterwegs sehen, wie die Dickies oder Lady Gaga oder fast wen auch immer. Wenn Menschen an Menschen denken, gibt es dumme Gedanken oder Katastrophen. Ich suche ein Werkzeug, mit dem ich einen Grundklang mustern kann. So als würde ich mit einer gemusterten Farbrolle ein Gitter oder ähnliches über eine Fläche auftragen. Gitter aus vertrocknetem Hund. Ich habe die bekanntesten Bücher der Weltgeschichte umbenannt, so heißt Die Lehre vom Zerfall ab jetzt Die Lehre vom Zerfall da, Zufall und Notwendigkeit heißt Zweifel an der Notwendigkeit. Castrop-Rauxel Mausheim. Ich kenne sehr, sehr viele Tabus. Das Tabu erspart das Opfer, so Oswald Wiener. Duck Hamilton. Verschwende Deine Jugend heißt von nun an Verschwende Deine musikalische Gestalt. Alle Worte kennt der Computer irgendwann außerhalb der Dialekte, alle Zeichen – fehlt noch das semantische Verstehen, an dem gearbeitet wird. Für Parodien empfiehlt es sich, Belcanto zwischen die Tonhöhen zu legen. Belcanto ist ein Derivat von Sprechakten. Wie soll ich mich aus der Sprache heraus in ein Gebilde retten, das tüchtig ist? Seit die Savefunktion obsolet wird, wird saven backuppen. Speichern in der Cloud hat unter anderem den Sinn, Speichervorgänge als solche über die Zeit zu retten, das Speichern-Denken. Musiksorten? Zur Produktion konventioneller und unkonventioneller Musik. Während einer Ausbildung in Richtung PA- und Beschallungstechnik, glaube ich, war es, meinte der Ausbilder, er mache hin und wieder auch Musik, Stücke, die er für Radionachtprogramme realisiere und an diese verkaufe. Damit erreiche er einen gewissen Umsatz. Das nenne ich konventionelle Musik, bis ins Format hinein schwingen. Das Eigentliche des Vinyls droht durch die Übermacht des DJ-Wesens zu verkommen. Alles wird funktionalisiert und dem Wachstum zugeordnet, die letzte Undergroundbar stellt auf Gastronomie um, das bringt am meisten Umsatz. Während eines Besuchs einer bekannten Technobar in Berlin wurde ich letztens aus dem 15. Stock geworfen, weil ich mich hingelümmelt und nicht ordentlich gesetzt hatte. Ich war allein und hatte keinen Cocktail bestellt, der Türsteher fragte mich, ob es mir gut gehe. Das größere Leid wäre radikaler? Durch das größere Leid ist man zuweilen so betroffen, dass Radikalität überhaupt nicht mehr zum Ausdruck gebracht werden kann. Das spricht also dagegen, einen entsprechenden Leidenshorizont zu verfolgen. Mechanistische Affirmation ist eine Folge, Abstumpfung geht damit einher. Ich zieh nach Mausheim, dann hab ichs endlich hinter mir. Das ist aufschlussreich, dass man nicht ganz so allein ist: Man kann nicht alles lesen in der Geschichte. Nicht einmal alles, was man lesen will. Die Welt ist größer als man selbst, und wenn man sie auch hinter sich lässt oder glaubt, sie hinter sich gelassen zu haben. Lesen jetzt einmal anders verstanden, nämlich als Musik hören, Filme schauen, Gedankengebäude verstehen etc. Hier die Umkehrvorstellung, die komplexesten Themen jenseits der Musik, denen ich zum Beispiel in Texten begegne, wurden nicht vor 100.000 Jahren und würden nicht in einer Million Jahren von mir ausgearbeitet, erst recht nicht im Moment, so ein Abfall ist oft zu lesen. Das war also sicher nicht ich, niemals, und es ist aber ein ähnliches Potential zu bemerken! Wie sehr viel schöner es ist, ein Publikum zu haben. Ist eine Superimposition Metazusammenfassung zum Beispiel zweier syntaktischer Verläufe? Und käme damit dem Ziel, in den Tonsatz zu fliehen, näher? Das billige Ideal der Böllereien zu Sylvester, die uns soviel Schaden zugefügt haben, dem Ideal der sanften Schwingung vorzuziehen, finde ich beschämend. Das allerdings begegnet einem oft in der Welt. Zum Beispiel mit der Steady-State-Theory. Leichtigkeit mit dem Unreflektierten zu verwechseln, ist ein Problem des Populären. Was soll das System? Es geht nicht um Liebe, es geht nicht um Arbeit, also was soll das. Leute sagen, irgendwer müsse die schmutzige Arbeit machen, sie befinden sich im Irrtum, die Gründe sind nur zu erahnen. Die Elektrik meiner Finger soll die Potentiometer derart steuern, dass Bass und Drums zusammenfinden. Das geht zumeist und ein Ergebnis ist, dass die Klänge diverser parallel bearbeiteter Expander, ob es beabsichtigt ist oder nicht, nach einer Zeit der Bearbeitung sich soweit annähern, das tun sie, dass zuweilen kaum ein Unterschied zu hören ist oder die feinen Differenzen zum Spiel genommen werden können. Steuern, interpolieren. So magnetisch, elektrisch, sind die Finger bei einer Summenaufnahme, dass sie die Musik zum Einklang zwingen. Für Musiker mag es naheliegen, Kontraste aufzusuchen, aber Abstufungen sind denkbar. Aus bestimmten, musikalischen Gründen, suche ich hin und wieder die Distanz zur Musik. Was einer tut, ist im Nachhinein, und tun muss er es trotzdem, scheint es zuweilen. Menschen, für die alles Bedeutung hat, leben an der Bedeutung vorbei. Wo ist mein Spiegel? Du, der Du mich so sicher sprichst, hast recht. Wie will ich heißen? Der Tinnitus ist eine sinnvolle Einrichtung. Die Frequenzen und Geräusche sollten nicht etwa nicht gehört werden, sondern auf Verspannungen hingelenkt, und sind in der Lage, hartnäckige Verspannungen zu sprengen oder lösen. Die Frequenzen eines Tinnitus wollen gewöhnlich nicht gehört werden. Es wird gedacht, das gehört nicht zu einem, aber das tut es. Sie werden derart ausgeschlossen und als ausgeschlossene überhaupt erst gehört. Hat eine Tinnitusfrequenz die ihr zugehörige Verspannung gelöst, verlischt sie. Um diese These zu stützen, bräuchte es allerdings eine lang angelegte Studie. Auch mit Schmerzen verhält es sich so, dass sie zu mir gehören und mich treffen, wenn ich sie auszuschließen versuche. Wie nur weghören, wenn man selber redet? Wer nur ein Jenseits der Welt vermutet, denkt sofort anders. Das sind die Zeichen der Zeit, dass die jungen Leute sagen, als wären sie persönlich mit allen da draußen bekannt, hallo, wir heißen soundso und sind gut drauf, und werden Millionäre damit. Der Projektname 100Records entstand im zweiten Winter 1994 beim Frühstück in Friedrichshain kurzerhand und nicht weiter reflektiert aus einem Widerstand gegen bedeutende Namen heraus und sollte nichts Bestimmtes heißen, sondern gut auszusprechen sein. Das Auf-der-Hand-Liegen war gefragt, direkte und unverhüllte Einfachheit. Passive Musik Berlin entstand, nachdem 100Records 2011 wirtschaftlich gefloppt war – die Stücke waren von einer Session zur nächsten halb so schnell und dreimal so lang geworden – vor dem Hintergrund der äußersten Seriosität, damit eine der Platten, die da erscheinen sollten, für den Deutschen Schallplattenpreis geeignet wäre. In der Tat ist außer der Mess-Compilation auf Atelier Records 2017 keine einzige Platte erschienen, weil kein Geld da war, allerdings wurde viel ins Internet gestellt und auf selbstgebrannten CDrs verteilt. Der Projektname seit 2016 präsentiert sich als hübsche dynamische Zeichenkette ohne Bedeutung und Lautbild. Der Name mischt sich auf Internetplattformen zum Teil in Text ein, an den jemand sonst nicht als Editor herankommt. Dynamisch heißt, dass der Schriftzug beim Kopieren mitunter umliegende Textbestandteile einbezieht. Auf diese Weise ist er schwer zu googeln, was sicher von Vorteil ist. Kein Lautbild ist genau richtig, damit die Gerüchteküche nicht brodelt. Kein Mensch kann den Labelnamen aussprechen, nicht einmal ich. Ich weiß gerade nicht, ob ich den Schriftzug vollständig erinnere, vielleicht könnte ich ihn inzwischen gerade so eben hinkritzeln. Wolke sein … fluff, fluff, fluff, und unter dem Firmament über die Dächer der Häuser ziehn / Über die Parks und die Parkplät-ze / Wolken sind riesig, schau mal: Von da bis da sinds bestimmt zehn Kilometer / Hoch oben über Prenzlauer Berg / Zieht ein Flugzeug mit drei Flügeln leise seine Bahn / Der Sonne hinterher / Jetzt komm ich Wolke … fluff, fluff, fluff, und man siehts nicht mehr / Was machen denn die da unten? / Ecke Prenzlauer Promenade, Ostseestraße / Befindet sich ein Industriegebiet / Ein Reifen wird gewechselt / Der Parkplatz ist nur halb bestehehehehellt / Prenzlauer Berg von oben, Wolke sein … fluff, fluff, fluff, und über die Dächer der Häuser ziehn / Wolken haben eine gute Zeit am Himmel / Und müssen das Geschwätz der Leute nicht hörn. Thema Demotivation, lass mal, ich kenn das schon, bongdong, bong dongdong bong. Melody-only! Spreizt die Melodie in der Musik die Melodien, die in der Alltagssprache vorhanden sind, grundsätzlich? Oder werden sie in die nächstliegenden Skalen eingepasst? Die Kids werden es lieben, dieses demokratische Instrument der Entlarvung von Sprechhandlungen. Zwitschermaschine würde vielleicht für kommende Leben obsolet und endlich verstummen. Nur das Missverständnis rettet uns, sonst wären wir längst einverstanden unter der Erde. Wolke sein … fluff, fluff, fluff, über dem Arkonaplatz, der Oderberger Straße / Runter zur Hufeland, in den Volkspark Friedrichshain / Wolke sein … Die Melodie des voranstehenden Liedes ist nicht frei atonal, so würde ich das heutzutage nicht mehr nennen, sondern nachempfundene Zwölftontechnik, Serialität, ohne seriell zu sein. Das setzt dem Serialismus einen drauf. So erschließe ich die obenstehende Liedkomposition. Was von den festgesetzten Tonhöhen abweicht, ist Sprechakt, was vom Ton in Geräuschhaftigkeit abweicht, ist Sprechakt, solange es nicht im Rahmen einer allgemeinen Musiklehre systematisert ist. Gültig ist es dennoch, aber als Klangkomponente, und hat mit der Komposition ein bisschen weniger zu tun, als die Festsetzung der klassischen Parameter. Bei einer Interpretation sind diese Anteile weniger verbindlich. Wenn die Menschen extra irgendwie singen, singen sie Aleatorik. Die Neue Musik ist die verletzte Musik. Die Menschen sind gelebte Widersprüche. Wolke sein … Wer nicht besitzt, hats im Jenseits besser! Und das Diesseits ist nur kurz … Der Rückstoß richtet einen beim Singen auf, was, wenn kein Ton mehr übrig ist? Es ist ein Hin-und-her mit Der Tödlichen Doris, Ideal und Hans-A-Plast, was wollen die bloß hier? Tödliche Doris jedenfalls ist stark an Sprechakten in der Musik interessiert, mir fällt in der Populären Musik im Moment gerade noch The Fall ein, die ganz anders klingen und besonders deutlich an Sprechakten orientiert sind. Besonders die Sätze Über die Parks und die Parkplätze / Wolken sind riesig, schau mal, und Der Sonne hinterher, sowie Ein Reifen wird gewechselt sind für mich zuerst kaum ohne den Einfluss Käthe Kruses denkbar. Es braucht hier je deutlichere Abweichungen vom gewöhnlichen Sprechakt, um sich stärker zu distanzieren, ein Motiv oder eine Melodie. Wolke sein … Morgen kauf ich mir Notenpapier und bring die Chose nieder. Genauer gesagt, habe ich bereits damit angefangen, aber Wolken sind riesig macht mir Probleme, weil zu bemerken ist, dass mit der möglichen Sprechart Der Tödlichen Doris bis zu zehn mögliche andere Sprechweisen, vielleicht zwanzig, abgedeckt und verunmöglicht sind. Die Abweichung und Aktualisierung der Phrase soll vorgenommen werden, damit es in der Zeit voran geht. Ich will das jetzt einmal anders anders singen, als damals das Andere anders gesungen wurde, alienisiert, indem es in eine, von der allgemeinen Musiklehre zum Teil abgedeckte, Syntax übertragen wurde. Ich glaube zu hören, dass Tödliche Doris geübt haben, Sätze aus der gesprochenen Sprache in Skalen zu zwingen. Also werde ich ein Problem mit der musikalischen Syntax, dem Tonsatz, mehr als mit Sprechakten als solchen, haben, und mich auf genau dieses Feld begeben, vom Sprechakt weg in die musikalisierte Sphäre des Kommentars oder Protokolls. Bietet denn die Musik mehr Abweichungsmöglichkeiten, dass ich das tue, und nicht stärker in die Sprechakte gehe? Die Quarte vermeiden, Sekundläufe auf Kompatibilität checken und bei gegebener tilgen. Wolke sein … Ein Satz ohne Ironie und trotzdem viel Air und ein fluff, fluff, fluff als lautbildähnliches Puffen. Das ü allerorten die Chance für Interpreten, eine Sinfonie unterzubringen oder einen Film zwischenzuspulen, mindestens vier Sekunden lang. Die Entwicklungen der Stimmungen von Instrumenten von den reinen über die mitteltönigen, dann wohltemperierten bis hin zur gleichstufigen, die heute die Musik dominiert, könnten einmal aus der Perspektive der Bevölkerungsexplosion verstanden werden. Je mehr Menschen, desto mehr Geschwätz und desto kreativer das Gehör, was das Ertragen von Dissonanzen betrifft. Denkbar ist das selbstverständlich auch umgekehrt … qu’un son impure abreuve nos sillons. Jetzt verstehen endlich alle, wenn auch nur noch ungefähr. Hier findet die Schwingung im Eigentlichen statt. Sicher lässt sich all das über Hörgewohnheiten im Rahmen der Musik erklären. In der Praxis werden Berechnungen oft widerlegt, jedes traditionelle Instrument erfordert eine eigene Stimmung. Klang und Ton. Ton nenne ich das, was gewöhnlich als Grundklang eines Instruments bezeichnet wird, das ist sein Ton. Die herkömmliche Begrifflichkeit ist an den Erfordernissen der traditionellen Musik festgemacht und erfasst die heutigen Verhältnisse bei weitem nicht mehr. So ist eine TR-808 zum Beispiel ebenso seriös wie ein Klavier oder Flügel und, für die, die nicht überzeugt sind, kostet sie in etwa das gleiche, wie ein Zimmerklavier. Die Differenzierung, die ich zwischen Ton und Klang ausmache, ist die der 2. Generation von Musikern der Elektronischen Musik. Da ist der Ton weitgehend mit Tonhöhe beschrieben und mit der Tonhaltigkeit eines Geräuschs, das heißt der Tonhöhe, wie sie hinter dem Geräuschanteil hörbar ist oder wird (Tonstärke). Hinzu kommt die Dauer, besonders die Tondauer im Verhältnis zur Dauer der Geräuschanteile. Letztes determinierendes Modul eines monophonen Synthesizers ist gewöhnlich die Hüllkurve, den VCA einmal außen vor gelassen.

Spideralarm

Kein Wesen habe ich zu Gesicht bekommen, das so komplex und schön ist, wie Spider, besonders, was die filigrane Oberflächenstruktur seines Chitinpanzers betrifft. Mein Kater TomTom hat sich nicht erschrocken, als Spider auf vierzig Zentimeter angewachsen war. Er zu Spider rüber und dreimal mit der Pfote „patt, patt, patt!“ Spider hat sich aufgelöst. Spider kann bis zu eineinhalb Meter groß werden, vielleicht größer. Er materialisiert sich, wo und wann er will. Wenn das Licht nach ihm schlägt, weicht Spider mit einer genauen und sanften Bewegung aus. Spider passt sich gut in reduzierte Umgebungen ein, wo die Sinne etwas von jenseits der Welt verraten, aus übermäßigen Reduktionen der wirklichen Welt. Ich vermute hinter Spider eine Art von auf die Spitze getriebenem Ästhetizismus. Die Stuhlbeine und Türrähmen – es sieht fast aus, als bestünden sie daraus – sind von Spinnen übersät, die, unterschiedlich groß, übereinander krabbeln und kriechen. Flannellhaft flattern die Netze in den unbesetzten Raum. Es ist der Übergang zur Kante, wo bald geometrische Struktur in einen Brei unterschiedlich großer Spinnenleiber zerfällt. Spinnenleib entspringt aus Rigipswänden und erstreckt sich mit seinen Tentakeln in den Raum hinein. Vier, fünf gegeneinander verschobene Riesenräder drehen sich und eine Thai schaut mich lächelnd aus der Rigipswand an, Archeoropoeiiten. Ich treffe sie kurz danach auf der Prenzlauer Allee und sie grüßt mich freundlich, als sie mich erkennt. Archeoropoeiiten gibt es in der Musik auch, bei einem Set zum Beispiel Einsätze, die sich im Nachhinein als plausibel erweisen, so dass gesagt werden kann, das stammte nicht von einem selbst, unglaubliche Synchronizitäten, ohne darauf hingearbeitet zu haben. Beispiele könnte ich auf Anhieb etliche benennen. Ich glaube, dass solche archaischen Muster sich fast immer aus dem Erkennen von Sprechakten erklären. Das ist nicht alles, wie kommt zum Beispiel der Eminem-Anteil in das Set 3/2 von Yomillak. Das Vorgehen im Einzelnen: Es wird eine Idee oder Ähnlichkeit oder ein Einfluss während der Produktion erkannt, zum Teil wie ohnmächtig entwickelt und, anhand des Hintergrundwissens, über das jemand, und sei es unterbewusst, verfügt, zur eigentlichen Gestalt gebracht. Im Flur auf dem Laminat hat sich ein Muster mit Zentrum aus fluoriszierenden roten Punkten zusammengesetzt. Die acht Beine schlenkern noch, aber das Gebilde wird fester und der Kopf als solcher sichtbar. Fast bin ich völlig erstarrt, schaue zur Wand, die Rigipswand sieht aus wie ein Multimonitorscreen, der in unterschiedlichen, mit schwarzen Rändern unscharf mosaikartig voneinander abgesetzten Kästen, simultan Szenen hypothetischer Leben zeigt – im Afiba. Insbesondere sehe ich ein Begräbnis, vielleicht mein eigenes, und die mir bekannten Trauernden, die Blumen auf meinen Grabstein legen. Johanna! In anderen Kästen ein Miteinander Unbekannter und von Kreisen, zum Teil frivol und von morbider Lüsternheit durchsetzt. Jeder Gedanke und Affekt wird in Graustufen hochaufgelöst wiedergegeben, dunkel das Leid, Antipathien und Verwerfungen, hell Lust und Freude und die Rationalität, soweit sie keine verstaubte ist. Der Eindruck eines leichten Flackerns kommt dazu, als säße hinter einem ein Vorführer, der einen Projektor bedient. Hell und erträglich sind Sorgfalt und Achtsamkeit, frische Rationalität, Zuversicht, Mut, alle Tugenden und zuweilen das Zufriedensein für kurze Zeit entgegen der satten Zufriedenheit. Wunden und Verletzungen sind ebenfalls dunkel dargestellt, die Körper regenerieren sich innerhalb von Sekunden und werfen die Dunkelheit wieder ab. Meiner Katze hatte ich einmal nebenbei aus Ärger einen aufs Fell gegeben, an der Stelle hat sich ihr Fell nach einigen Wochen von weiß zu schwarz verfärbt. Klondyke war eine Schildpattkatze, die, aufgrund einer chronischen Bronchitis in der Kindheit, in ihrem Leben nur ein einziges Mal Miau gesagt hat und ansonsten viel getanzt und gelacht. Es gibt das Lachen jenseits des Klangs. Das einzige Mal, dass sie gesprochen hat, klang es erstaunt, obwohl es nichts zu staunen gab. Jede Katze hat eine eigene Fähigkeit, etwas, was sie auszeichnet. Der Klang war keine Sekunde oder genau eine Sekunde lang. Wunden und Verletzungen kommen im Afiba physiologisch offenbar bereits durch entsprechende Gedanken der Teilnehmer selbst oder anderer Teilnehmer zustande. So fällt einmal nebenbei ein Arm ab und wächst in Sekunden wieder nach oder eine sonstige Verletzung ereignet sich, das Prozedere im Verlauf von schwarz zu weiß, und kaum einmal ist eine Reaktion des Betroffenen dabei zu sehen. Hell und Dunkel, ob angenehme oder unangenehme Formen, befindet sich im Afiba in einer Art instabiler und zerbrechlicher Balance. Sind in manchen Kästen etwa Dämonen zu sehen, die den Teilnehmern, für sie selbst offenbar unsichtbar, Gedanken einflüstern, in diesen oft Engel, die den Angefochtenen still zur Seite stehen? Weder Dämonen noch Engel sind zu sehen, Hieronymus Bosch ist jedoch nicht fern und ich erinnere mich an einen Kupferstich, der einen Einblick in die artes moriendi illustrierte. Ein Sterbender schleuderte das Geschirr aus Wut über das, was ein Dämon ihm zuflüsterte, von sich. Keiner der Teilnehmer in den Kästen hat anscheinend auch nur eine Ahnung von denen in den anderen. Möglicherweise fehlt es an Interesse. Auffallend ist, dass die Teilnehmer in den Kästen oft fließend von einer Gestalt zu einer anderen morphen, anscheinend je nachdem, an wen sie gerade denken, sie kehren aber immer wieder zu ihrer Grundgestalt zurück. Es gibt keine Anzeichen, dass sie das überhaupt bemerken, auch setzen sie ihr jeweiliges Tun unbeeindruckt fort und wechseln nicht ihre Position oder ändern ihre Bewegung im Raum. Das Fließen der Körper durch die Silhouetten ist nur sehr schwer zu verkraften und strengt die Augen an, entsprechend hoch ist wahrscheinlich nicht nur die Auflösung, sondern eine weitere Qualität kommt zum Zuge, wobei die Frage besteht, ob sie nicht in Zusammenhang mit dem Flackern des Projektors in Verbindung zu bringen ist. Das Licht kommt mir unnatürlich vor, Luminiszenz in Graustufen, nach einigen Sekunden, einer halben Minute, schmerzen die Augen. Jeder Schmutz wird im Afiba dunkel dargestellt, der Mülleimer quillt derart die ganze Zeit aktiv über. Man muss aufpassen, dass im Laufe einer harmlosen Szene, die sich für Sekunden ganz unspektakulär, nett schon fast entfaltet, nicht plötzlich ein Spider erscheint oder Ekel und Gewalt zum plötzlichen Schrecken aus dem Bild heraus oder in das Bild hineinzucken. Wie bei Jean Cocteaus La belle et la bête sich ein Organisches aus dem Stuck stürzt oder die zerfetzten Ränder der Fraktale in verfranste Feinstofflichkeit zerfallen. Die Veränderlichkeit einer Szene über die Zeit und eine kurze Einsicht hinweg zu verfolgen, wird zumeist durch die Spider verhindert, so sind die Augen immer in Bewegung. Das also ist hinter der Welt? Unangenehm ist die Wolllust, die zuerst hell und dann rasch zunehmend verdunkelt erscheint, durchsetzt von Spidern in unterschiedlicher Größe. Jede Form von Dekadenz hat zuweilen katastrophale Auswirkungen. Das Schwelgen in Emphasen, ebenso in Liebesgeschichten, kommt einem in den Kästen besonders sinnlos vor und wird, durch die ihm zugehörigen, typischen Gesten, bei dieser Distanz zusätzlich ins Absurde gezogen – kein Wort ist zu hören. Keinerlei akustischer Eindruck begleitet die Aufzüge. Gustave Flauberts Salammbo und seine Bedeutung in der Geschichte der Literatur fällt mir ein. Könnte ich nur vor Flauberts Salammbo gehen, wie lange ist eine unbelastete Ästhetik aufrechtzuerhalten. Ich selbst sitze in einem solchen Karton, jeder meiner Gedanken, jede Haltung und Emotion hat unmittelbar Auswirkung auf die ästhetische Gestaltung der Szene. In jedem Kasten entscheidet die Gesamtschattierung nach dem Vergessen der Einzelheiten über das Maß der Kontemplation, wie viele Stimmungen für eine Welt der Artefakte bereitgestellt wurden. Erinnert werden zuerst die Routinen, die womöglich formuliert vorliegen. Bin ich ein Kasten im Afiba, jeder dunkle Gedanke, jedes Leid verdüstert meine Szene, jede Ausschweifung bis hin zum Spideralarm. Aufgrund der niedrigeren Auflösung der Verlaufsebene ähneln viele Aktionen sehr frühen Film- oder Videoformaten, was die Bemühungen der Teilnehmer deutlich ins Profane verschiebt – jedes Pathos ist profan und bereits der Anhauch eines solchen verdunkelt das Geschehen. Die erträglichsten Kästen sind noch die, in denen Alltagshandlungen ganz unspektakulär vollzogen werden, die bürgerliche Mitte ist einigermaßen spiderresistent. Das Lesen ist hell und dauerhaft hell, wenn auch langweilig anzuschauen. Umbrüche und Schicksalsschläge in den Geschichten werden durch die Tonlosigkeit der Szenen emotionslos eingeschliffen, ein Leben ist in zehn Sekunden zusammengefasst, eine Ansicht aus der Kindheit, eine aus der Jugend, die Hochzeit, das Wiegen des ersten Kindes, Alter und Tod. Länger ließe sich sowieso nicht hinschauen, ohne die Augen zu schädigen. Im Afiba wird das Epische akzentuiert und das Dramatische bis zu einem Minimum heruntergefahren. Sind die Teilnehmer erloschen, tauchen sie in keinem der Kästen mehr auf. Für das Treiben in den Kästen sind keine Gründe ersichtlich, nichts bleibt übrig, die Einrichtungen dagegen sprechen davon, dass das Material langsam entwickelt wird. Das Afiba ist zur Selbstverständigung da, nicht oder nur in Ausnahmefällen zur Kommunikation. Jenseits der Welt ist der Krieg ganz formlos, ohne jede Form und bedient sich aller Formen. Wer dort nicht über strikte Haltung und Disziplinen verfügt oder sich nicht ganz und gar über sich selbst und seine Ziele im Klaren ist, kann sich gleich einweisen lassen. Spider ist die einfachste verbindende Struktur, die es gibt. Ich sehe TomTom, er ist Spider geworden, und räkelt sich, die Tentakel wetzend, an der Couch. Kurz zuvor hatte er mich in einem Zustand, ganz offensichtlich, der Unwissenheit ob seiner Situation und seines weiteren Schicksals verlassen. Schaute fragend. Ob er in Unwissenheit verlösche, fragte ich mich, als sein Kopf zwischen die Pfoten sackte. Nicht am Ende aller Tage und nicht danach wird die Welt verlassen. Eskapismus in die wirkliche Welt? Eine Ausflucht, dass die Kinder, die Erwachsenen, die Alten, ein Schicksal zu tragen haben und so in der Welt sind, wie sie jenseits der Welt irgendwo, wo auch immer, sein mögen. Das Leid vergeht und das Üben, mit der Welt zu leben, entsteht. Eine Gruppe betagter Muslime mit Turbanen diskutiert auf einer freien Fläche, einer ausgetretenen Wiese, vor einem leeren Horizont, es wird die Lösung für ein Problem gesucht, Ratlosigkeit in den Gesichtern. Kodakrollen von Geschichten tanzen, fast schon Impersonierte, vor mir herum und ziehe ich an einer Rolle, ziehe ich den Filmstrip aus und er wickelt sich um die Leben der derart entstehenden Kreaturen, die ihren kurzen Tanz im Strip austragen. Sir Edmund Hillary erklimmt mit einer Fahne einen Zipfel meiner Bettdecke. Wenn auch der Strip vergrößert und konvertiert, sogar vervielfältigt, werden kann, verdichtet bis zum Materiellen hin, werden die Disziplinen nicht irgendwann weniger? Nein, sie werden ausdifferenziert und vervielfältigt, bis nur noch Disziplinen übrigbleiben und Üben, mit der Welt zu leben. Wenn ein Mensch für eine Armbewegung 1000 Muskeln involviert, involviert Spider für die gleiche Bewegung 10.000 Muskeln, alle unter seinem lichtlosen, irdenen Panzer. Das Wertvollste gegen diese schillernde Vereinfachung ist die Traurigkeit, die der Mensch am Ende aller Tage als Puffer verwenden mag, wenn er davor alle Puffer hat fallenlassen. Um dahin zu finden, soll das Geschwätz des Herzens, Hydra, Spideralarm, das Afiba mit dem Schwert der grundlegenden Intelligenz (Chögyam Trungpa) durchschnitten werden. Wie die Leiche Des Lieben Go werden die Reste des Ungetüms Sprache beiseitegeschafft. Und die halluzinierten Gegenüber leiden sprachlos, ohne Gegenwehr oder einen Widerstand. Am Ende aller Tage stehen zehn Bodhisattvas den zehn Sonnen gegenüber, eine Stimme vernichtet den Aufzug durch Larmoyanz im Kommentar. Was ist signifikant, ist die Frage. Die Antwort geht an mir vorbei. Ich will nichts weiter erreicht haben, als Gerhard Richters Tizian in Musik. Dazu brauche ich 260 Gramm vom Schaffen György Ligetis … Man kann nicht alles wissen in der Welt, ist hoffnungslos übertrieben, man kann nur wenig wissen, ist viel wahrer. No meint, der Tizian ginge, man müsse sich nur einmal anschauen, wie Salvador Dalí eine Leinwand grundiere. Allemale besser, als zu erahnen, was das eigentlich heißt, das Wort Musik, und zehn plausible Sekunden damit zu füllen, wäre es gewesen, in der Zeit eine Tonleiter einmal rauf und runter zu spielen. Deshalb machen viele lieber Musik, als dass sie wissen wollten, was der Begriff in diversen abwegigen Geschichten bedeuten könnte. Oder mit was für einer Gewalt eine Begriffsverklärung einen für zehn Sekunden überrollen kann. Das vermeintlich Überzeugende wird weggeschlafen und weggeträumt und weggetan, dahin, wo es hingehört, zu den Akten. Beim Malen liegen, was Edits betrifft, völlig andere Zusammenhänge vor, als beim Musikmachen. Wer in der Malerei meint, einen falschen Strich angebracht zu haben, kann ihn übermalen. In der Musik geht das nicht. Eine falsche Frequenz kann nicht verdeckt werden, im Höchstfall kann sie nachträglich begründet werden, damit ist sie auch physikalisch nicht mehr unbedingt falsch, sondern schwer zu hören oder verstehen. Klangsynthese entspricht am ehesten der Farbauswahl und zum Teil Materialauswahl in der Malerei und bildenden Kunst. An sich gibt es so etwas, wie Fehler bei der musikalischen Handlung nicht, jedes Handeln ist immer richtig, außer einmal im Nachhinein, wenn es durch diverse Vorurteile belastet und ausgeordnet wird. Gewöhnlich verhält es sich bei dem, was keinen Eingang in ein Final bringt, insbesondere bei Summensets, um so etwas wie die Negativformen von Zuschnitten in der Mode. Das war nicht falsch, aber weit weg von dem, was überhaupt als hörbar eingestuft werden könnte. Der Loudness-War wurde von Beginn an und wird bis heute mit unterschiedlichen Mitteln ausgetragen. Nicht nur Mitteln der Summencompression, sondern Mitteln, die beim Mix bereits eine Rolle spielen. So zum Beispiel der Brillianz im Gesamtklangeindruck, sowie der Präsenz, dem Druck der verwendeten Instrumente. Je direkter und umstandsloser der Umgang mit den Instrumenten, desto lauter die Schallplatten, scheint es zuweilen. Der Verbraucher feedbackt das, indem er bei der Betätigung des Hauptknobs am Verstärker unbewusst an die Stromkosten denkt, wodurch eine leise gemasterte Platte ein Gefühl des Unwohlseins hinterlassen kann. Wenn er nicht als Mensch von vornherein freigiebig ist, was wir hoffen wollen. Freigiebig und nicht faul. Die Vibrationen der Nadel kosten, das könnte das relativieren. Die Präsenz einer Aufnahme zu beherrschen, wie zum Beispiel Kevin Saunderson das kann, setzt zum einen die richtigen Aufnahmebedingungen voraus, ein Hallgerät mit verschiebbaren Goldplatten ist vielleicht das Optimum, zum anderen eine gewisse Souveränität im Umgang mit den Maschinen. Da geht es um Anerkenntnis der Möglichkeiten der verwendeten Maschinen im Sinne der Entwickler, ein Vertrauensvorschuss wird geleistet, klangsynthetische Ideale stehen im Hintergrund. Lange Pads und kurze Attacks und Releases, man kann sie leise nennen, sind das Optimum, glaube ich. Die Lautstärke befindet sich bei einer viergliedrigen Hüllkurve derart im Decay und Sustain. Dynamikabstände werden durch Druck möglichst beseitigt. Im Verlauf, was diese Welt betrifft, möchte ich behaupten, dass ein möglichst früh und schnell abnehmendes Interesse, oder für die, die Angst vor Stagnation haben, ein zunehmendes Desinteresse, das Rennen machen. Das soll die Gelassenheit sein? Mit mir ist es vorbei. Und die ganze Malerfarbe für die Renovierung? Da wär ich fast für gestorben! Wie heißt das noch, das Universum jenseits der Welt? Auf die Gesellschaft, wie sie ist und in den Medien repräsentiert ist, will ich mich nicht mehr einlassen. Auch Gesellschaftskritik liegt mir fern. Wenn ich gegen die Gesellschaft schreibe, hasse ich sie. Und wenn es mich das Leben kostet, ich kann das nicht mehr hören, wie die Leute sich verständigen. Wie sie ihre Affekte managen. Sich ängstlich in ihre Nischen begeben, ohne ihre Ängste überhaupt zu erkennen. Sich abdrängen lassen aus Stil- und Selbstbewusstsein in hilflose Situationen in Supermärkten, 10% da und sogar letztens 50% dort, oder Cafés, Kinos, vor die Fernseher. Und sich gegenseitig ihre Träume versperren. Und stattdessen im Zehnerpack Tennissocken den Preisvorteil sehen. Was ordnet? Dass es nicht eine Ordnung gibt, an die ich mich halten kann. Was ist die Differenz zwischen Struktur und Ordnung? Der Mangel, die Notwendigkeit, der Mensch ein Mangelwesen? Zum Beispiel der Budde? Ich? Ein Mangelwesen? Wo denn? Das verbitte ich mir. Mein Kater, der uralt geworden ist, hat das morgendliche Geräusch der Kaffeemaschine geliebt. Dann war er nicht mehr allein. Aber es gibt ja noch andere Gesprächspartner, nicht nur mich … „Wer hat mein Lied? So zerstört?“ Ich wars! Ich habe Komponenten daraus dekontextualisiert und in andere Zusammenhänge hineinmontiert. Ich bin auf der Suche nach den technischen Einzelheiten, was Spideralarm betrifft. Welche Komponenten ermöglichen das? Zunächst ist festzustellen, dass sich Spider direkt und sehr nah auf der Netzhaut abbilden können. Sehr plötzlich und für Bruchteile einer Sekunde, die filigranen Strukturen stolpern in weniger als einem Zentimeter Entfernung durch eine Nebellandschaft, überlebendig, fast schon am sterben. Normal einen halben Meter hohe Spider kennen keine Größe mehr. Es sind zwei Komplexitätsstufen zu denken, eine mit höherer Auflösung und eine mit niedriger. Diejenige mit niedriger ist der eigenen näher, Spiders und diejenige seiner Urheber die höher aufgelöste Stufe. Auf diese Weise ergibt sich durch die Möglichkeit von Zwischenstufen ein Kontrast, der Shortcuts empfiehlt, die im Normalfall gegeben sind, gewöhnlich zum neuronalen Lernen aktiv und in solchen Fällen gecuttet. In einem Bild zwei deutlich unterschiedliche Auflösungen, von denen eine dazu da ist, Angst und Schrecken zu verbreiten. Das visuelle Umfeld, eine Art Hintergrund entsteht, ist in solchen Fällen tendenziell betont amorph und eher flächig. Ist Spider aus dem Grundmaterial komprimiert oder besteht er aus einem eigenen? Robbie Williams berüchtigtes Ekelvideo kann einen visuellen Eindruck liefern, Peter Steins Faust-Inszenierung ebenso. Mystik, der Rückzug aus der Welt, Müdigkeit bis hin zur Erschöpfung, Frequenz, Berechnung, Absicht oder Absichtslosigkeit, Spider ist deutlich eher errechnet als beschrieben. Beschrieben kann er im Nachhinein werden. Was auch geschrieben steht, lässt sich kurzerhand in einer Formel wiedergeben. Die Zerstörung eines Shortcuts entspricht in etwa der Zerstörung einer Bridge oder eines Tunnels in einem Popsong, der Lernprozess wird für eine Weile ausgesetzt, daher die Verdichtung im Refrain – das gegen Gilles Deleuze, der den Refrain als Ursache versteht. Mehr wird er laufend konstituiert und in Folge rekonstituiert. Form als solche sollte in ihrer Symbolhaftigkeit erklärt werden und warum es eine Arachnophobie gibt, die den Menschen, nicht allen, von Grund auf mitgegeben ist. Ich selbst leide nicht darunter. Damit sind ideologische Horizonte mit der Frage nach einem allumfassenden Leitmotiv verbunden und nach dem peripheren Subjekt als Punkt in einer Vielfalt. Anstelle eines nicht-nichtigen Nichts. Nichts anderes will ich im Leben mehr wissen, als wie Spideralarm algorithmisch funktioniert. Ich glaube, dass Spideralarm auf irgendeine Weise mit dem fiepigen Tönen des Nervensystems korrespondiert, Signalketten, die die Menschen steuern, mit denen sie sich selbst aus einer Halluzination der Unwissenheit heraus steuern. Dafür spricht, dass es sich um zwei grundsätzlich oder zumindest doch weitgehend getrennte Welten zu handeln scheint, die sich in Konkurrenz befinden. Eine weitere Möglichkeit, die mir entfernter scheint, ist die Datenkompression. Die Frequenz der Bewegungsabläufe ist eine grundsätzlich andere. Ich will wissen, wie Spideralarm geht, will den Algorithmus kennen. Kann ich ich ihn zeichnen? Anwenden? Wie bei Montagen in der bildenden Kunst sind die Umrisse der Spider so scharf gezeichnet, dass die Körper wie in einer vierten Dimension erscheinen, einer Dimension der Übersicht und des Protokolls. Ich überlege, die Kanten meines White Rooms, in dem ich lebe, mit schwarz zu übertünchen, um einen Kasten im Sinne des Afiba zu erzeugen und dauerhaft zu vergegenwärtigen. Die Szene sollte für die außerhalb der Monitore eine interessante Repetition eröffnen. Das Problem ist, dass das Schwarz aus den Ecken und Kanten kaum wieder hinauszubringen wäre und die Angelegenheit mit der Zeit ein wenig Goth aussehen dürfte. Überklebungen könnten die Übergänge zur Bühne nicht simulieren. Ob die unsterbliche Seele synonym den Artefakten der Menschen ist und sich nach ihnen sehnt? Ihrer Verwirklichung in Artefakten, vielen Artefakten. Mönche habe ich keine gesehen, ein Za-Zen einer Sangha ist im Afiba denkbar, ohne dass es im Wechsel der Alltagshandlungen jedes Einzelnen besonders auffallen würde. Eine Alltagshandlung ohne besondere Bedeutung. Die Verfremdung durch die Projektion, das merkwürdig Stumme, all das führt dazu, dass gleich welche Szene ohne jede Beteiligung gesehen wird. Ob sich jemand auf der Toilette den Hintern abwischt oder ob er ein Buch liest oder seiner Freundin einen Heiratsantrag macht, macht durchaus keinen Unterschied und sein Sterben ist unspektakulär und nicht von Bedeutung. Gewinner im Afiba sind die bürgerliche Mitte, der Opiumraucher, der, der liest, der Entdecker, der Reisende, die Sangha und das Sitzen für sich, die Tanzgemeinde, die Spider. Was ein Musiker mit seinem Instrument macht, bleibt dagegen unerschlossen. Unerschlossen die Bilder, über die heftig diskutiert wird. Welt der Gesten und der bewachten Affekte. Reibt sich einer die Beine, ist die Aktion wohl sichtbar, nicht aber der Grund. Gründe sind im Afiba nicht oder als Schein vorzufinden. Ob jemand sein Leben allein durchlebt oder in Gesellschaft, gleich welcher, macht keinen Unterschied. Das Sehnen der Menschen ist im Afiba nicht zu erkennen, ein seelenloses Panorama, dem die Tonspur fehlt. Die guten Geister sind die Spider. Wenn die Spider nicht wären, könnte das Afiba eine Schule für große Gesten und Pathos ohne Auswirkungen sein. Zehn Minuten im Afiba, zwanzig Prozent weniger Mitgefühl – das garantieren wir! Sehr, sehr seltsam mutet der Zusammenhang zwischen den Teilnehmern und den umgebenden Möbeln, zum Teil Artefakten, an. Die Produktionskraft der Teilnehmer wird nicht plausibel, die Gegenstände stehen in der Gegend herum, wo zuvor Leute am Tüfteln und Tun gesehen wurden, Entdecker vielleicht. Vielleicht ein Gesetz der ersten Tat oder Handlung im Afiba. Es gibt Prinzipien, Meinungen und Überzeugungen, die sind ganz und gar nicht wahrnehmbar, nur Handlungen und Verhaltensweisen. Einrichtungen sind soweit standardisiert, dass das Gefühl entstehen kann, die Möbel und diversen Gegenstände bündelten Jahrhunderte. Kein Teilnehmer am iPhone, nicht einmal das kommt zum Zuge, dafür der Bauernschrank und die Glasvitrine. Sie sind zu ihrem jeweiligen Zweck in den Szenen oder gerade noch, das epische Moment der Verläufe zu betonen. Das Ästhetische im Denken der Teilnehmer lässt sich keineswegs oder kaum nur erahnen, begrenzt auf Gestikulationen und produktive Handlungen, die selten zu sehen sind. Alle die Welten haben den Sinn, den Eindruck eines Gegenübers oder einer Gegenüberstellung aufrechtzuerhalten. In der physikalischen oder physischen Welt sind Menschen wie lebende Systeme Teil einer Anordnung, in der metaphysischen gibt es keine derart fest umrissenen Konturen, Gegenüberstellung ist damit obsolet. Jede Szene verfügt über eine annähernd gleichlange Dauer, wenn sich auch subjektive Empfehlungen der Dauern verschwiegen sehen. Auf diese Weise bleibt das Panorama absurd. Jeder Verlauf, jeder Vorgang dauert gleich lang. Wie sehr Verstehen im Morphen aufgehoben sein soll, nur verstehen, verstehen werden die Texte, die Musik … die Bilder, die Bilder sind nicht zu sehen. Es ist zu sehen, wie Leute vor Leinwänden stehen und diskutieren, aber nicht, was auf den Leinwänden drauf ist. Das Afiba ist zu einem Teil Teil der Geschichte eines Jeden. An sich kennen die Teilnehmer dort nur eine Körperlichkeit, die des Zuschauers oder Betrachters. Um das Morphen der Personae am jeweiligen Ort zu stoppen, bräuchte es, für je eine Person, Bibliotheken, die bekannt sein müssten. Keine Deessentialisierungsstrategie hat bisher die Essenz beiseiteschaffen können, wie Hans-Georg Gadamer, vielleicht ein wenig enttäuscht, bemerkte. Allerdings beseitigt sich die Essenz die ganz Zeit selbst. Entgegen der Bildhaftigkeit der Sprache der Bibel sind heute, nach zweitausend Jahren, viel feinere Übergänge möglich, das sollte berücksichtigt werden. Das identifizierende Erkennen behauptet, dass ich bin, wo ich verstanden werde. Affirmation verachte ich, aber nicht Bestätigung, versteht sich. Flexibilität bedeutet schließlich nicht nur, ein anderes Zeitfenster aufzusuchen, sondern Differenz und Auseinandersetzungen. Zum Beispiel Ängste oder Anhaftungen formulieren sich in Klischees und da gibt es keine Grenzen. Die Idee allein, der Gedanke determiniert. Danach Idee und Gedanke. Und das ist ein bisschen problematisch, weil bei einer solchen Feststellung die inhaltliche und inhaltlich kohärent verfolgte Determinante fehlt, die in die Musik bezogen werden will. Es ist jedoch nicht unbedingt ein Wunder, das Inhaltliche versucht, sich durch Vielfalt zu entziehen und seiner Bestimmung oder Stilllegung konzeptuell zuvorzukommen. Für einen Neunzigjährigen ist das Leben genauso lang, wie für einen Zehnjährigen und besteht in einem Gedanken, einer Ahnung, einer Bewegung. Ausgangspunkt ist immer die Welt.

III

Wenn man schon ü sagt, muss man lachen oder nicht? Wenn sie schon Du sagen, sind Menschen determiniert. Wenn das Du schon stört, ist das Er oder Sie oder Es viel naheliegender. Selbst bei Kommunikationen zwischen Freund und Freundin lässt sich das beobachten. Das Es ist eine Musik oder ein Text, gleich welcher Art. Weil ich sehr gnädig bin, erkläre ich euch alle für nichtig und mit euch, also damit, euer Leid. Stirbt man nicht am Leid, stirbt man am Mitgefühl und wenn man stirbt, erscheinen zwei Silhouetten im Scherenschnitt aus Karton im Profil an einem Tisch vor einem schwarz auf weißem Hintergrund, umrahmt von einem Bühnenaufbau, ganz offensichtlich aus Holz – um die Zargen ganz oben rankt sich ein Wein. Die beiden sind ins Gespräch vertieft, der Mann mit Zylinder und hält eine Tulpe in der Hand, halbvoll mit rotem Wein, er trinkt ihr zu, einer jungen vollbusigen Frau mit langen Locken, die lächelt sich im Dirndl ihm entgegen. Die Szene erinnert mich an einen Film von Ken Russell, eine erstarrte Gesprächskonvention, ein Stillleben mit einer Riesenschlange, die dem Paar um den Hals gelegt ist. Nach Jean Baudrillards Statement, die Welt wäre aus-ausdifferenziert, war es überhaupt kein Wunder, wie Karlheinz Stockhausen sich zu den Anschlägen 2001 geäußert hat. Wer nicht selbst von einem der brennenden Türme gesprungen ist, kann im Grunde nicht wissen, welchen Kontexten der Anschlag zugehört. Das ist, glaube ich, der Hintergrund. Die geschwungenen Lider des Bodhisattvas sind die Bassdrum der Roland TR-808 und repräsentieren die Idealvorstellung der sanften Schwingung als dem Eigentlichen der Musik. Wissenschaft verfügt über mehr Toleranz, als jemand denken mag. An sich gibt es nur wenige formale Restriktionen. Die Frage nach der Wissenschaftlichkeit entscheidet sich mit der Seriosität eines Vorhabens. Je mehr von gleich welchem Vorgehen begründet ist, so kann der Eindruck entstehen, desto wissenschaftlicher. Die Frage danach berührt die Quellenauswahl, satztechnische Einheitlichkeit und den, an der Pragmatik ausgerichteten, Charakter eines Projekts. Aktuell nennt sich, so schätze ich die Angelegenheit ein, eine Sekundärliteratur bis zu zehn Jahren vor Projektbeginn. Es besteht die Frage, ob Musik, besonders polyphone Musik, irgendwann homophoner, zusammengehört, wird. Wenn ich an die Nähe des Alphabets zu den diversen Tonleitern denke, müsste, damit so eine überhaupt konstatiert werden könnte, vor dem ersten Ton eine Multisprachlichkeit existiert haben. Der Ton wäre sozusagen ein Destillat dieser Multisprachlichkeit. Dabei geht es nicht nur um die Linguistik, versteht sich. So verhält es sich nicht bei Ernst Wilhelm Nay: Ich stehe vor einem Bild und glotze auf das Bild, bis jeder Rhythmus verschwunden ist und selbst die zweite Dimension verschwindet und zwischen mir und dem Bild kein Raum mehr ist. So verstehe ich Perzeption. Das ist eine Überwindung von Dualität – eine mögliche. So verhält es sich bei Ernst Wilhelm Nay: Ich liege auf einer Wiese im Mittelalter, um mich herum keine Häuser oder Anzeichen von Zivilisation. Weiß ich, in welchem Zeitalter ich auf der Wiese mich befinde? Interessiert mich das? Meine Umwelt besteht aus rhythmisierten Formen. Mein Körper verdichtet den Boden, die Schwerkraft macht ihre Sache gut. Es ist eine Nacht, in der Kometen die Erde streifen, Meteoren sich zu Sternschnuppen im Flug entzünden und auf die Erde stürzen. Wer weiß, wohin? Komm doch hierhin, komm. Nach Griechenland, nach Kreta. Die 4-to-the-floor zur durchlaufenden Bassdrum – von umrissenen Funktionen befreit, nur die allgemeinsten Funktionen, die kaum noch wahrzunehmen sind, bleiben erhalten. Das Stabile und das Fluide. Das Zeitalter der Affirmation? Trotz! Der flache Raum, der platte Raum – der Schallplatte-Raum! Flache Erde, coole Welt. Die Begehung des Flachraums, die Welt als Scheibe. Der Horizont im Halbrund über die Kante gesetzt, um mich zu täuschen. In Rio und in Kapstadt schlägts je um. Gäbe es kein Jenseits des Stroms, gäbe es keinen Eintritt in den Strom. Überwunden werden soll: Wenn Du stillstehst, hältst Du aus, wenn Du Dich bewegst, teilst Du aus. Ein aktiver Akzent und mindestens zwei inaktive sorgen für die Spannungsbögen. Begriffe, wie Alles oder Nichts spiegeln Wirklichkeit als Bezugsgrößen. Vorurteile setzen Geschichten in Szene, aber die Verhältnisse sind dynamisch geordnet. Die Dynamik vervielfacht die Übersichten. Die ersten schweren Maschinen, die ich bedient habe, sind wie ein Schub für den Thematizismus hineingekommen, während die leichten sich in Richtung Minimal oder repetitiven und rhythmischen Motiven und Formeln anempfohlen haben. Ein Thema steht zunächst schon eher still als ein Motiv, ein Thema ist ein identifizierbarer Bestandteil eines Gesamtgefüges und als solches pflügt ein Thema die Gestalt eines Stücks und ist Anlass für weitere Bewegungen. Am schwierigsten ist das Nebeneinanderstellen von Themen, ob das überhaupt einmal irgendwo funktioniert hat? Selbst King Crimson sind, was das betrifft, gescheitert, das ist bei denen nicht schlimm, der Rest ist gut. Die anderen Parameter überblenden dieses ungewollte Surplus, nämlich Klänge und Dramaturgie, wo sie schlüssig sind. Doch, ich kenne ein Negativbeispiel, und zwar Genesis. Das hätte in der Tat nicht passieren dürfen. Auch Carla Bley nicht. Die Beatles haben mit diesem ganzen multithematischen Nebeneinander und epischen Unsinn in der Populären Musik angefangen, glaube ich. Spielen verrückt, als wäre das Musik und nicht etwa Dramaturgie mit musikalischen Mitteln. Zum Teil neckische Musik, was ja keine Musik ist, das machen nur Leute, die ihren Humor verloren haben. Die Band ist jetzt schon so lange verboten, vielleicht sollte man sie ganz begraben. Wo die Electric Prunes beateln, da ist es angesagt, nicht einen Moment zu zögern und die Nadel weiterzusetzen. Ebenso bei vielen anderen Bands, die sich nicht gescheut haben, die Regressionen der Beatles nachzuvollziehen. Ich kenne überhaupt kein einziges Stück Musik, das mir gefällt, bei dem nicht wenigstens ein Hauch von Humor drin ist. Das ist schwer zu erreichen. Um Humor in der Musik zu repräsentieren, ist es von Interesse, dass selbst die Unglücksfälle im Leben Witz aufweisen, auch das tiefste Leid überwunden wird. Das tiefste Leid sind die Oszillatoren, wenn sie nicht zur Stimmstabilität gebracht werden können und zuviel nicht-thematisierte Resonanz darauf ist oder ein zu kurzer Ton als Basis eines Klangs. Versteckte Repetitionen sind sehr leidvoll. 30 Jahre Ausstellung Positionen in der DDR 1987, den Katalog habe ich im Hausflur gefunden. Konrad Klaphecks Bilder gefallen mir gut, ich sehe dreißig Prozent Sophia Loren und Carlo Ponti. Mir wird dabei bewusst, wieviel Arbeit ein Mensch in Humor investieren kann, ohne Angst zu haben, dass der Humor die Ernsthaftigkeit seines Arbeitseinsatzes beim Publikum auf die Probe stellt. Bei welcher fortgeschrittenen Stufe artistischer Fertigkeiten Humor noch drin ist oder erst zutage tritt. Klapheck findet sich besonders in den MLord-Miniaturen von 2012, am deutlichsten ab min. 19:38. Es ist außerordentlich interessant, das Stück unter dem Eindruck der Bilder von Konrad Klapheck zu hören. Um ehrlich zu sein, klingt wirklich jedes Stück, das ich mir jetzt so von uns nochmal anhöre, wie eine Komposition von Konrad Klapheck und nicht von uns. Wie geht das? Tönt ein halbtransparentes Bild, die Schreibmaschine, meine Interpretation von was mich umgibt um oder ist er das selber aus einer anderen Welt? Kunst entsteht nicht, ohne dass jede Vorstellung von Sicherheit soweit wie möglich fahren gelassen wird, ähnlich in der Musik. Humor in der Musik lässt sich nicht erreichen, indem ans Leid außerhalb des eigenen nicht mehr geglaubt wird und viele bekommen Humor deshalb nicht hin, weil sie ständig ihr eigenes Leid nach außen projizieren. 70% einer Produktion gehen durch Humorlosigkeit flöten, das ist normal. Humor rührt die Menschen subtil. Durch nichts anderes, als Leidüberwindung, wird Humor gelernt und geht nur ohne Mühe, solange es nicht das Werkzeug betrifft. Sicher kann man die Leidüberwindung gleich in die Arbeit stecken. Humor hat den Galgenhumor und die meisten Unsicherheiten hinter sich gelassen und steht der heiteren Gelassenheit nahe. Was viele anstelle inszenieren, das ist, wie bei Nelly, The Elephant oder solchen Sachen, Regression in kindisches Tun. Mit Musik hat das nichts zu tun. Erst kommt der Theaterdonner und wird kritisiert, das solle mit musikalisch-syntaktischen Mitteln erledigt werden, aber der Bruitismus kaum ein Jahrhundert später walzt alles nieder. Alle idealistischen Gedanken zur Musik, wie sie sein sollte und sich nicht etwa frei in der Geschichte entfaltet – die etikettiert wird. … passiert mir die ganze Zeit. Ich will, dass das Liebe in die Geschichte zurückkehrt. Seltsamerweise braucht es dafür eine Traurigkeit. Wo ist die zu finden? Es brauche ein Glück, das über die Musik, wie sie gerade ist, hinausgeht. Sonst würde die Musik verhungern, stagnieren. Das glaube ich, aber wo ich etwas höre, soll eine Klimax sein, eine Sammlung von Signalen, die die Leute stillstellt und in Betrieb hält, wie es die Signale im Einzelnen zu erfordern scheinen. Nach dem Krieg des 20. und dem Neo-Futurismus des 21. Jahrhunderts folgte die Vernichtung der Umweltgeräusche durch ihre strikte Virtualisierung bis in die Formate hinein. Bis hin zum fast leeren Leiden oder was ist der Schlaf? Wie lange jemand lebt, ist die Frage von wie oft und lange er im Leben bewusst ist. Das komplette Bewusstsein während des Schlafs ist das Ideal. Der 14. Dalai Lama soll das beherrschen, ich selbst habe es einmal erlebt. Warum, warum, warum suchen die Menschen das Leid? Weil sie das Wohlgefühl nicht ertragen. Warum nicht? Warum wollen die Menschen sich ständig die Kante geben? Es ist das Entstehen selbst, das verpflichtet, ist zu vermuten und die Frage nach der Herkunft des Handlungspotentials und woran es festgemacht werden könnte, außer an der Umschiffung von Leidhorizonten. Nicht, weil bewertet wird, es kann rein dynamische Gründe geben. Die reine Dynamik ist nicht vorstellbar, weil Anfänge und Enden in dynamischen Zeitfenstern aufgesucht und verortet werden, ohne dass dieser Prozess irgendein Limit jenseits der Einfälle hätte. Nicht einmal die Intensitäten können dagegen an, Stoppmechanismen perpetuieren und vervielfachen das geistige Material, Resistenzen. Die Angst ist überall, was soll ich mich davor fürchten? Ich mag mich nicht wohlfühlen, wenn mein Tun und Lassen nicht von der Gesellschaft und der Welt bestätigt wird. Ich sehe keine Hoffnung und wusste nicht, dass Hoffnungslosigkeit so derart tief und hinter die Welt greifen kann. Auch das ist relativ fallend, relativ im Fall begriffen. Ich sehe keine Hoffnung mehr für die Flüsse und Ozeane, die Verkehrszeichen sind mir unerklärlich, keine für die Seelen, komplexen Gedanken und das Brüten hinter Sträuchen, für die Physiologie, das hat sich noch nie gehört! Was ist denn das? Wo sind die Drachen … Es kollidieren die Räume, leere Räume, alle mit etwas Spezifischem, das sie auszeichnet. Eine unnötige Tür, eine schief angebrachte Heizung, ein Verlöschen des Alltäglichen im privaten und anzumietenden Raum. Sterben wie leere, ausgehöhlte, verallgemeinerte Räume, Geschichten, die ihr Leben nicht wert waren, was jedoch schlimmer ist, ist, dass ihre Früchte und Produktionen mit der Zeit vor ihren Augen erodieren und langsam vergehen. Oder nicht mit der Zeit, sondern über der Toilette in zwei Sekunden als bedeutungslos weggewischt werden. Das Universum ist sicher eine Perle, eine Vielfalt, ein Glasperlenspiel in jedem Moment, den Wert der Perle habe ich nicht erkannt. So sollen die Formen gebogen werden, dass ein Quadrat kein Quadrat mehr ist, so wird die Welt geformt, bis ein Quadrat kein Quadrat mehr ist. Rot stehen, Grün gehen, alles andere: weggucken. Signale, Signalketten. Jetzt ist guter Rat teuer! Ich will das Geschwätz der Leute nicht mehr hören und das Geschwätz meiner eigenen Geschichte nicht. So habe ich die Wahl zwischen schlecht drauf sein oder traurig als latentem Grundzustand. Wofür sich wer entscheidet? Immerhin, die Formen, Farben und Konventionen überdecken das soweit. Die Jungen Kreationisten kennen eine Ursprache, es ist das Englische, wie wir es kennen. Die Welt ist älter, als sie scheint. Wie kann das sein, wenn die Ästhetiken doch korrespondieren, dass zwei Geschichten sich ausschließen? Durch das Gewicht, das jemand den beteiligten Personen oder Umständen in Situationen und Folgen von Situationen zugesteht oder durch die Möglichkeit, die Syntax Ideen verleiht? Es könnte ein Informationsgefälle oder eine mangelnde Fähigkeit zur Ausdifferenzierung konstatiert werden und der Fehler bei sich selbst gesucht. Das ist das Heiße an der Materie. Sind wir schon für ein neues Copyright, das die Schöpfungshöhe als Argument überwindet? Für den, der meint, es gäbe nur eine Freiheit, und das wäre die eigene, ist Schluss und seine Welt wird immer kleiner. Mitunter aber mystischer. Die weitere und schließlich die unbegrenzte Welt ist nicht mehr so sehr mystisch, sondern eher pragmatisch ausgerichtet. Mit Kontingenten ist es einfach, umzugehen. Mit dem, was nicht in Kontingenten erkannt wird, schwieriger. Es ist keine Aufgabe, andere zu beglücken. Wenn jemand jemanden beglückt, dann weil er eine zeitlang Freude daran hat, danach wieder nicht mehr und das Wahrscheinlichste ist, dass der Beglückte unglücklich wird. Aber ich freue mich ohne Ende, wenn ich davon ausgehen kann, dass etwas, was ich produziert habe, andere beglückt, weil es es gibt. Es wurde bereits alles erkannt und darüber hinausgegangen, indem es beschrieben wurde, ist unwahr. Wie nehme ich Einfluss auf die Gestaltung des Flows, der die Verläufe meiner Welt bestimmt, ist die Frage. Suche ich nach einem unbestimmten Nichts, in das von den Seiten her die Spider eintreten, die Dämonen der wirklichen und die jenseitiger Welten? Was sollten sie dort suchen? Nicht einmal eine Richtung wäre vorhanden. Belebe ich ein Konzentrationsgefälle? Mit Gestalten aus der übernächsten Fantasie des Menschlichen? Das kann nicht in meinem Interesse liegen. Jedes Etwas scheint nur durch ein Nichts zu überwinden sein. Ich suche eine fernliegende Distanz, vom Vorherigen aus gesehen, auf. Die Distanz zur Schönheit ist der Schönheit zugehörig, deshalb gibt es ein Sehnen. Die Welt ist besonders auch in Distanzen geordnet, das neben der Ordnung der Welt in Sequenzen. Mit den Distanzen stellen sich andere Qualitäten jenseits der Wahrnehmung ein. Die Schönheit von Menschen ist im Vorhandensein von Bildungskontexten zu suchen, das Bildungsniveau verschönert die Menschen über Leben hinweg. Das ist der signifikanteste Unterschied der Musik zur Malerei: Wenn ein Freund da ist und ich spiele ihm meine letzten Stücke vor, fühle ich mich ich ab und an veranlasst, zu sagen: „Und hier fängts erst richtig an!“. Erst dann bewegt sich sein Ohrorgan, denke ich. Bei der Malerei hat ein jeder die Fakten gleich vor Augen. „Guck mal das Blau … das Himmelblau!“ Dass alles in Gesellschaft entstanden sein soll und die Menschen aber am Ende aller Tage die gesamte Geschichte der Menschheit, soweit ihr Lernkontext die Hintergründe bereitstellt, auf ihre jeweilige Geschichte vereinigen sollen und persönlich verantworten, weist ebenfalls auf eine Auseinandersetzung oder einen Konflikt mindestens zweier Gesetze hin. Eine Leinwand grundieren, einen Bordun setzen – die Farbauswahl Klangsynthese in Kontrasten bis hin zu den 808-Basics. Eine Referenz oder ein Zitat befindet sich nahe an einem Dialekt. In Berlin hat sich inzwischen eine Szene entwickelt, die ich Minimal Bass nennen würde. Vielleicht gibt es schon einen Genrenamen. Die Musik, die ich bisher gemacht habe, hat nicht signifikant dazu beitragen können, das Leid aus der Welt zu schaffen, deshalb will ich noch einmal eine andere Musik machen. Die Differenz zwischen dem AR007-Master Crossing The Red Sea With MuellieMess And The Happy Birds vom Computer und von den Vinylen: Das Vinyl ist leiser und komprimiert besonders die resonanzstarken Frequenzen noch einmal auf einen, dem Material entsprechenden, Gesamtklang. Im gemasterten Original, den Files nach Master, klingt die Aufnahme deutlich brillianter und präsenter (Master von CBG, Dubplates & Mastering). Was Christoph aus den Aufnahmen gemacht hat, kann ein Vinyl kaum wiedergeben, sondern das Vinyl hat etwas komplett Eigenes, das dem Master eine eigene Dimension hinzufügt und auch etwas abzieht. Das Vinyl reduziert die Dynamikabstände deutlich. Die Höhenwiedergabe soll vom Cut auf 45 rpm bei hoher Spielzeit profitieren, insbesondere die Becken der TR-808 klingen tighter. Das geht ein wenig auf Kosten der Bässe und ein wenig mehr auf Kosten der Lautstärke, ist jedoch im Grunde angemessen, weil es grundsätzlich angemessen ist, die Hi-Hats der 808 in einer 808-basierten Musik genau und tight zu hören. Das Vinyl schafft ein historisches Klima. Wir befinden uns im Jahr 2047, vor dreißig Jahren erschien 2017 … wünscht sich jeder Musiker. Am Ende hatte CBG einige Argumente parat, die Daniel Pflumm (von Atelier Records) und mich überzeugen konnten. Was die Lautstärke betrifft, ist das Vinyl, und das ist etwas ungewöhnlich, fast genauso laut, wie das Original vor Master. Das Schillernde des Originalmasters kann das Vinyl nicht, dafür ist der Abschluss schön hell gelungen, in Lumen fast nur zu beschreiben. Alle Bewegungen der langen Klänge können selbstverständlich unmöglich wiedergegeben werden, dazu braucht es das File vor Master, das allerdings lange nicht auf jede Anlage passt. Ich überlege, ob das daran liegt, dass bei einem Master interaurale Differenzen geglättet werden. Schnelle Bewegungen und Phasenüberlagerungen. Aus der Perspektive einer Musik jenseits der Zeit ordnet ein Master die Stereofelder, sonst nichts. Die Pressung der Auflage ist mit 120 Gramm Normalgewicht (100 bis 120 Gramm) und damit etwas leichter, als die Testpressungen (140 Gramm), gutes Vinyl, klingt gut. Überraschenderweise klingt das Vinyl der Auflage entgegen den Testpressungen noch einmal deutlich besser. Kein Papier im Vinyl, kein recycletes Vinyl, ist anzunehmen. Das Design stammt von Daniel, der sich um den ganzen Aufwand kümmert. Beim Oratorium habe ich eine denkbar einfache Cutmethode verwendet und alle Sprachanteile der Session bis auf wenige Worte gelöscht und allein die Affekte behalten. Das Ende erklärt sich chronologisch, indem die Original Timestamps eines Files prinzipiell nicht versetzt werden. Ein Stück ist damit eine Kurzfassung eines Sets oder einer Session. Die Cuts verpassen dem Set die Stringenz, um Dramaturgie und Abwechslung zu einem Stück zusammenzubringen. Nach dem etwas überraschenden Ende war also einfach keine verwertbare Substanz mehr vorhanden. Das Oratorium ist ein Carillon, was zu Beginn des Stücks besonders deutlich zu hören ist. Es besteht ausschließlich oder zumindest fast ausschließlich aus Kadenzen. Für Carillons interessiere ich mich, seit ich vor etwa elf Jahren knietief durch den Schnee gestapft bin, um Aufnahmen vom hiesigen Carillon in Tiergarten, das das Regierungsviertel so mystisch überschallt, zu machen, die kurz darauf in unserer Lachenmann-Deko von 2006 eingesetzt wurden. Im Internet kursiert ein Text, den ich zu diesem Carillon 2012 verfasst habe. Die Carillonklänge zu Beginn des Oratoriums, die ersten drei Minuten, sind elektronisch erzeugt, das Stück ist komplett samplefrei. Die Vertriebssituation für diese Art Musik stellt sich oft so dar, dass es schwierig ist, Vertriebe zu finden, die fünfzig oder hundert Platten abnehmen, die je verschickt werden müssen und sehr schwierig, einen Exklusivvertrieb zu finden, der die ganze Auflage (in diesem Fall 400 Kopien) abnimmt. Die Finanztransaktionen sind oft ebenfalls aufwändig. Es können Plattenläden in einer Tour durch die Stadt besucht werden, die vielleicht je fünf Stück abnehmen, ein kaum lohnender Arbeitsaufwand. Langfristig ist der Arbeitsaufwand eines kleinen Labels, das keinen Exklusivvertrieb hat, nicht zu leisten. Interessant ist, wieviele Schritte und Jahre bei der Produktion eines Stücks zwischen den Edits latent angelegt sind und durchaus nicht bewusst werden. Zum Einsatz des Distortions in der Musik: Ein Distortion kann als nicht-destruktiver Störeffekt eingesetzt werden, um von der einfachen Repräsentation von Schönheit hin zu Andeutungen von Repräsentationen von Schönheit zu gelangen, indem zum Beispiel überschöne Melodien und Einsprengsel hinter einen Schleier der Vermutung getan werden. Bereits bei Repräsentationen von Sprechakten ist das Vorgehen zulässig, um den Rezipienten die Ohren zu spitzen. Ein Distortion hat den Vorteil, verbindend in Sinne eines Gesamtklangs zwischen den einzelnen Layern zu wirken. Es kann weitere Effektgeräte aus dem Ungefähren speisen. Das ist nur soweit zulässig, wie es nicht zur Verschleierung von Unstimmigkeiten verwendet wird. Der entsprechenden Versuchung begegnet jeder Musiker auf dem Weg, aber sie ist bald abgetan. Ein Distortion ist per se ein schöner Effekt, weil bei seinem Design zwangsläufig auf Schönheit als dem zu bewältigenden Gegenteil einer Störung hingearbeitet wird. Dass ein Distortion Sinn macht. Ein Teil der Menschheit ist irre geworden. Fast hätte ich, vielleicht als Reminiszenz des Kalten Krieges, geschrieben, die Hälfte der Menschheit sei irre geworden. In der Oper Sieg über die Sonne von 1913 wird diese oder jene Gruppe irre, jeder mehr oder weniger für sich. Die Begrenztheit des absoluten Denkens, und sei es in einer Gegenüberstellung, halte ich für vielversprechender, als die absolute Erkenntnis zu suchen. Bei einer Meditation fällt diese Begrifflichkeit sowieso nicht an. Und auch nicht, wenn jemand komplett in einen Produktionsprozess eingetaucht ist. Schafft ein Mensch alle Affekte ab, die er an sich erkennt, ist er gestorben. Es gibt also so etwas, wie eine Entscheidung vor der Entscheidung. Leute, die keinen eigenen Sprachschatz erarbeiten oder entwickeln konnten, regredieren irgendwann auf den Sprachschatz ihrer Eltern. Gibt es Gedanken, die nur zustande kommen, wenn eine gewisse physiologische Spannung zur Denktätigkeit hinzugetan wird? Ein Stirnrunzeln oder Naserümpfen oder Grinsen oder Ähnliches? Ein Katapult, eine Art Wurfapparat, eine Steinschleuder, eine Zwille, ein Löffel, mit dem Poppy Popcorn, Dum Dum Pops von vor dem Gesicht nach vorne geschleudert werden können? Dass eine Bewegung zum Denken hinzukommt, die den Vorgang begleitet oder kommentiert, unterstützt oder dirigiert? Synchron jedoch nicht bis ins Unbewusste, wo sie einen, wenn keine selbstverwaltete Geschichte drumherum ist, jenseits des Gedankens als leere Geste aus alltäglichen Kontexten, meist unwichtigen Kontexten, zu redirigieren zuweilen in der Lage ist. Ich sehe das Geschirrspülhandtuch und meine Hände und muss der Vision wohl folgen, ohne dass ich weiß, wozu das gut sein soll. Meine Hände bewegen sich, als würde ich mir die Hände abtrocknen, dabei bin ich fast schon eingeschlafen und liege ganz sicher unter meiner Decke. Dass einen jemand liebt wegen der Musik, die entsteht, ist recht unwahrscheinlich. Die Musik wird schließlich für eine Vielfalt an Leuten gemacht und nicht nur für eine Person. Komisch, dass es Leute gibt, die mit dem Herzen sehen können, das Erkennen hat so eine hohe Auflösung, das kommt einem zuweilen vor, wie eine Welt über der Welt, dabei ist sie jenseits der Welt. Bezugsgrößen werden in der Aleatorik verwendet, um eine Musik hörbar zu machen. Sie werden mit der Zeit weiter nach außen verlegt, wodurch sich Interpretationsspielräume ergeben und ein Stück für einen Komponisten komponierbar wird. Es kann gefragt werden, ob Bezugsgrößen einer Verallgemeinerung, zum Beispiel einer Reihe, entsprechen oder einem Positions- und Perspektivwechsel. Wie will ich denn gerne sein? Ich will nicht mehr lachen – unter keinen Umständen. Das Lachen überwunden haben. So ein Glück! 2017 – 80 Jahre Entartete Kunst, die erfolgreichste Kunstausstellung aller Zeiten weltweit, 30 Jahre weit weg von der Ausstellung Positionen 1987 in Ostberlin, ich kenne kein Bild von der Ausstellung Entartete Kunst. Wovor hat ein Mensch berechtigterweise Angst? Die Angst vor dem Erreichen des Arbeitsplatzes in der U2. Lieber nicht denken – Feind hört mit und je größer die Zeitung, desto sicherer die Fahrt. Das Kochen dezentriert mich seit Kurzem, ich will lieber wieder Fertigpizza essen oder den Pizzaboten kommen lassen, damit mehr Raum für die Musik ist. Erst, wenn der ganze Rest komplett trasht, wird die Musik zu dem Trash, der sie sein soll, damit sie Musik ist und nicht etwa Klangkunst oder ähnlich ausgeklügeltes Geschehen. Ausnahmslos jede einzelne Phrase der Solointerpretation von Karlheinz Essls Lexikon-Sonate ist als Sprechakt zu verstehen – über mehr als 25 Minuten. Ein paar unbegründete Repetitionen (drei oder vier, der Komponist wird mehr hören) und Verweise auf Metrik, metrisiert die Musik Sprache, ein paar Klänge, die über das Grand Piano hinausgehen, schießt sie über die Hysterie hinaus. Es gibt einen Plan, die Interpretation in Sprechhandlungen zu übersetzen und derart aufzuschreiben. Jeder dieser Sprechakte in der Solointerpretation sucht das Gespräch. Wie kommen die Sprechakte darauf, ein Gespräch zu suchen oder zu simulieren, wo doch nicht von einer wirklichen, sondern einer halluzinierten Gesellschaft ausgegangen wird. Und wenn es nicht so wäre, wären Immanuel Kants Beweise gegen die Endlichkeit und die Unendlichkeit der Welt nicht widerlegt? Jetzt schimmert die Sonne von über dem Dach vom Haus gegenüber durch mein Fenster mir direkt ins Auge, ich sollte die Fenster bald einmal putzen. Die Probleme in der Welt sind technischer oder sozialer Natur, so lautet die Suggestion, abgemacht ist das nicht. Das Metrische bietet die Möglichkeit eines Verstoßes gegen zentrale Parameter der Sprache und erlaubt oft sogar Verstöße gegen die Prosodie. Ist das Metrische in der Musik noch Sprechakt? Bei Bach oder Wiederholungen durch Wiederaufnahmen von Themen bei Scarlatti? Die Träume der Leute heute sind andere, als die zu Scarlattis Zeiten, und vielleicht ist es eine Frage wert, ob sie in die nächtlichen Träume, die Albträume, mit eingehen. Es könnte sich die Frage stellen, ob höfische Musik Sprechhandlungen anders repräsentiert, als zum Beispiel Pop- oder Volksmusik. Wohin, zuerst, gehört das Metrum? Als Errechnetes in die Mathematik, als distinguiert Intoniertes in die Musik, als einfach Repetitives zum Sport oder Militär. Dass in der Geschichte Keines benachteiligt werde. Und kein Fach und kein Gedanke, der sich zwischen den Fächern oder Disziplinen abspielt. Sprechakte zeichnen sich durch Interpunktionen aus. Wie steht es mit dem Ritardando und dem Accelerando? In der gesprochenen Sprache wird auf diese Weise, wie mit Crescendo und Diminuendo auf zunehmende Affekthaftigkeit hingewiesen. Eine Bewegung zur Körperlichkeit hin, womöglich eine Liebeserklärung oder eine Drohung. Das Glissando ist ganz deutlich Teil der gesprochenen Sprache. Im Festland-Kantonesischen erfüllt es zur Tonhöhenendung eines Wortes oder Satzes hin, möglicherweise in Phrasen im Rahmen der Populären Musik Guangzhous, eine bedeutende Rolle. Erst mit Bach, Kant und der Französischen Revolution wurde die Kultur ans Volk herangetragen, bis in die Irrenanstalten, wie Peter Brooks Peter-Weiss-Inszenierung zeigt. Das eben berichtet Theodor Fontane, die „Geister waren todt“, schreibt er Mitte des 19. Jahrhunderts. Wo seit der Französischen Revolution jeder per Copy & Paste, es würde mich einmal interessieren, wieviel Copy & Paste bei der Entwicklung von Emily Howell angefallen ist, in jedem noch so kleinen Städtchen ein wenig Kultur feiert. Mit der Kultur, dem Marmorimitat, erwacht nicht nur der Geist bei den Mengen und Massen, sondern ebenso das nächstschwächere Glied – die Seele. Eure Herzen sollen erfrischt werden durch den Umgang mit dem Material, das ist mein fester Wille. So lernt das Volk das Privileg der Könige, Mitgefühl, aus dem Umgang mit dem Material und nicht mit Seinesgleichen. Das Mitleid gegenüber dem Leid ihrer Nächsten hat sie nicht dazu gebracht. Besonders mangelte es dem Volk daran, Schadenfreude und Galgenhumor zu überwinden. Während und nach dem 30jährigen Krieg kursierten ganz im Gegenteil Krüppelwitze, wie heute noch in Hanoi, wo es in ähnlichem Maße Parodien zu Sängern infolge der Agent-Orange-Einsätze der USA gibt, die in den U-Bahnen aus dem Ca-Trù-Repertoire für Blinde singen. Die Frage nach dem Feedback ist eine Frage aus Angst. Am Morgen brüllen die Kühe von der Weide herüber und wollen gemolken werden, der Bauer lässt sich nicht blicken. Ihr Brüllen durchtönt die Luft. Dem Ochsen, damit er sich sputet, wird in die Hoden getreten. Das Ferkel quiekt und zappelt, der Bauer hat es an der Haxe gepackt und beachtet es beim Verkaufsgespräch nicht weiter. Die Kultur ändert nichts am Menschen, nichts ändert etwas am Menschen, wie er ist. Wird das Leben geschont, schont es sich selbst nicht mehr. Am Ende kenne ich nicht nur die Einsatzpunkte, sondern ebenso genau die Einsatzpunkte der Variationen der zentralsten Parameter eines Livegeschehens. Live-Elektronik ist, als würden einen tausend stille Geister umgeben, die einem zuflüstern, was als nächstes zu tun ist und das Resultat bereits fest vor Augen haben oder kennen. Warum nur habe ich mir mich selbst als Avatar ausgesucht? Das Analogieprinzip besagt, dass zu bedenken ist, dass auch die jeweiligen Gegenüber, ob Mensch oder Tier oder Pflanze, sich in Unwissenheit befinden und dass es sie 365 Tage im Jahr à 24 Stunden gibt. Nur das Material weiß nicht, was es tut. Das übergroße Mitgefühl schwindet mit der Achtung. Wer einmal einen Keiler vor sich gehabt hat, weiß dem Schwein Respekt zu zollen. Bei Clubm / The Reasonpigs von 2012 sind aus diesem Grund Keiler eingespielt, die Stimmen allein dürften eine Achtung vor dem Tier verleihen, Achtung reduziert das übergroße Mitgefühl. Die Dialekte bestimmen die Umgangsformen. Das Feedback, die Lernkontrolle, kann dem Programmsein nicht als Ureigenstes zugeordnet werden, sondern kam später. Darum ist der Weg nicht als Programm angelegt. Wer bin ich bei wem, ist die Frage, wenn Gesellschaft sich aus einer Unschärfe formuliert. Nicht alles konstituiert sich aus Sätzen. Mit Zwitschermaschine ist eine Art Glashauseffekt verbunden, der der Gesellschaft, wie sie ist, Zugang verschafft. Was soll ich meditieren, die Formen, die Farben oder die Töne? Es gibt den Schauspieler, der eine Rolle spielt, den, der sich selbst spielt und den, der den Schauspieler spielt. Mich interessiert besonders der Schauspieler, der einen Schauspieler spielt, den Schauspieler mimt. Wie kann er etwas spielen, was er ist? Wenn man nicht ein gewisses Maß an Konservativität sein eigen nennt, sind die Disziplinen nicht zu schaffen. So kostümieren sich die Töne und spielen sich auf … ganz ohne, dass das überhaupt nötig wäre. Üben, üben, üben, Dohnanyi, das ist auch Musik, sogar manchmal zuerst Musik, wenn die Rolle der Leitern und Übungen auch für einen kognitiven Zugang zur Musik bedacht wird.

Crypta musica essentia

Die Musik, wie sie zur Zeit ist, lebt in den seltensten Fällen und simuliert in den allermeisten Fällen ihren Tod. Was der Elektronischen Musik heute möglich ist, wird der Computermusik vielleicht in zehn Jahren gelingen, ein plausibler und nicht-statischer Umgang mit langsamen Schwingungen, bis hin zu dem, was gewöhnlich Schwebungen genannt wird. Bis heute klingt alles, was ich an Computermusik gehört habe, wenn nicht dünn oder pseudofett, dann doch in dieser Hinsicht substanzlos. Nähe-Ferne-Verhältnisse werden zumeist sehr statisch beurteilt. Vielleicht, weil sie soviel Überblick ermöglicht und zugleich soweit in allgemeine Definitionen eines Datenbestands greift, der zu diesem und jenem taugt. Musikern der II. Generation der Elektronischen Musik fällt das womöglich in besonderem Maße auf, was seine Gründe hat. Ob es der Computermusik allerdings je gelingt, mit langsamen Schwingungen plausibel umzugehen, bevor sie komplett mit den Devices der Elektronischen verschmolzen und ununterscheidbar geworden ist, ist noch die Frage. Denkbar ist ebenso, dass sie sich zu einer Nische im Musiksystem entwickelt. Computermusik löst die Elektronische nicht ab. Straighter als Punk, das Direktsein, oder Minimal Techno, das Subtilsein, ist die Satzlehre. Wer nach der Mathematik in der Musik sucht, kann sich von den mathematischen Techniken und Methoden in Richtung einer sprachlichen Fundierung in Richtung Logik bewegen, es könnte ebenso gefragt werden, wodurch eine logische Musik sich denn auszeichnen könnte. Dazu begebe ich mich auf das Feld der Satzlehre. Um die Maßgaben der Einfachheit zu erfüllen, sollten logische Probleme auftauchen, die in der Folge gelöst werden. Die Sätze, die daraus entstehen, sind Sätze einer musikalischen Logik im Rahmen der Satzlehre. Die Sätze selbst werden im Sinne der Nullmethode verknüpft. Ich kann mich auf das Feld der Mathematik begeben und fragen, ob Emily Howells Resultate logische Musik sind. Das ist hier nicht meine Absicht. Welche Formen stehen nahe? Dabei fällt mir die Stilkopie ein, der Umgang mit Referenzen, Spannungsbögen oder Dramaturgie als solche. Die Logik in der Musik ist nicht unbedingt die der Mathematik, sondern die Übersetzung möglicher logischer Sätze in den Bereich der Satzlehre. Die logischen Operationszeichen sind Interpunktionen (Ludwig Wittgenstein) als Partituranweisungen und in Sätzen formulierte Routinen in der Musik. Ob es in der Logik die aufgezwungene oder oktroierte Welt als Umwelt gibt, wie Adorno sie beschreibt? Die Grenzen der Sprache definieren möglicherweise eine Welt, aber nicht unbedingt meine. 2007 haben wir mit Abrissarbeiten siebter Himmel – Beweissicherung eine Studie mit Einspielungen aus einem Film über Ludwig Wittgenstein unternommen. Da geht es um Selbstverantwortung und das Verbrechen. Mit Martin Osti (Punk Not Punk) habe ich über den Zeitraum von fast sieben Jahren hunderte solcher Studien mit Einspielungen aus Filmen, Dokumentationen und Vorträgen aufgenommen und nachdem wir die ersten Male wirklich Musik miteinander gemacht haben, das war Ende 2010, haben sechs Stücke gereicht (2x Exq, 2x Pho, die MLord-Miniaturen und Spacetrack unter den Pseudonymen Muellie Messiah / Punk Not Punk). Bis zu dem Zeitpunkt lagen bereits mindestens 100 Hintergrundroutinen vor, die die Aufnahmen geprägt haben und die ich in einem anderen Text zur Zeit sammle. Danach haben wir uns getrennt, alles vor November 2010 / Januar 2011 war Studie. Das meiste ist unhörbar, finde ich von heute aus gesehen, allerdings kommt in Studien hin und wieder Musik vor. Das erste Mal, dass ich mit Osti überhaupt Musik gemacht habe, entstand Exq I. Das Stück habe ich selbstgenerativ genannt, weil wir im Verlauf fast überhaupt nicht eingegriffen haben, es hat sich mit dem Arrangement im Set verwirklicht. Ein Schlüsselerlebnis für uns beide, soweit ich das beurteilen kann. Wir hatten bei der Gelegenheit zum erstenmal halbes Tempo und ich frage mich, ob nicht bei der Gelegenheit die Routinen, die in den Jahren davor gewonnen wurden, genauer verstanden und umgesetzt werden konnten. Auch die Längen der Stücke seit 2010 sprechen für das halbe Tempo als Hintergrund eines neuen und vertieften Verstehens, das nicht weiter kommuniziert werden musste. Es gibt einen längeren Indiepediatext zur Entstehung von Exq I. Nach sechseinhalb Jahren beziehe ich immer noch Inspirationen aus dem Stück. Interessant ist für mich, die von 2004 bis 2011 gewonnenen Routinen Funktionen zuzuordnen, die Musik danach ebenso, aber die baut deutlich auf den Studien auf. Das bedeutet, dass die Studien interessant für Restriktionshandlungen sind und könnte sich als wertvoll erweisen. Beim erstenmal halbem Tempo seit schon immer und mit der Ausdehnung der Midispuren von höchstens acht, Osti ging bis zu einem halben Takt hinunter, auf bis zu 27 Takte, wurden die Motive deutlich weniger komplex und von motivischen zu rhythmischen hin verschoben. Auf diese Weise die Spannungsbögen verlängert. Ein multithematisches Nebeneinander wurde aus den Erfahrungen aus den Studien bereits vermieden. Eine Öffnung gegenüber den Vorlagen kann vermutet werden. Davor waren die Vorlagen oft stückweise und ungefähr untergebracht und synchronisiert. Wie gesagt, erfolgen Overdubs grundsätzlich live und spontan in die Summe, bis auf einige wenige Vorbereitungen. Der Cut macht viel von der Form am Ende aus. Der Cut wird während des Sets vorbereitet. Wie kann ich den Zauber des Alltäglichen in Ton und Klang setzen? Ein Ansatz ist das Stückweise-Rauszitieren, so kann das gehen. Die funktionalsten Fetzen aus der Musikgeschichte dekontextualisieren. Dazu gehören Radiojingles am Morgen, Stimmen von Moderatoren, Staumeldungen und ähnliches, Abzählreime, Klingeltöne, Brands, Interjektionen, isolierte Sprechakte aller Art, die bekanntesten Themen aus der Musikgeschichte, ein aufsteigendes Motiv, carpe diem, eine Easy-Listening-Floskel, der Japanese-Shopping-Mall-Klang, eine Ansage auf einem Bahnsteig … Wie bei Movietrack, da habe ich das versucht und MadTeo hat auf seine Weise auf Souljazz-Italodisco geantwortet. Bei Movietrack waren die Instrumente technisch komplett unsynchronisiert, ein starkes Laid Back, wie es manchmal im Post-Dubstep vorkommt, folgte daraus, nicht mehr. Der Japanese-Shopping-Mall-Klang ist mehrfach enthalten (zuerst ab min. 0:45). Referentialität präsentiert sich in der Musik oft, glaube ich, thematisch. Die Referenz selbst ist anfällig dafür, sobald eine Rekontextualisierung im Rahmen des jeweiligen Stücks eintrifft. Ich will bewusster werden, was das betrifft – auch während einer Aufnahme. Der Thematizismus in der Musik wird allerdings besonders skeptisch beurteilt. Nie ganz hoch, das ist der Trick bei der Aleatorik – zum Beispiel durch den Oktavverschwender. Den Primvernichter, Quintentöter. Mathematik scheint eine Metasprache, indem sie inbezug auf die Musik so viele mögliche Sprachen entwirft. Sprachlosigkeit ist die noch musikalischste Antwort. Die Musik erstarrt in Klängen, Geräuschen und vorgebildeten Verläufen. Am Ende war es die Idee. Die Idee und ihre Ausführung. Nicht viel mehr, außer ein wenig Fabrikarbeit, Copy & Paste, wenn es sein muss, Copy & Paste und passt. An sich gibt es zwei Zufälle, den errechneten und den, der passiert. Dabei kann der Zufall, wie er einem begegnet, ohne errechnet zu sein, auch als Mangel an Übersicht verstanden werden, als ein Untergehen in der Masse von Eindrücken und Details oder „Überrolltwerden von Tönen“. Die Crypta musica ist meine einzige, zu verwirklichende, Zuflucht. Ein Basskrieg um den Grundton herum. Quarte, Quinte, Oktave und fallende Sekunde, fällt, fällt, fällt! Was ist eine Zahl, teile ich sie am Anfang oder in der Mitte oder am Ende durch eine andere? Für mich ist eine Zahl ein Verlauf. Wenn ich Musik mache, ist von Verläufen jedoch wenig zu merken. Wo teile ich die 100 durch vier – am Anfang, in der Mitte oder am Ende? Heute habe ich meine ersten komplexen Amplituden selbstgezeichnet. Bei der Nachbearbeitung einer Mingus-Dekoration, die ich 2010 verloren geglaubt hatte, wollten auf Strecken von bis zu 20 Millisekunden je etwa zweihundert, zum Teil spitze, Amplituden gezeichnet werden, zum Teil in der Höhe abnehmend von anderthalb auf einen Zentimeter in der höchstmöglichen Auflösung ProTools. Es ging um die Reparatur von Aussetzern, bei denen anzunehmen war, dass in diesen Zeiträumen kein Klang, sondern Stille war. Die Amplituden wollten an die Umgebung angepasst werden. Ursache war ein Erschöpfungszustand im Jahr 2007, der mir eingegeben hatte, es wäre ok, die Amplituden eben so irgendwie hinzuzeichnen, eine Linie mit spitzem Abschluss kam dabei heraus. Das ging also nicht und hat in der Folge das Stück für Jahre begraben. Was nach der Mingusbearbeitung? Dann ist es vorbei, gestern fertig, heute bin ich 54 Jahre alt geworden. Das Internet ist tot und die A-Station unkontrollierbar. Die meiste Ungerechtigkeit der Verhältnisse bei Anfängern in der Musik ist auf das Verschweigen von Produktionsumständen durch diejenigen zurückzuführen, die schon länger oder lange Musik machen, weshalb ich betonen will, dass unsere Resultate ohne die Anschaffung der novation A-Station Mitte der letzten Dekade wahrscheinlich komplett gefloppt wären. Wie eigenständig die A-Station über die Zeit geworden ist, ist bemerkenswert, wie ich finde. Bei der Mingus-Bearbeitung von 2005 war sie nicht dabei, das Stück ist von Anfang bis Ende dem Livesampling in Summe gewidmet. Die Idee hinter der Mingusbearbeitung war, ein Stück zu machen, in dem die Reduktionen von Be-Bop- und Swingformeln durch den Hard Bop weitergetrieben würden und die Soli der Interpreten als Fetzen von Motiven in Klängen repräsentiert wären. Ich erinnere mich, dass ich das Vorhaben nach dem Set als zufriedenstellend, wenn auch nicht vollends erfüllend eingestuft habe. Dazu kam die Inspiration zu einem Thema, das mehr in Richtung Sun Ra als Mingus geht und über die Zeit hält. Das Solo von Eddie Bert von der Mingus Band am Ende ist, soweit ich mich erinnere, ohne Cut repräsentiert und im Originaltempo mit der Unterlage synchronisiert. Eddie Bert war einer derjenigen, die meinten, den Jazz gäbe es nur, damit die Leute tanzen. Die Leute wollen tanzen, das glaube ich auch, und wenn sie nur mit dem Ohrorgan tanzen. Die EQs am Mischpult wurden, was die Einspielungen betrifft, in Ruhe gelassen. Das ergibt oft ein wenig mehr Brillianz im Gesamtklangeindruck, wenn das Mischpult einen Namen hat. Die Summe wird auf diese Weise frischer. Es ist angeraten, das Wärme-Frische-Verhältnis der Klänge an den Expandern einzustellen, aber es gibt andere Auffassungen. Das Pseudo-Querflötensolo zu Beginn stammt vom KORG-Electribe-Resonanzfilter. Der Electribe hatte einen Designfehler in manchen Attacks vorzuweisen, eine scharfe Zacke wollte bei fast allen Stücken, in denen er zum Einsatz kam, herausgezeichnet werden. Gerne bin ich Cutter, es gibt die Idee des Wildcuts, der in manchen Stücken aufzufinden ist. Ein Cut aus der Bewegung heraus und wo er sitzt, da sitzt er. An den Aussetzer auf dem Wort „Lord“ bei min. 5:48/49 erinnere ich mich, als ob es heute wäre. Die Einstellung, die ich dabei hatte, eine Souveränität ganz nebenbei für den Bruchteil einer Sekunde, wie um einmal etwas auszuprobieren, und kaum, dass ich meine Silhouette im Nachhinein bei einem Set einmal gerader gesehen hätte – ohne alle Ambitionen absichtslos und ungeplant, bis das Ereignis stattfand. Auch Osti hat den Verlauf ganz deutlich mit den wobbelnden Hihats antizipiert und den Aussetzer derart überbrückt. Vielleicht habe ich einfach auf das entsprechende Hihat-Filter reagiert. Das ist sogar wahrscheinlicher. Ich frage mich, welches, spontan-latent oder wie verankerte, Hintergrundwissen bei Osti vorgelegen haben kann, dass die Begleitungen des Solos (ab min. 6:38/39) möglich wurden. Eine seltsame Intuition, die bei Livesets oft zutage tritt, eine Intuition, die auf ein bestimmtes Regelmaß, ein Metrum der Einsätze, zurückzuführen ist, dem flexibel vorausgegriffen wird. Antizipationen, ohne sich von den Ergebnissen beeindrucken zu lassen – ganz und gar nicht. Im Nachhinein wird das bewusster. So realisieren sich musikalische Archeoropoeiiten, was jeder Musiker will, und die Musiker treten demütig, wollte man fast sagen, als in einen Produktionsprozess, der ihren Einsatz bestenfalls überflügelt, Eingebundene, in den Hintergrund. Das Einsturzfeld ab min. 6:04 nenne ich, im Gegensatz zu einfachen rhythmischen Kontrasten, die zuweilen als polyrhythmisch ausgegeben werden, polyrhythmisch. Was sich aus Kontrasten unterschiedlicher Rhythmen ergibt, kann nicht polyrhythmisch, sondern höchstens multirhythmisch genannt werden (ab drei Rhythmen im Stapel als Determinanten). Viele Welten sind mindestens so komplex, wie die eigene und finden ihren Ausdruck in und durch Solisten, Personen, Egos, Fixsterne schon. Was überlebt? No würde vielleicht sagen: Ich kenne mein Werkzeug. Und ich: Das ist das. Einmal im Leben müssen sich die Menschen als Nicht-Tiere erweisen. Da fangen sie an, zu zwitschern, wie die Vögel. Wer weiß, vielleicht ist es die Vertikale, die zum Ausgleich nach syntaktischen Strukturen verlangt und mir die Geschichten, die ich so erlebe und transgrediere, erzeugt. Auch das ganze Leid, auch die Schönheit. Zum Glück: Es gibt nicht soviel zu hören. Über eines bin ich mir im Klaren. Die Musik, die ich mache, ist schon sehr singulär. Nur das Singuläre hat eine Chance zum Weiterbestehen, zum Überleben. So allgemein ist das Tauschmittel Geld nicht, als dass es suggerieren könnte, es gäbe eine Chancengleichheit. Ich bin im Singular unterwegs. Woran lags denn nun, woran lags? Lag an mir. Weil das Nihil so entspannend ist, sagen die Menschen im Grunde gerne nichts. Gib mir 156 Stunden, ich weiß nicht, wieviel Tage das sind. Wenn ich die Maschine zum erstenmal anmache und mich frage, wie geht denn das, eine Drummaschine, und sie macht BatzBatz, dass das der wichtigste Klang ist, den es im Verlauf einer musikalischen Sozialisation wieder zu erreichen gilt, ohne zu regredieren. Die Präsenz einer Ersterfahrung an einem Instrument ist bemerkenswert und begleitet einen möglicherweise, bis man auf andere Weise wieder zu ihr hingefunden hat. Wie sie klingt, so klingt sie. Wie sie aussieht, klingt sie – die schwere Maschine. Das 8mm-Flair bei Aufnahmen habe ich lange genug gehabt, Woche für Woche Idee für Idee akzentuiert. Also wird das Studio neu aufgebaut, neu verstöpselt und die Kabel werden sauber gelegt, um auch einmal Transparenz, anstelle von Ideen und Simulationen zu feiern. Das Schöne an Overdubs ist, dass sie oft von der Aufnahmetechnik her eine eigene Aufnahme verschönern können. Deshalb werden die EQs betont in der Mitte gehalten und die Overdubs, wie Abläufe aus einer Schreibmaschine, simplifiziert. Auf das Niveau eines Audiographen gebracht. Das verändert den Umgang mit dem Ausgleich des Dimensionsgefälles bei Summenaufnahmen und darf wohl als authentischer Umgang mit Overdubs gelten. Bei Synchronisationen ist es angesagt, das Material zu sichten und entweder vorweg derart zu cutten, dass die Dynamikschwankungen nicht zu hoch sind oder eine Playlist anzulegen. Was das Musikmachen betrifft, stehe ich in direkter Konkurrenz zu U-Bahn-Schaffnern, Personal hinter den Käsetheken, Anwälten und Spitzensportlern. Bei der Beurteilung musikalischer Archeoropoeiiten sollte bedacht werden, dass zum Teil stark perfektionierte Bewegungsabläufe anderer in die musikalische Gestaltung eines Stücks einfließen, ganz ohne, dass das bewusst geschehen muss. Ein subtiler Informationsflow erfasst bereits die Quellenauswahl. Alles, was ich einmal dachte, als Musiker würde einem wenigstens bei der Arbeit nicht kalt, man wäre nicht, bei Gewitter, am Außenputz an einem Turm ganz mitten auf der Wiese beteiligt oder stünde nicht auf 1000 Meter hohen Türmen, nehme ich zurück und behaupte das Gegenteil. Die einen glauben an das, was sie erfahren haben, die anderen an Erkenntnisse über die Erfahrung hinaus, logische Sätze und so fort. Bevor ein Satz aus einer Logik sich in den Erfahrungen niederschlägt, ist oft jahrelange Übung vonnöten. Gleich woran, wollte man sagen. Dies alles ist ein schwieriges Unterfangen. Es geht um einen Klang in Monk Sidematerial bei min. 2:34/35 und 3:16. Der Klang rührt mich mehr, als jeder andere, den ich bis jetzt gefertigt habe und weckt in mir ein tiefes Sehnen. Fast könnte es ein Maunzen meines Exkaters TomTom sein. Ist das objektiv irgendwo in den Herzen der Menschen verankert oder subjektiv nur bei mir so? Der Klang repräsentiert die tiefste Rührung meines Herzens. Das Hören einer György-Kurtág-Aufnahme, einer Klavierfassung eines Heinrich-Schütz-Stücks, das ich besonders mag, will mit den Medien-Nachrichten von kalt ermordeten Kindern in Syrien, es gibt Worte im Deutschen und in allen anderen Sprachen, die man gar nicht aussprechen kann, für mich persönlich eine Art Holocaust, vereinbart werden. Seitdem habe ich nur noch Angst vor euch, und Heidgger sieht sich wieder bestätigt. Wie kann es das eine und das andere in einer Welt geben. Ich stelle die These auf, dass seit dem großen Holocaust des 20. Jahrhunderts, jeder Mensch seinen persönlichen Holocaust erlebt, als Warnung oder Mahnmal aus der Geschichte transportiert. Man muss die Toten von den Lebenden unterscheiden können. Beide machen Werbung für das Ihrige. Als Menschen sind alle Menschen beteiligt und gleichermaßen schuld, als die, die sie sind, nicht unbedingt. Und da entsteht die Frage: Wie sind die drauf, die Menschen, die einen oder anderen, wo wollen die hin? Besonders, was solche Zusammenhänge betrifft. Gibt es die überhaupt oder habe ich ihre Gesellschaft halluziniert. Was, was noch mehr weh tut, könnte weniger weh tun, angesichts der Größe meines Gedenkens? Ist das Abwinken die letzte Impression des Faschismus? Es gibt solche und solche Gesellschaft, nicht nur eine, nämlich meine. Was kann ich jetzt noch anderes machen, als Musik, und die Welt, soweit es mir möglich ist und ob ich die Welt nun freudig, vernünftig und schön finde oder im Gegenteil, mit Freude, Schönheit und Vernunft durchsetzen und auf diese Weise, ohne Trümmerfelder, soweit wie möglich hinter mir zu lassen? Akzeptieren kann ich sie nicht und ganz hinter mir lassen auch nicht. Jenes Syrien ist nicht oder nicht mehr meine Welt, aber ob der Bezirk dann noch meine Welt ist, das ist eben die Frage. Eine Musik, die nicht spätestens jetzt die Herzen der Menschen derart rührt und sie erweicht, dass die Welt durchsetzt wird mit allem, was gegen die Vorkommnisse zur Verfügung steht, oder wenigstens den Menschen Möglichkeiten bietet, sich zu ändern, ist obsolet und sollte besser schweigen. Die Geschichte eines jeden Menschen hängt davon ab – ob sie passiert oder nicht. Sagt das Leben, am Ende wird wohl der Tod sein, hat es bereits verloren – erst kommt der Tod, dann kommt das Sterben. Die Welt mit Schönheit durchziehen, höre ich – trotz aller Widerstände, die nicht weniger werden. Was will an den Verlorenen noch gerührt werden? Eine Umerziehung wäre vonnöten. Wer hat getan die Tat? Dass es die entsprechenden Vorgänge nicht geben kann, gegeben haben kann, versteht sich, die Menschheit widerriefe sich noch vor der Tat in allen Exemplaren. Von Tränen blind hab ich getötet. Es ist ein Wunder, dass man noch an Hoffnung verlieren kann, wo schon keine mehr da ist. Ich glaube nicht, dass es mich je gegeben haben kann. Ich muss hier weg, soviel steht fest. Vielleicht ist das Schlimmste am persönlichen Holocaust, dass es der Entscheidungskraft des Einzelnen überlassen ist, inwiefern jemand ein Ereignis in seinem Leben als solchen bezeichnet. Diese Geschichten von Menschen sollen nicht instrumentalisiert werden. Die Differenz zwischen Echtweltaufkommen und oszillatorischem Geschehen wird möglichst in unterschiedlichen Abständen flexibel verwirklicht. Dabei geht es weniger um Kontraste, als Abstufungen. Die komplette Übereinstimmung eines Klangs mit einem anderen wird nicht ausgeschlossen, ist jedoch nicht unbedingt gefragt. Daraus ergeben sich sicher Live-Elemente, die in der Folge entwickelt werden können. Sicher ergeben sich Halluzinationen, Illusionen, Täuschungen der Sinne, die für nichts anderes, als sich selbst stehen – der Welt der Artefakte auf diese Weise mindestens doppelt zugehörig sind. Dass jeder seinen Grund zur Verzweiflung sucht, glaube ich nicht. Die Geschichte verlangt eine Stellungnahme. Ich hab vielleicht noch nie geliebt, alles war nur Flirt, nur Scherz. Ich war noch nie zu Tod betrübt, nie war voller Glück mein Herz. Und was fängt man am End mit dem Herzen an (der Mördergrube voll von Mord und Totschlag), wenn es keinen gibt, dem man es schenken kann. Die Psychoanalyse, so wenig sie mentale Probleme lösen kann und so wenig sie inhaltliche Substanz aufzuweisen hat, ist in der Lage, durch einen Showeffekt die Menschen zu erweichen und rühren. Das und das mystische Potential, das ist der Showeffekt als Stil, rechtfertigen die Psychoanalyse in der Geschichte der Kreativität, des Schöpfungswillens, vielleicht, um ein Manko zu beheben, die anderen bleiben verwirrt und hilflos zurück, aber die gibt es schließlich in der Geschichte nicht. Es ist also nichts verloren. Vom Kannibalen von Rothenburg weiß jeder, dass das Geschlechtsorgan eines Menschen zäh ist und der Mensch insgesamt auch kulinarisch ungenießbar. Es wurde kein Wort darüber verloren, ob der Liebhaber das Herz des Geliebten gegessen hat und ob denn wenigstens das genießbar war. Senke Deine Stimme nicht und hebe sie nicht an, außer aus formalen Gründen und Du weißt, warum. Letzteres kann erschüttern und beeinflusst die gesamte Rezitation. Das Morbide soll die Welt erlösen? Dunkle, große Riesenfalter, töteten der Sonne Glanz. Atmen lässt einzig und allein die Welt der Artefakte. Es sollen also jeweils die Konsequenzen bedacht werden, wenn eine Kadenz erklingt oder eine Quarte aufwärts oder Sekunde abwärts. In vielen Fällen werden Kontraste oder Abstufungen zum Zuge kommen. Stärker zu den Abstufungen hindenken und weniger die Kontraste, ist für mich eine Folge der Nachrichten aus Syrien – damit folge ich Popper. Nach den Bildern aus Syrien muss Schönheit neu gelernt werden und es wird Jahre dauern, unter Umständen Jahrzehnte. Um die Anteile an der Welt muss gekämpft werden. Eine Konsequenz: Die heitere Gelassenheit, an der dem Buddhismus so gelegen ist, wird als Ziel beiseite gelegt. Es gibt im schlechtesten aller Kalpas keine Gründe dafür. Gelassenheit ja, Heiterkeit nicht. Was die Menschen auszeichnet, dass sie entweder tot sind oder leben, betrifft die Täter nicht. Friede euren Seelen. Was mit euch ist, könnt ihr bei Dante im Inferno lesen. Wie könnt ihr dem Inferno entkommen? An den Zotteln des Teufels. Anstatt zu leben, will ich von nun an das Leben protokollieren. Die unterschiedlichen Frequenzlagen finden an je ausgesuchten Orten statt und können während einer Performance verschoben werden, wodurch sie das Verhalten der Luftmoleküle verändern. Die schmiegen sich, strecken sich, recken sich, reiben sich, wenden sich den Ohrorganen zu. Was kann die Musik tun, um den Ereignissen etwas entgegenzusetzen? Welche Kompositionsmethode, welche Routinen sind geeignet? Soll es eine sanfte Musik sein oder soll sie im Gegenteil die Ereignisse widerspiegeln. Soll sie sich überhaupt darauf einlassen oder sich nicht besser in die Satzlehre, als Reservoir der weltfremden Gesamtschau der Musikgeschichte im Bündel, zur Wegbefreiung von Menschen aus unlebbaren Welten, vertiefen? Die Satzlehre ist ein Instrument, das es erlaubt, Musikgeschichte in kurzer Syntax zusammenzufassen und auf Art von Interpunktionen, wie Partituranweisungen, die das in besonderem Maße betrifft, in einem logischen Gebäude zu erörtern. Sie soll sämtliche musikalischen Ereignisse, die je stattgefunden haben, beschreiben können. Der Begriff Satzlehre entspricht heute nicht mehr den musikalischen Gegebenheiten und bezieht sich vorrangig auf die Sätze von Sonaten oder Sinfonien. Der Erfassung der Populären Musik ist auf diese Weise ein Riegel vorgesetzt, auch Tonsatz und Satz klingen muffig. In Antwort entwickelt sich die Systematische Musikwissenschaft und besonders die Popularmusikforschung seit den 1990er Jahren, hin zu einer Theorie, die den Anschluss an die Satzlehre zunehmend verpasst. Die Satzlehre selbst ist nicht subtil genug, um die meiste Populäre Musik angemessen zu repräsentieren. Solche Vorstellungen sind, bereits lange davor, mit entsprechendem soziologischen Hintergrundwissen ausgestattet und orientieren sich von nun an zunehmend am Markt- und Medienwert musikalischer Ereignisse, als könnten derart musikalische Entwicklungen wirkungsvoller überblickt werden. Anstelle von der Satzlehre geht es in der Populären Musik um das Songwriting, aber an sich sind das unterschiedliche Kategorien – die Sätze und das Schreiben, hin zu den Interpunktionen, zusammenfassenden Beschreibungen unterschiedlicher Kontexte, um einen Punkt der Übersicht zu eröffnen, der eine Gesamtschau über das eigene Treiben hinsichtlich der Musik ermöglicht. Ich frage mich, ob der Begriff Syntax, wie er aus der Linguistik ähnlich übernommen werden kann, die Hintergründe nicht angemessener repräsentiert. Wie verhalten sich die beiden EMD-EPs (2000 und 2005) zu den sonstigen 100-Records-Aufnahmen. Die Platten auf Elektro Music Department wurden ausnahmsweise nicht in der Summe aufgenommen und enthalten somit keinerlei Live-Elemente, außer vorgebliche. Die Sounds sind deutlich aus der Softwareschmiede und die Stücke fokussieren entsprechend auf ihren Dramaturgien. Die weiteren Routinen sind erhalten, der Umgang mit den flexiblen Live-Elementen fehlt aber besonders hier bei den langsamen Schwingungen. Deshalb kann es beim Setzen eines dramaturgisch komplett durchgeplanten Stücks in mehreren Spuren Evidenzmomente geben, die im Nachhinein überraschen können. Die 808 ist bei den Aufnahmen ebenfalls gefaket und stammt von Propellerheads ReBirth. Viel entsteht auf der Stereoebene, so wird zum Beispiel Ambisonics Surroundsound als Effekt für Rotarys und ähnliches eingesetzt. Die Platten zeichnen sich im Gesamteindruck durch eine größere, im Einzelnen ausdifferenzierte, Vielfalt aus. Das mag an einer Art Überblick liegen, den die Arrangements und die Speichermöglichkeiten insgesamt ermöglichen und von der aus auf eine wechselnde Vielfalt hin gehört und agiert werden kann. Ideen lassen sich fixieren und stehen damit auf merkwürdig abgesetzte Art im Vordergrund. Stereofeld und Raumeffekten bin ich mehr ausgesetzt und kann sie kaum auf ein Mono zwingen. Ein historisches Experiment. Warum kann Musik, die ausschließlich am Computer entsteht, nicht wirklich dynamisch fließende Räume aufmachen? Nicht einmal die teuersten Klanginstallationen ermöglichen das. Was die Serielle Musik als so zentral dargestellt hat, dass nämlich die lineare Syntax eines Stücks der vertikalen entsprechen solle, um so vielleicht einer Ganzheitlichkeit zu entsprechen, war sowieso so, das haben die Komponisten übersehen oder extra übersehen, und es handelte sich um den Gedanken, der gedacht werden wollte und in entsprechenden Forderungen, die die Wahrheit ans Licht brachten, als Anerkenntnis einer hypothetischen Wirklichkeit, einer zu akzeptierenden Lebenswelt, postuliert wurde. Möglicherweise um den Hinweis, dass das Gegenteil gefragt sein könnte, eine noch radikalere Trennung der Vertikalen und der Linearität eines Stücks. Bestimmtheit, das sind die Skills, und sind ganz unbestimmt, so dass ich nebenher dies und das spielen kann – das ist die Musik. Und es stimmt oft über meine Erwartungen, was Erwartungen, Erwartungen habe ich keine, hinaus. Zwanzig oder dreißig Prozent eines Sets funktionieren und können im Cut kombiniert werden. Warum, verflucht, funktioniert überhaupt noch etwas. Synchron. Und wenn es nicht funktioniert, ist es daneben. Und wenn es funktioniert, ist es daneben, weil in der ganzen Welt kein Erfolg zu rechtfertigen ist. Wie sie ist. Nämlich neben meinen Ergebnissen daneben. Von der 100 Records 2004 lohnt sich an sich nur das Stück. Für den Punk ist eine Melodie ein Ornament. Punk geht von einer steten Lärmfassade aus, hinter der oder aus der heraus sich Musik ereignet. In der Renaissance, dem Barock und besonders in der Klassik ist das anders, umgekehrt geradezu. Melodien sind die Substanz und die Ornamente folgen als Rauschen. Wenn Technomusiker bei einer Liveperformance unabsichtlich oder aus dem Affekt in eine andere Tonart wechseln, glauben sie gleich, es handele sich um ein Wunder aus der Praxis heraus, dabei ist diese Tradition älter als ihre eigene. Das ist Osti und mir zum Beispiel bei Nicht weitergehn widerfahren (bei min. 1:07). Osti singt. Der Crumar hatte einen Gehäuseschaden und wurde kurz zuvor günstig an der Rummelsburger Bucht gekauft, die Familie, die unter dem Verkäufer wohnte, hieß auch Müller. Schwimmende Pavillons an der Rummelsburger Bucht, in ein abendlich oranges Licht getaucht, der Bus endet hier. Wenn ein Stück mono nicht geht, ist es auch stereo nicht wirklich cool, finde ich. Die gröbste Störung der öffentlichen Ordnung ist der Common sense. Demnächst werde ich mir Nos neue Bilder anschauen, ich habe mich bereits angekündigt, und will bei der Gelegenheit über das Mikro des MacBooks seine Obertongesänge aufnehmen, die er mir schon vorgeführt hat. Die Aufnahme verläuft auf Art eines Protokolls. Nichts von dem, was das Erlebnis selbst auszeichnet, soll erhalten bleiben, nur der Audiograph. Wer sich einer verbindlichen Zahlensymbolik bedient, macht sich regierbar. Gewunderte Menschen, Archeoropoeiiten aus Fleisch. Sie sollen aufhören mit dem Unsinn, Oktavostinaten und süße Melodien, catchy Ideen und memorisierbarer Quatsch. Texte aus der Pseudo-Dada-Kiste nur wegen irgendwelcher Effekte oder der Hoffnung, damit soundso zu wirken oder rüberzukommen. Noch einmal, während des ersten Protokolls von Selbstgespräche unter der Dusche habe ich, aus allgemeinem Ärger über meine Körperlichkeit, mit dem Handrücken gegen die Kacheln geschlagen, und, au, da war sie da. Weil in der Musik zur Hälfte oder mehr als der Hälfte Nichtereignisse zwischen den Ereignissen sind, bratzt die Musik, schnurrt und surrt und klappert, darum wird an den Geigen gesägt und die Trompeten weden überblasen. Der Basston überdehnt. Die Taste ist ein Dokument dieses Denkens, wenn es anders wär, läge wohl ein Orchester mit Sinustonspielern vor. Da wäre dann, jenseits der Taubheit, überall Ereignis und nirgends Nichtereignis, da sägt nichts, brummt nichts, schnarrt nichts und: Keine Kognition nötig! Der Wunsch Es sei Licht genügt, damit ein Ton sich einstellt. Noch kein Computer kann ein Klavier emulieren und ebensowenig eine TR-808, es fehlt besonders dasjenige dynamische Element, das es über eine Strecke erlaubt, alle dynamischen Parameter zu kontrollieren und nicht etwa aus einem darüber definierten, allgemeineren und im Allgemeineren begrenzten Speicher, abzurufen. Das Wort Nimm ist eine der vielen möglichen Abkürzungen eines Wortes aus meiner Sprache, das Nimmesjelyetsgodemingerosmonto heißt und je nach Kontext manchmal anders. Eine Mystik bedient sich der irdischen mystischen Horizonte, eine andere ist völlig abstrakt. So, wie in der Welt mit der Körperlichkeit umgegangen wird, scheint das kein besonders bedeutendes Konzept zu sein. Was passiert, wenn die letzten klebrigen Reste des Anderen von der Person fortgeschafft wurden und die Menschen wieder ganz allein sind? Wie werde ich das bipolare Denken los. Mit der Suchfunktion durchlaufe ich diesen Text und da, wo „gegenüber“ oder „bis hin zu“ und ähnliche Formulierungen auftauchen, versuche ich sie durch je multipolare Erkenntnisse abzulösen. Auf diese Weise will ich, was ich bei mir zuweilen vermute, die Knechtschaft unter das Kalte-Krieg-Denken hinter mir lassen. Jüngere denken vermutlich sowieso nicht mehr in solchen Gegenüberstellungen. Sinn mag es dennoch gehabt haben, deshalb ist es als Spezialfall nicht uninteressant gewesen. Die mystische Welt, die pragmatische Welt, die Spiegelwelt, die Welt der Artefakte, die dystopische Welt, das Schwelgen in Emotionen, eine Zurückgezogenheit auf die Körperlichkeit, eine Diffusion in die Sätze, das Gleichmaß und die Maße überhaupt. Verboten ist, dass sich wer ins Fäustchen lacht. Die Memorisierbarkeit eines schlechten oder misslungenen Witzes geht weit über die eines guten hinaus. Dass man nicht denken darf, wie man will! Dafür gibt es die Welt, in der man tun und lassen kann, was man will – wenn die Konsequenzen hingenommen werden. Um nachzuvollziehen, wann ich krank werde und dem einen Riegel vorzuschieben, frage ich mich, wann wird der Gedanke krank? Wann wird Geschichte krank? Wenn man das Gesicht verzieht? Ein kranker Gedanke besagt gar nichts, es gibt die kranke Musik, die zum Besten gehört, was die Musikgeschichte hervorgebracht hat, so zum Beispiel der Illbient, zum Beispiel Spectre. Bevor jemand in der Musik tun und lassen darf, was er will, soll er seine Devianzen abgelegt haben. Wo gehobelt wird, fallen Späne, nur gerüttelt werden muss schon – dass Spielräume entstehen. Die Epoché greift stark auf mich zu. Dass ich nicht in einer Interessensgemeinschaft verankert bin, was Musik betrifft, erschüttert mich. Wenn ich einmal den Begriff Anspielung verwendet habe, bedeutete das, Möglichkeiten zu eröffnen, und nicht etwa anzutäuschen oder Gedanken zu verbergen. Das ist allerdings ein typisches Missverständnis, das die Gesellschaft auszeichnet. Sollte ich euch einmal gemailt haben, dass ich da bin, um euch einen Kopf kürzer zu machen, vergesst es … Die Musik ist zuweilen versucht, Nebensätzen oder Rudimenten aus der gesprochenen Sprache, Standardsätzen aus Kommunikationen, einen Abschluss anzuhängen. Um das zu beweisen, will ich eine Wortfolge suchen, auf die das passt. Wie wäre es mit „Selber, selber, da lachen alle Kälber.“ Das „Kälber“ stürzt jedoch am Ende so derart in eine Tonlosigkeit hinein, dass kein Intervall imstande ist, diesen Nichtton am Ende zu erfassen. Er bleibt diskret, wie das hysterische Lachen, die stillgelegte Konvention, der bodenlose Fall. Schon Air ist in der Lage, Töne soweit zu alienisieren, zu beleben und den Grundton ins Off zu verschieben, dahin, wo er nicht hingehört, um zu hören, wo er eigentlich hingehört und wie er richtig ist, dass eine Tonhaltigkeit kaum noch nachzuweisen ist. Geschweige denn ein Grundton. Wozu die komplexesten Akkorde? Diskretion im Rahmen der Musik wird tonlos genannt. Diskret sind die Geräuschanteile zu nennen, die einen Klang bestimmen und nicht im Rahmen einer allgemeinen Musiklehre systematisiert sind. Ihre Bezüglichkeit verändert sich, indem sie als Allgemeineres adressierbar sind und mit dieser, scheinbar übergeordneten, Lage vermögen, einen Ton zu rechtfertigen, der sonst im Rahmen einer Komposition nicht zu rechtfertigen wäre. Sie tünchen den Ton in ihrem Sinne in ein Allgemeineres als die Musik um, außer sie werden im Rahmen eines Systems gehandhabt, also systematisiert. Die Systematisierung erst verleiht Geräuschen Ton und rechtfertigt den Klang, den Raum um den Ton herum. Das Geräusch ist nicht als Ton in die Musik gekommen, sondern wurde zum Ton erklärt. Der tonlose Ton kann Ausgangspunkt musikalischer Handlungen sein. Die Tonlosigkeit ist der subtile Aushauch einer Phrase auf der letzten oder den letzten Silben und der Sprache eigen, nicht der Musik. In der Musik muss sie künstlich hinzugetan werden und den letzten Ton überblenden, damit sie als Musik in seltenen Fällen auftaucht. Stimmen können das selbstverständlich repräsentieren, aber es kostet ein wenig Mühe, glaube ich. Wenn einem etwas schwer fällt, dann, weil er bei einem Vortrag die Fassung verliert. Wer die Fassung verliert, ist möglicherweise sprachlos oder tonlos. Mühe ist an sich nichts Schlechtes, bei einer Rezitation ist Mühe aber nicht erwünscht. Besonders die Metrik rückt die Rezitation in die Nähe der Musik. Tonhöhenvariationen gibt es an Schwerpunkten, sonst nicht. Möglichst keine Ritardandi oder Accelerandi, außer bei emotionaler Rührung (im Islam, nicht im Buddhismus und selten im Christentum) oder am Satzende, wenn ein Satz also leergesprochen wurde. Letzteres ist als Formalie zu behandeln. Eine gelungene Rezitation wird als solche erkannt. Sie ist eine raumzeitliche Aktion und je weniger räumlich, desto erfolgreicher. Ein interessanter Versuch kann dahingehend bestehen, eine Rezitation ausschließlich im Denken durchzuführen und dabei die Stimme zunehmend nach unten zu drücken oder eine Verleisung, fast bis zum Nichts hin, zu versuchen. Schon mit der Mühe ist eine Form von Verinnerlichung gefunden. Es empfiehlt sich, in Abstufungen zu denken und nicht Gegenüberstellung. Dem Denken in Gegenüberstellung etwas entgegenzusetzen. Was, wenn die Welt zweidimensional ist und der Klang das einzige Dreidimensionale? Sofort vermeiden oder überlaufen? Auf die Atmung achten und zurück zum Bachschen Metrum. Dasselbe kann einmal mit einem Stück Musik versucht werden. Ein komplettes Musikstück so umfassend wie möglich von Anfang bis Ende nachzuvollziehen, anstatt es nachzusingen. Ein kognitives Nachsingen, das ganz und gar nicht einfach ist. Mir selbst gelingt das nur mit sehr wenigen Musikstücken und erfordert sehr viel Mühe. Text und Klangbild, Einzelereignisse wollen genau erinnert werden. Es gelingt mir zum Beispiel mit alten Schlagern und Chansons, dagegen kaum noch mit Chartsmusik und wenn eine Repetition angesteuert wird, beschwert sich das Denken geradezu. Die Widerstände sind in solchen Fällen nahezu physiologischer Natur. So ist es kaum möglich, ein Tanzstück in Gedanken linear zu repräsentieren. Die Repetitionen beleidigen den Geist. Probier mal. 1000 x 1000 Welten, einem Teil dieser Welten gehts schlechter als mir. Seit einem halben Jahr ist inzwischen Winter und bis jetzt, Mitte Mai, gab es seit November keine drei, vier Sonnentage, nur Kälte und postapokalyptisches Waschwetter. In einem solchen Klima ist das Menschsein kaum menschlich zu nennen. Deutschland ist kalt und genauso kalt sind die Menschen hier. Der Tod von Mika Vainio verändert die Musiklandschaft der Populären Musik, besonders der Elektronischen und Elektronischen Tanzmusik, deutlich. Es darf wohl behauptet werden, dass eine musikalische Ära zuende gegangen ist, die weltweit Szenenbildungen ermöglichte. Ich habe vor ein paar Tagen damit angefangen, meine Routinen zu überprüfen und entsprechend neu zu bedenken, abzuwandeln und neue zu suchen, mit denen darauf geantwortet werden kann. Es kann nach einer Rekapitulation der Zeit, in der Mika musikalisch aktiv war, gefragt werden. Als Lehre aus reat, deren Veröffentlichung Mika nicht mehr erlebt hat, will ich zum Beispiel die Schwingung anstelle der Statik, als Grundlage der Musik überhaupt, stärker betont sehen. Reat ist eine ausgesprochen statische Platte, wie ich finde. Wie den Punk wird es Minimal Techno immer geben, und er befindet sich gerade jetzt wieder im Wandel. Der Essentialismus soll in der pragmatischen Welt soweit wie möglich in eine Art Common Sense überführt werden, der heute besonders an ökonomischen Interessen festgemacht wird. Es gibt eine essentialistische Sprachauffassung und eine intuitiv-pragmatische, die ein deutlich umfangreicheres Sprachfundament zur Verfügung stellt. Aber der Ruf des Spatzes ist in der Lage, Regale von Büchern zum Einsturz zu bringen. Das leiseste Plätschern eines Baches. Musik gab es schon immer. Für die Inspirationen über das, was geschrieben steht, hinaus. Das meiste, worum es geht in der Welt, ist Stil zu beweisen. Ein Leben lang und von Beginn an. Geworfen sind die Menschen wie eine Handvoll Blütenblätter aus dem Handgelenk und irgendwohin. Die Frequenzverhältnisse bedeuten mir, welchen ich begegne und auf welche Weise. Wenn schon jemand die Pronomen verwechselt, soll sich einer die Ohren zuhalten oder wegdrehen und gehen. Wenn er also sich selbst meint und dabei Du sagt oder er, sie, es. Wenn einer sagt: Erzähls nicht weiter, soll man sich die Ohren zuhalten und abwenden. Die Geschäftsleute in den Geschäftsvierteln in Singapur werfen ihre Schlipse über die linke oder rechte Schulter, wie der junge Brian Eno seine Federboa über beide Schultern, weil das wegen dem Wind zwischen den Geschäftstürmen sowieso des öfteren passiert und so ist es zur Konvention geworden. Auch ich will irgendwann meinen Schlips über die linke oder rechte Schulter werfen und weiß, die, zwischen denen ich mich bewege, gucken mich nicht absichtsvoll an, sondern absichtslos und ganz nebenbei. Setzt einen Sensibilität und Vulnerabilität nicht der Peinlichkeit aus? Sei klug wie die Schlange und suche das Metrum. Kälte ist sicher unklug. Jenseits der tüchtigen Gesellschaft, noch einmal zu Adorno, sind nur Agonien zu finden. Zum Stigma der Welt, sollte nicht von gesteuerter Wahrnehmung die Rede sein, anstelle von selektiver? Wenn sie gesteuert ist, fragt es sich nach dem Ursprung des Handlungspotentials. Ich kenne eine hohe Anzahl von Begriffen, die Risikofreiheit im Umgang mit Aussagen suggerieren und will folgende Worte seltener zum Zuge kommen lassen: Möglicherweise, vielleicht, zuweilen, zumeist, meistenfalls, selten, oft, im Grunde, mitunter. Dann, aber, auch, nur. Das ist nach Jahren und noch länger, seitdem ich das entwickelt habe, eine methodische Entscheidung, die ich von nun an auch bei Artikeln berücksichtigen will, soweit es möglich ist. Denke ich das Ende eines Gedankens, wenn ich den Gedanken denke oder denke ich ins Ungefähre? Metrik oder Prosodie? Dazwischen, also wenn ich mir die Differenz so überlege, ist zu finden, was ich suche. Toleranzdenken vereinfacht das, aber auch striktes Üben führt zu Erfolgen. Das Wesen des Gedankens ist die Seele, der Atem, der Gedanke selbst. Was einem Leib Seele einhaucht ist Geist. Genau gleich sollten die Menschen mit den Sachen anderer Musiker umgehen, wie mit den eigenen, wenn sie sie hören oder beurteilen. Im Laufe meiner Geschichte habe ich gelernt, zwei Sprachauffassungen zu vertreten, die sich sonst nicht vereinbaren lassen. Über die eine lässt sich reden, über die andere nicht, trotzdem geht es. Ich weiß, dass ich das kann. Ich habe keine Skrupel mehr, zu sagen, es ist mein Geist, der entscheidet. Was Formvorstellungen zum Beispiel betrifft. Wie teile ich das nächste Stück ein, noch einmal Jazz-Performance-Form oder Popsong? Zweimal ganz und viermal iteriert und danach noch einmal sechsmal. Und zwischen vier und sechs trennen. Das ist der erste Gedanke für ein Stück nur mit 808 und BassStation. Trennen mit den übrigen Expandern? Ausnahmsweise? Ein Hördurchgang von Warsaws erstem Boot reinigt Seele und Geist. Die meisten merken das gar nicht, weil sie Geschirr gespült haben oder der Erdigkeit verfallen sind. Verfügt einer irgendwann über die eigene Geschichte? Die 10.000 Dinge sind beweglich, weil sie aneinander anschließen. Auf diese Weise erzeugen sie den Eindruck, es handle sich um bewegliche oder lebende Systeme. Der Animismus bereitet dem ein Ende und stellt die Sterne still. Menschen verfügen über eine endliche Anzahl von Gesichtern. Was ist das, Zeit, wie erstreckt sie sich? In Reibung mit den Atomen und Molekülen? Dem Theater des Grauens will ich das Theater der Stille gegenüberstellen. Nichts wird gesagt – Sprache ist immer diskret, bis sie in die Sphäre der Musik eintaucht. In der Sphäre der Musik wird der Sprache Ton verliehen. Das lässt sich zum Beispiel beim Nachsingen einer Sprechmelodie nachvollziehen. Der Sprechakt wird verlangsamt, auf Tonhöhen hinquantisiert und auf diese Weise substanzieller und verständlich. Gefragt ist im Rahmen der Sprechakttheorie besonders der Interpretant, dessen Verständnis vom Gehalt über Mimik, Gestik und Ton geprägt ist. Strophe-Refrain-Verhältnis, beim Refrain handelt es sich gewöhnlich um die Übertragung oder Formulierung eines Sprechaktes. In einer Strophe ist der Bezug zur gesprochenen Sprache anders geregelt. Nur den Buddha soll man lieben und sonst niemanden und nichts auf der Welt.

Om laudetur Domina Nobilissima Sapientia Transcendens!

Sūtra Cordis Magnae Sapientiae Transcendentis. Bodhisattva Avalokita, profundam Sapientiam transcendentem excolens. Quinque complexuum vacuam naturam conspexit, et hoc modo omnes dolores superavit. – Shāriputra, forma dissimilis non est vacuitatis, vacuitas dissimilis formae non est. Forma est vacuitas, vacuitas forma est. Idem accidit sensibus, perceptionibus, propensionibus, conscientiis. – Shāriputra, omnia phaenomena natura vacua sunt: non nata neque exstincta, non pura neque impura, non crescentia neque decrescentia. Ideo in vacuitate forma, sensus, perceptio, propensio, conscientia non est; non oculus, auris, nasus, lingua, corpus, mens; non species, sonus, odor, sapor, contactus, notio. Sensus videndi non est, neque alia elementa huius generis usque ad mentis conscientiam. Ignorantia non est, neque finis eius, aliaque huius generis usque ad senectutem et mortem, neque finis eorum est. Labor non est, non causa, non exitus, non via. Scientia non est, neque adeptio. Cum nihil adipiscendum sit Bodhisattva Sapientia transcendente nisus, animo libero ab impedimentis vivit. Impedimentis non obstantibus nulla timet, falsas cogitationes relinquit et summum Nirvāna fit. Cum Sapientia transcendente nitantur, omnes Buddha trium temporum perfectam Illuminationem consequuntur. Scito igitur Sapientiam transcendentem sublimem mantra esse, mantra magnum et fulgentem, maximum mantra, mantra sine aequali, quod omnes labores dissolvere potest. Verum est, sine errore. Proinde mantra Sapientiae transcendentis ita pronuntia: GATE GATE PĀRAGATE PĀRASAMGATE BODHI SVĀHĀ!


⌒(ゝ。∂ ٩(ˊ〇ˋ*)و – Ein säkulares Rauschen durchzieht die Welt und meine Träume / Endstation Helmholtzplatz (12 Seiten Aphorismen und Einsichten zur Musikphilosophie, insgesamt 36 Seiten im PDF, Free-Html, PDF per Mail 5€)

Circumferential – Berlin, Exquisite City I-III (2013-2016, 300 Seiten zur Berliner Peripherie, Satellitenstädten um Berlin und zur Elektronischen Musik in 3 PDFs und einer Html-Seite mit 287 großen Fotos, 11 Musikstücken und 15 Field Recordings 2.6 GB Downloadlink, auf Anfrage).

MimmiMess@t-online.de


| Wissenschaftliches Startup: Dr. phil. Dirk Budde – Zur Ästhetik einer Musik jenseits der Zeit / Frequenzfreie Musiktheorie

Inhaltsverzeichnis

Zur Ästhetik einer Musik jenseits der Zeit

  1. Vorweg

Teil I

  1. Grundlegung

2.1. Allgemeine Ästhetik
2.2. Klärung der Zeitbegriffe
2.3. Klärung der Raumbegriffe

  1. Musikästhetik

3.1. Musiksystem und Musikalische Handlung

Teil II

  1. Frequenzfreie Musiktheorie
  2. Die Musik jenseits der Zeit

2.1. Methoden

2.1.1. Originäre Ansätze
2.1.2. Übertragungen

  1. Techniken

3.1. Repetitionen
3.2. Gemalte Musik
3.3. Bassraumauffüllung
3.4. Flächen
3.5. Stillen

Teil III

Erstellung eines Algorithmus zum Thema mit SuperCollider

III. Anhang

  1. Resümee
  2. Literatur- und Tonträgerverzeichnis
  3. Glossar

Interessenten zum Gegenlesen gesucht (einmal jährlich bis zum Veröffentlichungszeitpunkt), namentliche Erwähnung bei substantieller Beteiligung garantiert, Unsubscribe problemlos jederzeit, Arbeitsumfang 3 Jahre (bis Anfang 2020):

Per Mail: Abstract / Inhaltsverzeichnis / Zur Person Dirk Budde (RTF-Versionen Dezember 2016, PDF-Versionen folgen).

Stichworte: Frequenzfreie Musiktheorie, Temperatur, Musiksystem und Musikalische Handlung, Repetitive Musik <, Gemalte Musik, Bassraumauffüllung, Flächen, Stillen, Bezugsgrößen, Zustände, Einsturzfelder, Floating Loops, Psychedelic, Relationen, Trance, Bassmusic, Turntablism, Live-Elektronik <, Echtzeit, Zufallsgenerator, Computermusik <, Post-Genres <, Bordune <, Kognitive Musikwissenschaft, Doom, infinitesimale Konzepte, Unbestimmtheit, Systemische Musikwissenschaft, Kognitive Musikwissenschaft, Fraktale, Applikationen (iPhone- und Spielemusik), Ambient, Soundwall, Punktuelle Musik <, Krautrock, Strukturanalyse, Serialität <, Minimal Music, Modulationsresistenz, Raum-Musik, Klanginstallationen, Cocktailparty-Effekt, Schichten, Simulakren, Musiksemiotik, Klangkomposition <, A-Z-Systeme … (Mai 2017).

| Scientific startup: PhD Dirk Budde – Toward the Aesthetics of a Music beyond Time (Popular Music Studies / Musicology)

International lectors wanted (de, once a year until release), with their substantial ideas the lectors will be mentioned by name in the final version. Unsubscribe anytime.


Eine Antwort zu „Crypta musica”.

  1. […] alten Projekt: Zur Ästhetik einer Musik jenseits der Zeit von 2017. Das Inhaltsverzeichnis ist da (ganz unten, scroll), 2019 oder 2020 ist eine Zwischenüberschrift Frequenzfreie Musiktheorie dazugekommen. Es wird […]

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